Bologna: Seit drei Wochen Frauenstreik gegen Schichtsystem bei Yoox
Yoox ist ein weltweit stark wachsendes Online-Handelsunternehmen, das mit Vorliebe ein Image pflegen möchte als menschlicher, moderner Laden mit multikultureller Belegschaft, darunter vielen jungen Müttern. Und gerade diese setzen sich seit dem 25. November 2020 – dem Tag des Kampfes gegen Gewalt gegen Frauen – zur Wehr: Gegen ein neues Schichtsystem, das mit der Epidemie eingeführt wurde, und das es alleinstehenden Müttern unmöglich macht, ihre Kinder zu betreuen, mit einer Frühschicht, die um 5.30 Uhr beginnt und einer Spätschicht, die um 22.30 Uhr endet.
An jenem Tag sind sie in den Streik getreten, ein größerer Teil der weiblichen Belegschaft in der Niederlassung in Bologna – Frauen mit und ohne italienische Papiere, ein bedeutender Teil ohne, weswegen es auch naheliegt, dass neben der ohnehin in der Logistik beachtlich vertretenen Basisgewerkschaft SI Cobas auch die Frauen der MigrantInnenkoordination diesen Streik unterstützen. Die öffentliche Solidaritätskampagne mit dem Streik zeigt Wirkung: Hatte das Unternehmen zunächst so getan, als sei nichts geschehen, so nimmt es inzwischen Stellung zu dem Protest: Indem die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen auf die diversen Subunternehmen geschoben wird, die in der Niederlassung Bologna präsent sind. Weswegen es umso wichtiger ist, diese Solidarität weiter zu stärken – indem sowohl die Nachricht verbreitet wird, als auch dazu aufgerufen (und getan) die Solidaritätserklärung zu unterzeichnen, die seit einigen Tagen im Netz ist und bisher von rund 1.500 Menschen unterstützt wurde – wozu auch LabourNet Germany aufruft! Siehe dazu die Erklärung der Streikenden, die gleichzeitig Solidaritätsaufruf und Petition ist (inklusive E-Mail zur Unterzeichnung), sowie einen kurzen Videobericht zum Streik und einen basisgewerkschaftlichen Unterstützungsbeitrag:
- „Women Who are not Scared. Solidarity with Yoox Workers on Strike“ am 15. Dezember 2020 beim Transnational Strike.infoist die Erklärung der streikenden Frauen von Bologna, in der sie die (oben knapp zusammen gefassten) Gründe für den Streik darlegen und ihre Entschlossenheit bekräftigen, bis zu einer Veränderung weiter zu kämpfen – sowie kritische Anmerkungen machen zum Gegensatz zwischen der Imagepflege des Unternehmens und der Realität ihrer Arbeits- und Lebensbedingungen.
- Dieser obige Appell kann unterzeichnet werden durch eine E-Mail an: womenstrikeyoox@gmail.com
- „Donne che non hanno paura. Sostieni lo sciopero delle operaie Yoox!“ am 09. Dezember 2020 bei Coordinamento Migrantiist die italienische Originalfassung des Aufrufs, ergänzt um ein kurzes Video von der Streikaktion
- „La lotta delle lavoratrici Yoox parte da lontano e parla al futuro, non solo quello delle donne“ am 14. Dezember 2020 bei SI Cobasist ein Beitrag zum Streik und zur Demonstration in der Innenstadt am 12. Dezember, in dem nachdrücklich unterstrichen wird, dass es eben gerade zum jetzigen Zeitpunkt auch ein Streik ist, mit dem die Würde der Menschen verteidigt wird.
- „Sciopero magazzini Yoox, l’azienda: “Priorità a salute e benessere lavoratori”“ am 10. Dezember 2020 bei Bologna Todaywar einer der ersten Berichte über den Kampf der Yoox-Belegschaft in nichtgewerkschaftlichen und migrantischen Medien – inklusive der ersten Stellungnahme des Unternehmens überhaupt dazu – dass es ihre erste Sorge sei, dass es den Arbeitern und Arbeiterinnen gut gehe…
Quelle: labournet.de… vom 16. Dezember 2020
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitskämpfe, Arbeitswelt, Frauenbewegung, Gewerkschaften, Italien, Neoliberalismus, Widerstand
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