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Neuaufbau einer revolutionären Linken in Griechenland

Eingereicht on 8. November 2019 – 16:13

New Militant. Ein aktuelles Interview mit Mitgliedern von Kokkino Nima (ehemalige Mitglieder der DEA) über ihre Erfahrungen innerhalb der Organisation, mögliche Perspektiven für die griechische Linke und die politischen Lehren, die sie

in diesem Zeitraum akkumuliert haben. Das Gespräch fand am 5. Juni 2019 statt.

Wir haben mit Alexis Liossatos und Vasilis Morelas von Kokkino Nima (Roter Faden) gesprochen, einer revolutionären Organisation, die hauptsächlich aus Genossinnen und Genossen besteht, die im vergangenen Jahr die DEA (International Workers Left) verlassen haben. Die DEA war eine Schwesterorganisation der [Anfang 2019 aufgelösten, v.a US.-amerikanischen] ISO in Griechenland, die sich 2001 von der SEK (der griechischen Schwesterorganisation der britischen SWP) und der International Socialist Tendency getrennt hatte.

Ähnlich wie bei der ISO führte die Trennung von der IST jedoch nicht zu einem Bruch mit den bürokratischen Organisationspraktiken. Ihre Erfahrung hat gezeigt, dass die DEA weitgehend unter den gleichen Problemen leidet wie die ISO: eine bürokratische Partei, die meistens opportunistisch hinter den reformistischen politischen Kräften hinterhertrabt.

Die DEA beteiligte sich von 2004 bis 2015 an SYRIZA. Nach dem Regierungsantritt von SYRIZA und der anschließenden Kapitulation im Jahr 2015 schloss sich die DEA einem großen Teil der «breiten Parteispaltung» an und half mit bei der Gründung von LAE (Volkseinheit), einer ebenfalls von Reformisten dominierten Wahlfront. Die DEA beteiligte sich an der LAE und nimmt immer noch daran teil.

Die Genossen stellen fest, dass es innerhalb von Kokkino Nima keine Homogenität bezüglich der von uns gestellten Fragen gibt. Sie haben sie noch auf keiner Konferenz vollständig diskutiert, und daher spiegeln die Antworten ihre persönlichen Ansichten wider, obwohl sie viele Ideen teilen.

Die Hauptseite (auf Griechisch) für Kokkino Nima ist https://www.redtopia.gr/

Eure Organisation begann als Teil der DEA, was waren einige der wichtigsten politischen Debatten im Vorfeld Eures Bruches/Ausschlusses?

VM: Es gab zwei grundlegende Aspekte: die politische Linie und die innere Demokratie.

Was den ersten Aspekt betrifft, so war die Politik der DEA lange Jahre völlig wirkungslos, sowohl in Zeiten der Krise als auch der kapitalistischen Entwicklung. Es kam zu einer völligen Verzerrung der Taktik der Einheitsfront in eine Entrismus-ähnliche Politik, die zu einer langfristigen Fusion – elektoral, organisatorisch und schließlich politisch – mit den Reformisten führte.

Abgesehen von der theoretischen Inkonsistenz der Linie (eine, die mit einem völligen Mangel an theoretischer Bildung der Mitglieder über viele Jahre kombiniert wurde), scheiterte diese Entrismus-ähnliche Strategie völlig am Wachstum der Organisation. Im Gegenteil, es gab wichtige Beispiele, dass Mitglieder uns in das reformistische Lager oder in die politische Inaktivität hinein verließen. Auch viele, die bei der DEA blieben, täuschten sich zunächst – und waren später bitter enttäuscht – über die Möglichkeiten von SYRIZA.

Als die Spaltung durch die Führung provoziert wurde, hatten wir 202-205 Mitglieder – die gleiche Zahl wie vor dem Aufstieg und dem Zusammenbruch von SYRIZA.

Im Grunde genommen begann die Organisation 2001 als theoretisch und organisatorisch schwaches Projekt und setzte auf eine Strategie mit zwei Säulen: die Arbeit mit eigenen politischen Initiativen (hauptsächlich an einigen wenigen Arbeitsplätzen, mit antirassistischer Arbeit und Campusarbeit) und die enge Zusammenarbeit mit Reformisten. Diese Zusammenarbeit wandte sich jedoch schnell von Massenaktionen (Sozialforum und Demonstrationen) ab. Sobald die Antikriegsbewegung zurückging, wurde die Einheitsfront neu als Wahlbündnis interpretiert.

Die DEA hatte von der IS (International Socialist Tendency) eine problematische antidemokratische Tradition geerbt, obwohl sie weniger offensichtlich und formalisiert war. Von Anfang an vernachlässigte sie es, ihre eigenen Unzulänglichkeiten und politischen Fehler zu korrigieren (z.B. warum haben uns unsere prominentesten Gewerkschafter und Gewerkschafterinnen verlassen und sich den Reformisten angeschlossen?) und entwickelte nie einen konkreten Plan. Zusammengefasst entwickelte sich eine Organisation, die die erste Säule aufgegeben hat (die sich mit ihren eigenen spezifischen Initiativen aufbaut) und ihre Existenz nur auf Zusammenarbeit und Fusion mit den Reformisten gründete.

Neben der Versuchung und der Ungeduld hinsichtlich einer Abkürzung hin zu politischem Einfluss war auch der finanzielle Faktor entscheidend für die Degeneration. Besonders nach 2012, als SYRIZA bei den Parlamentswahlen den zweiten Platz belegte, erhielt die DEA große Mengen an Bargeld aus Parlamentszuschüssen und erhöhte auch die Zahl der bezahlten Organisatoren. Die Grössenordnung erreichte fast einen professionellen bezahlten Organisator pro zehn Mitglieder. So entstand ein Apparat, der in der Arbeiterklasse keine Unterstützung fand und zunehmend auf Geld aus anderen Quellen angewiesen war.

Politische Desorientierung und die antidemokratische Kluft zwischen Führung und Basis zeigten sich an verschiedenen Symptomen. Die Sonntagsschule für Migranten war eine antirassistische Initiative der DEA aus dem Jahr 2003. Doch in den letzten Jahren wurde jede antirassistische Arbeit immer mehr vernachlässigt oder aufgegeben. Am Ende war das Geld das einzige Interesse, das die Führung der DEA an den Anti-Rassismus band: So konnte sie ständig Geld von der Sonntagsschule für den Schatz der DEA «leihen» oder abzweigen. Ein weiterer wichtiger finanzieller Skandal war die chronische Veruntreuung von rund 250.000 Euro durch den Hauptgründer und angesehenen Führer der DEA, GH, die 2013 aufgedeckt wurde. Er kam nie vor Gericht, und sein Ausschluss fiel mit der politischen Wende der DEA zugunsten der Slogans der «Linksregierung» und der «Vereinigung» mit SYRIZA zusammen. Während sie zuvor jahrelang dagegen waren, war die Mehrheit des Zentralkomitees (ZK) irgendwie vom Gegenteil überzeugt. Natürlich wurde diese 180-Grad-Wende nie mit der Basis diskutiert, abgesehen von einer ultrakurzen Diskussion an einer Konferenz im Jahr 2013 (die mit unbeantworteten schriftlichen Fragen vollgestopft war und einer Kundgebung um die Führung nach dem Veruntreuungsskandal, etc.)

Das Endergebnis war ein allmählicher politischer Niedergang. Als Karikatur verschmolz die internationalistische DEA mit der LAE (Popular Unity), einer «Wahlfront» mit nationalistischen linken Kräften (und anderen sozialdemokratischen oder gar rechten Kräften) und einem kapitalistisch protektionistischen Wirtschaftsprogramm. Sie haben dabei nichts gewonnen, außer eigens dafür bezahlten Fachleuten. (Wir schätzen, dass, wenn es der LAE nicht gelingt, in das Europäische Parlament oder das nationale Parlament einzutreten, die DEA die LAE schließlich verlassen wird. Es scheint, dass sie sich jetzt darauf vorbereiten.)

AL: Viele Genossinnen und Genossen äußerten jahrelang Bedenken über die Taktik der Einheitsfront (EF) und die Art und Weise, wie die Organisation aufgebaut wurde. Im Jahr 2015, als Tsipras bereits das dritte Memorandum unterzeichnet hatte und die DEA sich von SYRIZA getrennt hatte und sich der Volkseinheit (LAE) anschloss, verdrängten die Meinungsverschiedenheiten innerhalb von uns das Ziel, eine stärkere und größere Organisation aufzubauen; dies war nach dem Verrat von SYRIZA nicht erreicht worden. Im Gegenteil, die DEA hatte viele Mitglieder verloren, da sie als P.Lafazanis‘ (der reformistische Führer der LAE) Partner angesehen wurde, der inzwischen versucht, elektoral zu überleben, indem er sich mit ehemaligen sozialdemokratischen, unpolitischen oder gar rechten Kräften zusammenschließt oder versucht, sich mit diesen zu vereinen.

Die Bilanz von SYRIZA und LAE war eindeutig negativ. Wir hatten nicht nur weniger Mitglieder als 2008, sondern auch einen Zusammenbruch unserer Gewerkschaftsarbeit und des Roten Netzwerkes (einer hoffnungsvollen Initiative der DEA, einem Netzwerk von nicht integrierten SYRIZA-Mitgliedern, die die DEA und den linken Flügel von SYRIZA unterstützten, dem 150 Mitglieder angehörten). Viele lokale Niederlassungen schwächten sich deutlich ab. Es gab eine bewusste Untergrabung der Initiative «Schafft den Rassismus raus», die von einer bedeutenden Kraft in der griechischen antirassistischen Bewegung zu einem bloßen «Markennamen» wurde, da sie angeblich von einem Kader kontrolliert wurde, der der Führung gegenüber illoyal war.

