Russische Waschmaschinenpanzer vor Berlin
Roberto De Lapuente. Dass man die Bevölkerung ganz offensichtlich anlügt, ist das eine. Dass man es so stümperhaft tut und sie für blöd hält: Das ist aber die größere Frechheit. Ein Kommentar.
Wissen Sie noch, wie die Ukraine diesen Krieg gewann? Die ukrainische Armee schlug die Russen zurück und im Westen war klar: Unsere Werte siegen. Alles nur noch eine Frage der Zeit, aber keine Frage eines Wunders – denn dass es so kommen, dass die Ukraine den russischen Bären erlegen würde, schien manchem »objektiven« Feldherrn und NATO-Stricher schon vormals ganz klar gewesen zu sein. Die Diktatur, das wisse schließlich jeder Kindskopf, gewinne schließlich keine Kriege. Das Gute obsiegt immer. Die Presse überschlug sich, man sah Wolodimir Selenskij schon im Kreml, vor ihm kniend Wladimir Putin, der wie Vercingetorix vor Julius Cäsar seinen Waffen streckt.
Sie erinnern sich nicht an die Szene? An die Siegesfeier der Achse Kiew-Berlin-Brüssel? Wie könnten Sie auch? Deutsche Medien erzählten ja lediglich vom Beginn dieses glorreichen Sieges – vom Ende allerdings nie. Was daran liegt, dass es kein Ende gab. Es kam so nicht. Alles nur Durchhalteparolen, damit die Ukrainer auch weiterhin ihr Leben für unsere Werte hingeben. Werte, die angeblich unser Leben lebenswert und nur das der Ukrainer sterbenswert machen. Vom Sieg Kiews über Moskaus ist allerdings nichts mehr zu vernehmen. Das traut sich keiner dieser kriegstsüchtigen Lauche mehr zu sagen.
Trockenkrieger mit Bedürfnisengpässen
Stattdessen vernimmt man öffentlich-rechtlich legitimiert, dass die Ukrainer jetzt kämpfen sollen, um uns den Russen vom Leib zu halten. Sie sollen nun den Russen mürbemachen, damit die feindliche Übernahme Berlins sich verzögert. Schon erstaunlich, wie Russland wie Phönix aus der Asche stieg. Eben noch geschlagen im Felde, bezwungen von einer Armee, die eigentlich nicht kriegstüchtig ist und deren Soldaten entweder sterben oder gar nicht erst rekrutiert werden wollen – und nun schon bereit, zum großen Sprung anzusetzen und sich Europa unter den Nagel zu reißen. So schnell hat nicht mal Stalin seine Rote Armee zurück auf die Siegerstraße geführt.
Was las man nicht alles: Die russischen Soldaten wollten gar nicht in den Krieg – das verwundert freilich nicht und ist auch keine mordsmäßige Erkenntnis. Soldaten wollen das nie. Es sind ja immer Leute, die kein Blut sehen können, die anderen es saufen lassen wollen. Redaktionsbewohner, um es mit Patrik Baab zu sagen. Solche, die im sicheren Nest hocken und von dort aus Weisungen erteilen wollen. Aus der Deckung heraus treiben sie junge Menschen an, sich nicht hinter der Deckung zu verschanzen. Für diese Klientel gibt es treffende Namen: Alle sind sie justiziabel und kommen eher aus der Gosse als aus der Hochkultur. Einer davon verweist auf Selbstbefriedigung und trifft es besonders gut: Mit solchen will nämlich keiner körperlich werden und Tuchfühlung aufnehmen, weswegen diese geifernden Trockenkrieger gewisse Bedürfnisse selbst in den Griff bekommen müssen.
