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Theodorakis: Griechenlands Premier ist Merkels Laufbursche

Eingereicht on 7. Dezember 2016 – 16:42

Mikis Theodorakis charakterisiert Griechenlands Premierminister Alexis Tsipras in einem offenen Brief unter anderem als Laufburschen Merkels, Obamas und Junckers.

Der griechische Komponist, Schriftsteller und Politiker Mikis Theodorakis publizierte auf seiner persönlichen Webseite einen offenen Brief an Alexis Tsipras in besonders scharfen Tönen. In seinem Text übt er harte Kritik an dem Premierminister wegen dessen Reise nach Kuba, um Fidel Castros Beisetzung beizuwohnen.

Theodorakis charakterisiert Tsipras unter anderem als „Anbeter“ und „Laufburschen“ von Merkel, Obama und Juncker, während auch erstaunt, wie er sein Schreiben mit der Phrase „Auf Wiedersehen beim Schinder“ schließt. Der gesamte wie auf Mikis Theodorakis‘ Website publizierte Text folgt nachstehend in deutscher Übersetzung:

Verratene Demokratie – Von Mikis Theodorakis

Unser (Griechenlands) Regime ist eine präsidentielle parlamentarische Demokratie. Die Pfeiler – Institutionen sind folgende:

·         Parlament (Legislative)

·         Regierung (Exekutive)

·         Jurisdiktion

·         Präsident der Republik – Regulator des Regimes

Basis ist die Verfassung. Aus dieser entspringen die Rechte und Pflichten der Bürger. Der Präsident hat eine Schlüsselposition wahrzunehmen. Zu kontrollieren, ob das Verfassungsprinzip gilt, dass die Mehrheit regiert und die Minderheit kontrolliert. Und er ist verpflichtet – ermächtigt, das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszurufen, falls er erachtet, dass dieser Grundsatz verletzt wird.

Mit der Revision der Verfassung im Jahr 1986 nimmt Andreas Papandreou jedoch dem Präsidenten dieses hauptsächliche und einzige Recht und erteilt es sich (dem Premierminister) selbst. Somit wird der Kontrollierte zum Kontrolleur erklärt. Dieser Umstand „verdreht“ die Verfassung und substituiert die Präsidialdemokratie durch die Allmächtigkeit der Exekutive, also des Premierministers, der zu einem absoluten Herrscher erhoben wird, da der Einzige, der ihn zu kontrollieren vermag, er selbst ist. Praktisch hat er also diktatorische Ermächtigungen, weil die Demokratie im Wesentlichen zu einer „leeren Hülse“ verkommen ist.

Das Argument, die Mehrheit des Parlaments sei die Basis der essentiellen demokratischen Legitimierung, ist reine Verspottung! Zumal diese Mehrheit sich mit dem Premierminister identifiziert! Sie ist also ein Organ in den Händen dessen, der – wie ich sagte – nach der 1986 erfolgten Revision der Verfassung der absolute Monarch ist. Von da an unterliegt Tsipras mit den 153 Sitzen und 16% keiner Kontrolle und kann, die Mehrheit der Sitze in der Tasche habend, tun was er will und darauf pfeifen, ob er die Mehrheit des Volkes (hinter sich) hat. Einschlägig schreibt in der heutigen Ausgabe der Zeitung „TA NEA“ der Redakteur Ilias Kanellis (Artikel: „Mit Lau ist Schluss“, in der Kolumne „Einreden“) In derselben Zeitung fährt der renommierte Journalist Giorgos Papachristou mit unerschütterlichen Belegen dem Büro des Premierministers „über das Maul“, das berichtet, die Reise nach Kuba habe angeblich nur 22.900 Euro gekostet! Als einfacher Bürger gratuliere und danke ich beiden dafür.

Auf diese offene Herausforderung schweigt das Parlament, weil es mittels der Verfassungsrevision des Jahre 1986 an dieser Verdrehung des Prinzips der essentiellen Volksherrschaft mitschuldig ist (siehe Mikis Theodorakis‘ Anklagen in dem Artikel „Wir sind Opfer einer tragischen Schmierenkomödie“ / 21.05.2016 Außerdem sind sie alle gleich: Machtbesessen, hart, herzlos. Während das Volk im Schlamm der Austerität kriecht, kaufen jene teure Flugzeuge (siehe Samaras 2013). Was sie tun sollen? Sie verkaufen und wie ihre blöden Wähler reisen. Für 300.000 Dollar hätte eine Familie mit 1.000 Dollar im Monat 300 Monate und mit 300 Dollar im Monat 1.000 Monate lang arbeiten müssen … . Wie viele humane Flüchtlingsunterkünfte (wären das)? Wie viele Krankenhausbetten?

Von Feinden umringt. In einem kritischen Moment. Drohungen. Gefahren. Warum die Reise (nach Kuba)? Damit ein Ergebener, ein Assimilierter von dem Podium eines Aufrechten, eines Kompromisslosen spricht! Er ist ein wirklich gewiefter nationaler Kerl. Weil es gerissen ist, 10 Millionen Staatsbürger an der Nase herumzuführen um seine eigenes Ding durchzuziehen. Gehen und Merkel beschimpfen, und kaum zurückgekehrt, wird Merkel angerufen und um Hilfe gebeten. Das ist die große, die weltweite Gerissenheit. Den schlauen Griechen ins Gesicht zu sagen, sie seien Dummköpfe, ohne Skrupel und ohne Scham!

Abschließend schulde ich zu Alexis in der Sprache zu reden, die aus seinen Handlungen strömt. Also in der Sprache des „Kerls“, damit mich so viele wie ihm verbliebene Freunde, aber auch all jene verstehen, die nicht zu begreifen vorgeben, dass manche – nicht genug, dass sie uns in die Katastrophe drängen – uns obendrein auch noch verspotten!

Also …

Offener Brief an Herrn Tsipras

Genosse Alexis, ich ziehe den Hut vor Dir, weil Du ein gewiefter Kerl bist. Der Gewiefteste in Griechenland seit 450 v. Chr. bis heute. Weil Du machst was Du willst und Dich um niemanden kümmerst. Du nimmst Dein persönliches Flugzeug, stopfst es mit Freunden und Freundinnen voll und fliegst nach Kuba und lässt die Rechnung, 300.000 Dollar, von den Dummköpfen mit den bestenfalls 300 Euro im Monat bezahlen. Du ziehst Dein Ding durch. Du sprichst auf dem Platz der Revolution, wo auch Fidel als ein echter und harter Revolutionär sprach. Du richtest Deine riesige Gestalt gegenüber dem Kapitalismus – Imperialismus auf. Du schlägst Dir den Bauch voll (600 Euro für ein Mahl, bezahlt vom Außenministerium, also Deinen Gehilfen). Du amüsierst Dich, hast Deinen Spaß – zur Stunde, wo die blöden Griechen für Rente, bei DEI, Banken, Krankenhäusern Schlange stehen, und allem voran Austerität über Austerität.

Du spielst den Revolutionär, und wenn Du zurückkehrst, wirst Du das, was Du warst, nämlich der Laufbursche für die Erledigungen Merkels, Obamas und Junckers, über die Du in Havanna hergezogen bist – und wieder zu lasten des klugen griechischen Volks, weil dieses beschloss, von Leuten ohne Anhänger und Ehrgefühl regiert zu werden, die „Regierung“ spielen.

Auf Wiedersehen beim Schinder.

Mikis

Dezember 2016

Quelle griechenland-blog.gr… vom 5. Dezember 2016

 

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