Es gab auch den Verlust von politischen und organisatorischen Fähigkeiten wie denjenigen, die am Aufbau einer Gruppe an einem Arbeitsplatz oder an einer Universität beteiligt waren, die sich mit den täglichen oder lokalen Problemen der Menschen beschäftigten, in der Öffentlichkeit für nicht-elektorale Themen sprachen, Diskussionen über Ideologie im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Konjunktur führten, usw. Bereits 2014 soll die DEA-Mitgliedschaft 250 Personen überschritten haben. Im Kongress 2018 wurden wir offiziell durch das Bulletin informiert, dass es 202 Mitglieder gab, von denen die Hälfte praktisch inaktiv war, und nur 1/3 von ihnen half, die Zeitung zu verkaufen. Heute schätzen wir, dass es noch etwa 100 Mitglieder sind. In den Jahren 2013-2014 begannen wir als Rotes Netzwerk aufzutreten (anstatt wie bisher als DEA zu demonstrieren). All dies wird durch offizielle Bulletins und Dokumente untermauert. Die meisten Kundgebungen waren eine Angelegenheit für eine lokale Sektion oder eine Gruppe von Sektionen und nicht für die gesamte Organisation (in Athen, wo es mehr als eine Sektion gibt). Das ZK-Bulletin dokumentiert dies und so gab es in den meisten Fällen sehr kleine DEA-Blöcke von 20 bis 50 Personen.

Obwohl die DEA zwischen 2004 und 2009 die Einheit in Kampagnen mit den reformistischen Kräften und die unabhängige Aktivität in der Arbeiter-, Studenten- und Antirassismus-/Antifaschismusbewegung verband, führte die Hinwendung zur Wahlpolitik als Schwerpunkt ihrer Arbeit dazu, dass die Fronten und Initiativen der DEA (wie «Schafft den Rassismus raus», Gewerkschaftsgruppen usw.) schrumpften oder zusammenbrachen. Im Mittelpunkt stand der Aufbau von SYRIZA-Ablegern nach «unserem Beispiel». Dies hatte einen großen Einfluss auf die Zusammensetzung der DEA und führte dazu, dass die oben genannten Gruppen Teil der SYRIZA-Organisationen wurden oder diese aufgaben. Die Organisation selbst verlor dabei ihren Einfluss und ihr Vertrauen.

Unserer Meinung nach ist die Taktik der Einheitsfront kein mittelbares, exklusives, langfristiges Bündnis mit einer bestimmten reformistischen Strömung. Es ist definitiv keine Umwandlung von gemeinsamen Plattformen in politische Parteien, die gemeinsam mit den Reformisten gegründet wurden. Da die reformistische Seite nicht ausreichend und offen kritisiert wurde, wurden wir unter einer reformistischen Führung zum Kampf gegen das System geführt. Darüber hinaus zwang uns der Aufbau derselben Partei mit den Reformisten dazu, uns an die Disziplin der Mehrheit zu halten. So tauchte der Reformismus fälschlicherweise wieder auf als Führung und Strategie für die Arbeiterklasse im Kampf gegen das System. Die Revolutionäre waren auf eine Hilfsrolle beschränkt.

Die Einheitsfront bedeutet nicht, mit Reformisten im Allgemeinen zusammenzuarbeiten, und ist nicht langfristig. Es ist eine Taktik mit zwei Aspekten: sich um spezifische Kämpfe gegen das System bei einem gleichzeitigen Kampf (nicht «Zusammenarbeit») gegen den Reformismus zu vereinen; mit einer klaren Position, dass die reformistische Führung und das reformistische Programm zu schmerzhaften Niederlagen führen werden.

Das Konzept einer «Breiten Partei» in der DEA wurde zum Synonym für eine graduelle und schlecht durchdachte Anwendung der Einheitsfront. Kollektive Verfahren in der DEA wurden nur durch vorgefertigte Beschlüsse des ZK geprägt. Die einzig sinnvolle Debatte über die Beschlüsse beschränkte sich auf die ZK-Sitzungen. Es wurden Illusionen gepflegt, dass die «Breite Partei» «aufgrund unserer Arbeit» ihren Kurs ändern könnte, «wenn wir Druck auf ihre Mitglieder ausüben» und den Kampf um die Ausrichtung der Kräfte innerhalb von SYRIZA gewinnen. Illusionen wurden gefördert, um die Reformisten zu zwingen, in die richtige Richtung zu gehen und so zu einem geeigneten Instrument für unsere Klasse zu werden. Die politische Unabhängigkeit unserer eigenen Organisation wurde untergraben, insbesondere unser Recht auf öffentliche Auseinandersetzung und Konfrontation, sowohl in Theorie als auch in der Praxis. Wenn heute, d.h. in diesem historischen Kontext, die Bedürfnisse des Kampfes von der «Breiten Partei» abgedeckt werden, dann wird die Notwendigkeit des revolutionären Aufbaus untergraben. Wie kann eine revolutionäre Linke aufgebaut werden, wenn sie das reformistische Programm und die Eignung der reformistischen (Breiten Partei-)Führung «anerkennt»?

Nachdem sie SYRIZA verlassen hatte, wartete die DEA für jede Aktion auf die Genehmigung der LAE, anstatt sich an die übrigen linken Organisationen (einschließlich der LAE) zu wenden und zu versuchen, die LAE zu zwingen, einer bestimmten Richtung zu folgen. Der Fehler wurde zu einem Verbrechen, insbesondere im Zusammenhang mit dem mazedonischen Fall.

SYRIZA hat kürzlich ein imperialistisches Abkommen zum Nachteil des mazedonischen Staates abgeschlossen und den Namen des kleinen Nachbarstaates (von nun an «Nord Mazedonien»), seine Verfassung usw. geändert. Die Rechte und die extreme Rechte kritisierten diesen «nationalen Verrat» (weil sie den Begriff «Mazedonien» überhaupt nicht als Teil des neuen Namens wollten) und organisierten nationalistische Kundgebungen. Sowohl die LAE als auch die Kommunistische Partei (KKE, immer noch die bei weitem größte linke Partei mit vielen tausend Mitgliedern, die in der Arbeiterklasse verwurzelt, aber stalinistisch und reformistisch ist) kritisierten SYRIZA von rechts. Sie verhielten sich gegenüber den «patriotischen» Kundgebungen, die von rechten und Rechtsparteien organisiert wurden wohlwollend, und einige Bereiche der LAE arbeiteten im Bündnis und der Teilnahme an diesen Kundgebungen mit.

Um ein solches Thema, das den Kern der internationalistischen «Identität» der DEA betraf (ihre Position zur Selbstbestimmung des mazedonischen Volkes hatte dazu geführt, dass sie zuvor von Faschisten ins Visier genommen wurde), fehlte es ausdrücklich an Initiativen um die Frage herum und es gab keinen Versuch, mit anderen Organisationen zusammenzuarbeiten, um dies zu verhindern. Die Begründung lautete «um ja nicht Meinungsverschiedenheiten innerhalb der LAE zu veröffentlichen». Die DEA unterordnet sich der Praxis Lafazanis’, dem wichtigsten Führer der LAE, der sich entschlossen für den reformistischen, rechten Flügel der Partei einsetzt. Sie akzeptiert, als unterwürfige und unbedenkliche Minderheit mit diesem großen reformistischen «Verbündeten» zusammenzuarbeiten. Schlimmer noch, im Nationalen Komitee der LAE stimmten sie für die Entschließungen der LAE, mit denen sie angeblich nicht einverstanden waren – ohne auch nur zu versuchen, einen linken Flügel zu organisieren – und argumentierten, dass «wir uns nicht wie Linke isolieren sollten».

Jetzt zur demokratischen Frage. Das Prinzip des demokratischen Zentralismus und die Autonomie der lokalen Zweige schließt die volle Freiheit der Kritik auch in der Öffentlichkeit ein und setzt sie voraus, solange die Einheit in einer bestimmten Aktion nicht gestört wird. Die stalinistische Verzerrung des demokratischen Zentralismus hat oft trotzkistische Organisationen beeinflusst. Dies ist der Fall bei der IST, aus der die DEA stammt. Das gemeinsame Handeln in Organisationen der revolutionären Linken (wo Engagement freiwillig ist) hängt ab von der Überzeugung, und das Ansehen der Führung muss von der politischen Überzeugungskraft und der praktischen Überprüfung abhängen. Überzeugungsarbeit setzt jedoch die freie Meinungsäußerung von den verschiedenen Positionen und den innerparteilichen Kampf voraus. Dies ist der Grund, warum in den Texten, die wir als Teil der DEA 2013 veröffentlicht haben, Chris Harmans Erklärung auftaucht: «Die innere Demokratie einer Partei ist kein optionaler Luxus…. Das Konzept der monolithischen Partei ist stalinistisch. Homogenität und Demokratie sind unvereinbar.» Trotzki, der sich auf jahrelange Erfahrung mit diesem Thema konzentriert, schreibt in der Verratenen Revolution (1937) über den demokratischen Zentralismus: «Tatsächlich ist die Geschichte des Bolschewismus eine Geschichte des Kampfes zwischen Fraktionen».

Demokratischer Zentralismus ist weder «einheitliches Denken» noch Einheit in taktischen Fragen, sondern Einheit im Handeln. Die Rechte der Mitglieder beschränken sich nicht nur auf das Sprechen und Abstimmen auf der Konferenz (im besten Fall einmal im Jahr), sondern umfassen auch die Kontrolle der Führung und die Gestaltung der Politik durch eine offene Debatte.

