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Das russische Fernsehen über Covid-19 Impfstoffe

Eingereicht on 30. November 2020 – 12:32

Thomas Röper. Da die deutschen Medien die westlichen Impfstoffe feiern und den russischen Impfstoff schlecht machen, lohnt es sich, auch der anderen Seite zuzuhören. Daher habe ich einen russischen TV-Bericht zu dem Thema übersetzt.

Es ist klar, dass es um Milliarden geht. Daher unterstützen die westlichen Politiker und Medien die westlichen Pharmakonzerne, auch wenn deren bisherige Impfstoffe nach objektiven Kriterien deutlich schlechter sind, als die Alternative aus dem bösen Russland. Während die westlichen Medien die Zahlen und Ergebnisse des russischen Impfstoffs geflissentlich übergehen und verschweigen, macht sich das russische Fernsehen einen Spaß daraus, die Daten zu vergleichen. Aber natürlich geht es auch für Russland um einen Milliardenmarkt, wenn das Ausland an dem russischen Impfstoff interessiert ist.

Um auch die Seite der Medaille zu zeigen, die es in deutschen Medien nicht zu sehen gibt, habe ich einen Beitrag des russischen Fernsehens aus der Sendung „Nachrichten der Woche“ vom Sonntag übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Jeden Tag infizieren sich auf dem Planeten mehr als 600.000 Menschen mit dem Coronavirus. Anderthalb Millionen konnten nicht gerettet werden. Die Länder kommen unterschiedlich gut zurecht. Einige schaffen es, die Infektion einzudämmen, in anderen ist die Lage längst außer Kontrolle geraten.

Alle schauen mit Hoffnung auf die Wissenschaftler, die an Covid-Impfstoffen arbeiten. Und das ist ein wirklicher globaler Kampf. Es stehen viele Dinge auf dem Spiel: natürlich die Gesundheit der Menschen, die Politik, die Wirtschaft und wirtschaftliche Interessen. Jeder Staat hat seine eigenen Prioritäten.

Russland ist im Rennen um den Impfstoff bisher in der Spitzengruppe. Unser erstes Medikament, „Sputnik V“ aus dem Gamalei Science Center, schließt die letzten Tests ab und die industrielle Produktion wurde bereits gestartet. Die Wirksamkeit des russischen Sputnik V-Impfstoffs beträgt bis zu 95 Prozent. Die allgemeine Impfung gegen das Coronavirus steht in Russland kurz bevor und wird kostenlos sein.

Auch der amerikanische Pharmariese Pfizer entwickelt einen Impfstoff. Das Problem ist nur, dass er bei minus 70 oder sogar minus 80 Grad gelagert werden muss. Es gibt einfach keine Infrastruktur, um einen solchen Impfstoff in der Welt zu transportieren. Für ein Medikament für großflächige Impfungen, gerade in heißen Ländern, ist das ein gravierender Nachteil. Darüber hinaus erfordert diese Lagertemperatur ein spezielles, sehr teures Glas. Aber sie sind nur die Blümchen.

Seien Sie neugierig und geben Sie Pfizer bei „Wikipedia“ auf Russisch oder Englisch ein und am Ende des Artikels finden Sie einen langen Abschnitt über „Skandale“. (Anm. d. Übers.: Ein Teil dieser Skandale ist auch im deutschen Wikipedia zu finden) Was es da alles gibt, man kann eine Krimiserie darüber drehen: von illegalen Tests an Kindern mit tödlichen Folgen bis hin zu Fälschungen von Forschungsergebnissen, Lügen, milliardenschweren Geldstrafen für falsche Werbung und Betrug. Ganz aktuell: Pfizer CEO Albert Burla und Executive Vice President Sally Suzman verkauften ihre Anteile für Millionen von Dollar, er für 5,5 Millionen und sie für zwei Millionen, und das am Tag der Bekanntgabe der Ergebnisse der Phase-3-Tests, als die Pfizer-Aktien um 15 Prozent in die Höhe schnellten. Die Frage ist: Wissen die Top-Manager von Pfizer etwas und erwarten in Zukunft einen Kursrückgang, wenn es um den Einsatz des Impfstoffs geht? Angesichts des Rufs von Pfizer kann man alles erwarten.

Noch zweifelhafter ist der sogenannte Oxford-Impfstoff, der von der britisch-schwedischen Firma Astra-Zeneca entwickelt wurde. Das ist der Impfstoff auf der Basis von Affen-Adenoviren. Da wurde auch eine Menge gelogen. Es stellte sich heraus, dass die Wirksamkeit des Oxford-Impfstoffs viel geringer ist, als angegeben. Nicht 90, sondern 70 und sogar 62 Prozent wurden je nach Gruppen bestätigt. Um das Gesicht und den Markt nicht zu verlieren, sind laut Astra-Zeneca zusätzliche Tests erforderlich. Aber das dauert Wochen oder sogar Monate. Plus gebrochene Verträge.

Aber unsere Konkurrenten machen medialen Druck und alle rätseln, wie sie den russischen Impfstoff „Sputnik V“ in den Augen potenzieller Käufer diskreditieren können. Tausende von beleidigenden Publikationen, Geschichten und Berge von Beiträgen in sozialen Netzwerken. Plus politischer Druck. Aber es hilft nichts. Der russische Private Equity Fund und das indische Unternehmen Hetero haben sich darauf geeinigt, 100 Millionen Dosen Sputnik V-Impfstoff in Indien zu produzieren. Zuvor war bekannt geworden, dass 150 Millionen Dosen Sputnik in Südkorea produziert werden. Auch über die Freigabe des russischen Impfstoffs für China und Weißrussland wird verhandelt. Brasilien, Argentinien, Peru, Kasachstan, Saudi-Arabien, Marokko und viele andere Länder sind aktiv an dem Medikament interessiert. Sogar in der Europäischen Union. Im Frühherbst schnarrte man verächtlich: ein russische Impfstoff? Ach, nö. Die Russen können so schnell nichts Gutes erreichen.

Ungarn war das erste Land, das es vorgezogen hat, die europäische Solidarität zu vergessen. Sputnik V Proben und Dokumentationen sind bereits dort. Darüber hinaus ist Russland bereit, die Technologie der Impfstoffproduktion nach Ungarn zu übertragen. Das kündigte der russische Gesundheitsminister Michail Muraschko an, der sich zu einem Besuch in Budapest aufhält.

Am 27. November haben Experten aus Frankreich Moskau besucht. Der russische Private Equity Fund führt Gespräche über die Zusammenarbeit zwischen unseren Ländern im Bereich der Impfstoffproduktion. Es wird vielen klar, dass man die Anstrengungen kombinieren sollte, weil die Lage nicht sehr gut ist.

Ende der Übersetzung

Quelle: linkezeitung.de… vom 30. November 2020

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