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Die Grenzen der Parteidisziplin: Die Spaltung der SPD im I. Weltkrieg

Eingereicht on 26. Juli 2018 – 9:42

Felix Lieb. Mit dem Attentat auf Franz Ferdinand am 28. Juni 1914 wurde die Gefahr eines europäischen Krieges akut. Dennoch zeigte sich die Spitze der SPD nur vorübergehend aufgeschreckt, der Stimmungsumschwung erfolgte erst mit der Übergabe des Ultimatums an die serbische Regierung am 23. Juli, wobei die deutsche Öffentlichkeit dies überwiegend als Reaktion auf eine Provokation Russlands auffasste. Der Parteivorstand rief zwei Tage später zu Massendemonstrationen gegen einen drohenden Krieg auf, die Teilnehmerzahl schätzt Wolfgang Kruse auf 750.000 Menschen.

Selbst nach dem Kriegsausbruch waren die führenden Köpfe der SPD noch davon überzeugt, eine russische Aggression gegen Deutschland sei hauptverantwortlich für den Krieg gewesen. Auch Dittmann hatte sich täuschen lassen und erst später erkannt, dass es die bewusste Taktik der Reichsleitung gewesen war, das zaristische Russland als Kriegsschuldigen darzustellen, sodass „der Eindruck von einem Verschulden der deutschen Regierung am Ausbruch des Krieges […] nicht aufkommen [konnte]“. Das bedeutet allerdings nicht, dass er eine deutsche Mitschuld leugnete. Jedoch blieb er wie der überwiegende Teil seiner Partei zunächst der Ansicht, dass Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg sich für den Frieden eingesetzt habe. Eine mit „Meine Haltung bei Kriegsausbruch“ betitelte, undatierte Notiz belegt, dass er dem Reichskanzler dies möglicherweise sogar noch im Rückblick zugutehielt: „Von beiden Seiten Tendenzen zum Krieg. Imperialismus hüben wie drüben! […] Bethmann versuchte zu bremsen. Gegen seinen Willen entfesselt.“ Die entscheidende Voraussetzung für eine Unterstützung der deutschen Kriegsführung durch die SPD war mit der russischen Generalmobilmachung am 31. Juli gegeben. Zu Recht wurde bereits darauf hingewiesen, dass damit in der Partei ein bedeutsamer Meinungsumschwung ausgelöst wurde und die vorhandene kritische Haltung zum Zarenreich voll zum Ausdruck kam. Am 3. August beschloss die Fraktion mit 78 gegen 14 Stimmen, den Kriegskrediten zuzustimmen. Diese Entscheidung darf allerdings nicht als aggressiv-nationalistisch motiviert missverstanden werden. Vielmehr wurde sie zumindest seitens der späteren Opposition primär aus dem Glauben heraus gefällt, sie diene angesichts der Bedrohung durch einen angeblichen russischen Angriff der Vaterlandsverteidigung.

Den ganzen Aufsatz lesen: Die Spaltung der SPD im Ersten Weltkrieg…

Quelle: arbeiterbewegung-jahrbuch.de… vom 26 . Juli 2018

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