In der DEA machte sich der stalinistische bürokratische Zentralismus breit. Es ist kein Zufall, dass die meisten unserer Mitglieder relativ neu in der Organisation waren: Es dauerte einige Jahre, bis ein Mitglied genügend Beweise für die Politik und Praxis der Organisation sammelte, um allgemeinere Meinungsverschiedenheiten über enge lokale Themen hinaus zu entwickeln und zu versuchen, sie zu formulieren. Das Mitglied würde sich dann einer Mentalität in der Partei stellen, die dazu neigt, Meinungsverschiedenheiten über die Grenzen eines persönlichen Netzwerks oder einer lokalen Niederlassung hinaus zu verbieten. Die Kombination von – objektiv – gescheiterten politischen Taktiken und mangelhaften demokratischen Strukturen führt zu häufiger Ernüchterung erfahrenerer Mitglieder und einer immer mehr schrumpfenden Schlussbilanz … In der DEA waren die meisten der alten Mitglieder gegangen, während die meisten der derzeitigen Mitglieder weniger als fünf Jahre Mitglied der Organisation waren.

Die DEA erkannte das Recht einer Minderheit, ihre Ansichten auch intern mitzuteilen, nicht an, außer in der Periode vor dem Kongress. Auch nicht, wenn es sich um eine Minderheit innerhalb des ZKs handelte. Weder in der Zeitung noch im Magazin war eine Konfrontation erlaubt. Eine horizontale Kommunikation zwischen Mitgliedern verschiedener lokaler Niederlassungen war nicht zulässig. Obwohl es innerhalb des ZKs immer viele Meinungsverschiedenheiten gab, wurden sie den Mitgliedern nie mitgeteilt. Die Tatsache, dass alle Mitglieder des ZKs akzeptiert hatten, dass die Führung «gestärkt» werden muss und dass sie nach außen hin völlig homogen erscheinen sollte, bedeutete, dass leider kein Mitglied des ZKs die Verantwortung dafür übernahm, ihre unterschiedlichen Ansichten bei der Basis der Organisation zu testen. Etwas, das die Diskussion bereichert und den Mitgliedern geholfen hätte, mehr politisiert zu werden und Unabhängigkeit im Denken und Handeln zu erlangen.

Die Mitglieder wurden oft vom Entscheidungsprozess in wichtigen Fragen ausgeschlossen (z.B. unsere Teilnahme an den Regionalwahlen 2010 oder unsere Teilnahme an der LAE im Jahr 2015, als wir unsere Einstellung zur Unterstützung des Slogans einer «linken Regierung» änderten und als beschlossen wurde, sich mit SYRIZA zu vereinigen) oder sie beschränkten sich auf eine passive Rolle in Konferenzen, bei denen das ZK immer eine im Voraus vereinbarte Linie vorschlug, die praktisch nicht mehr verändert werden konnte. Die Entscheidungen der Konferenzen waren unklar; ohne messbare Ziele konnten sie jeder Interpretation entsprechen und vermieden so konkrete Berichterstattung und Rechenschaftspflicht. So gab es beispielsweise einige Unklarheiten in Bezug auf entscheidende Fragen wie unsere Teilnahme an der LAE und den Wahlbündnissen. Die Führung war politisch zu nichts verpflichtet … Da es keine politische Linie gab, verloren die Mitglieder die Kontrolle über das ZK und mussten sich mit der Abstimmung begnügen.

In diesem Umfeld war es der Führung zunehmend nicht mehr möglich, die Basis der Organisation zu mobilisieren oder Mitglieder über die bezahlten Organisatoren hinaus zu motivieren, Aufgaben und Verantwortlichkeiten zu übernehmen.

Das Ergebnis dieser Handhabung des IST-Erbes: Die Führung wird als die Essenz der Organisation, als ihre stabilste Basis erklärt, paradoxerweise wird sie noch mehr betont, wenn ihre eigenen Misserfolge die Mitglieder aus der Organisation vertreiben. Vor allem die schwerwiegendsten Fehler sollten nicht erkannt werden, denn das Erkennen dieser Fehler würde das Ansehen der Führung beeinträchtigen. Dies ist eine Perspektive, die die politische Debatte untergräbt und gleichzeitig verhindert, dass Mitglieder politisiert werden und ihre Führung kontrollieren.

Die ISO erbte und erzwang ein Organisationsmodell, das durch eine große Kluft zwischen Führung und Basis und mehreren Sektoren von Mitgliedern gekennzeichnet ist (diejenigen, die die meiste Zeit im Parteibüro verbringen und «führen», diejenigen, die die Parteirichtungen «leiten» und «umsetzen», und diejenigen, die nur folgen und Beiträge an die Organisation zahlen). Die «Erneuerung» der Führung basierte nur auf der «Reproduktion» des Einflusses von «historischen Führern» und der Organisationsstrukturen. Mittlerweile fehlte es an einer substanziellen demokratischen Debatte oder an ernsthaften Reaktionen auf Differenzen, verbunden mit einem Misstrauen gegen Meinungsverschiedenheiten. Politische Differenzen wurden nicht offen und ehrlich vor allen Mitgliedern angesprochen, sondern entweder heimlich innerhalb der Führungsgremien (so wurde es der Minderheit verboten, ihre Meinung gegenüber den Mitgliedern zu formulieren, um eine «vereinte» Führung nach außen hin zum Ausdruck zu bringen) oder mit einigen Minderheiten in den Vorkonferenzen zu erläutern (von der Führung marginalisiert oder von den Kongressen ausgeschlossen).

Es gab jedoch weiterhin politische Differenzen. Dies beförderte eine U-Boot-Kultur, wo die Führer und Führerinnen gezwungen wurden, persönlichen Einfluss auf den langfristigen Kader und die breitere Mitgliedschaft aufzubauen. Diese Logik schuf «Höfe», «Fehden» und eine Art «Personalismus» – es gab isolierte Manöver von Teilen des Zentralkomitees und den Führern der Organisation anstelle einer wirklich kollektiven Führung.

Bürokratische Verzerrungen und berufliche Abhängigkeiten wurden insbesondere bei der Schaffung von bezahlten Organizerrollen beobachtet. Langjährige und erfahrene Mitglieder von uns schätzten, dass es in der DEA zwischen 30 und 40 professionelle Organisatoren (mit unterschiedlichen Aufgaben und Gehältern) in einer Gruppe von 200-250 Mitgliedern gab. Wir sagen schätzten, weil solche Details (Anzahl der Mitglieder oder Fachleute) nie veröffentlicht wurden. So entstand allmählich eine Art «Kaste», eine Kaste, die über materielle Privilegien verfügte, um ihre Führungsposition aufrechtzuerhalten, ihr Überleben zu sichern und ihre Ambitionen (Prestige, Büroausstattung, persönlicher Einfluss usw.) zu erfüllen.

Die Führung entzog sich der Rechenschaftspflicht und der Bilanzierung schwerer Misserfolge der Organisation, wie dem Verlust wichtiger Gewerkschafter und dem Austritt vieler Mitglieder, die aktiv und dem Ziel des Aufbaus der Organisation verpflichtet waren…. Was die Erfahrungen der Organisation und der gesamten ISO betrifft, so war die unzureichende Berücksichtigung ihrer Schlussfolgerungen dominant, wenn nicht gar völlig unzureichend. So scheint beispielsweise die ISO als Ganzes («alte» und «neue» Führer und viele weitere Mitglieder) die Erfahrungen Griechenlands, das Scheitern der Arbeit innerhalb von SYRIZA und seiner Schwesterorganisation DEA völlig ignoriert zu haben. Dies ist ein Grund, warum nach der griechischen Erfahrung so viele ISO-Mitglieder zu dem Schluss kamen, dass sie innerhalb der DSA neue Hoffnung schöpfen könnten, trotz der engen Beziehungen der DSA zu den Demokraten in den Vereinigten Staaten.

Diese Eigenschaften prägten eine Führung, die zu allerlei Machiavellismus und Beliebigkeit neigt, wie wir es in solchen Organisationen immer wieder erlebt haben.

Wir dürfen nicht glauben, dass eine langfristige Mitgliedschaft in revolutionären Organisationen oder das Talent, sich politische und theoretische Positionen zu merken, ein sicheres Kriterium für den Charakter des politischen Engagements desjenigen Mitglieds sind, das sich in ihnen befindet. All dies, ohne die Voraussetzung echter Prüfungen im Klassenkampf, wird sich als unbedeutend erweisen. In gewissem Maße spiegeln die oben genannten Probleme die globale Krise der Weltrevolutionslinken wider, die schwach und von der Arbeiterklasse isoliert ist. Dies geschieht nach etwa einem halben Jahrhundert nach dem letzten revolutionären Versuch in Europa. Inzwischen hat sie sich weitgehend von den Prüfungen des Klassenkampfes distanziert, der die revolutionäre Linke als solche geprägt hat. Sie ist heute viel mehr eine «revolutionäre Linke» in Worten, weil sie dies verkündet und nicht in der Praxis unter entsprechenden Bedingungen handelt. Unter solchen Umständen kommt es leicht zu bürokratischen Phänomenen, Abweichungen vom ursprünglich erklärten Ziel und Verschiebungen nach rechts.

Wie ging der Ausschluss selbst vor sich? Gab es einen konflikthaften Kongress?

VL: Ja, Ende Februar 2018 gab es einen Kongress. Es war das erste Mal in den letzten 14 Jahren, dass eine signifikant abweichende Position in der DEA organisiert auftrat. Sie erhielt trotz widriger innerparteilicher Umstände die Unterstützung von 37% der Delegierten des Kongresses. Die antidemokratische Haltung der Führung schoss nach der Bildung unserer Opposition (am 11.12/2018), der Gründung unserer «Fraktion» zu den oben genannten Themen, in die Höhe.

