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Syrizas Vermächtnis: Vier Jahre Neoliberalismus vom Härtesten

Eingereicht on 23. August 2019 – 8:50

Katerina Selin. Am 7. Juli wurde die griechische Regierung unter der „Koalition der Radikalen Linken“ (Syriza) abgewählt. In ihrer Perspektive vom 10. Juli bezeichnete die World Socialist Web Site die vierjährige Regierungszeit von Syriza als „eine strategische Erfahrung für die griechische und internationale Arbeiterklasse“. Die pseudolinke Partei, die vor ihrer Wahl im Januar 2015 noch das Ende der Spardiktate angekündigt hatte, entpuppte sich als im Kern rechte bürgerliche Kraft, die genauso rabiat gegen Arbeiter und Flüchtlinge vorging, wie zuvor die sozialdemokratische Pasok und die rechtskonservative Nea Dimokratia (ND).

In diesem Artikel soll aufgezeigt werden, was die vierjährige Regierungspolitik von Syriza für Arbeiter, Jugendliche und Rentner in Griechenland konkret bedeutete. Syrizas „Verrat“, der der ND den Weg zurück an die Macht ebnete, war dabei kein Versehen. Wie ihre europäischen Schwesterparteien – darunter die Linkspartei in Deutschland und Podemos in Spanien – hat sie ihre Basis im wohlhabenden Kleinbürgertum, das den sozialen und politischen Interessen der Arbeiterklasse feindlich gegenübersteht.

Sparpakete des dritten Memorandums

Der Syriza-Chef Alexis Tsipras brauchte nicht einmal ein halbes Jahr, um alle falschen Versprechen über Bord zu werfen, für die er im Januar 2015 ins Amt gewählt worden war. Er setzte sich über die überwältigende Opposition der Bevölkerung gegen die Sparpolitik hinweg, die ihren deutlichen Ausdruck im griechischen Referendum vom 5. Juli fand. Stattdessen beugte sich Syriza den Kreditgebern Griechenlands – der sogenannten Troika aus Europäischer Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) – und vereinbarte das dritte „Memorandum of Understanding“, das am 20. August in Kraft trat. Es sah Kreditzahlungen von insgesamt 86 Milliarden Euro vor, die Griechenland in einzelnen Tranchen erhält, wenn es die geforderten „Reformen“ und Einsparungen erfüllt.

Nachdem Syriza in den vorgezogenen Neuwahlen vom 20. September 2015 bei einer historisch niedrigen Wahlbeteiligung von nur 56,5 Prozent wieder gewählt worden war, schmiedete sie erneut ein Koalitionsbündnis mit den ultrarechten Unabhängigen Griechen (Anel).

Die Regierung verpflichtete sich, die rigorose Ausbeutung der Arbeiterklasse fortzuführen, um die Portfolios der Banken und Konzerne zu füllen. Von den verzinslichen Krediten der Memoranden, die euphemistisch als „Hilfs-“ oder „Rettungsprogramme“ bezeichnet wurden, sind zwischen 2011 und 2015 weniger als 5 Prozent (10,6 Milliarden Euro) in den griechischen Staatshaushalt geflossen.

Den Löwenanteil des Geldes verschlangen Zinszahlungen, Schuldentilgung, Umschuldung sowie die Finanzierung von Anreizen für private Investoren. Dabei verdienten die Gläubiger kräftig. Allein Deutschland kassierte im Rahmen der Memoranden 2,9 Milliarden Euro Zinsen.

Als Teil des dritten Memorandums wurden zwischen 2015 und 2019 mindestens sieben umfassende Sparpakete im Eilverfahren durch das Parlament gepeitscht. Angaben der EU-Kommission zufolge setzte die Tsipras-Regierung 450 Einzelmaßnahmen durch, darunter unzählige Renteneinschnitte, Lohnkürzungen, Entlassungen, Steuererhöhungen und Einsparungen im gesamten öffentlichen Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswesen. Die WSWS hat regelmäßig über die Kürzungen berichtet (u. a. im Mai 2016Juni 2017Januar und Juni 2018). Zu den Maßnahmen zählten:

  • die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf 24 Prozent und die Abschaffung des Mehrwertsteuerrabatts für die Inseln;
  • die Erhöhung des Rentenalters bis 2021 auf 67 Jahre sowie die Abschaffung der bisherigen Frühverrentung;
  • massive Renteneinschnitte und die schrittweise Abschaffung der Zusatzrenten (EKAS);
  • Kürzung von Sozialleistungen;
  • die Senkung des Steuerfreibetrags von bisher 8.600 Euro auf maximal 6.600 Euro im Jahr;
  • die Umsetzung der EU-Bankenrichtlinie, vor allem zur Abwicklung insolventer Banken;
  • die Erhöhung zahlreicher Steuern und Abgaben (u.a. Treibstoff, Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Internet, Festnetztelefonie, PayTV);
  • die Anhebung der verhassten ENFIA-Steuer, einer Grund- und Immobiliensteuer, deren Abschaffung Syriza vor ihrem Amtsantritt mehrfach gefordert hatte, weil sie auch viele Arbeiterfamilien trifft, die eine kleine Wohnung oder ein Haus besitzen;
  • die Lockerung des Medikamentenverkaufs im Sinne der Pharmakonzerne;
  • die Einschränkung des Streikrechts;
  • die Einführung des sogenannten „koftis“, einer Verpflichtung zu automatischen Kürzungen und „Haushaltsanpassungen“, wenn die Sparziele verfehlt werden;
  • die Umsetzung und Vorbereitung zahlreicher Privatisierungen.

