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Dmitri Jarosch oder die ukrainischen Freunde des Westens

Eingereicht on 9. August 2022 – 16:32

Florian Rötzer.Der militante Rechtsnationalist und Gründer des Rechten Sektors Jarosch ist an führender Position in der ukrainischen Armee. Nach dem Bericht von Amnesty bezeichnete er diese als „anti-ukrainische Organisation, die den Interessen des Aggressorlandes dient … Amnesty International waren schon immer Arschlöcher und Parasiten“. Und er gibt sie zum Abschuss frei.

Nachdem ein Bericht von Amnesty International es gewagt hatte, die Kriegsführung der ukrainischen Streitkräfte zu kritisieren, die durch Beschuss aus Wohngebieten und Militärpräsenz in Kindergärten oder Krankenhäusern russische Gegenangriffe provozieren und Zivilisten gefährden, wird die Menschenrechtsorganisation in der Ukraine scharf verurteilt. Die ukrainische Führung geht nicht auf die Vorwürfe ein, sondern weist sie als Teil der russischen Propaganda und Desinformation zurück. Wer nicht nur den Russen Kriegsverbrechen nachzuweisen sucht, was Amnesty oft gemacht hat, sondern auch auf Fehlverhalten der ukrainischen Soldaten, der „Helden“,  schaut, macht sich mit dem Aggressor gemein, so der Tenor. Die Leiterin des Amnesty-Büros der Ukraine trat unter dem enormen Druck eilig zurück, ohne den Bericht widerlegen zu können (Aufschrei in der Ukraine).

Wir hatten schon von einigen Attacken auf Amnesty berichtet, die die Selbstdarstellung der ukrainischen Führung entlarven, nämlich sakrosankt als Kämpfer gegen das absolut Böse aufzutreten. Das ist auch die Bedingung für die vorbehaltlose und uneingeschränkter Unterstützung des Westens, die in der Tat durch Berichte wie den von Amnesty Risse bekommen könnte.

Eingemischt hat sich auch Dmitri Jarosch, bekannt geworden als Chef des Rechten Sektors während des sogenannten Euromaidan, der als militanter Nationalist zwar wie Asow und andere Freiwilligenverbände oder wie das National Corps (Національний Корпус) zwar für die Entrussifizierung kämpft, aber gegen einen EU-Beitritt ist, von der man nichts hält: Die EU ist eine „tote Struktur“. Auch von den Vereinten Nationalen hält er nichts: „Nieder mit der UN.“ Auf seiner Facebook-Seite hat er ein bezeichnendes und schmalziges Bild von sich und der Ukraine gestellt: den Auftritt eines Heilands, einer Lichtgestalt, inmitten von Rittern und anderen Kämpfern, die ihm huldigen.

Das Bild hat Jarosh über seine Facebookseite gesetzt.

 

Er schrieb über Amnesty als einer „anti-ukrainischen Organisation, die den Interessen des Aggressorlandes dient“:

„Amnesty International waren schon immer Arschlöcher und Parasiten… Und wieder haben sie bewiesen, dass sie die ‚Rechte‘ von Nichtmenschen, Besatzern, Plünderern, Vergewaltigern verteidigen…“ Amnesty müsse man dem „russischen Schiff“ folgen lassen (gemeint ist die vermutlich von Ukrainern versenkte Moskwa), die Organisation sollte also abgeschossen und versenkt werden.

Mit solchen Leuten wird für den Westen, für die Bundesregierung die Freiheit und Demokratie verteidigt? Über 5000 fanden den Kommentar von Jarosch auf Facebook gut. Abgelehnt wurde er nicht, die 5 Kommentare stimmten zu.

Weiterhin gut mit Offizieren vernetzt. Jarosch schrieb heute: Mein Freund und Bruder Oberst Ivan Garaz befiehlt jetzt die Verteidigung von Charkiw… Foto: auf „Exkursion“ zwischen Charkiw und dem vorübergehend besetzten ukrainischen Belgorod.“ 

Belgograd liegt in Russland.Jarosch ist wie die Kampfverbände des Rechten Sektors und andere Freiwilligenverbände in die Armee bzw. die Nationalgarde integriert. Jarosch selbst, zeitweilig Abgeordneter, wurde Ende 2021 zumindest kurzzeitig zum Berater des Oberbefehlshabers Valery Zaluzhny ernannt. Welche Rolle er jetzt innehat, ist schwer herauszufinden, aber er unterhält enge Verbindungen zu verschiedenen Kampfverbänden und Kommandeuren. Auf jeden Fall ist Jarosch mit den ihm nahestehenden Soldaten und Milizen eine Person, die vom Westen direkt oder indirekt unterstützt wird, dessen Waffen auch schon vor dem Krieg an die rechtsnationalistischen Freiwilligenverbände gingen und deren Mitglieder beispielsweise in den USA ausgebildet wurden.

Für Jarosch wird der Kampf gegen Russland schon seit Jahrhunderten geführt, 2014 und 2022 seien nur Episoden. Der Kampf werde bis zur Vernichtung des feindlichen Staates gehen. Er fordert die Ausbildung einer „neuen Generation ukrainischer Krieger“ durch eine staatliche, aber paramilitärische Jugendorganisation und überhaupt eine Militarisierung des Staats. Schon am 20. Februar kündigte er eine „systematische Reinigung ukrainischer Städte und Dörfer von Kollaborateuren und Abschaum“ an. Erst im März hatte er sich hinter den Präsidenten Selenskij gestellt: „Und wir Ukrainer vertrauen wirklich dem Oberbefehlshaber Wolodymyr Selenskji (ich hoffe, dass ich diesen meinen Satz in einer Woche, einem Monat, einem Jahr nicht bereuen werde) … Jetzt ist Wolodymyr Selenskij für mich der Präsident und mein Waffenbruder. Und das sagt alles. Wir alle – Ukrainer – führen einen Krieg – nationale Befreiung, heilig und patriotisch!“

Der militante Rechtsnationalist und Bandera-Anhänger hatte 2013 den Rechten Sektor mit verschiedenen rechten Parteien und Bewegungen gegründet, der auch als bewaffneter Teil der sogenannten Selbstverteidigungskräfte des Maidan auftrat und maßgeblich am Sturz von Präsident Janukowitsch entgegen der ausgehandelten Übergangslösung zu freien Wahlen beteiligt war.

Die militanten Nationalisten wie Jarosch, Asow oder der Rechte Sektor haben 2019 nach seinem Wahlsieg Selenskij abgelehnt und ihn bedroht, sollte er das Minsk Abkommen umzusetzen versuchen. Das sei Verrat. Vermutlich aus berechtigter Angst vor einem Putsch der mit schweren Waffen hochgerüsteten Freiwilligenverbände und Todesdrohungen hatte Selenskij die Friedensbemühungen mit Russland, weswegen er vor allem gewählt worden war, bald wieder eingestellt. Auch nur eine Anerkennung eines vorübergehenden Sonderstatus für die separatistischen „Volksrepubliken“ wurde vehement abgelehnt. Kiew parierte, was den Konflikt mit Russland eskalierte. Der Vorsitzende des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrats Danilov erklärte, eine Umsetzung des Minsker Abkommens würde das Land zerstören.

#Bild: Jarosch (rechts) im November 2021 mit General Walerij Saluschnyj, seit Juli der Oberkommandierende der ukrainischen Streitkräfte, als er zu dessen Berater ernannt wurde.

Quelle: overton-magazin.de… vom 9. August 2022

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