Immer mehr neue Streiks in den USA wegen Virus-Krise
„… Auch die Wirtschaft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten leidet extrem. Die Tellerwäscher werden nicht Millionäre, sondern verlieren reihenweise ihre Jobs. In der letzten Woche meldeten sich 6,65 Millionen Menschen arbeitslos, in der Woche davor waren es 3,3 Millionen – zusammen knapp zehn Millionen. Die Zahl der Menschen, die versuchen, sich beim Staat als arbeitslos zu melden, ist so hoch, dass die dafür vorgesehenen Internetseiten und Telefonnummern hoffnungslos überlastet sind. ” (…) Dass die Arbeitslosenzahlen in den USA so durch die Decke gehen und in anderen Ländern nicht, hat seinen Grund. Anderswo sind Jobs arbeitsrechtlich geschützt, auch wenn die Geschäfte auf unbestimmte Zeit geschlossen bleiben. Regierungen greifen beispielsweise Arbeitgebern mit Direktzahlungen unter die Arme, auch das deutsche Instrument der Kurzarbeit findet mittlerweile Nachahmer. In den USA wurden stattdessen Restriktionen beim Beantragen von Arbeitslosengeld gelockert und Direktzahlungen an die Bürger verabschiedet. Ein Beispiel ist die Gastronomie. Wenn US-amerikanische Restaurants jetzt in der Corona-Krise schließen müssen, verlieren die Angestellten ihre Jobs und müssen sich arbeitslos melden. Wenn die Krise vorbei ist und die Restaurants wieder öffnen, müssen sie sich neu bewerben…“ aus dem Beitrag „Corona-Krise: Rekordarbeitslosigkeit in den USA“ von Carla Bleiker am 04. April 2020 bei der Deutschen Welle über die Explosion der Erwerbslosigkeit in den USA. Zur aktuellen Entwicklung in den USA und zur anwachsenden Streikwelle dort einige aktuelle Beiträge, darunter mehrere „Streik-Überblicke“:
„Corona-Krise: USA vor „härtester und traurigster Woche“ von Christian Stör, Jakob Maurer und Tim Vincent Dicke am 06. April 2020 in der FR online fassen die aktuelle Entwicklung im Ticker so zusammen: „… Zahl der Corona-Infizierten in den USA steigt weiter stark an – Mehr als 5.000 Menschen sind bislang in den USA an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben…“
„In Chicago, 70% of COVID-19 Deaths Are Black“ von María Inés Zamudio und Elliott Ramos am 05. April 2020 bei WBEZ 91,5 meldet den „puren Zufall“ (weil die USA ja keine rassistische Gesellschaft sein können) dass eben 70% der Todesopfer in Chicago AfroamerikanerInnen sind… In Zahlen sind das 61 der bisher 86 Todesopfer in der Stadt. (Der Bevölkerungsanteil liegt bei 29%). Im ganzen Bundesstaat Illinois, wo sie 14% der Bevölkerung ausmachen, kommen aus ihren Reihen 38% der Kranken.
„Dramatische Lage auf Jobmarkt“ von Jörg Kronauer am 04. April 2020 in der jungen welt fasst die Entwicklung der Entlassungswelle so zusammen: „… Der tatsächliche Anstieg der Erwerbslosigkeit in den Vereinigten Staaten war bereits am Donnerstag bekanntgeworden. Lag die Zahl derjenigen, die finanzielle Hilfe beantragen, zuletzt gewöhnlich bei wenig mehr als 200.000 Menschen pro Woche, so schnellte sie in der Woche bis zum 21. März auf 3,3 Millionen Menschen in die Höhe, in der Woche bis zum 28. März dann auf 6,6 Millionen Menschen – fast das Zehnfache des bisherigen Wochenrekords vom Oktober 1982, als binnen einer Woche 695.000 US-Amerikaner Unterstützung beantragten. Im März 2009, als die Folgen der globalen Finanzkrise voll durchschlugen, waren es 665.000. Klar scheint zu sein, dass die Quote der Menschen ohne Job auf deutlich mehr als zehn Prozent in die Höhe schnellen wird. Ökonom Thomas Gitzel von der VP Bank geht laut Reuters davon aus, dass sie unter Berücksichtigung der Erstanträge bereits im Bereich von zwölf Prozent liegen dürfte: »Das wäre dann die höchste Arbeitslosenquote seit dem Zweiten Weltkrieg. Der wirtschaftliche Schaden durch das Coronavirus ist monströs.«...“
„Latina Workers in Chicago & Poultry Workers in Virginia Strike Over COVID-19“ von Mike Elk am 03. April 2020 beim Payday Report berichtet von einer ganzen Reihe von Streiks aus den Bundesstaaten Colorado, Georgia und Virginia, die von Migrantinnen und gewerkschaftlich nicht organisierten Belegschaften wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen oder Arbeitszwang organisiert wurden. Dort findet sich auch die Meldung bereits vom 24. März 2020, dass bei Chrysler 2 UAW-Mitglieder an Corona gestorben sind!
„Uproar among workers supplying the world’s meat is spreading“ am 05. April 2020 beim Business Mirror meldet verschiedene kleinere Streiks und größere Proteste in mehreren Schlachthöfen des (brasilianischen) JBS Konzerns in den USA. In allen Ländern wo JBS aktiv ist, wird der größte Fleischkonzern der Welt unter „lebenswichtiger Produktion“ geführt und die Arbeit unter Bedingungen fortgeführt, die in keinem Punkt irgendwelchen Regeln wie etwa Abstandhalten entsprechen…
„Nurses protest lack of PPE at 15 hospitals nationwide“ von Audrey McNamara am 01. April 2020 bei der CBS war ein Überblick über Streiks und Proteste von Krankenschwestern in einer ganzen Reihe von Krankenhäusern quer durch die USA – allesamt wegen nicht vorhandener Schutzkleidung, vor allem Masken…
Quelle: labournet.de… vom 6. April 2020
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitskämpfe, Arbeitswelt, Covid-19, Gewerkschaften, USA, Widerstand
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