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Benjamin und Trotzki: 1940

Eingereicht on 22. Januar 2016 – 11:40

Der Autor erinnert an den 75. Todestag des deutschen Philosophen und Literaturkritikers Walter Benjamin und des russischen Revolutionärs Leo Trotzki und gibt einen Einblick in deren Geschichtsphilosophie.

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Helmut Dahmer. Trotzki war der Sohn eines jüdisch-ukrainischen Gutsbesitzers aus dem südrussischen Bezirk Cherson, der zwölf Jahre jüngere Benjamin der Sohn eines wohlhabenden deutsch-jüdischen Berliner Kaufmanns. Als „gottlose Juden“ (Sigmund Freud) gehörten sie zur sozialrevolutionären Avantgarde des Diaspora-Judentums. Beide versuchten, ihre Zeit zu begreifen und ihre Einsichten publik zu machen, um die herrschenden gesellschaftlichen Verhältnisse zu ändern. Beide sahen in der Literatur eine Form der Geschichtsschreibung, beide waren selbst bedeutende Literaten und verdienten damit ihren Lebensunterhalt.[i] Benjamin und Trotzki waren an der Psychoanalyse ebenso interessiert wie am französischen Surrealismus, der ohne Freud nicht zu denken ist. Trotzki wurde Berufsrevolutionär, führte zwei Revolutionen an, organisierte und kommandierte die Rote Armee in den Jahren 1918-1924, gründete zwei kommunistische „Internationalen“, die III. von 1919 und die IV. von 1938, und schrieb nebenher an die zweihundert Literaturkritiken.

Benjamin entwickelte seine kritische Theorie der Geschichte in einer Reihe von Interpretationen bedeutender Lyriker (wie Hölderlin, Baudelaire und Brecht), großer Erzähler (wie Goethe, Lesskow, Kafka und Proust) oder der Essays des Herausgebers der (Wiener) Zeitschrift Die Fackel, Karl Kraus.

Zu Trotzkis Hauptwerken gehören seine Autobiografie (Mein Leben, 1929), die 1935 geschriebene Analyse der stalinistischen Sowjetunion (Verratene Revolution), vor allem aber seine zweibändige Geschichte der russischen Revolution von 1917, die Anfang der dreißiger Jahre in deutscher Übersetzung erschien und die Benjamin, wie er schrieb, „mit atemloser Spannung in sich aufnahm“.[ii]

Benjamins Hauptwerk galt Charles Baudelaire, einem „Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus“.[iii] Im Zusammenhang mit den Baudelaire-Studien und -Übersetzungen entstand zudem in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre eine Fragment gebliebene, umfangreiche Studie über Paris, die „Hauptstadt des 19. Jahrhunderts“. Von diesem Passagen Werk versprach Benjamin sich – wie von seinen anderen (literar-)historischen Untersuchungen – neuartige Aufschlüsse über sein eigenes, das unheilvolle 20. Jahrhundert. Im Zusammenhang mit seinen Studien über das Paris des 19. Jahrhunderts interessierten ihn vor allem der Frühsozialist Charles Fourier[iv] und der revolutionäre Kommunist Auguste Blanqui[v], von dem er schrieb, der „Erzklang“ seines Namens habe das 19. Jahrhundert „erschüttert“.[vi] Was die Marx’sche Theorie anging, orientierte er sich vor allem an Schriften der Hegelianer-Marxisten Lukács, Korsch und Horkheimer[vii], ferner am spezifisch Brecht’schen „Materialismus“, wie er in dessen Gedichten, Stücken und Erzählungen Ausdruck fand.[viii]

