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Studien warnen: Omikron BA.2 ist die bislang gefährlichste Covid-Variante

Eingereicht on 9. März 2022 – 10:14

Patrick Martin. Jüngste Studien über die Untervariante BA.2 von Omikron deuten darauf hin, dass sie sowohl übertragbarer als auch gefährlicher ist als Omikron BA.1 und dass sie die vorherige Variante in einem Land nach dem anderen schnell verdrängt. Die Ergebnisse stehen in direktem Widerspruch zu den Behauptungen von Regierungen auf der ganzen Welt, dass die Pandemie zu Ende gehe, dass Omikron „mild“ sei und dass die öffentlichen Gesundheitsmaßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie gelockert oder ganz abgeschafft werden könnten.

Diese Ergebnisse kommen zu einem Zeitpunkt, da sich der jüngste Rückgang der Covid-Infektionen weltweit verlangsamt und scheinbar ein Plateau erreicht hat. Auf alle früheren Plateaus dieser Art folgte ein neuer Anstieg, mit größerer Verbreitung und tödlicheren Folgen, der in der Regel mit einer neuen Variante verbunden war, wie Alpha (mit Ursprung in Großbritannien), Delta (zuerst in Indien entdeckt) und Omikron (zuerst in Südafrika entdeckt). Eine neue Welle könnte durch die Verbreitung von BA.2 ausgelöst werden.

Die US-Regierung von Präsident Biden und die Leitmedien haben ihrerseits praktisch jede Diskussion über die Pandemie eingestellt und ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Krieg in der Ukraine und die fieberhaften Bemühungen der NATO-Länder gerichtet, in die Krise einzugreifen und einen Krieg mit Russland vorzubereiten. Das Thema Covid-19 ist praktisch aus den Nachrichten verschwunden, und das unter Bedingungen, unter denen in den USA jeden Tag durchschnittlich 1.500 Menschen am der Infektion mit dem Coronavirus sterben. Der Februar schloss mit insgesamt 61.000 Covid-Todesfällen, und Januar und Februar waren der viert- und fünftschlimmste Monat der Pandemie, obwohl fast drei Viertel der erwachsenen Bevölkerung geimpft sind.

Der alarmierendste Bericht stammt aus einer Studie der Universität Tokio, die Omikron BA.1 und BA.2 vergleicht. Sie kommt zu dem Schluss, dass BA.2 so unterschiedlich ist, dass sie als vollwertige neue Variante eingestuft werden sollte und als die gefährlichste, die bisher in drei Jahren Covid-19-Pandemie aufgetreten ist.

„Auf der Grundlage unserer Ergebnisse schlagen wir vor, BA.2 als eine einzigartige Variante zu betrachten, die Anlass zur Sorge gibt, und diese SARS-CoV-2-Variante eingehend zu überwachen“, so der leitende Wissenschaftler Kei Sato.

In einem Interview, das nach der Veröffentlichung der Tokioter Studie geführt und heute auf der WSWS veröffentlicht wurde, erläuterte der Wissenschaftler Yaneer Bar-Yam, Mitbegründer des World Health Network, das sich für eine Politik der Eliminierung von Covid und nicht für ein „Leben mit dem Virus“ einsetzt, die Bedeutung der Ergebnisse.

Die Studie zeigt, dass BA.2 nicht nur leichter übertragbar ist als BA.1, sondern sich auch besser gegen den Impfstoff wehren kann und resistenter gegen eine vorherige Infektion mit BA.1 ist. „Wenn Sie zuvor mit BA.1 infiziert waren, ist das Schutzniveau für BA.2 nicht dasselbe wie für BA.1. BA.2 umgeht die Immunität nach einer Infektion mit BA.1 und führt zu [höherem Risiko] einer anderen Infektion“, sagte Bar-Yam.

In der Tokioter Studie wurde auch festgestellt, dass BA.2 bei Tieren wesentlich mehr Schaden anrichtet als BA.1, weil die Infektion die Lunge stärker befällt als die ursprüngliche Omikron-Untervariante. Bar-Yam sagte der WSWS: „Natürlich müssen wir das noch bei Menschen sehen, aber wenn man erkennt, dass das bei Hamstern passiert, sollte man nicht mehr davon ausgehen, dass es in Ordnung ist, sondern sich anschauen, was jetzt passiert.“

Bar-Yam sagte, die Beschreibung von BA.2 als Untervariante von Omikron sei wahrscheinlich falsch. „BA.2 unterscheidet sich so stark von BA.1, dass sie nach dem derzeitigen Nummerierungsschema eine eigene Bezeichnung – einen eigenen griechischen Buchstaben – erhalten sollte. Aber das ist politisch nicht sehr angenehm, denn die Leute erklären die Sache für beendet, und ein neuer griechischer Buchstabe würde Fragen aufwerfen, die eine Neubewertung der Vorgänge erfordern.“

Andere Studien haben bestätigt, dass BA.2 inzwischen BA.1 verdrängt. Der neue Covid-Stamm wird nun in 8-10 Prozent der genetischen Proben in den Vereinigten Staaten gefunden, was in etwa dem Anteil der ersten Omikron-Variante von Anfang Dezember entspricht.

