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Sudans kämpferische Frauen lassen sich nicht wegverhandeln!

Eingereicht on 1. August 2019 – 11:48

Karin Wilflingseder. MonatelangeFrauen führen mutig die Bewegung im Sudan an und brechen so die gängigen Rollenbilder. Sie rebellieren gleichzeitig gegen den ihnen zugewiesenen Platz am Rande der Gesellschaft und gegen die Unterdrückung durch die jahrzehntelange Terrorherrschaft des Militärs. Frauen sind das Feindbild des Regimes und deshalb das Ziel der Repression.

Massenproteste und Streiks stürzten im April, nach drei Jahrzehnten, den Diktator Umar al-Bashir. Seine Offiziere opferten ihn und klammern sich nun mit Gewalt an die Macht. Die alten Generäle setzten auf blutige Massaker, um die Demokratiebewegung zu ersticken. Systematische Vergewaltigungen setzen sie als Waffe gegen die aufständischen Frauen ein. Die empörten Massen kämpfen weiter für Freiheit und Demokratie. Die Militär-Junta sowie seine regionalen und westlichen Verbündeten befürchten eine unkontrollierbare Revolution.

Gruppenbild mit Dame

Für eine Entschärfung der Lage benutzen die Generäle den harmlosesten Teil der Opposition. Die stets verhandlungsbereiten Reformisten schienen bereit, für ein paar Zugeständnisse und Posten im Staat die Bevölkerung zu verkaufen. Man einigte sich auf einen dreckigen Deal: Eine elfköpfige Übergangsregierung aus sechs Zivilisten und fünf Militärs sollten im Sudan für drei Jahre herrschen. Auf einem vielsagenden Bild von der Übergangsregierung erkennt man eine einzige Frau hinter den zehn feiernden Männern.

Die Unterzeichnung war für den 11. Juli geplant. Stattdessen verkündete Jamal Omar Ibrahim, Leiter des Sicherheitskomitees des militärischen Übergangsrats (TMC), man habe einen „Putschversuch“ vereitelt. Die Einigung müsse aufgeschoben werden. Eiman Seifeldin, Gründerin der Menschenrechtsorganisation International Crimes Monitor, misstraut der Putsch-Darstellung trotz unterschiedlicher Lager im Militär: „Sie wollen das Bild vermitteln, dass der Sudan ohne eine Militärregierung in Chaos versinkt.“

Frauen sind führende Aktivistinnen im Kampf gegen die Unterdrückung im Sudan © Thomas van Linge (Twitter)

Das Scheitern der Zensur

Die Revolution ist aber auch mit dem Verhandlungsverrat nicht besiegt. Am 13. Juli etwa fand ein landesweiter Aktionstag statt. Riesige Demonstrationen und Platzbesetzungen prägten nicht nur die Hauptstadt Khartoum. In Bahri, am gegenüberliegenden Ufer des Nils, ließen zeitgleich unzählige Widerständige Ballons steigen. Darauf angebracht waren Bilder der Menschen, die bei der Auflösung eines Protestlagers für eine zivile Regierung am 3. Juni umgebracht wurden. Im gesamten Sudan bot sich ein unglaublicher Anblick: Überfüllte Plätze in Omdurman, Sennar, Damazin, usw.

Dass der regierende Militärrat per Gerichtsentscheidung wenige Tage zuvor gezwungen wurde, das Internet freizuschalten, zeigt die Stärke der Bewegung. In den Protestvideos gut sichtbar sind ihre Anführerinnen, genannt „Kandaka“ (ein alter Begriff für die Königinnen Nubiens). Die meisten Demonstrierenden sind junge Menschen, die nur die Diktatur Bashirs kennen- und hassen gelernt haben.

Mit Stalin in den Untergang

Eine auffällige Schwäche der Bewegung liegt in ihrer Führung. Sie behandelt Streiks und die Streikenden als Verhandlungsmasse gegenüber den Offizieren und dreht sie nach Bedarf an und ab. Die in der Gewerkschaft führenden Kommunisten handeln noch immer nach Stalins wahnwitziger Etappentheorie. Diese Theorie geht davon aus, dass ein rückständiges Land erst eine bestimmte Art der kapitalistischen Entwicklung durchlaufen müsse, bevor eine sozialistische Revolution durchgeführt werden könne.

Die Klasse der Lohnabhängigen sei ansonsten zahlenmäßig zu klein, um eine echte Revolution siegreich durchführen zu können. Die Anhänger der stalinistischen Theorie lenken mit dieser Begründung in revolutionären Situationen ein und schachern mit dem Feind um ein paar Reformen. In der Defensive verhandelt das Militär, macht Zugeständnisse und wartet auf die Chance zur Konterrevolution.

Warnung aus Ägypten

Mit einer Strategie der Machtteilung scheiterten auch die Muslimbrüder in Ägypten. Zivilisten und Generäle sind im Staatsapparat nicht gleichberechtigt. Eine der Schwachstellen des Militärrates im Sudan ist die schwankende Loyalität der unteren Ränge in der regulären Armee. Auf dem Höhepunkt der Massenmobilisierungen gab es Anzeichen dafür, dass die Armee anfing, zu zerbröseln. Weitere Generalstreiks werden dasselbe erneut leisten müssen. Nur so erreicht die Revolution die nächste Phase des Kampfes, um endlich der Mörderbande die Macht zu entreißen.

Quelle: linkswende.org… vom 1. August 2019

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