Die Rentenkürzungen riefen besonders großen Widerstand hervor. Die Polizei ging mit brutaler Härte gegen protestierende Rentner vor und setzte sogar Tränengas ein. Als sich Syriza während des Wahlkampfs in diesem Frühjahr bemühte, unter Rentnern auf Stimmenfang zu gehen, sorgte ein zynisches Werbevideo für Empörung, das alle Rentenkürzungen unter Tsipras verschwieg und eine positive Entwicklung der Rentenpolitik feierte.

Tatsächlich hat Syriza mindestens 15 Renteneinschnitte umgesetzt und die Gesundheitsausgaben für Rentner erhöht. Oft ist die Rente für ganze Familien das einzige feste Einkommen. Einer Studie des Hellenischen Verbandes von Facharbeitern, Handwerkern und Händlern (GSEVEE) von 2018 zufolge sind 51 Prozent der Haushalte auf Renten angewiesen.

Syriza demoralisierte und unterdrückte die breite Opposition gegen die Spardiktate nicht nur mit Polizeigewalt, sondern auch mit einem direkten Angriff auf das Streikrecht. Anfang 2018 protestierten Tausende Arbeiter gegen eine drakonische Einschränkung des Streikrechts, die am 15. Januar verabschiedet wurde.

Demnach sind Streiks künftig nur noch legal, wenn mindestens die Hälfte aller beitragszahlenden Gewerkschaftsmitglieder auf Betriebsebene an der Abstimmung beteiligt sind und dort mehrheitlich für die Arbeitsniederlegung votieren. Bisher reichte es, wenn ein Drittel der Mitglieder an der Abstimmung teilnahmen, in manchen Fällen auch nur ein Viertel. Das bisherige Streikgesetz war 1982 nach dem Sturz der Militärjunta eingeführt worden.

Privatisierungen unter Syriza

2016 gründete das Parlament den „Superfonds“, eine Privatisierungsbehörde, die den Ausverkauf des griechischen Staatsbesitzes organisiert und maßgeblich von den EU-Institutionen kontrolliert wird. Von staatlichen Unternehmen und Versorgungseinrichtungen über Immobilien und Ländereien bis hin zu Häfen, Flughäfen und anderer Infrastruktur – hier kommt alles unter den Hammer, was von Wert ist.

Der Superfonds (Hellenic Company of Assets and Participations) soll 99 Jahre in Betrieb sein und vereint mehrere Tochterunternehmen, darunter die bereits 2011 gegründete Privatisierungsagentur TAIPED. Die geplanten Einnahmen sollen je zur Hälfte in die Schuldentilgung und die Entwicklung der Wirtschaft fließen.

Mehrere Großprojekte wurden unter Syriza zum Abschluss gebracht:

Nachdem die EU – mit der deutschen Regierung an der Spitze – die griechische Bevölkerung ausgepresst und die Wirtschaft an den Abgrund getrieben hatte, witterten ausländische Konzerne Morgenluft. Unter ihnen die deutsche Flughafengesellschaft Fraport AG. Sie schloss am 14. Dezember 2015 einen Kaufvertrag für 14 lukrative Regionalflughäfen ab, die vorwiegend auf beliebten Touristeninseln wie Rhodos, Mykonos, Santorini und Korfu liegen. Die Übergabe fand im April 2017 statt.

Der Frankfurter Konzern, der in Teilen dem Bundesland Hessen gehört, zahlte für die Rechte des Flugbetriebs in den nächsten vierzig Jahren einen Schnäppchenpreis von einmalig 1,23 Milliarden Euro, zuzüglich 23 Millionen Euro jährlicher Pachtgebühr. Außerdem versprach Fraport Investitionen von 330 Millionen Euro in die Infrastruktur. Der griechische Staat – und damit die griechische Arbeiterklasse – übernehmen dabei zahllose Risiken und Kosten.

Gestützt auf den Kaufvertrag berichtete das deutsche Wirtschaftsmagazin WirtschaftsWoche im November 2016, dass Fraport nicht verpflichtet sei, Flughafenmitarbeiter zu übernehmen. Bei etwaigen Kündigungsentschädigungen ebenso wie bei Arbeitsunfällen müsse der griechische Staat zahlen. In zahlreichen weiteren Fällen habe Fraport Anspruch auf Entschädigung durch den Staat: bei Flugausfällen aus technischen Gründen oder wegen Streiks, bei erhöhten Betriebskosten wegen Gesetzesänderungen und bei Reparaturen oder dem Ersatz alter Maschinen. Außerdem sei der Konzern von etlichen Steuern befreit, etwa für Immobilien, Abwasserentsorgung, Müllabfuhr oder Beleuchtung.