Andere neuere Studien bestätigen, dass BA.2 um einen Faktor von 50 Prozent übertragbarer ist als BA.1 (in Dänemark, wo BA.2 jetzt dominiert). Die Tokioter Studie stellt eine um 40 Prozent höhere Infektiosität fest.

Maria Van Kerkhove, zuständig für Covid-19 bei der Weltgesundheitsorganisation, sagte: „BA.2 hat sogar einen Wachstumsvorteil gegenüber BA.1“, und dementsprechend „müssen wir die Übertragung reduzieren. Denn wenn wir das nicht tun, wird es nicht nur mehr Fälle, mehr Krankenhauseinweisungen und mehr Todesfälle geben, sondern auch mehr Menschen, die an Long Covid leiden, und es wird mehr Möglichkeiten für die Entstehung neuer Varianten geben.“

Eine Studie der Michigan State University untersucht eine Reihe von Erkenntnissen über BA.2 und kommt zu dem Schluss: „Wir prognostizieren, dass sich Omikron BA.2 zu einer weiteren vorherrschenden Variante entwickeln wird, indem es Populationen mit oder ohne Antikörperschutz infiziert.“

BA.2 erweist sich demnach als 30 Prozent resistenter als BA.1 und 17 Mal resistenter als die Delta-Variante. Es weist deutlich mehr Mutationen auf als BA.1, darunter vier einzigartige Mutationen in der Rezeptorbindungsdomäne, dem Schlüsselbereich für die Anheftung des Virus an Zellen im Körper und das Eindringen in diese.

In einer Studie aus Massachusetts heißt es: „Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass das Risiko einer SARS-CoV-2-Infektion bei geimpften Personen variantenspezifisch ist, was darauf hindeutet, dass die schützende Immunität gegen SARS-CoV-2 je nach Variante unterschiedlich sein kann.“ Andere Untersuchungen bestätigen, dass dies auch für die beiden Untervarianten von Omikron gilt: eine Infektion mit BA.1 schützt nicht vor einer nachfolgenden Infektion mit BA.2

In der Fachzeitschrift Nature wurde am Montag eine Studie mit Patienten über 50 Jahren veröffentlicht, bei denen vor und nach der Infektion mit Covid-19 Gehirnscans durchgeführt wurden. In der Studie wurden Gewebeschäden vor allem in Bereichen festgestellt, die mit dem Geruchssinn zusammenhängen, aber auch in einigen Bereichen, die mit anderen Gehirnfunktionen verbunden sind.

Andere Berichte dokumentieren die anhaltende Belastung durch die Pandemie. Laut Michigan Medicine’s National Poll on Healthy Aging verschoben oder stornierten ältere Erwachsene pandemiebedingt 30 Prozent ihrer Arzttermine, einschließlich Tests, Behandlungen und Operationen sowie jährliche Kontrolluntersuchungen. Geimpfte Menschen sagten dabei viel häufiger ihre Termine ab als Ungeimpfte.

In einem Bericht in der Washington Post vom Montag wurden die Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit hervorgehoben – und zwar nicht die falschen Behauptungen, dass Distanzunterricht psychische Erkrankungen bei Kindern verursacht, sondern die realen Folgen des massenhaften Sterbens und des Leidens der Bevölkerung unter den Bedingungen eines Mangels an Ressourcen für die psychische Gesundheit.

In der Post heißt es: „Bei der Hotline der Bundesregierung für psychische Gesundheit und Drogenmissbrauch gingen im Jahr 2020 insgesamt 833.598 Anrufe ein, 27 Prozent mehr als im Jahr 2019, bevor die Pandemie begann. Im Jahr 2021 stieg die Zahl erneut an, auf 1,02 Millionen.“

Neben einer Reihe von erschütternden Interviews mit Menschen, die verzweifelt nach Beratung und anderer Hilfe suchten, aber keinen Zugang dazu hatten, verweist der Artikel auf extrem lange Wartelisten für pädiatrische Gesundheitsdienste – zehn Monate Wartezeit im Boston Medical Center zum Beispiel. Nach Angaben der American Academy of Child and Adolescent Psychiatry gibt es in den Vereinigten Staaten nur 8.300 Kinderpsychiater für 15 Millionen junge Menschen, die sie benötigen.

Diese Lawine wissenschaftlicher Beweise für die anhaltende und sich verschlimmernde Gefahr durch Covid-19 steht im Widerspruch zur Politik der meisten kapitalistischen Regierungen (mit Ausnahme Chinas), die weitgehend jede Anstrengung aufgegeben haben, die Ausbreitung des Virus einzudämmen, und behaupten, die Pandemie sei zu Ende und die Impfung habe das Risiko von Krankenhausaufenthalten und Todesfällen effektiv beendet.

Der Zweck dieser Propagandakampagne ist die Durchsetzung der Politik „Zurück in die Betriebe, zurück in die Schule“, die sich nicht auf die Wissenschaft bezieht oder um die öffentliche Gesundheit schert. Sie basiert viel mehr auf den Erfordernisse des kapitalistischen Systems, das von den Arbeitern verlangt, dass sie arbeiten, um Profite für die Konzerne und die Superreichen zu erzielen.

Quelle: wsws.org… vom 9. März 2022

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