Keine Überraschung: Die rechten Gewerkschaften als Werkzeuge Macrons
„… Die Regierung indes hält sich lieber an die eher reformbereiten Gewerkschaften CFDT und UNSA. Um diese aus der Front der Eisenbahnergewerkschaften herauszubrechen und so den Streik bald zu beenden, kommt ihnen die Regierung in Details entgegen. So sorgte sie über die Fraktion der Bewegung des Präsidenten »En marche« dafür, dass im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments, sieben der 42 Änderungsvorschläge der Gewerkschaften CFDT und UNSA im Gesetzestext berücksichtigt wurden. Am Dienstag hat der Senat das Reformgesetz verabschiedet. (…) An den Eckpunkten der Reform, also Öffnung des Marktes für die Konkurrenz, Umwandlung der SNCF in eine privatrechtliche, wenngleich staatseigene Aktiengesellschaft und Abschaffung des mit einigen Vergünstigungen verbundenen Status der SNCF-Eisenbahner, lassen der Präsident und seine Regierung nicht rütteln. Das sei »nicht verhandelbar«, verkündete Premier Edouard Philippe in den Medien, und provokativ entschied er einen Tag vor einem Treffen mit den Gewerkschaften, dass ab 2020 neue Eisenbahner bei der SNCF nur noch zu den üblichen Arbeitsmarktbedingungen eingestellt werden. Nicht zuletzt wurde bei der Beratung im Text eingefügt, dass das 100-prozentige Eigentum des Staates an der künftigen Aktiengesellschaft SNCF »unveräußerlich« ist…“ – aus dem Beitrag „Entscheidung über Bahnreform“ von Ralf Klingsieck am 06. Juni 2018 in neues deutschland über Senatsentscheidung, Zugeständnisse und Regierungsecho, die ganz andere Mehrheiten sind, als es die Urabstimmung der Beschäftigten der SNCF ergeben hatte. Siehe dazu auch drei aktuelle Beiträge über gewerkschaftliche Reaktionen auf den Senatsbeschluss und einen Nachtrag zur anders gearteten Abstimmung der Beschäftigten:
- „SNCF : le vote au Sénat n’est pas “un tournant”, la grève se poursuit pour la CGT cheminots“ am 05. Juni 2018 bei Europe 1sind Auszüge aus einem Pressegespräch von Laurent Brun, Generalsekretär der CGT Cheminots der unterstreicht, dass für seine Gewerkschaft die Entscheidung und die Zugeständnisse im Senat kein Grund sind, mit der Streikbewegung aufzuhören – der Streikbeschluss gelte weiterhin, zumal die Prozeduren im Senat im Wesentlichen die umsetzung der Regierungspropaganda seien und er bisher von keiner Gewerkschaft gehört habe, dass sie aus der Bewegung „aussteige“. Den „geringen“ Rückgang der Streikbeteiligung führte er auf die wachsenden finanziellen Probleme der Streikenden zurück, deren Entschlossenheit aber ungebrochen sei.
- „La Fédération SUD-Rail écrit au Président de la République et au Premier ministre“ am 04. Juni 2018 beim Gewerkschaftsbund SUD Solidairesist ein offener Brief der Eisenbahngewerkschaft SUD Rail an die Regierung, in dem unterstrichen wird, dass die Regierung mit ihrer Politik die Verantwortung trage für die explodierenden psychischen Probleme der Beschäftigten der SNCF, die sich auch in der katastrophalen Entwicklung der Selbstmorde im Unternehmen ausdrückten – die auch ein Aufruf seien, diese Politik endlich zu verändern.
- „Mouvement social : vers une nouvelle journée de grève en juin, incluant Force ouvrière ?“ von Stephane Ortega am 02. Juni 2018 bei Rapport des Forcesist ein Beitrag, der sich dem absehbaren weiteren Verlauf der Auseinandersetzungen widmet und dabei insbesondere die Frage behandelt, wie sich welche Gewerkschaften positionieren – mit dem Schwerpunkt, danach zu fragen, wie sich die FO verhalten werde…
- „C’est « NON » pour 94,97 % des 91 068 cheminots qui ont voté“ am 23. Mai 2018 bei der CGTwar die Mitteilung über das Ergebnis der von CGT und SUD Rail organisierten Urabstimmung der Belegschaft über die sogenannte Bahnreform. Daran nahmen über 90.000 der knapp 150.000 Beschäftigten teil, rund 62%, von denen beinahe 95% diese Gegenreform ablehnten. Die große Beteiligung an der Abstimmung musste auch von anderen Kräften anerkannt werden, die Regierung verstärkte daraufhin die Kampagne ihrer Medien, die Belegschaft als privilegiert zu verleumden.
Quelle: labournet.de… vom 6. Juni 2018
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitskämpfe, Arbeitswelt, Frankreich, Gewerkschaften, Neoliberalismus, Widerstand
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