Es gibt Dutzende von Missständen: Versuche des Wahlbetrugs; willkürliche Streichung von Mitgliedern aus den Listen (was ihren Ausschluss bedeutete); einseitige Änderungen der Wahlordnung während des Konferenzprozesses; Mobbing, Drohungen und körperliche Gewalt während einer Sitzung des ZKs selbst; die offiziellen internen Bulletins, in denen den Mitgliedern geraten wird, nicht miteinander, sondern nur mit ihren lokalen Organisatoren zu sprechen; Annullierung von Beschlüssen der Plenarsitzungen der lokalen Sektionen «weil das ZK nicht über die Sitzung informiert wurde» usw. Es war das erste Mal, dass die Hälfte der Mitglieder aus dem Kongresssaal ausgeschlossen wurde, das erste Mal überhaupt, dass eine Delegiertenkonferenz stattfand, nur um die Kritik an der Führung zu begrenzen.

Schließlich bezeichnete dasselbe ZK das Fehlen eines Bulletins zur internen Debatte über vierzehn Jahre als «Beweis der politischen Gesundheit» der Organisation. Das ZK akzeptierte widerwillig die Aufnahme des internen Dialogs unter dem Druck eines Mitglieds des ZK (mir selbst) und unterbrach ihn sofort, als andere Mitglieder bereit schienen, über die angesprochenen Fragen zu diskutieren. Deshalb organisierte die ZK-Mehrheit einen Kongress, um die «Ordnung wiederherzustellen» und die Opposition daran zu hindern, sich zu organisieren. Die Führung verhinderte die Entscheidung und die Entscheidungsfindung durch lokale Basisorganisationen zum Thema Delegiertenkonferenz und erklärte öffentlich ihre Weigerung, diese Entscheidungen zu ändern, «selbst, wenn alle Mitglieder der Organisation gegen diese Entscheidungen unterzeichnen würden»! Sie benutzten die internen Spezialbulletins, um die Fraktion anzugreifen, sich über «Entristen und eine durch externe Faktoren motivierte Fraktion» zu verschwören, sie beschuldigten sogar inoffiziell Mitglieder der Fraktion als «Spielfiguren» des wiederauferstandenen Veruntreuers von 2013! Leider haben einige junge Mitglieder das alles mit dem Bolschewismus verwechselt.

Der Höhepunkt war der Ausschluss der 3 Oppositionellen aus dem 9-köpfigen ZK. Ihnen wurde vorgeworfen, … Dokumente mit den Positionen der Opposition an andere Mitglieder verschickt zu haben! Und das nur zwei Monate nachdem die Konferenz beschlossen hatte, unsere «Fraktion» NICHT aufzulösen und damit die Diskussion am Laufen zu halten! All dies dauerte von Ende November 2017 bis Anfang April 2018 und während der Bildung der Opposition (die erste überhaupt in der DEA). Dabei wurde uns allen klar und deutlich, dass die DEA nicht reformierbar war. Natürlich haben nach dem Ausschluss der 3 Genossen weitere 65 Mitglieder (von den insgesamt 205 Mitgliedern der DEA) öffentlich ihren Rücktritt aus der DEA angekündigt. Bald darauf gründeten die meisten von ihnen unsere heutige kleine Organisation (die wertvollste dauerhafte Initiative, die Sonntagsmigrantenschule, die heute mit Migranten und jungen Freiwilligen aufblüht und offen für radikale Politisierung ist).

Sie können unsere Abspaltungs-Erklärung lesen, die ins Englische übersetzt und 2018 an den Socialist Worker [die Zeitung der ISO; Red.] (allerdings ohne Antwort) geschickt wurde.

AL: Die Notwendigkeit, eine Fraktion zu bilden, wurde in der Praxis bestätigt. Ansonsten würden keine Differenzen auch nur die Ohren der Mitglieder erreichen, geschweige denn von ihnen verstanden werden. Die vier Monate, die die Fraktion dauerte, zeigten, dass sie die Führung nach links schieben konnte, aber die Führung konnte diesen Druck nicht tolerieren. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass die Toleranz der Führung zwei harte Grenzen hatte: Die Nachtrab-Politik gegenüber den Reformisten und ihre Vorstellung vom demokratischen Zentralismus.

Bereits in Vorkongress-Debatte drohte die Mehrheit des ZKs nach einem zweieinhalb Monate dauernden «Dialog» mit einer gewaltsamen Auflösung der Fraktion. Am Kongress selbst wussten sie, dass sie nicht über die erforderliche Mehrheit von ⅔ verfügten (gemäß dem Statut, für das sie selbst gestimmt hatten), also präsentierten sie sich als relativ demokratisch – es war ein relativ ruhiger Kongress trotz den mündlichen Interventionen ihrerseits. Als ihr Antrag auf Auflösung der Fraktion am Kongress schließlich abgelehnt wurde, versuchten sie, die Fraktion in der Praxis durch Schweigen aufzulösen. Die Fraktion gehorchte nicht. Dann, unter Verletzung ihres eigenen Statuts, verursachten sie die Spaltung mit dem Ausschluss von 3 ZK-Mitgliedern.

Ein Großteil dieser Krankheit ist ähnlich oder identisch mit dem, was ihr in eurem Artikel über die Willkür und den Mangel an Demokratie in der alten ISO-Führung beschrieben haben.

Wie ist euer aktuelles Verhältnis zur IS-Tradition?

VM: Wir haben keine echten Kontakte zu ausländischen Organisationen, obwohl wir sehr interessiert wären. Die IS-Tradition steht in Frage, es gibt Meinungen, dass wir fast alles revidieren sollten, indem wir uns nur auf die Klassiker des Marxismus beziehen und sie mit aktuellen Problemen und Kämpfen in Verbindung bringen. Während andere Genossen einen hingebungsvolleren Umgang mit der IS-Tradition pflegen. Ehrlich gesagt, obwohl es unterschiedliche Positionen gibt, priorisieren wir dieses Thema nicht gegenüber anspruchsvolleren Problemen, denen unsere winzigen Kräfte gegenüberstehen.

AL: Die Tradition des IST (einschließlich ISO und DEA) hat ein großes und wichtiges theoretisches Gebäude (Staatskapitalismus, Sozialismus von unten usw.) geschaffen, wichtige Lehren über die Entwicklung unserer selbst, über die Wiederherstellung der Zeitung als Instrument der Intervention und des Parteienaufbaus usw. Der Beitrag der Strömung von Tony Cliff und der IS (International Socialists) bleibt politisch und ideologisch wichtig, sowohl um den Kapitalismus und den Imperialismus heute zu verstehen als auch um den Sozialismus als eine Gesellschaft der Emanzipation für Arbeiter und Unterdrückte wiederherzustellen und um das Stigma des Stalinismus loszuwerden.

Wir haben bereits einige internationale Kontakte aufgenommen, die wir ausbauen und vertiefen wollen. Wir wollen sie nicht auf die Tradition des IS beschränken, jede revolutionäre Strömung hat ihre eigenen positiven Elemente, wir alle können gewinnen und geben. Außerdem sind die Kräfte der Linken klein und die Aufgaben groß. Wir müssen keine so hohen Mauern zwischen uns bauen. Wir suchen nach Wegen, das Gute zu bewahren und die schlechten Elemente unserer Tradition zu beseitigen, indem wir mit anderen revolutionären Traditionen interagieren.

Welche Position hat euere Gruppe in Bezug auf SYRIZA eingenommen?

AL: Die meisten von uns waren in eine Logik «geschlüpft», die SYRIZA als Einheitsfront auffasste, obwohl wir gelegentlich mehr oder weniger starke Einwände hatten. Im Rückblick haben wir festgestellt, dass SYRIZA nichts mit der Einheitsfront zu tun hat. Unsere ehemalige Führung folgte einer Logik der Assimilation oder «Neuzusammensetzung» mit dem Reformismus, die den Reformisten hinterhertrabt.

VM: Ich glaube nicht, dass SYRIZA eine Einheitsfront irgendwelcher Art war, außer denn eine farcenhaften Verzerrung. Aus vielen Gründen wie z.B. dem Zeitrahmen, dem Elektoralismus statt der sozialen Mobilisierung, dem Fehlen eines Plans seitens der DEA und der allmählichen Integration der DEA in Syriza). Es war auch kein geplanter Entrismus. Die DEA bestreitet ständig, dass von Anfang an ein Plan des Entrismus bestanden habe. SYRIZA ist ein weiteres Beispiel für eine «Breite Partei», ein Projekt, bei dem die internationale Erfahrung nur anhaltende Misserfolge aufweist, die sowohl für die Bewegung als auch für die (Möchtegern-)Revolutionäre zu Niederlagen führt. Die LAE ist eine Karikatur derselben «Taktik», da sie nicht einmal «breit» ist. Es gibt unter Genossinnen und Genossen Positionen, dass man einer solchen Breiten Partei beitreten dürfe, allerdings unter strengen Bedingungen: a) einem konkreten Plan (grundsätzlich des Entrismus) mit bestimmten Zielgruppen (und nicht «dem breiten Publikum» oder «Massen»), b) im Rahmen einer kurzen Periode (z.B. einem Jahr), c) der Beibehaltung einer Organisationsstruktur (Organe, Publikationen, Versammlungen usw.), d) eine demokratische Organisationsstruktur, die in der Lage ist, Unzulänglichkeiten aufzuzeigen und Menschen zusammenzubringen, e) finanzielle Unabhängigkeit, f) die Aufrechterhaltung einer politischen Struktur und Autonomie gegenüber den Reformisten mit der ständigen Überwachung und Kritik, und dem Bewusstsein, dass die Spaltung von ihnen unvermeidlich ist, g) die relative politische und organisatorische Nachlässigkeit der Reformisten in einer solchen Breiten Partei, die durch eine Periode der Radikalisierung in ihrer Basis ermöglicht wird. Die Intervention der DEA erfüllte nur eine dieser Bedingungen, c).