Schon wenige Monate nach dem Deal strich Fraport satte Profite ein: Laut dem Handelsblatt verzeichnete der Konzern durch die neugegründete griechische Tochter Fraport Greece allein im Jahr 2017 eine Steigerung des operativen Gewinns um 106 Millionen Euro, etwa ein Achtel des gesamten Konzerngewinns von 808 Millionen Euro. Fraport konnte dadurch die Ausschüttungen an seine Aktionäre um 45 Prozent steigern. Gleichzeitig forderte der Konzern kurz nach dem Kauf die griechische Regierung auf, 70 Millionen Euro an Entschädigung für angebliche Mängel der Flughäfen zu zahlen.

Neben Fraport profitierten auch andere deutsche Konzerne von den Privatisierungen. So wurde der Hafen von Thessaloniki 2017 an eine internationale Investorengruppe unter Führung der Deutsche Invest Equity Partners GmbH verpachtet. Aktuell sind insgesamt 120 deutsche Unternehmen in Griechenland ansässig. Laut der griechischen Statistikbehörde war Deutschland 2017 auch der größte Handelspartner Griechenlands.

Am 10. August 2016 ging ein weiteres lange vorbereitetes Privatisierungsprojekt zu Ende: der Hafen von Piräus. Die chinesische Reederei Cosco, die schon seit 2009 einen großen Teil des Containerhafens gepachtet hatte, kaufte 51 Prozent der Konzessionsrechte für die Hafengesellschaft von Piräus (OLP). Sie erhält nach fünf Jahren weitere 16 Prozent, wenn sie die vereinbarten Investitionen von über 350 Millionen Euro leistet. Cosco ist berüchtigt für ihre Ausbeutung der Hafenarbeiter, bei denen Arbeitsunfälle und 15-Stunden-Schichten zum Alltag gehören.

Im Dezember 2017 folgte der Verkauf der staatlichen Bahngesellschaft Trainose, die mit rund 700 Millionen Euro im Minus war. Syriza ließ die Schulden abschreiben und verkaufte den Staatsbetrieb dann für einen lächerlichen Preis von 45 Millionen Euro an die italienische Bahn Ferrovie Dello Stato Italiane.

Im Dezember 2018 gingen 66 Prozent des staatlichen Erdgasunternehmens DESFA an das Beteiligungsunternehmen Senfluga. Zahlreiche weitere öffentliche Besitztümer wurden unter der Ägide von Syriza veräußert – darunter das alte Flughafengelände Elliniko im Süden Athens, wo ein Luxusviertel entstehen soll; viele Strände, Ländereien, Yachthäfen und historische Gebäude wie die Markthalle Modiano in Thessaloniki. Sie war 1925 gebaut worden und wurde von TAIPED 2017 als „eines der bedeutendsten Gebäude der Zwischenkriegszeit und als größten erhaltenen Markt im historischen Zentrum Thessalonikis“ angepriesen und verkauft. Auf dem Privatisierungsplan stehen auch der Athener Flughafen, die Autobahn Egnatia Odos und die Wasserbetriebe von Athen und Thessaloniki.

Der Politikwissenschaftler Egbert Scheunemann betonte Ende 2016 in seiner Studie „Griechenlands Staatsbetriebe im Zwangsverkauf“, dass die bis dahin privatisierten Unternehmen fast alle unter dem Marktpreis verkauft wurden, profitable Einnahmequellen für den Staat darstellten und natürliche Monopole waren, bei denen kein Anbieterwettbewerb besteht. Zudem seien die Privatisierungsverfahren oft dubios verlaufen.

Soziale Folgen

Am 20. August 2018 stieg Griechenland offiziell aus den sogenannten „Rettungsprogrammen“ der Troika aus. Syriza feierte diesen Tag als „Ende der Krise“, obwohl alle zentralen Elemente der Memoranden-Politik beibehalten und die Spardiktate noch über Jahrzehnte fortgesetzt werden. So verpflichtete sich Griechenland zu Primärüberschüssen der Haushalte bis 2060 und bleibt unter strenger Aufsicht der Gläubiger.

Die katastrophalen Folgen der Spar- und Privatisierungspolitik unter Syriza und allen Regierungen vor und nach ihr erstrecken sich auf sämtliche gesellschaftliche Bereiche. Nur ein Monat vor dem angeblichen „Ende der Krise“ wurde bei den verheerenden Waldbränden in der Urlaubsregion Mati auf erschütternde Weise sichtbar, welche tödlichen Konsequenzen die massiven Einsparungen in der öffentlichen Infrastruktur, bei der Feuerwehr und dem Zivilschutz hatten. Über einhundert Menschen starben in den Flammen von Mati.

