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Marxistischer Bildungszyklus: Kopflos «die Welt verändern» ?

Eingereicht on 2. Mai 2015 – 17:46

Arbeitsgruppe Politische Arbeit und Theorie. Seit bald zwei Jahren trifft sich die Arbeitsgruppe Politische Arbeit und Theorie (AG PAT) in Zürich vierzehntäglich, um anhand der marxistischen Klassiker über wichtige politische Fragen zu diskutieren. Die wichtigste Fragestellung lautet dabei stets: Was bedeutet die Tradition des revolutionären Marxismus heute im Rahmen eines politisch-organisatorischen Aufbauprojekts? Ein kurzer Rückblick und Ausblick.

Gibt es noch eine Arbeiterklasse, oder ist jede Rede davon im politischen und geschichtlichen Zusammenhang nur mehr ein müssiges Hirngespinst? Wie hängen die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krisen mit dem Kapitalismus zusammen? Genügt es, als Partei einfach die Wahlen zu gewinnen und daraufhin die Spitzenpositionen im  bürgerlichen Staat zu besetzen?

Gerade die Frage der Regierungsbeteiligung im bürgerlichen Staat stellt sich aber auch heute in unverminderter Schärfe, zumal nahezu hundert Jahre später Lenins Schlussfolgerung tausendfach bestätigt wurde, zuletzt besonders dramatisch in Griechenland: «Die mit der Anerkennung eines über den Klassen stehenden Staates unzertrennlich verbundene kleinbürgerliche Utopie führte in der Praxis zu einem Verrat an den Interessen der werktätigen Klassen, wie dies z.B. die Erfahrungen (…) der Beteiligung an bürgerlichen Regierungen (…) gezeigt haben.»

Dass der Kommunismus nicht über Nacht, einfach durch die Eroberung der Staatsmacht entstehen kann, war ein zentrales Thema für Marx, Engels, Luxemburg, Lenin, Trotzki, die Tradition der linken Opposition überhaupt wie für alle revolutionären politischen Denker und Denkerinnen und für deren politische Praxis. Es müssen demokratische Formen der Organisation der gesellschaftlichen Produktion entwickelt werden. Die Pariser Kommune (1871) hat politische Formen aufgezeigt, wie sich so etwas, unter der Führung der Arbeiterklasse, entwickeln könnte, «sie ist die endlich gefundene politische Form der Regierung des Proletariats» (Marx). Diese Formen sind seitdem ansatzmässig ungezählte Male in revolutionären Aufständen, Arbeiterkämpfen und Rätebewegungen und einigen Revolutionen hervorgetreten. Oft fehlt ihnen aber der entsprechende politische Durchbruch. Damit ein solcher gelingen kann, braucht es politische, organisatorische und kräftemässige Voraussetzungen, die nur in geduldiger Aufbauarbeit herbeigeführt werden können.  Bislang wurden sie jedoch immer wieder in ihren Ansätzen erstickt, wenn nötig mit äusserster Gewalt, bis zu den faschistischen oder stalinistischen Herrschaftsformen, die im 20. Jahrhundert eine blutige Spur hinterlassen haben. «Das Proletariat braucht die Staatsmacht, eine zentralisierte Organisation der Macht, eine Organisation der Gewalt sowohl zur Unterdrückung des Widerstandes der Ausbeuter als auch zur Leitung der ungeheuren Masse der Bevölkerung,  (…), um die sozialistische Wirtschaft in Gang zu bringen.» (Lenin).

Uns wird im Arbeits- und Lebensalltag immer unverschämter weisgemacht, dass wir mehr und härter arbeiten müssen, weniger verdienen sollen, dass die Renten gekürzt werden müssen, die Steuern für die Reichen gesenkt werden sollen, der Service public zerschlagen werden muss. Ja, sogar Kriege werden erneut als notwendig dargestellt, damit es uns besser gehe. Damit wird deutlich, dass wir eine andere Deutung der Zusammenhänge brauchen. Nur so können wir eingreifen, damit es uns wirklich besser geht.

Dabei kommt man nicht um die Marx’sche Kapitalismus-Analyse herum. Wir werden in der Arbeitsgruppe nach den Sommerferien 2015 erneut anhand des Kursmaterials der Rosa Luxemburg Stiftung zum ersten Band des Kapitals (siehe www.polyluxmarx.de) einige Fragen herausarbeiten.

Flyer mit Programm: Flyer 1. Mai 2015

 

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