AL: Die Debatte um «Breite Parteien» befindet sich nicht mehr in der Phase des Aufstiegs, sondern in der Phase des Niedergangs; es gibt nur strategische Niederlagen, Zugeständnisse und Verrat. Die reformistische Strategie des Klassenkompromisses ist gescheitert. Es gibt die Niederlage von SYRIZA (ein politisches Beispiel von internationaler Bedeutung und Einfluss) und den lateinamerikanischen Modellen (ebenso wichtige internationale Referenzen), für die der Bankrott des Reformismus als Führung beider Modelle verantwortlich ist. Dies ist der Hauptgrund für den internationalen Rückzug sowohl der Bewegung als auch der Linken. Aber auch das Scheitern der revolutionären Linken selbst ist für diese Niederlage verantwortlich, denn mit ihren rechten und linken Fehlern ist es ihr nicht gelungen, den Reformismus zu besiegen.

Zum Beispiel: Wie und warum hat der linke Flügel innerhalb und außerhalb von SYRIZA Tsipras nicht gestoppt? Wie und warum war der linke Flügel im Inneren von SYRIZA in den entscheidenden Momenten in seiner Zwangsjacke gefangen? Sie war gelähmt durch Illusionen und Unentschlossenheit, sie versäumte es, eine Alternative für die Bewegung vorzubereiten, um den Verrat von Tsipras zu stoppen.

Das allgemeine Scheitern der DEA (und großer Teile der revolutionären Linken auf internationaler Ebene) ist zumindest teilweise darauf zurückzuführen, dass die Einheitsfront nicht praktiziert wurde, sondern zugunsten der Taktik einer «Breiten» Partei aufgegeben wurde.

Heute ist SYRIZA zu einer Basispartei der Bourgeoisie geworden, die versucht, die traditionelle Sozialdemokratie (die nach 2012 zusammengebrochen war) zu ersetzen, die bis heute regiert, indem sie die Memoranden erfolgreich umsetzt, ohne Widerstand ihrerseits. Die Linke steckt in einer tiefen Krise und sucht nach Wegen, sich neu aufzubauen.

Hoffnung findet sich unserer Meinung nach vor allem in dem bestehenden sozialen Widerstand und den Teilen der Linken, die sich aktiver an ihm beteiligen. Auch in den Teilen der Linken, die versuchen, die Schlussfolgerungen aus dem Kampf zu verallgemeinern, indem sie auf der linken Seite eine Rolle als Werkstatt für Ideen und nicht für Dogmen anerkennen. Wir unsererseits versuchen bereits, auf beide Aufgaben, die besonderen Kämpfe und den linken Dialog, zu reagieren. Wir sind bereit, auf linke Bündnisse in den Aktionen hinzuarbeiten, d.h. auf eine Bemühung, die der Logik der Einheitsfront viel näherkommt, wie wir mit unseren Initiativen und unserer Reaktion auf Anti-Kriegsmobilisierungen gezeigt haben. Das Ziel bleibt: eine Organisation aufzubauen, die die Einheitsfront für Aktionen richtig mit dem Aufbau einer revolutionären Organisation kombiniert.

Wie hat Ihre Gruppe die Bemühungen der linken Opposition innerhalb von SYRIZA und den Versuch, die Volkseinheit (LAE) aufzubauen, bewertet?

VM: Die einzige konsequente linke Opposition wäre eine revolutionäre und pragmatische. Das ist eine Opposition, die bewusst den Weg der Spaltung ins Auge fasst, eine Opposition, die es nicht zulässt, dass die SYRIZA-Führung vor 2015 um der «Einheit von SYRIZA» willen unbemerkt bleibt. Obwohl sich die DEA auf der linken Seite der bestehenden Opposition in SYRIZA befand, war sie, wie oben beschrieben, weder ausreichend noch wirksam. Im Jahre 2015 schwankte die DEA mehrmals. Zum Beispiel weigerte sich ihr Abgeordneter zu Recht, für den konservativen Präsidenten der Republik zu stimmen, den Tsipras vorgeschlagen hatte; aber bald darauf stimmte der Abgeordnete der DEA zu Unrecht für die Beschlagnahme der Schatzkammern öffentlicher Einrichtungen durch die Regierung, um die Staatsschulden zu bedienen, und wies jede Schuld mit einer einfachen kritischen Erklärung zurück.

Am Ende dieses 11-jährigen Kurses (2004-2015) hatte die DEA nicht das organisatorische oder politische Vertrauen, um eine Spaltung einzuleiten, deshalb warteten wir (wir alle) auf die Reformisten der Linken Strömung (die Organisation von P. Lafazanis, die die LAE anführt). Als letztere dies taten, taten sie dies verspätet und irrtümlich – und stellten die DEA als lächerlich an den Rand (sie baten DEA nicht einmal, die Initiative von Anfang an mit zu organisieren).

In seinem ihrem ersten Jahr hatte die LAE es geschafft, Menschen aus verschiedenen linken Tendenzen von SYRIZA zusammenzubringen, zusammen mit anderen, die sich von ANTARSYA getrennt hatten. Dieses Potenzial, was auch immer es wert war, wurde nach dem ersten Kongress der LAE verschwendet. Die Linke zeigte keine Bereitschaft zur Zusammenarbeit, sondern versuchte, «Verbündeten» sowohl ihre Ansichten als auch ihre permanenten rechtsgerichteten politischen Merkmale aufzuzwingen (Suche nach Allianzen mit «patriotischen», nicht-linken Organisationen, mit einem kapitalistischen protektionistischen Programm, das in der Währungsabwertung verwurzelt ist usw.). Es war die Bruchstelle für viele der Menschen, die am Kongress teilgenommen hatten. Aber nicht für die DEA ….

AL: Die Führung der DEA erlag einer Logik des Rückzugs vor Tsipras, um «nicht isoliert zu werden und uns von ihm vertreiben zu lassen». Eine Logik der Angleichung, die auf Initiativen seitens Lafazanis’ in SYRIZA wartet und den Aufbau unserer eigenen Initiativen vermeidet, «nicht zu zeigen, dass es Meinungsverschiedenheiten innerhalb der linken Plattform von SYRIZA gibt». Schließlich fehlte es an öffentlicher Opposition gegen Tsipras, an mangelnder Verhinderung des Memorandums, Tsipras wurde uns leicht los und sorgte für Massenenttäuschung, während die LAE nicht einmal ins Parlament kam, obwohl sie vor der Wahl die drittgrößte Fraktion mit täglicher Fernsehpräsenz war. Die einfachsten linken Menschen beschuldigten die LAE wegen des Fehlens eines realistischen reformistischen Plans (wie Lafazanis «Fußball in der Heimatarena von Tsipras spielte», derjenigen des kapitalistischen Managements und der Orientierung auf Regierungspolitik), während die am radikalsten eingestellten linken Genossinnen und Genossen die linke Plattform beschuldigten («Sie wussten und sprachen nicht, sie taten nichts, um dies zu verhindern»).

Der linke Flügel innerhalb von SYRIZA war zu spät, um sich von Tsipras zu distanzieren, er erzielte einen Konsens über Memoranden, begann widersprüchliche Botschaften zu verbreiten, die zu Unentschlossenheit führten («wir stimmen für die Regierung, aber unterstützen sie nicht», «wir unterstützen, aber stimmen nicht» usw.) und zeigte, dass er wegen der parlamentarischen Privilegien bei SYRIZA blieb und darauf wartete, dass Tsipras sie vertrieb. Die DEA verpasste viele Gelegenheiten, den linken Flügel aufzubauen und zu führen, den linken Flügel von SYRIZA nach links zu schieben und die Zusammensetzung der LAE zu bestimmen, weil sie nicht mit Lafazanis zusammenstoßen wollte.

Später verschärften sich die Probleme in der LAE, wobei die Führung mehr rechte Ansichten äußerte und sogar autoritärer wurde als SYRIZA von 2012.  SYRIZA hatte vor 2012 eher eine Linie der Opposition als eine Linie für die Regierung. Doch als SYRIZA nach rechts ging, wurde die DEA der reformistischen Führung viel unterwürfiger!

Die LAE-Ausrichtungen wurden im Namen des «national-patriotischen Widerstands» gegen die Memoranden der «fremden Mächte» entwickelt. Es ist dies ein Muster der alten stalinistischen Analyse einer Etappentheorie, die die lokale Bourgeoisie und Klassenanalyse eliminiert, mit dem Ziel, den griechischen Kapitalismus zu verwalten, «die Bourgeoisie um ihrer selbst willen zu konsultieren», «produktiven Wiederaufbau zu betreiben» und viel später erst die «sozialistische Transformation» einzuleiten (eine Version des «Sozialismus von oben»). Diese Logik hat sie in den Bankrott geführt, denn bei den nächsten Wahlen werden sie voraussichtlich 1% bekommen und bei den letzten Europawahlen nur 0,56%. Die DEA wurde dieser rechten Führung der LAE von Lafazanis vollständig unterstellt.

Was ist euere Meinung und Beziehung zu ANTARSYA?

