Torsten Bewernitz. In der aktuellen Diskussion um eine „neue Klassenpolitik“ ist es merkwürdig still aus der syndikalistischen Ecke – von der Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU) und der Industrial Workers of the World (IWW) war bislang nur wenig zu hören, Holger Marcks’ „Skizze eines konstruktiven Sozialismus“ in der Onlinezeitung Direkte Aktion bildet die nahezu einzige Ausnahme. Das mag daran liegen, dass die meisten Aspekte der Debatte (basisdemokratischer Anspruch, geschlechts- und migrationspolitische Aspekte, Thematisierung der Prekarität, soziale Kämpfe jenseits des Lohnverhältnisses u.a.) im syndikalistischen Spektrum ein alter Hut und gängige Praxis sind – etwa in den Kämpfen um die Berliner „Mall of Shame“ oder in der DeliverUnion-Kampagne. Darüber hinaus wird in der „neuen Klassenpolitik“ immer wieder die Geschichte der IWW herangezogen, wenn es darum geht, ein Vorbild für die Einbeziehung migrantischer Arbeiter*innen in Gewerkschaften zu zitieren. Die Debatte um eine „neue Klassenpolitik“ bietet, wie Mag Wompel deutlich gemacht hat, kaum etwas Neues. Es wird letztlich um einen inklusiven Klassenbegriff gestritten, den vielleicht nur noch ein paar Überreste des orthodoxen „Marxismus“-Leninismus ablehnen. Fast völlig fehlen indes bislang die (schwierigeren) Fragen nach Organisierung und Praxis. Deswegen verwundert das syndikalistische Schweigen umso mehr, bietet diese Debatte doch eine Steilvorlage, um für die eigenen Organisationen und deren klassenpolitische Praxis zu werben. Eine „neue Klassenpolitik“ sollte sich der Methoden des Syndikalismus bedienen – und sie tut dies auch bereits, ohne dies so zu benennen. Allerdings ist der Syndikalismus auch ein historisches Konzept, das durchaus einiger Anpassungen bedarf – und diese sind so fundamental, dass sie das syndikalistische Schweigen in der aktuellen Debatte vielleicht erklären.

Ganzen Beitrag lesen: Syndikalismus_Bewernitz

Quelle: labournet.de…. Juni 2019

Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitswelt, Gewerkschaften, Strategie