Mit rund 18 Prozent ist die Arbeitslosigkeit immer noch auf Rekordniveau. Laut Statistikangaben von ELSTAT waren im April dieses Jahres über 30 Prozent der 15- bis 24-Jährigen und über 24 Prozent der 25- bis 34-Jährigen ohne Job. Syriza hat sich damit gebrüstet, dass die Beschäftigtenzahlen in ihrer Regierungszeit gestiegen sind. Doch tatsächlich hat sie einen Großteil der neuen Stellen durch eine Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und Ausweitung unsicherer Arbeitsverhältnisse geschaffen.

Laut dem griechischen Wirtschaftsinstitut KEPE waren weniger als die Hälfte der Neueinstellungen im vergangenen Jahr Vollzeitjobs (nur 45,7 Prozent). Der Rest setzt sich aus Teilzeitstellen (41,7 Prozent) und Arbeitsverhältnissen auf Abruf (work-in-shifts contracts) zusammen (12,7 Prozent). KEPE weist darauf hin, dass sich damit der Trend von 2017 fortsetzt und verfestigt. Außerdem stieg die Zahl der Arbeitsverhältnisse, die von Vollzeit- in Teilzeitjobs umgewandelt wurden.

Beim Social Justice Index, den die Bertelsmann-Stiftung 2017 veröffentlicht hat, landete Griechenland mit 3,7 auf dem letzten Platz aller EU-Länder. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung war 2016 von Armut und sozialer Not bedroht.

Die Auswirkungen des sozialen Niedergangs zeigen sich auch in den demographischen Zahlen: ELSTAT zufolge stieg die Todesrate von 2016 zu 2017 um 4,8 Prozent erneut an, während die Geburtenrate in demselben Zeitraum um 4,7 Prozent sank. Hinzu kommt, dass seit 2010 rund 360.000 Griechen ausgewandert sind, wie KEPE im Dezember 2018 berichtete. Hauptgründe seien Perspektivlosigkeit, niedrige Löhne und hohe Arbeitslosigkeit.

Während sich die Arbeiter bei der letzten Wahl enttäuscht und wütend von Syriza abwandten, weinten ihr die Medienlakaien der internationalen Finanzwelt ehrliche Tränen nach. Die Welt lobte in ihrem Nachruf, Tsipras habe sich „zum respektierten Staatsmann gewandelt“ und „geliefert“. Bundeskanzlerin Angela Merkel, die vor der Wahl nach Athen gereist war, um dem Syriza-Premier den Rücken zu stärken, „könnte sich noch nach der Epoche Tsipras zurücksehnen“, so die Welt.

Die Financial Times erklärte Ende Juni – kurz vor den Wahlen – in aller Offenheit, welchen Nutzen Syriza für die Finanzoligarchie hatte. Zum einen habe sie die Bedingungen für Investoren verbessert und zum zweiten soziale Opposition in Schach gehalten. In den Worten der FT: „Wie die Erfahrung mit Gerhard Schröder in Deutschland und Tony Blair in Großbritannien zeigte, ist es für linkere Regierungen tendenziell einfacher, harte Gesetze durchzusetzen. Ebenso hat es Tsipras geschafft, harte Maßnahmen zu verabschieden, ohne dabei in den letzten Jahren soziale Unruhen auszulösen. Das wäre bei einer rechten Regierung nicht möglich gewesen.“

Tsipras und Trump schütteln Hände bei einer gemeinsamen Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses, 17. Oktober 2017 (Quelle: The White House)

„Zeig mir Deine Freunde und ich sag Dir, wer Du
bist.“ – Wer dieser Maxime folgte, erhielt schnell ein klares Bild von Syrizas
Politik. Schon in den ersten Tagen nach den Wahlen im Januar und September 2015
schmiedete Premierminister Alexis Tsipras ein Koalitionsbündnis mit den Unabhängigen Griechen (Anel),
einer ultrarechten Abspaltung der konservativen Nea Dimokratia (ND). Anel, die
in beiden Parlamentswahlen von 2015 weniger als 5 Prozent bekam, ist
mittlerweile in der politischen Versenkung verschwunden.

Aber sie hat die ihr zugedachte Rolle gespielt.
Tsipras wählte seinen Koalitionspartner nicht trotz, sondern wegen dessen
reaktionärem Nationalismus, aggressivem Militarismus und Fremdenfeindlichkeit.
Beide Parteien verfolgten im Kern dieselben Ziele, für die Anels langjährige
Verbindungen zum Militär und Polizeiapparat von Nutzen waren.

Der Skandal um Anel-Politiker Dimitris Kammenos im
September 2015 warf ein erstes Schlaglicht auf die Sorte Rechtsextremer, die
nun dank Syriza Regierungsposten ergatterten. Nur einen Tag nach seinem
Amtsantritt als stellvertretender Infrastrukturminister musste Dimitris
Kammenos wegen antisemitischer, rassistischer und homophober Äußerungen das
Feld räumen.