Dass die russische Armee also Soldaten in ihren Reihen hat, die nicht im Krieg sein wollen, ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Normalität. Eine andere Geschichte war jene, dass die Russen militärischen Mangel litten. Angeblich würde man russische Panzer mit Waschmaschinenzubehör rüsten, weil es an Material fehle. Ob das zutrifft oder nicht, scheint an dieser Stelle wirklich vollkommen gleichgültig zu sein. Nur so viel: Wie kann eine Armee, die Flickschusterei bei schwerem Gerät betreiben muss, so plötzlich zu einem Reich aufsteigen, das sich demnächst die Welt untertan machen will? Erst hieß es, die Russen überrennen die Ukraine und würden nur verbrannte Erde hinterlassen. Dann verloren die Russen angeblich und litten Mangel – und ihr Präsident sei quasi schon so gut wie tot. Nun sind sie so gut aufgestellt, dass jeder Zweifel am Einmarsch des Russen wie ein terroristischer Anschlag behandelt wird. Und was dabei am schlimmsten ist: Das präsentiert man dem Publikum ohne rot zu werden.
Laterne, Laterne …
Ja, man gibt sich noch nicht mal ein bisschen Mühe, um dieses Auf und Ab der Einschätzungen erklärbar zu machen. Man setzt voll auf die Demenz der Zuschauer. Kackdreist tischt man den Menschen dauernd andere Geschichten auf. Und ja, sagen wir es ruhig: Man lügt sie an. Das tun andere Despotien auch – geschenkt, das gehört zum Geschäft bürgerverachtender Politik und himmelschreiender Tyrannei. Dass man sich dabei aber offensichtlich noch nicht mal Mühe gibt, sondern Woche für Woche andere Betrachtungen medial streut, die sich noch nicht mal zusammenhängend erklären lassen, ist die größte Schweinerei dieser Trockenkrieger und NATO-Stricher. Damit zeigen sie, was sie von uns allen halten. Sie lügen und wollen es noch nicht mal kaschieren.
Müssen sie ja auch nicht, denn bislang fiel ihnen noch keine Lüge auf die Füße. Ob dieser Ohnmacht kommt einem ein altes Zitat von Friedrich Küppersbusch in den Sinn. Damals ging es um Guido Westerwelle, wie er, der FDPler, der von Staatsknete lebte, die Hartz-IV-Sätze kleinrechnete. So ein dreister Auftritt wäre, so Küppersbusch seinerzeit, »im vorrevolutionären Frankreich […] als der mannhafte Wunsch verstanden worden, sich immerhin die eigene Laterne auszusuchen.« 2010 hat er das so formuliert – 2025 traut man sich so eine Aussage schon sehr deutlich weniger, denn dergleichen zu schreiben, wird im kriegsgeilen Deutschland als der mannhafte Wunsch verstanden, sich immerhin den Morgen der Hausdurchsuchung aussuchen zu können.
Aber keine dieser aktuellen Lügen landet an einer Laterne – das ist metaphorisch gemeint, versteht sich. Ungeniert serviert man den Leuten Märchen, lässt sie heute einen Sieg bejubeln, um morgen schon wieder kurz vor der feindlichen Übernahme zu stehen. Für so ein Land, für diese Eliten sollen die Menschen in Deutschland wehrhaft werden wollen? Welche Werte verteidigt man denn, falls man sich dazu entscheidet: Lüge als westliches Kulturgut? Falsch ist das ja nicht. Stichwort: Minsk-Abkommen. Alles was nicht Westen ist, würden den Westen so einordnen. Ein Blick in die EU reicht außerdem, um jede Kriegslaszivität im Keim zu ersticken: In diversen Ländern hebelt man die Opposition aus, wer Frieden will, dem erklärt man den Krieg – in Deutschland greift erneut die Überwachungsfreude um sich, Gesundheitsdaten sollen auch der Polizei verfügbar gemacht werden. Medien werden domestiziert, eine Wahrheitspflicht soll installiert werden. Gleichzeitig setzt die Bahn ihre Züge gefühlt mit Waschmaschinenteilen instand. Ja, irgendwie ist hier alles so, wie man es von Russland ständig behauptet.
Quelle: overton-magazin.de… vom 10. April 2025
Tags: Deutschland, Dritter Weltkrieg, Europa, Imperialismus, Neue Rechte, Politische Ökonomie, Russland, Ukraine, USA
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