Trotzki hatte die Marx’sche Theorie ebenfalls durch die Lektüre eines Hegelianer-Marxisten des 19. Jahrhunderts kennengelernt, des Italieners Antonio Labriola.[ix] Bewegte Trotzki sich zeit seines Lebens in revolutionären Zirkeln und Parteien und bildete notfalls eine Ein-Mann Partei, so stand Benjamin den politischen Organisationen ebenso fern wie den literarischen Cliquen seiner Zeit. Trotzki war ein genialischer Autodidakt, Benjamin ein Privatgelehrter (oder besser: ein homme de lettres), der den Zugang zur Universität nicht fand (und vielleicht auch nicht finden wollte). Trotzki hat Benjamins Schriften nicht gekannt, und Benjamin war weder Mitglied einer kommunistischen Partei noch „Trotzkist“.[x] Wohl aber las er nicht nur verschiedene Schriften Trotzkis[xi], sondern auch die Ende der zwanziger Jahre unter dem Namen von Panaȧt Istrati erschienenen drei Bände mit Analysen von Linksoppositionellen zur Entwicklung der Sowjetunion[xii] oder den (1939 erschienenen) dokumentarischen Roman von Victor Serge über die Unterdrückung der russischen Linken Opposition[xiii].

Wir Heutigen sind es, die Trotzki und Benjamin als sozialistische Zeitgenossen mit ähnlichem Schicksal wahrnehmen und ihre historisch informierte Geistesgegenwart im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs bewundern. Trotzki hatte im Juli 1933 die Insel Prinkipo im Marmarameer verlassen und hielt sich dann knapp zwei Jahre in Frankreich auf, ehe er (bis Ende 1936) in Norwegen – und dann ab 1937 in Mexiko – Asyl fand. Die beiden Emigranten teilten in den Jahren 1933–35 das französische Exil, ohne miteinander in Kontakt zu kommen. Der eine wurde von Regierung und Polizei nur widerwillig geduldet, siedelte, von wenigen politischen Freunden unterstützt, von einem unsicheren Ort zum andern über, stets auf der Suche nach alternativen Asyl-Ländern. Der Andere zog von einer behelfsmäßigen Pariser Unterkunft zur anderen, wich gelegentlich nach San Remo, Ibiza und Dänemark aus, wo sein Freund Brecht auf der Insel Fünen ein Haus gemietet hatte. Benjamin kränkelte und war meist in Geldnöten. Immer wieder versuchte er, seine Texte (notfalls unter Pseudonym) bei den wenigen überhaupt noch infrage kommenden deutschsprachigen Zeitschriften unterzubringen. Seinen Lebensunterhalt sicherte einzig ein knapp bemessenes Forschungs-Stipendium des exilierten Horkheimerschen „Instituts für Sozialforschung“ in New York, in dessen Zeitschrift für Sozialforschung in den Jahren 1934–1939 verschiedene seiner Texte veröffentlicht wurden.

Trotzkis russisches Bulletin der Opposition (Bjulleten Opposizii), das 1929–1941 erschien, und Horkheimers Zeitschrift für Sozialforschung (1932–1941) waren die bedeutendsten politisch-soziologischen Zeitschriften der dreißiger Jahre. Der kampflose Sieg Hitlers über die deutsche Arbeiterbewegung und die Verleugnung dieser Niederlage durch die stalinisierte Komintern, der „Große Terror“ in der Sowjetunion mit den Moskauer Schauprozessen gegen die alten Bolschewiki, der rasche Niedergang der „Volksfront“ in Frankreich, die Niederlage der Republikaner im Spanischen Bürgerkrieg und Hitlers europäische Eroberungskriege hatten die Hoffnungen auf europäische sozialistische Revolutionen, die einen Zweiten Weltkrieg hätten verhindern können, zunichtegemacht. Der Historiker Karl Thieme, mit dem Benjamin seit 1934 korrespondierte[xiv], schrieb ihm am 25.1.1940: „Ob Sie mir nachfühlen können, mit welchem Aufatmen der Befreiung ich die gemeinsame Selbstentlarvung der beiden Totalitarismen beim Bekanntwerden des bevorstehenden Hitler-Stalin Pakts am 21. August begrüßt habe?“ Benjamins Antwort: „Ich verstehe nur zu gut Ihren Stoßseufzer der Erleichterung, als sich der apokalyptische Albtraum derart enthüllte. Wir sind da einer Meinung.“[xv]