AL: ANTARSYA ist eine Front ganz links. Sie wurde unter dem Druck von SYRIZA gegründet, ihre Hauptorganisationen stehen ständig in Konflikt miteinander, stellen gar unterschiedliche ANTARSYA-Drucksachen her und nehmen mit verschiedenen Fraktionen an Arbeitsplätzen und Universitäten teil, veranstalten separate Demonstrationen, und jetzt nehmen sie auch getrennt an den Kommunalwahlen teil, z.B. in Athen und Thessaloniki. ANTARSYA war eher eine zeitweise Bindung an Organisationen als eine echte Front. Sie litt unter Problemen des Linksradikalismus, Sektierertums, falscher politischer Schwerpunkte (z.B. anti-EU statt zentraler antikapitalistischer Losung) und konnte sich nicht genügend mit denjenigen linken Menschen verbinden, die Illusionen über SYRIZA hatten. Der linke Flügel von SYRIZA erwies sich trotz seiner ernsten Probleme als die wichtigste Opposition gegen Tsipras. Im September 2015 gewann ANTARSYA 0,7% und konnte sich nicht als ernsthafte Opposition gegen SYRIZA durchsetzen (die LAE erreichte 2,9%) und zwei ihrer vier Hauptorganisationen traten LAE bei. ANTARSYA hatte auch Probleme mit einem Mangel an Demokratie und der Achtung von Minderheitenansichten innerhalb der linken Front.

Sowohl die LAE als auch ANTARSYA sind dafür verantwortlich, dass es im September 2015 keine gemeinsame Wahlfront gab, sonst gäbe es jetzt eine linke Front mit Parlamentsvertretung im griechischen Parlament. In den letzten Jahren hat sich die Krise von ANTARSYA verschärft, und sie gilt heute als eine gescheiterte Kraft, wie LAE, während die meisten linken Menschen nicht in kommunistischen Organisationen organisiert sind. Teile von ANTARSYA haben sie verlassen. Viele Organisationen innerhalb von LAE, ANTARSYA und darüber hinaus sind sich einig, dass eine neue, breitere Front aufgebaut werden muss, die den Schwerpunkt auf Demokratie, dem Übergangsprogramm und der Einheitsfront legt, eine Kultur kameradschaftlicher Kritik, ohne Ungerechtigkeit gegenüber einem Mitglied oder einer Organisation, mit pluralistischer Repräsentation entwickelt usw. Dennoch bleibt ANTARSYA heute mit Abstand der wichtigste Pol der extremen Linken und hat eine internationalistische Haltung zum mazedonischen Problem eingenommen.

VM: Wir sind offen für die Zusammenarbeit mit ALLEN (einschließlich LAE und DEA), aber nur in praktischen Fragen, die eine Aktion oder Kampagne betreffen. Mit ANTARSYA (und LAE und anderen) haben wir das bereits einige Male getan, bei antiimperialistischen oder antirassistischen Demonstrationen. Wir sind geneigt, bei den kommenden Wahlen für ANTARSYA zu stimmen, aber wir können aus den oben genannten Gründen nicht daran teilnehmen, gerade auch nicht wegen unserer Vorbehalte gegen alle Arten von behelfsmäßigen Wahlkombinationen von ganz unterschiedlichen Organisationen. Übrigens, fast alle griechischen Organisationen, die eine neue alternative «Front» suchen, implizieren eine hauptsächlich elektoralistisch orientierte. Das ist die gleiche Logik, die zu den Misserfolgen der Revolutionäre in SYRIZA und LAE führte ….

Welche Beziehungen haben Sie zu anderen kommunistischen und trotzkistischen Organisationen in Griechenland?

AL: In der Bewegung, in der wir mit allen linken Organisationen zusammenarbeiten, wollen wir, dass sogar die KKE, LAE und die Anarchisten zum Beispiel gegen die Faschisten zusammenarbeiten.

VM: Unsere Kriterien sind für alle Projekte gleich. Von Zeit zu Zeit arbeiten wir in verschiedenen Aktivitäten mit den Organisationen von ANTARSYA (NAR, OKDE-Spartacus etc.), Autonomen (Diktyo-Netzwerk), OKDE, Ksekinima (CWI), Anasidaxi, ex-SYRIZAns (ARK, DIRIZA etc.) und anderen zusammen. Mit einigen dieser Organisationen haben wir auch gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt. Es gibt einige kommunale Listen, die bei den kommenden Kommunalwahlen Kampagnen haben werden, die diese Organisationen unterstützen, und wir werden uns daran beteiligen.

Der Sieg von SYRIZA und der anschließende Verrat der Erwartungen von Millionen hat eindeutig einen großen demoralisierenden Einfluss auf die griechische Arbeiterklasse und die einst pulsierende Widerstandsbewegung gehabt. Wie seht ihr die Überwindung dieser Demoralisierung? Ist es möglich, zu der Art von Militanz zurückzukehren, die viele der Generalstreiks, die die PASOK niedergerungen haben, gekennzeichnet hat?

VM: Das ist eine doppelte Angelegenheit. Erstens, wann wird die Krise wieder zuschlagen? Das hängt sowohl von der internationalen Situation als auch von nationalen Finanzproblemen (Bankeninsolvenz) ab. Zweitens, die Organisationsebene der Arbeiterklasse und der revolutionären Linken. Diese sind heute beide viel schlechter als vor 4 Jahren. Es gibt seltene und sichtbare Bemühungen, Gewerkschaften im privaten Sektor (z.B. Kurier- und Lieferdienste) oder im öffentlichen Sektor (z.B. Lehrer und Lehrerinnen) aufzubauen oder wiederaufzubauen, aber soweit ich weiß, bis jetzt ohne konkrete Ergebnisse. Natürlich kann ein weiterer finanzieller Niederschlag einige massive spontane Bewegungen (erneut!) hervorrufen, aber ihre Richtung hängt hauptsächlich davon ab, was heute in den linken Segmenten der Arbeiterklasse passiert.

AL: Die Niederlage sieht zu schwer aus, aber die Angriffe des Kapitals und der Klassenkampf dauern an. Darüber hinaus versammelt der Widerstand gegen die Eskalation der faschistischen Angriffe und das Wachstum der Faschisten wiederum Linke und Aktivisten.

Im Moment ist die antifaschistische Bewegung die mächtigste, es gibt Anzeichen für eine Stärkung der feministischen und antihomophoben Bewegung (insbesondere da sich Vergewaltigungen, Schlägereien, Morde an LGBT-Leuten ausbreiten), sowie verstreute Arbeitskämpfe. Es handelt sich um kleine, aber reale Widerstände. Leider gibt es keine politische Kraft mehr, die im Parlament und in den Medien als «Lautsprecher» der Kämpfe eine Rolle spielt (wie SYRIZA bis 2012), aber Massenkämpfe können unabhängig davon ausbrechen.

Es wird notwendig sein, dass die einfachen Menschen ihre Erfahrungen allmählich gegen das neue Zweiparteiensystem verallgemeinern, den Spott von SYRIZA und der Rechten erkennen und sich dem Anspruch der sozialen Gerechtigkeit zuwenden und nicht gegen Einwanderer oder benachbarte Völker. Die Kriegsgefahr hält an (insbesondere mit der Türkei), und es ist nicht klar, ob die ausgedehnte oder gar wachsende Wut und Abwertung des politischen Systems (wegen der großen oder sogar wachsenden Armut) die Menschen eher nach links als nach rechts drängen wird. Im Moment ist die rechte politische Außenseite besser positioniert als die linke. Dennoch hat die Linke trotz des Verrats von SYRIZA immer noch ernstzunehmende organisatorische Kräfte. Darauf müssen wir aufbauen. Die Möglichkeit eines massiven Arbeitswiderstands, wie er in den Jahren 2010-2012 bestand, kann theoretisch nicht ausgeschlossen werden. Es wäre ein ziemlich langfristiger Prozess, der eine Reihe neuer, wichtiger Klassenkämpfe und die Anhäufung von Erfahrungen für unsere Klasse voraussetzt, parallel zu einer entscheidenden Rolle für die Linke in diesen Kämpfen. Einzelne Bewegungen (Antifaschismus, Anti-Nationalismus, Antisexismus usw.) müssen von der Linken auf die Stärkung der Arbeiterbewegung ausgerichtet sein.

Aber wir müssen betonen, dass wir neben der Unterstützung in jeder Klasse und im Kampf der Bewegung auch die revolutionäre Linke auf Kosten der Reformisten stärken müssen – in Richtung der Gründung einer revolutionären Partei. Das nächste Mal, wenn es einen Anstieg des Klassenkampfes geben wird, müssen die Revolutionäre viel stärker kampfbereit sein und aus ihren Fehlern lernen. Andernfalls werden wir die Fehler der Trotzkisten wiederholen, die an den Breiten Parteien teilgenommen und – ohne es zu merken – den Reformismus verstärkt haben, ihr eigenes Wachstum untergraben und gleichzeitig die Möglichkeit haben, den Reformismus zu besiegen, wenn er die Kapitulation vorbereiten würde.

Welche Bereiche der griechischen Arbeiterklasse und welche sozialen Bewegungen seht ihr derzeit als den wichtigsten strategischen Fokus der Linken?

VM: Für eine kleine Organisation wie uns ist es unangemessen, so große Fragen zu beantworten. Wir konzentrieren uns auf die Arbeitsplätze, an denen wir bereits existieren (öffentlicher Sektor, Sozialversicherungsträger, Lehrer) und auf antirassistische Arbeit. Wir denken auch an die Anti-Kriegsfragen und versuchen, so weit wie möglich die Initiative zu ergreifen, da uns die Situation im östlichen Mittelmeerraum sehr am Herzen liegt.