Erhöhung der Militärausgaben

Tsipras übergab das einflussreiche
Verteidigungsministerium dem Anel-Chef Panos Kammenos, als Stellvertreter wurde
der Syriza-Politiker Dimitris Vitsas ernannt. Kammenos pflegte nicht nur engste
Beziehungen zur Armee, sondern auch zur orthodoxen Kirche und zur
Wirtschaftselite Griechenlands. Er war zwanzig Jahre lang ND-Abgeordneter
gewesen und hatte als Vize-Schifffahrtsminister zwischen 2007 und 2009 den
Interessen der reichen Reeder gedient.

Während sie Rentner und Arbeiter weiter
ausplünderten, sorgten Syriza und Anel dafür, dass die ohnehin horrenden
Militärausgaben stiegen. Aktuellen Zahlen des Stockholmer Friedensinstituts
Sipri zufolge hat Griechenland 2018 rund 2,4 Prozent seines Bruttoinlandsprodukt
(BIP) für die Streitkräfte ausgegeben – und liegt damit im Nato-Bündnis auf
Platz zwei, direkt hinter den USA.

In Syrizas Amtszeit erhöhte sich das Militärbudget
von 4,6 Milliarden US-Dollar im Jahr 2014 auf 4,9 Milliarden US-Dollar im Jahr
2018 (inflationsbereinigt auf den US-Dollar von 2017; die nominalen Ausgaben
lagen 2018 bei 5,2 Milliarden US-Dollar bzw. 4,4 Milliarden Euro).

Angaben des europäischen Statistikamts Eurostat für
2017 zeigen, dass Griechenland 5,3 Prozent seines Gesamthaushalts für
Verteidigung ausgab – im Vergleich mit allen anderen EU-Ländern hat nur Zypern
einen höheren Verteidigungsanteil.

Militärkooperationen mit Israel, USA und Ägypten

Ein bedeutender Teil dieser Gelder floss in eine
vertiefte militärische Zusammenarbeit mit Regierungen, die für ihre gefährliche
Kriegspolitik im Nahen Osten und blutige Unterdrückung der eigenen
Arbeiterklasse berüchtigt sind.

Bereits im Juli 2015 unterzeichnete Griechenland
eine militärische Vereinbarung mit Israel unter
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der die Palästinenser unterjocht und als
rechte Hand Trumps im Nahen Osten agiert. Das Abkommen ermöglichte israelischen
Piloten, in Griechenland zu trainieren, und öffnete der israelischen Armee
verstärkten Zugang zu den Nato-Strukturen in der Ägäis. Im selben Monat hielt
Israel ein elftägiges Kampfmanöver in der Nähe des Bergs Olympus ab. Die
griechische Armee nahm im Gegenzug bei einem Manöver in Israel teil, das u.a.
ein gemeinsames Kampftraining der Luftwaffe beider Länder vorsah.

Im Januar 2016 schloss die Syriza-Regierung dann
ein weiteres Abkommen mit Israel und Zypern. Im Mittelpunkt standen eine engere
wirtschaftliche Zusammenarbeit angesichts der wertvollen Gasquellen im
Mittelmeer sowie der Ausbau der militärischen und geheimdienstlichen
Beziehungen, auch im sogenannten „Kampf gegen Terror“.

Griechenland wird damit zu einem bedeutenden
Partner Israels in der Konfrontation mit dem Iran. Wie das US-Magazin Washington
Monthly
 in diesem Juni betonte, besteht für Israel „der Hauptvorteil
der trilateralen Beziehung darin, dass sie dazu beitragen kann, Teheran daran
zu hindern, seinen Einfluss in die Türkei auszuweiten. Israel sieht die
Partnerschaft wahrscheinlich auch als zusätzlichen Mechanismus, um potentielle
iranische Lieferketten für Waffen, Güter und Artillerie in den Libanon und nach
Gaza zu blockieren.“

Das enge Verhältnis zum Netanjahu-Regime geht mit
einer verstärkten militärischen Kooperation mit den USA einher.
Nur wenige Tage nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten im November 2016
erklärte Verteidigungsminister Kammenos gegenüber der konservativen
Zeitung Kathimerini, dass Griechenland neben der Modernisierung
seiner Kampfjets F-16 Viper – was rund 2,4 Milliarden Dollar kostet – auch
zwanzig Tarnkappen-Kampfflugzeuge vom Typ F-35 erwerben wolle.

Beide Modelle werden vom US-Rüstungskonzern
Lockheed Martin produziert, der für einen F-35A-Jet etwa 90 Millionen Dollar
verlangt. Kammenos schlug vor, die Rüstungsdeals über Mittel aus dem
Militärhilfe-Programm der USA zu finanzieren. 2017 machte er einen ersten
offiziellen Schritt für den Antrag der Kampfjets und traf sich mit
verschiedenen US-Vertretern. Laut Sipri importiert Griechenland die meisten
Waffen aus Deutschland, gefolgt von den USA.