Benjamins Versuche, mithilfe des „Instituts für Sozialforschung“ in die Vereinigten Staaten zu gelangen, stießen auf immer neue Schwierigkeiten. Nach dem Kriegsausbruch im September 1939 wurden ihm Paris und Frankreich zur Falle. Zunächst war er als „feindlicher Ausländer“ bis Ende November 1939 in einem Auffanglager interniert. Dann blieb ihm noch ein gutes halbes Jahr, ehe die Nazi Wehrmacht (am 14. 6. 1940) Paris besetzte und er mit Zehntausenden südwärts über Lourdes nach Marseille floh, um den Menschenjägern der Gestapo und der Vichy-Kollaborationsregierung zu entkommen. Als er endlich Port Bou auf der spanischen Seite der Pyrenäen erreicht hatte, verwehrte man ihm die Weiterfahrt nach Spanien, und er setzte (am 27. September 1940) seinem Leben ein Ende. Zu diesem Zeitpunkt war Trotzki, auf den Stalins Killergangs seit 1937 eine wahre Treibjagd eröffnet hatten schon seit fünf Wochen tot.

Der Agent Ramón Mercader hatte sich als Freund einer Sekretärin in das befestigte Haus im Vorort Coyoacán der mexikanischen Hauptstadt eingeschlichen und Trotzki, den er um seine Meinung zu einem selbstverfassten politischen Artikel gefragt hatte, bei dessen Lektüre hinterrücks erschlagen. Benjamins letzter Text umfasst nur 13 Druckseiten. Es handelt sich um achtzehn, von ihm im ersten Halbjahr 1940 in Paris zusammengestellte und redigierte „Geschichtsphilosophische Thesen“.[xvi] Verschiedene Versionen davon schickte er als das „Vermächtnis einer geschlagenen Generation“[xvii] an wenige gute Freunde. Das Thema dieser Thesen ist die ausstehende Revolution, nämlich eine, die dem ruinösen „Fortschritt“, wie er im gesellschaftlichen Rahmen von Ausbeutungsverhältnissen zustande kommt, „Trümmer auf Trümmer“[xviii] und Massaker auf Massaker häuft, ein Ende macht.

Rosa Luxemburg hatte im Ersten Weltkrieg (1915) geschrieben, die „Daseinsform“ des Kapitalismus sei die Katastrophe.[xix] Die Führer, Ideologen und Anhänger der sozialdemokratisch-reformistischen wie der stalinisierten kommunistischen Parteien aber schlug ihr sturer Fortschrittsoptimismus mit Blindheit. 1914, 1933 und 1939 – jedes Mal wurden sie von den „Ereignissen“, mit denen sie nicht gerechnet hatten, überrascht. Benjamin markierte drei Grundfehler dieser „linken Führer“: ihren fatalen Fortschrittsglauben, das einfältige Vertrauen auf ihre „Massenbasis“ und „ihre servile Einordnung in einen unkontrollierbaren Apparat“ – „drei Seiten derselben Sache“.[xx] Von der „klassenlosen Gesellschaft“ sagte er, sie sei mitnichten „das Endziel des Fortschritts in der Geschichte sondern dessen so oft missglückte, endlich bewerkstelligte Unterbrechung.“[xxi] Es bedarf einer radikalen Richtungs-Änderung der gesellschaftlichen Entwicklung.