AL: Der alte öffentliche Sektor und die sehr wenigen Branchen des privaten Sektors, die noch Gewerkschaften haben, sind Bereiche, in denen die revolutionäre Linke Wurzeln schlagen sollte. Neue Teile der Arbeiterklasse bauen Gewerkschaften (z.B. Kuriere) und führen Kämpfe, diese Bemühungen müssen bewusst verstärkt werden. Größere Teile der Arbeiter bleiben unorganisiert – ohne Gewerkschaften. Es ist sehr dringlich, die Arbeiterklasse politisch und organisatorisch wiederaufzubauen und einige Beispiele für siegreiche Kämpfe und revolutionäre Gewerkschaftspolitik zu schaffen, um die Situation zu verbessern. Im Moment ist das Konzept der Gewerkschaftsbewegung durch die Unternehmer-Reformisten-Führungen in den bestehenden Gewerkschaften verzerrt worden. Es ist keine leichte Aufgabe, aber wenn wir es nicht tun, kann es weder eine starke Arbeiterbewegung noch eine ernsthaft gestärkte revolutionäre Linke geben, die in der Lage ist, eine Rolle im Klassenkrieg zu spielen.

Die antifaschistische Bewegung steht heute im Mittelpunkt, sie sammelt den größten Teil der Bewegung der Bewegungen und erzielt immer noch einige Erfolge gegen die Faschisten. Antirassistische, feministische, LGTBQI +, anti-nationalistische Bewegungen sind wichtig, um zu versuchen, Arbeiter und Arbeiterinnen zu politisieren und ihre Wut links gegen die extreme Rechte zu richten.

Wie beurteilen Sie den aktuellen Stand des griechischen Faschismus, von Organisationen wie der Goldenen Morgenröte usw.? Welche waren die effektivsten linken Strategien, um sie zu bekämpfen?

AL: Sowohl für die «Faschisten mit Stiefeln» als auch für die «Faschisten mit Beziehungen» sind die bevorstehenden Europawahlen eine wichtige Chance. Durch einen großen internationalistischen Teil der radikalen Linken, die sich nach dem Verrat von SYRIZA nach 2015 integrieren und zurückziehen, sowie durch die Niederlagen und Zusammenbrüche der «rosa» Regierungen in Lateinamerika haben alle Europäer, Nationalisten und rechtsextremen Rassisten eine Chance erhalten und verkaufen falsche Antisystem-Rhetorik, um politisch von der «Euro-Skeptik» zu profitieren (einer Strömung, die ihren Einfluss innerhalb breiter Volksschichten in ganz Europa als Form einer desorientierten Reaktion auf die Rechte und die Sozialdemokratie ausbaut).

Die Tatsache, dass es den rechtsextremen Politikern gelingt, die Identifikation mit den paramilitärischen Bataillonen der Nazis zu vermeiden und sich als wichtige politische Kräfte auszugeben, macht sie nicht weniger gefährlich. Im Gegenteil, sie verstärken den Nationalsozialismus mittelfristig, da sie die Auswirkungen von Nationalismus und Rassismus auf das nationale Publikum verstärken. Schließlich ermutigt die rassistische Politik wie Salvini in Italien, die eine Bindung an Faschisten benutzt, reine Neonazis wie Casa Pound, auf die Straßen der Stadt zu gehen und Pogrome zu veranstalten. Auch die Umwandlung extremistischer Parteien oder Teile von ihnen in faschistische Organisationen mit paramilitärischen Bataillonen zum «geeigneten» Zeitpunkt ist nicht ausgeschlossen, wenn sie denken, dass sie dadurch ihre politische Dynamik erhöhen können. Schließlich ist es bei einem möglichen Zusammenbruch der rechtsextremen Versionen aufgrund ihrer Identifikation mit Systementscheidungen sehr wahrscheinlich, dass ihr politisches Publikum auf «reine» faschistische Mächte verlagert wird. Dies geschah in Griechenland mit dem Verschwinden von LAOS von G. Karatzaferis und der Stärkung der Goldenen Morgenröte ab 2010-2012.

In Griechenland hofft die extreme Rechte auf Wiederaufbau und Gegenangriff, vor allem aufgrund der Enttäuschung über die Linke, mit dem SYRIZA-Verrat, der KKE-Verwüstung, der LAE-Tragödie, der Schwäche der revolutionären Linken. Dennoch ging diese Rechnung bislang nicht auf.

Die Kräfte der Bewegung und der Linken müssen daher die Bedrohung ernst nehmen und eine breite gemeinsame Front gegen die rechte und faschistische Reaktion bilden.

Die Faschisten haben Schwierigkeiten auf der Ebene der internationalen Koordination. Der Hauptgrund dafür ist, dass die extreme Rechte die Interessen eines Teils ihrer Bourgeoisie in jedem Land vertritt und somit keine Perspektiven in grundlegenden wirtschaftlichen und politischen Fragen teilt. Diese Widersprüche können von der antikapitalistischen Linken ausgenutzt werden, solange sie versucht, sich in der Gesellschaft und den Volksklassen zu etablieren und unsere Perspektive gegen die Austeritätspolitik Brüssels aus klassenbewusster und internationalistischer Sicht zu entwickeln.

Die Goldene Morgenröte in Griechenland wird derzeit durch den Prozess der kriminellen Organisation geschwächt und durch den fortgesetzten Rückzug ihrer führenden Mitglieder dezimiert; es gibt eine Zersplitterung von Gruppen und deren Mitgliedern in verstreute faschistische Gruppen.

VM: Nachdem die erste Welle der Krise überwunden war, haben die Faschisten ihr elektorales Potenzial bewahrt. Sie versuchen vorsichtig, wiederaufzutauchen, indem sie die rechtsgerichtete Politik der Regierung nutzen (antitürkischer und mazedonischer Imperialismus und Nationalismus, Rassismus, Konzentrationslager, Deportationen, Folter und Mord an Flüchtlingen, die Beibehaltung der Austeritätspolitik). Es ist von großer Bedeutung, dass die Goldene Morgenröte im laufenden Prozess verurteilt wird, aber auch das wird von dem Druck von unten abhängen: antirassistische Kampagnen und antifaschistische Reaktionen bei faschistischen Angriffen. Sollte angesichts der gegenwärtigen Situation der Linken eine weitere Welle der Wirtschaftskrise über uns hinwegrollen, wird die extreme Rechte das Potenzial haben, zu wachsen.

AL: Am Vorabend der Mai-Wahlen versuchen sie, die paramilitärischen Bataillone zu reaktivieren und ihre faschistischen Angriffe zu eskalieren. Um sie zu stoppen, ist als Voraussetzung die Aktivierung der Kräfte der sozialen Bewegung und der Linken notwendig, um den Faschisten keinen öffentlichen Raum zu geben, sowie unsere Einheit im Handeln, um voranzukommen. Eine solche Mobilisierung ist in der Lage, Neonazis in den Nachbarschaften an den Rand zu drängen und zu ihrer Schwächung bei den Mai-Abstimmungen zu führen. Die Linke muss den kriminellen Charakter der Nazis hervorheben, aber wir können uns nicht darauf beschränken. Wir müssen den systemischen Charakter der extremen Rechten, ihrer Natur als feindliche Kräfte für die Interessen der Arbeiterklasse und der Armen beweisen. Vor allem sind sie die Kräfte des Kapitalismus, des Systems, des Kapitals. Es ist kein Zufall, dass die Mitglieder der Goldenen Morgenröte mit den Reedern in Perama zusammenarbeiten, um eine streikbrechende «Gewerkschaft» von Handlangern und gleichzeitig eine Agentur zur Arbeitssuche mit schlechter Bezahlung und keinen Rechten zu gründen.  Sie waren auch gegen Umweltbewegungen und für die Unterstützung von Geschäftsinteressen, z.B. zur Unterstützung des Bergbaubetriebs des multinationalen Unternehmens «Eldorado» auf Chalkidiki. Ihr einziges Anliegen ist die Kriminalität – sie beschuldigen Einwanderer, Flüchtlinge und Roma, um die reaktionärsten Kräfte zu wecken.

Für die Faschisten in Griechenland ist ihre Identifikation und die Zusammenarbeit ihrer Vorfahren mit Hitler ein bedeutender Nachteil, was das Bild der «Patrioten» verändert (Hitler eroberte Griechenland und regierte es von 1941 bis 1944, führte Arbeiter, Arbeiterinnen und Arme in ihre Verarmung und in den Tod, während die Linke die führende Rolle in der Widerstandsbewegung spielte, die Hitler vertrieb). Dem Aufstieg des Faschismus kann nicht durch die fremdenfeindlichen Schreie der rechten Führungskräfte begegnet werden. Auch gegen die Zusammenarbeit von lokalen rechten Politikern mit junistischen, ehemaligen und aktuellen Mitgliedern der Goldenen Morgenröte, wie in der Stadt Ptolemaida, ist vorzugehen. Wir müssen auch das enge Verhältnis und die gegenseitige Unterstützung zwischen ihnen und den Sicherheitskräften (z.B. der Polizei) anprangern.

Aber die Linke muss sich auch gegen die Luftmanöver der Sozialdemokratie stellen, um einen «fortschrittlichen Pol» gegen die extreme Rechte zu schaffen. Kein antifaschistischer Pol kann gegenüber unmenschlichen Konzentrationslagern für Flüchtlinge auf den Ägäischen Inseln, gegen die Operationen der Polizei gegen Flüchtlinge oder gegenüber geschlossenen Grenzen gleichgültig sein, wie es die Regierung SYRIZA tat. Es kann keine antifaschistische Front mit denen gebildet werden, die Flüchtlinge aus Wohnungen vertreiben und auf die Straße werfen. Die Führer von SYRIZA haben ihre Beziehungen zu dem Klerus, der der Goldenen Morgendämmerung freundlich gesinnt ist, gestärkt und Priester sind mit den Abgeordneten der Goldenen Morgendämmerung gemeinsam aufgetreten, insbesondere in Bezug auf «nationale Fragen». Der einzige progressive Pol, der gegen die extreme Rechte aufgebaut werden kann, ist der der Solidarität mit Flüchtlingen, des Widerstands gegen die rassistische Politik Griechenlands und der Europäischen Union und der Forderung nach offenen Grenzen und der Freizügigkeit der Opfer von Armut und Krieg.