Im Oktober 2017 besuchte Tsipras das Weiße Haus und warf
sich der Trump-Regierung zu Füßen. Die Beziehungen zu den USA seien „so gut wie
nie“ seit dem Zweiten Weltkrieg, tönte er und dankte für die Hilfe in Sachen
„Sicherheit und Verteidigung“. Als ein Journalist auf Tsipras’ frühere Kritik
an Trump anspielte, widersprach der griechische Premier und erklärte: „Wir
teilen gemeinsame Werte.“

Zu diesen „Werten“ zählte die Kriegspolitik im
Nahen Osten. Ein wichtiges Ziel beider Regierungen war der Ausbau der
Nato-Basis in der Souda-Bucht auf Kreta. Laut einem Artikel der Le
Monde diplomatique
 vom 22. November 2017 haben die Aktivitäten der
US-Marine in Kreta „in den Jahren 2016 und 2017 spektakulär zugenommen“. Dort
liegt der strategisch bedeutsame Tiefwasserhafen von Marathi, den die US-Marine
braucht, um nuklear betriebene Flugzeugträger festzumachen und der bei allen
US-Interventionen – von Irak und Afghanistan bis Libyen und Syrien – laut Le
Monde
 eine „zentrale logistische Rolle“ spielt und zudem als
„Startrampe für die Operationen der US-Luftwaffe in der Region“ dient. Der
Stützpunkt habe damit besondere Relevanz für die Konfrontation mit Russland und
China.

Im September 2018 traf sich US-Armeechef Joseph
Dunford zu Beratungen mit seinem Amtskollegen Evangelos Apostolakis in Athen.
Gegenüber der Presse erklärte Dunford, dass die USA ihre militärischen
Aktivitäten in der Region noch mehr ausweiten wollen, worauf Griechenland
positiv reagiert habe. Er betonte die Bedeutung Soudas und die „Potentiale für
Operationen im östlichen Mittelmeer“.

Die Syriza-Regierung hatte auch einen Waffendeal
über 66 Millionen mit der reaktionären Monarchie Saudi-Arabiens ausgehandelt.
Die geplante Lieferung von 300.000 Panzergranaten, die wahrscheinlich in dem
blutigen Krieg gegen den Jemen eingesetzt worden wären, wurde erst auf Eis
gelegt, nachdem Amnesty International im November 2017 dagegen protestierte und
die Regierung wegen Ungereimtheiten bei der Vertragsschließung unter Beschuss
geriet. Trotzdem stellte sich Tsipras hinter Kammenos und verteidigte den Deal
als „vorteilhafte Vereinbarung für den griechischen Staat“.

Vielleicht am deutlichsten zeigte sich der
militaristische und zutiefst arbeiterfeindliche Charakter der Syriza-Regierung
an der öffentlich zur Schau getragenen Freundschaft zwischen Tsipras und
General Abdel Fatah Al Sisi, dem „Schlächter von Kairo“, der seit 2013 eine
brutale Militärdiktatur in Ägypten anführt.

Schon wenige Monate nach seinem Amtsantritt reiste
Tsipras zum Dreiergipfel der Mittelmeerländer Griechenland, Ägypten und Zypern,
der seit 2014 jährlich stattfindet und eine stärkere Zusammenarbeit in den
Bereichen Militär, Sicherheit und Wirtschaft ermöglicht. 2017 nahmen ägyptische
Marine- und Luftstreitkräfte an der gemeinsamen Militärübung „Medusa 5“ mit der
griechischen Marine teil. Wie dieses Video zeigt, kam Kammenos höchstpersönlich, um die
ägyptischen Soldaten willkommen zu heißen.

2018 lud dann Griechenland zum Mittelmeergipfel auf
Kreta ein. Die Bilder, die den lachenden Tsipras Seite an Seite mit Al
Sisi zeigen, sollten auch ein deutliches Signal an die griechische
Arbeiterklasse senden: Falls ihr es wagt, euch wie die ägyptischen Massen in
einer Revolution zu erheben, droht euch der gleiche konterrevolutionäre Terror
– Massenverhaftungen, Folter und Hinrichtungen.

Ebenfalls 2018 fädelte Syriza ein Abkommen mit Mazedonien
ein, um den jahrelangen Namensstreit zu beenden und so den Beitritt des kleinen
Balkanstaats zur Nato zu ermöglichen. Bei all dem
nationalistischen Aufruhr, den dieser Namensdeal hervorrief, erwies Tsipras in
erster Linie den imperialistischen Mächten einen großen geopolitischen und
wirtschaftlichen Dienst und erhielt dafür von Nato-Chef Jens Stoltenberg, der
EU und der Trump-Regierung Beifall.

Im Inland führte die Vereinbarung mit dem
nunmehr offiziell umbenannten Nordmazedonien zum Bruch mit Anel. Den Rücktritt
von Panos Kammenos nutzte Tsipras, um die ultrarechten und militaristischen
Tendenzen im Staat zu stärken. Er ernannte den bisherigen Oberbefehlshaber der
Armee, Evangelos Apostolakis, zum Verteidigungsminister und erhob damit zum
ersten Mal seit Ende der Militärdiktatur einen aktiven Militär ins Ministeramt.