Hatte Marx im Rahmen der Eisenbahn-Metaphorik des 19. Jahrhunderts in den Revolutionen „Lokomotiven“ gesehen, die den langsamen Zug der gesellschaftlichen Entwicklung beschleunigen können, so hatte Benjamin, ein halbes Jahrhundert später, eine ganz andere Funktion der Revolutionen im Sinn: „Vielleicht sind [sie] der Griff des in diesem Zug reisenden Menschengeschlechts nach der Notbremse.“[xxii] Trotzki hat seine eigenen, in Reaktion auf den Beginn des Zweiten Weltkriegs formulierten geschichtsphilosophischen Thesen in seinem am 25. September 1939 niedergeschriebenen (und im Januar 1940 in der Zeitschrift der deutschen Trotzkisten, Unser Wort, in Übersetzung veröffentlichten) Artikel „Die UdSSR im Kriege“ formuliert.[xxiii] Darin rief er zur Verteidigung des gesellschaftlichen Eigentums in der Sowjetunion und zum Sturz der Stalin’schen Despotie auf. Alle Hoffnung setzte er darauf, dass die internationale Arbeiterklasse dem Zweiten Weltkrieg durch Revolutionen ein Ende machen werde, so, wie sie sich 1917/18 gegen das nationalistische Gemetzel des Ersten Weltkriegs aufgelehnt hatte. Die Freiheit seines Denkens ermöglichte es dem großen Revolutionär, nicht nur die günstigen Entwicklungstendenzen ins Auge zu fassen, sondern auch die in der jeweiligen Gegenwart wirksamen, destruktiven Gegentendenzen.

In den Jahren 1939/40 hatten Soziologen wie Bruno Rizzi und Rudolf Hilferding (denen sich 1941 Friedrich Pollock und James Burnham zugesellten) prognostiziert, der Erbe des Kapitalismus werde nicht der Sozialismus, sondern eine neuartige, totalitärbürokratische Gesellschaftsformation sein. Prototypen dieser neuen Klassengesellschaft seien das stalinistische Russland, Mussolini-Italien, Hitler-Deutschland und das New-Deal-Amerika F. D. Roosevelts. Trotzki hielt diese Entwicklungsvariante für unwahrscheinlich, schrieb aber: Sollte sich das Proletariat der führenden kapitalistischen Länder während und nach dem Krieg tatsächlich als unfähig erweisen, die Macht zu erobern und zu behalten, dann „wären wir gezwungen einzugestehen, dass der Grund für den bürokratischen Rückfall [in der Sowjetunion] nicht in der Rückständigkeit des Landes zu suchen ist, auch nicht in der imperialistischen Einkreisung, sondern in einer naturgegebenen Unfähigkeit des Proletariats, zur herrschenden Klasse zu werden.“ In diesem Fall wäre „das sozialistische Programm, das auf den inneren Widersprüchen der kapitalistischen Gesellschaft beruht, eine Utopie“.[xxiv] Was aber sei die Aufgabe der Revolutionäre, falls diese unwahrscheinliche, nicht aber unvorstellbare Entwicklung zu einem Orwellschen Superstaat eintrete? „Dann wäre offenbar ein neues, minimales‘ Programm notwendig – zum Schutz der Interessen der Sklaven einer totalitären bürokratischen Gesellschaft.“[xxv]

(21. August 2015)

Helmut Dahmer ist ein deutscher Soziologe und lebt als freier Publizist in Wien. In Inprekorr 468/9 erschien seine Rezension zu Band 19 der Kritischen Gesamtausgabe von Walter Benjamin.

Quelle: Inprekorr 6/2015

[i] Gäbe es eine Trotzki-Gesamtausgabe, würde sie etwa starke 80 Bände umfassen. Die seit 2008 erscheinende „Kritische Gesamtausgabe“ der Benjamin‘schen Werke und seines Nachlasses wird die bereits abgeschlossene, siebenbändige Edition seiner Gesammelten Schriften und die sechsbändige Sammlung seiner Briefe vervollständigen.

[ii] Brief an Gretel Karplus vom Mai 1932. Benjamin, W. (1998): Gesammelte Briefe, Bd. IV, Frankfurt (Suhrkamp), S. 97. Vgl. dazu auch ebd., S. 187.

[iii] Benjamin (1974): Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus. Gesammelte Schriften, Frankfurt (Suhrkamp), Bd. I.2, S. 509–690.

