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Ein Drittel der Amerikaner ist dafür, Truppen in die Ukraine zu senden

Eingereicht on 4. August 2023 – 10:26

Florian Rötzer. Kriegsbefürworter sind vor allem die jüngeren Amerikaner, die Über-59-Jährigen lehnen eine Kriegsbeteiligung mit US-Soldaten mit überwältigender Mehrheit ab.

Newsweek hat eine Online-Umfrage beauftragt. Befragt wurden am 25. und 26. Juli 1500 erwachsene Amerikaner. Ob die Umfrage repräsentativ ist, scheint zweifelhaft zu sein. Dennoch ist erstaunlich oder erschreckend, dass ein nicht unerheblicher Teil der Amerikaner sogar US-Truppen in den Krieg in der Ukraine senden würde. Das sagen immerhin 31 Prozent, die damit der Politik der Biden-Regierung widersprechen, zwar die Ukraine militärisch zu unterstützen, sich aber aus dem Krieg herauszuhalten, was angesichts der massiven Unterstützung mit Waffen, Training und Informationen eigentlich auch schon längst eine Chimäre ist – zumal der ukrainische Präsident Selenskij immer wieder betont, dass die Ukraine auch stellvertretend für den Westen kämpft.

Während also fast ein Drittel die Entsendung von amerikanischen Truppen in die Schlachtfelder der Ukraine befürwortet, sagt ein Viertel, dass man die Idee weder unterstützt noch ablehnt. Daraus ließe sich schließen, dass die Entsendung von Truppen von mehr als der Hälfte der Bevölkerung nicht abgelehnt würde. Die Amerikaner wären also nicht kriegsmüde, was man gerne angenommen hatte, sondern befürworten eine interventionistische militärische Politik oder haben nichts dagegen. Die 34 Prozent, die gegen die militärische Beteiligung sind, wären mithin nur eine Minderheit.

Die Stimmung in den  USA könnte, sollte das Umfrageergebnis im Groben repräsentativ sein, also schnell umschlagen. Möglicherweise wäre nur ein Vorfall erforderlich, bei dem amerikanische Soldaten zufällig oder absichtlich von russischen Truppen außerhalb der Ukraine getötet werden, um in der Bevölkerung einen Druck auf die Regierung auszulösen, nun doch militärisch selbst gewissermaßen als Sheriff einzugreifen und  nicht nur militärische Hilfe zu leisten, um nicht klein beizugeben und Schwäche zu zeigen.

In Zeiten des Wahlkampfs könnte es womöglich zu einer solchen Entscheidung kommen, die auch noch den Vorteil hätte, von anderen Problemen abzulenken, was man die Wag-the-Dog-Strategie nennt. Immerhin hat Biden schon Tausende von US-Soldaten an die Ostflanke der Nato verlegen lassen, die schnell eingreifen könnten. Und der Kriegsschauplatz ist weit entfernt von den USA.

Ob sich die US-Regierung auch über die Köpfe der Europäer bzw. der Rest-Nato hinwegsetzen sollte, wurde nicht gefragt. Aber hier wurde ja schon lange Vorarbeit geleistet und von der Biden-Regierung verstärkt, das „Neue Europa“, die osteuropäischen und baltischen Staaten, an sich zu binden, die abgesehen von Ungarn, einen konfrontativeren Kurs gegen Russland durchaus begrüßen könnten, wie das schon einmal anlässlich des Irak-Krieges der Fall war. Ob sich dann noch einmal Deutschland und Frankreich und Teile des „Alten Europa“ entgegenstellen würden, ist fraglich, bei der Kriegsbegeisterung der Ampel-Regierung und der Union allemal.

Interessant ist auch, welche Altersgruppen eher kriegerisch orientiert sind. Das sind, was man hierzulange auch schon feststellen konnte, vor allem die jüngeren Generationen, die weder den Weltkrieg noch den Kalten Krieg miterlebt haben – und die sich in einer Situation finden, dass ihre Staaten Berufsarmeen unterhalten, die man schneller mal in einen Krieg ziehen lassen kann, mit dem man selbst dann nichts zu tun hat und nicht einmal die Mühen der Kriegsdienstverweigerung auf sich nehmen muss.

Gerade einmal 4 Prozent der 18-26-Jährigen (Generation Z) sind strikt gegen eine Entsendung von Truppen in die Ukraine, während 47 Prozent diese befürworten würden. Auch die 27-42-Jährigen, die „Millennials“, befürworten eher stark eine Kriegsbeteiligung, während eine überwältigende Mehrheit von 84 Prozent der Über-59-Jährigen eine Entsendung ablehnt: 59 Prozent lehnen dies ab, zusätzlich 25 Prozent stark.

Auch beim Nato-Beitritt der Ukraine ist eine Mehrheit auf Konfrontationskurs. 47 Prozent sind für eine Aufnahme der Ukraine in die Nato, 29 Prozent sind gleichgültig (weder dafür noch dagegen), nur 15 Prozent sind dagegen. Ein Viertel spricht sich sogar für die sofortige Aufnahme aus, 37 Prozent meinen, der Krieg müsste erst beendet sein.

Quelle: overton-magazin.de… vom 4. August 2023

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