Syrizas Vermächtnis: Vier Jahre Kürzungen,
Privatisierungen, Militarismus und Angriffe auf Flüchtlinge

Auch auf dem Gebiet der Innenpolitik ließ die
Syriza-Regierung alle Hüllen fallen. Das zeigte schon früh die Personalie
Giannis Panousis: Der Kriminologe und frühere Pasok-Politiker wurde stellvertretender
Innenminister, zuständig für Bürgerschutz und Polizei. Panousis forderte u. a.
die Wiedereinführung der kommunalen Polizei, rigorosere Verbrechensbekämpfung
und mobile Einheiten in ausgewählten Regionen. Er sorgte auch dafür, dass die Polizei bei Demonstrationen weiterhin
Waffen trug
 – was Syriza vor der Wahl noch abschaffen wollte.

Panousis hetzte in Pressekommentaren gegen Linke
und behauptete, das linksautonome Athener Viertel Exarchia werde „von der Mafia
kontrolliert“. Im April 2015 ließ er auf Anweisung Tsipras’ das von Anarchisten
besetzte Rektoratsgebäude der Athener Universität mit Polizeigewalt
und Tränengas räumen und 18 Personen verhaften.

Laut Eurostat-Angaben stiegen in Griechenland die
Ausgaben für Öffentliche Ordnung und Sicherheit – darunter auch die Polizei –
von 3,9 Prozent des Gesamthaushalts 2015 auf 4,5 Prozent im Jahr 2017.

Der Law-and-Order-Kurs der Syriza-Regierung
spiegelte sich auch in weiteren Personalentscheidungen wider. So wurde der
frühere Innenminister der rechten Regierung von Kostas Karamanlis (Nea
Dimokratia – ND), Prokopis Pavlopoulos, auf Vorschlag von Tsipras
Staatspräsident und der frühere Geheimdienstchef unter Karamanlis, Dimitris
Papangelopoulos, stellvertretender Justizminister.

Im August 2018 avancierte die langjährige
ND-Politikerin Katerina Papakosta zur stellvertretenden Bürgerschutzministerin
und kontrollierte damit die Polizei. Sie hatte kurz zuvor eine neue rechte
Partei gegründet (Nea Elliniki Ormi). Dass sie von dem Neonazi-Denken vieler
Polizisten nicht weit entfernt ist, bewies sie durch übelste Flüchtlingshetze:
„Die illegalen Einwanderer fluten unsere Grenzen zu Tausenden, wie die
Kakerlaken“, erklärte Papakosta 2012.

Nach dem Ende der Koalition mit Anel im Januar
holte Tsipras eine ganze Reihe ultrarechter Anel-Politiker in seine Fraktion
und auf seine Wahllisten, darunter Terence Quick, zuletzt Staatssekretär im
Außenministerium, Thanasis Papachristopoulos, Vassilis Kokkalis, Kostas
Zouraris und Marina Chrysoveloni, Pressesprecherin für Anel. Auch Papakosta
landete im Juli auf der Syriza-Wahlliste. Die ehemalige Anel-Politikerin und
Tourismusministerin Elena Kountoura, Tochter eines bekannten Generals und
Monarchisten, gewann sogar für Syriza einen Sitz im EU-Parlament.

Flüchtlingspolitik

Entgegen ihrer Wahlversprechen setzte Syriza die
menschenverachtende Migrationspolitik ihrer Vorgänger nicht nur fort, sondern
verschärfte sie sogar dramatisch.

Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten
Nationen (UNHCR) flohen mit Beginn der Flüchtlingskrise allein im Jahr 2015
über 850.000 Menschen – die meisten aus den Kriegsgebieten Syrien, Afghanistan
und Irak – von der Türkei über das Mittelmeer nach Griechenland. Hunderte
Flüchtlinge bezahlten die gefährliche Überfahrt auf dem Schlauchboot mit dem
Leben.

Die griechische Regierung und die EU, die für die
tödliche Kriegs- und Abschottungspolitik verantwortlich sind, ließen die
erschöpften und traumatisierten Menschen, darunter viele Frauen und Kinder, in
notdürftigen Zeltlagern, Baracken oder unter freiem Himmel ohne hygienische Mindeststandards
ausharren und von der Polizei misshandeln.

Um die Flucht der Menschen in die EU zu stoppen, vereinbarten
die Nato-Länder auf Initiative Griechenlands, Deutschlands und der Türkei im
Februar 2016 einen Militäreinsatz in der Ägäis. Unter dem
Vorwand des Kampfs gegen „Schlepper“ und „illegale Migration“ soll die
andauernde Nato-Operation in Zusammenarbeit mit der Grenzschutzagentur Frontex
und den griechischen und türkischen Behörden die Festung Europa militärisch
abriegeln und zugleich stärkere Präsenz gegen Russland zeigen.