[iv] Vgl. dazu das 1. Kapitel von „Paris, die Hauptstadt des XI. Jahrhunderts“ („Fourier oder die Passagen“) in: Benjamin (1982): Das Passagen-Werk. Gesammelte Schriften, Bd. V.1; Frankfurt (Suhrkamp), S. 45 ff. Ferner Benjamins Fourier Exzerpte in: Benjamin (1982), Bd. V.2: „Aufzeichnungen und Materialien (Fortsetzung)“, Abschnitt W. Schließlich die XI. der Thesen „Über den Begriff der Geschichte“ in: Benjamin [1940]: Gesammelte Schriften, Bd. I.2, Frankfurt (Suhrkamp) 1974, S. 699. [Zu Benjamins Fourier-Lektüren siehe das Quellenverzeichnis in: Benjamin (1982), S. 1294, Nr. 307–314.]

[v] Vgl. dazu Benjamins Exzerpte aus Schriften von Blanqui [L’Éternité par les astres (1872); Critique sociale (1885)] und aus der Blanqui-Biographie von Gustave Geffroy (L’Enfermé, 1897). Benjamin (1982), a. a. O. (Anm. 4), in den Abschnitten D, K und W.

[vi] Benjamin [1940]: „Über den Begriff der Geschichte.“ A. a. O. (Anm. 4), S. 691–704; Zitat auf S. 700. (These XII). – „Man kann sich von dem revolutionären Prestige, das Blanqui damals besessen und bis zu seinem Tode bewahrt hat, schwerlich einen zu hohen Begriff machen. Vor Lenin gab es keinen, der im Proletariat deutlichere Züge gehabt hätte.“ Benjamin (1974), a. a. O. (Anm. 3), S. 528. Vgl. dazu auch den Bericht über eine konspirative „Truppenschau“ des „geheimnisvollen Generals“ Blanqui (im Januar 1870). Benjamin fand diesen Report in der Blanqui-Biographie von Gustave Geoffroy (1897). A. a. O., S. 603 f., und Benjamin (1982), a. a. O. (Anm. 4), S. 761.

[vii] Zu Benjamins Marx-Studien vgl. Benjamin (1982): Das Passagen-Werk. (Hg. von R. Tiedemann.) Gesammelte Schriften, a. a. O., Bd. V.2: Aufzeichnungen und Materialien (Fortsetzung), Abschnitt X [Marx], S. 800–823. Ferner das Verzeichnis der von ihm verwendeten Marx-Schriften, a. a. O., S. 1308 f. (Nr. 578–592).

[viii] Vgl. dazu unter anderem: Brecht, Bertolt ([1940/41] 1956): Flüchtlingsgespräche. Erweiterte Ausgabe. Berlin (Suhrkamp) 2000. [Auch in: Brecht (1967): Gesammelte Werke in acht Bänden. Bd. VI, Frankfurt (Suhrkamp), S. 1381–1515.]

[ix] Labriola, A. (1895/96): Über den historischen Materialismus. Frankfurt (Suhrkamp) 1994.

[x] Hannah Arendt schreibt: „Benjamin dürfte wohl der seltsamste Marxist gewesen sein, den diese an Seltsamkeiten nicht arme Bewegung hervorgebracht hat.“ Arendt (1971): „Walter Benjamin.“ In: Arendt (2012): Menschen in finsteren Zeiten. München, Zürich (Piper) 2014, S. 195–258; Zitat auf S. 212.

[xi] Unter anderem (in französischer Übersetzung) Trotzki, L. (1933): Der Klassencharakter des Sowjetstaats. Die IV. Internationale und die UdSSR. (Saint-Palais, 1. 10. 1933.) In: Trotzki (1988): Schriften, Bd. 1.1; Hamburg (Rasch & Röhring), S. 456–499.

[xii] Istrati (1930): Drei Bücher über Sowjetrussland: I. Auf falscher Bahn. Sechzehn Monate in Russland. II. So geht es nicht! Die Sowjets von heute. III. Russland nackt. Zahlen beweisen. München. – Autor des II. Bandes war Victor Serge, Autor des III. Boris Souvarine.