Die Arbeit der antifaschistischen Bewegung ist wichtig und effektiv, da sie die Faschisten daran hindert, ihr Gesetz in den Nachbarschaften durchzusetzen. Ein Beispiel ist der Aufstand nach der Ermordung von P. Fyssas im Jahr 2013, der zum Prozess gegen die Goldene Morgenröte, zu ihrer Krise und zu ihrer Vertreibung aus Gebieten wie Saint Panteleimonas führte (das sie einst vollständig kontrollierte und dort Terrorismus praktizierte). Es gibt Beispiele für Städte, die aufgrund eines allgemeinen Aufschreis der Gesellschaft und der Mobilisierung der Linken die Genehmigung für die Auftritte der Goldenen Morgenröte zurückgezogen haben.

In Griechenland gibt es Versuche, die Recht und die extreme Rechte neu zu formieren, Initiativen zur Schaffung einer «wirklichen Goldenen Morgenröte» nach den Standards des übrigen Europas. Die kleine Stadt Ptolemaida (nahe der Grenze zum Staat Mazedonien, wo das System bewusst den Nationalismus gegen den Nachbarstaat kultiviert hat) ist ein Beispiel dafür, wie man damit umgeht: Nachdem ein Mitglied unserer Organisation «Roter Faden» vom Block der Rechten und der extremen Rechten angegriffen wurde, wandten wir uns an Organisationen, Bewegungen und Gewerkschaften, und wir erhielten 23 Sympathiebekundungen, in denen alle Linken und Antifaschisten zu gemeinsamen Aktionen auf den Straßen aufgerufen wurden, um den Terrorismus des rechten Flügels zu brechen. Dieses Resultat ist sehr erfreulich. Diese Kampagne führte dazu, dass die rechtsextreme Front (der extremen Rechten) marginalisiert wurde und schließlich zu Schrumpfung, Krise und Spaltungen führte. Die große Partei der Rechten (Neue Demokratie) und die institutionellen Säulen (Medien-Kommunal-Kirche) waren gezwungen, sich aus der gemeinsamen Front zurückzuziehen, so dass eine Handvoll Faschisten und Nazis schreien, aber keine Chance mehr auf Erfolg mit ihrem Ziel, die Stadt zu dominieren, haben.

Die politische Position pro-SYRIZA spiegelt sich international in der gesamten Linken wider in den Bemühungen, breite politische Parteien aufzubauen oder zu liquidieren; Podemos in Spanien ist eines der wichtigsten und einflussreichsten Beispiele. Welche Lehren aus den Erfahrungen Griechenlands mit SYRIZA sehen Sie als die wichtigsten für Linke, die mit ähnlichen Phänomenen in ihren eigenen Ländern konfrontiert sind?“

AL: SYRIZA hat sicherlich als Modell der «Breiten Parteien» gewirkt. Die Debatte über Breite Parteien wurde mit der neuen Anti-Globalisierungsbewegung verallgemeinert, als revolutionäre und reformistische Organisationen gemeinsam auf dem gleichen Weg zusammenfanden, so dass man dachte, dass dies auf politischer Ebene zu Kundgebungskräften verallgemeinert werden könnte. In Griechenland machte SYN (die reformistische Partei in SYRIZA) nach 2004 eine Linkskurve und favorisierte ein solches Projekt. Es hatte sehr gute Momente, wie die sehr große Unterstützung der Besetzungen 2006-7 an den Universitäten oder die wilde Revolte der Jugend im Jahr 2008, die von SYRIZA unterstützt wurde und die das System nicht ernsthaft zur Unterdrückung zwang. Schließlich spielte SYRIZA eine positive Rolle bei der Ausweitung der Arbeiterrevolte in den Jahren 2010-2012 und beim Niedergang der PASOK (der wichtigsten Partei der Sozialdemokratie, die dann zugunsten von SYRIZA schrumpfte) und der Rechten in der ersten Phase der Bewegung.

Ab Mitte 2011 begann SYRIZA jedoch, ihr Programm zu «verwässern» und sich an der elektoralistischen Transformation dieser Bewegung durch die Perspektive einer «linken Regierung» zu orientieren, jedoch nicht in Richtung einer Eskalation des Klassenkampfes, der sie in Konflikt mit dem System bringen würde. Dann setzte der Verrat ein, den wir später sahen. Der linke Flügel von SYRIZA (und wir zusammen mit ihnen) hatten damals keinen klaren Verstand, um auf dieser Grundlage die Opposition oder gar viel früher die Spaltung zu organisieren, so dass das Projekt degenerierte und damit die linken politischen Verankerungen und Möglichkeiten sich erschöpften.

Fehler wurden von anderen Organisationen auch international gemacht. Die SWP mit Respect, die NPA (wo die LCR fälschlicherweise aufgelöst wurde), während die Genossen und Genossinnen der Anticapitalistas dem Modell der DEA folgten und nach der Krise und dem rechten Rückzug von Podemos, das sich schnell sozialdemokratisierte, wie SYRIZA es tat, bestenfalls in Stagnation gerieten. Schließlich scheint es, dass ISO-Genossen und-Genossinnen verwirrte Positionen über die  Einheitsfront hatten, und in Kombination mit der Tatsache, dass deren Schlussfolgerungen aus der Niederlage der DEA unzureichend oder falsch sind, führte zu Positionen, die in die Diffundierung in die DSA und überhaupt in die Auflösung der Organisation führten. Solche Orientierungen werden sich unserer Meinung nach in der nächsten Zeit katastrophal auswirken.

Die revolutionäre Linke hat sowohl die Auflösung des rechten Flügels innerhalb der breiten Parteien als auch den Linksradikalismus versucht, aber trotz ihrer Fehler wird sie sicherlich vorankommen. Wir unsererseits sehen unsere großen Fehler im Rückblick, denn wir erleben SYRIZA und LAE seit 15 Jahren. Der Schlüssel ist der Aufbau revolutionärer Organisationen, nicht der Aufbau reformistischer breiter Parteien, so radikal sie anfangs auch sein mögen. Das Dilemma von «Reformismus oder Revolution» wird nie beseitigt werden, egal wie links und vielversprechend die Botschaften sind, die der Reformismus aussendet: Irgendwann wird er verraten, rechts abbiegen und den Forderungen der Bourgeoisie nachkommen. Wir müssen also bereit sein, müssen Verbindungen und die Basis aufgebaut haben, um in der Zahl zu wachsen, damit die Arbeiterklasse nicht enttäuscht wird. Das ist die Debatte über die Einheitsfront, für die weder wir noch jemand vorgefertigte Rezepte hat. Wir sind ständig auf der Suche danach, wie dies in kleinen und großen Schlachten der Bewegung, aber auch auf politischer Ebene angewendet werden kann. Wir wissen, was KEINE Einheitsfront (SYRIZA, LAE) war, aber die «richtige» Taktik muss in Zukunft entwickelt werden.

VM: Ich fürchte, ich muss die Bedeutung der Unterstützung von SYRIZA für die Besetzungsaktionen der Studentenbewegung 2006-7, in der sowohl Alexis als auch ich anwesend waren, in Frage stellen. SYRIZA hatte nie eine substantielle Politik und Kräfte an Universitäten und an den Arbeitsplätzen entwickelt, um den Kampf entscheidend zu beeinflussen, sondern sie unterstützte ihn, um danach Wahlgewinne zu erzielen. Der übliche linksreformistische Weg! Dasselbe gilt – wahrscheinlich für alle anderen Kämpfe dieser Zeit (mit Ausnahme des Kampfes gegen die Privatisierung der Wasserversorgung im Jahr 2014 in Thessaloniki, wo sie, soweit ich mich erinnern kann, tatsächlich eine wichtige Rolle gespielt haben). Auf der anderen Seite gab es ab 2012 und später immer mehr Verrat an den Kämpfen der Arbeiterklasse, die die DEA nicht verurteilt, sondern im Gegenteil geduldet oder sogar befürwortet hat! (Zufällig hatte meine alte Ortsgruppe gegen die Befürwortung unserer Führung für den Verrat am Lehrerstreik 2013 durch die Mehrheit von SYRIZA protestiert). Diese Fälle boten den Revolutionären und Revolutionärinnen eine ernsthafte Argumentation, um eine Rebellion auszulösen und sich schließlich von SYRIZA zu trennen. Aber die DEA war bereits zu assimiliert, um solche… «linke Unreife» zu versuchen.

Wie auch immer, ich denke, die kurze Lehre lautet: Einheitsfront «Ja», Breite Partei «Nein». Haltet euch von jeder Art von linker Breiter Partei fern, es sei denn, ihr erfüllt die Bedingungen, die wir oben für den Entrismus beschrieben haben – und genau das. Wir kennen kein EINZIGES Beispiel für jene «Taktik» (oder sollte ich sagen «Nachtrabpolitik»), die entweder für die Bewegung oder für die Revolutionäre und Revolutionärinnen, von Brasilien über Italien bis Griechenland, von den 1920er Jahren bis heute erfolgreich endete.

Quelle: newmilitant.com… vom 5. November 2019; Übersetzung Redaktion maulwuerfe.ch

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