Im selben Zeitraum vereinbarten die
Westbalkanländer, darunter Nordmazedonien, die Schließung ihrer Grenzen und
hinderten so die Flüchtlinge daran, nach Nordeuropa weiterzureisen. Rund 8.500
Flüchtlinge saßen plötzlich an der griechisch-mazedonischen Grenze fest. Die
schockierenden Bilder über die furchtbaren Zustände im
provisorischen Lager von Idomeni gingen um die Welt.

Doch die griechische Regierung und die EU
verfolgten eine gnadenlose Politik der Abschreckung. Am 18. März schlossen sie
ein kriminelles Abkommen mit der Türkei, das die
Inhaftierung der Flüchtlinge in als „Hotspots“ bezeichneten Konzentrationslagern
und ihre möglichst rasche Abschiebung in die Türkei vorsah.

Der EU-Türkei-Deal, den die Syriza-Regierung
als Türsteher der Festung Europa umsetzte,
hebelte das Grundrecht auf Asyl aus und wurde von mehreren
Menschenrechtsorganisationen sowie den Vereinten Nationen als illegal
eingestuft. Eingesperrt in den
überfüllten Hotspots leben Tausende Flüchtlinge mittlerweile schon seit Jahren
unter katastrophalen Verhältnissen. Zwei Monate nach dem Deal ging die
Syriza-Regierung mit Tränengas und Blendgranaten gegen
protestierende Flüchtlinge in Idomeni vor und ließ das wilde Lager räumen.

Der griechische Staat ist für unzählige
Misshandlungen, Krankheiten und Todesfälle von Flüchtlingen verantwortlich,
aber nur selten kommt ein Fall vor Gericht. In diesem Juli reichte eine
syrische Familie wegen des Tods ihres Vaters im Moria-Lager auf Lesbos Klage
ein. Der 46-jährige Mustafa Mustafa war im Januar 2017 beim Schlafen im Zelt an
einer Kohlenmonoxidvergiftung erstickt, weil er versucht hatte, mit einem
selbstgebastelten Ofen der nassen Winterkälte zu trotzen. In derselben Woche
starben auch ein 20-jährige Ägypter und ein junger Pakistani an derselben
Ursache.

Nur in einzelnen Fällen wurde Griechenland vor dem
Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte zu Entschädigungszahlungen
verurteilt. So erhielten in diesem Jahr vier minderjährige Flüchtlinge aus
Afghanistan, die 2016 unter widerrechtlichen Umständen in Zellen eingesperrt
worden waren, und neun minderjährige Flüchtlinge aus Marokko, Irak und Syrien
jeweils 4.000 bis 6.000 Euro.

Die wachsenden Proteste von Flüchtlingen, Anwohnern
und Helfern wurden mit Polizeigewalt und Schikanen unterdrückt. Als faschistische
Schläger am 22. April 2018 einen Flüchtlingsprotest auf Lesbos attackierten,
schritt die Bereitschaftspolizei hingegen nicht ein. Tsipras hatte diese
migrantenfeindlichen Kräfte zuvor noch ermutigt, indem er das Urteil eines
griechischen Verwaltungsgerichts aufhob, das ein Ende der Inhaftierung von
Flüchtlingen auf den Inseln forderte.

In diesem Frühjahr ordnete die Regierung die Zwangsräumung von vier
Hausbesetzungen im Stadtteil Exarchia an und setzte 200 bis 300 Flüchtlinge,
die dort gelebt hatten, vor die Tür. Die nunmehr obdachlosen Geflüchteten
errichteten ein Protestlager am Syntagma-Platz, das Ende April ebenfalls von
der Polizei geräumt wurde.

In Absprache mit der EU behinderte die
Syriza-Regierung auch die Arbeit von NGOs und Journalisten und kriminalisierte humanitäre Hilfe. Das zeigte der
Fall der syrischen Profischwimmerin und Flüchtlingshelferin Sara Mardini, die
selbst 2015 mit dem Boot nach Griechenland geflohen war. Zusammen mit über 30
Mitgliedern der NGO Emergency Response Centre International (ERCI) wurde sie im
August 2018 wegen angeblichen Menschenhandels und Teilnahme an einer
„kriminellen Vereinigung“ angeklagt und mehrere Monate inhaftiert.

Die Fakten der vierjährigen Amtszeit Syrizas
sprechen für sich. Auf jedem Gebiet – in der Sozial- und Wirtschaftspolitik,
der Außen- und Innenpolitik und der Flüchtlingspolitik – hat die pseudolinke
Partei zusammen mit ihrem rechtsextremen Koalitionspartner die Interessen der
herrschenden Klasse gegen Arbeiter, Rentner und Jugendliche mit aller Härte
durchgesetzt und so der neuen rechtsextremen ND-Regierung unter Kyriakos Mitsotakis
den Weg gebahnt. Diese hat bereits in den ersten Monaten ihrer Amtszeit
gezeigt, dass sie den rechten Kurs der Syriza-Regierung fortsetzt und
verschärft.

Quelle: wsws.org…Vom 23. August 2019

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