[xiii] Serge, V. (1939): Schwarze Wasser. [S’il est minuit dans le siècle.] Zürich (Rotpunktverlag) 2014. Benjamin kommt auf das Buch in einem (für Max Horkheimer und das „Institut für Sozialforschung“ im Frühjahr 1940 geschriebenen) Bericht über aktuelle französische Literatur zu sprechen. [Brief an Max Horkheimer vom 23. 3. 1940; Benjamin (2000): Gesammelte Briefe, Bd. VI; Frankfurt (Suhrkamp), S.420.] Serge war als Angehöriger der russischen Linken Opposition in den Jahren 1932–1936 nach Orenburg (im Ural) deportiert worden, kam dann frei und schrieb (1936–38) seinen dokumentarischen Roman, der ausgezeichnet über die Situation der illegalisierten Trotzkisten in den stalinistischen Lagern (in den Jahren 1932–34) informiert. Einer der verbannten Revolutionäre („Jolkin“) sagt in Serges Roman über Hitler und Stalin: „Diese Totengräber sind geschaffen, einander zu verstehen. Der eine trägt in Deutschland eine fehlgeschlagene Revolution zu Grabe; der andere trägt in Russland eine siegreiche Revolution zu Grabe, die aus einem zu schwachen und vom Rest der Welt sich selber überlassenen Proletariat hervorgegangen war; beide führen diejenigen, denen sie dienen – in Deutschland die Bourgeoisie, bei uns die Bürokratie – in die Katastrophe…“ Serge (1939), S. 90.

[xiv] Thieme hatte 1924 über Kant und Schopenhauer promoviert, war seit 1926 Mitglied im Bund Religiöser Sozialisten, wurde 1933 von den Nazis vorübergehend in „Schutzhaft“ genommen, emigrierte 1935 in die Schweiz und rief (zusammen mit Walter Gurian) 1937 Kirche und Christen zur Stellungnahme gegenüber Antisemitismus und Judenverfolgung auf.

[xv] Benjamin, W. [1940]: Brief aus Paris an Karl Thieme vom 10. 2. 1940. In: Benjamin (2000): Gesammelte Briefe, Bd. VI, Frankfurt (Suhrkamp), S. 394 ff.

[xvi] Benjamin, W. [1940]: „Über den Begriff der Geschichte.“ Gesammelte Schriften, Bd. I.2, Frankfurt (Suhrkamp) 1974, S. 691–704.

[xvii] Benjamin (2010): Über den Begriff der Geschichte. (Hg. von G. Raulet.) Werke und Nachlaß. Kritische Gesamtausgabe. Berlin (Suhrkamp), S. 66 (These XIV der französischen Fassung).

[xviii] Benjamin [1940], a. a. O. (Anm. 16), S. 697 (These IX).

[xix] Luxemburg, R. ([1915] 1919): Die Akkumulation des Kapitals oder Was die Epigonen aus der Marxschen Theorie gemacht haben. Eine Antikritik. In: Luxemburg (1975): Gesammelte Werke, Bd. 5, Berlin (Dietz), S. 521.

[xx] Benjamin [1940], a. a. O. (Anm. 16), S. 698 (These X).

[xxi] Benjamin (2010), a. a. O. (Anm. 17), S. 152 (These XVII a).

[xxii] Benjamin (2010), a. a. O. Konvolut IV, S. 153. [Vgl. meine Rezension dieses Bandes der Gesamtausgabe in Inprekorr Nr. 468/469, November/Dezember 2010. H. D.]

[xxiii] Trotzki, Leo D. (1939): „Die UdSSR im Krieg.“ In: Trotzki (1988): Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur. Schriften, Bd. 1.2. Hamburg (Rasch und Röhring), S. 1272–1308.

[xxiv] A. a. O., S. 1281. 25 Ebd.

[xxv] Ebd.

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