Covid-19 und der Katastrophenkapitalismus
John Bellamy Foster & Intan Suwandi. Der Kapitalismus geht mit einer enormen ökologischen, epidemiologischen und ökonomischen Fragilität einher. Durch die aktuelle Covid-19-Pandemie wird dies deutlicher denn je. Mit Beginn des dritten Jahrzehnts des einundzwanzigsten Jahrhunderts erleben wir, wie die strukturelle Krise des kapitalistischen Systems, vor allem vermittelt über die internationalen Warenketten, planetarische Dimensionen einnimmt und zunehmend mit der Entstehung eines globalen Katastrophenkapitalismus einhergeht.
Seit dem späten zwanzigsten Jahrhundert hat die kapitalistische Globalisierung zunehmend die Form von miteinander verknüpften Warenketten eingenommen. Kontrolliert von multinationalen Firmen verbinden sie die überwiegend im globalen Süden liegenden Produktionszonen mit den überwiegend im globalen Norden zu findenden Zentren des Weltkonsums, der Finanzindustrie und der Kapitalakkumulation.[1] Solche Warenketten bilden im Wesentlichen die materiellen Kreisläufe des globalen Kapitals. Mit ihnen geht zugleich das Phänomen des mit dem Aufstieg des allgemeinen Monopol-Kapitalismus verbundenen Spätimperialismus einher. Dieses System basiert auf der Aneignung exorbitanter Gewinne, die durch die Kontrolle der globalen Produktion erwirtschaftet werden: Dies geschieht sowohl mittels der Ausnutzung globaler Lohnunterschiede (global labor arbitrage) und der damit einhergehenden Überausbeutung der industriellen Arbeit in der Peripherie durch die im Zentrum des Systems stehenden multinationalen Konzerne, als auch durch die Ausnutzung von globalen Landpreisunterschieden (global land arbitrage), mittels derer sich Agrarfirmen billiges Land und billige Arbeit aus dem globalen Süden aneignen, um hauptsächlich für den Verkauf im globalen Norden bestimmte Exportpflanzen herzustellen.[2]
Um die komplexen Kreisläufe des Kapitals in der gegenwärtigen globalen Ökonomie zu beschreiben, wird im Management sowohl von Lieferketten als auch von Wertschöpfungsketten gesprochen. Während mit Lieferketten vor allem die Bewegung der materiellen Produkte bezeichnet wird, zielt der Ausdruck Wertschöpfungsketten auf den an jedem Knotenpunkt der Kette – vom Abbau der Rohmaterialien bis zur Herstellung des fertigen Produkts – „hinzugefügten“ Wert.[3] Dieser doppelte Zugriff auf Liefer- und Wertschöpfungsketten ähnelt durchaus dem dialektischen Ansatz von Karl Marx. Marx hatte im ersten Band des „Kapitals“ in seiner Analyse der Warenketten in Produktion und Austausch den Doppelcharakter der Ware als Gebrauchs- und Tauschwert herausgearbeitet. Dabei sind der natürlich-materielle Aspekt der Ware in seiner Naturalform als Gebrauchswert sowie sein sozial-ökonomischer Aspekt als in der jeweiligen Wertform ausgedrückter Tauschwert „ein Glied … in der allgemeinen Metamorphosenreihe der Warenwelt.“[4] Marx’ Ansatz wurde Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts von Rudolf Hilferding in seinem Werk „Finanzkapital“ weitergedacht („Warenaustauschprozess“[5]).
In den 80ern wurde von den Weltsystemtheoretikern Terence Hopkins und Immanuel Wallerstein das Warenkettenkonzept innerhalb der marxistischen Theorie erneut zur Diskussion gestellt.[6] Was jedoch in späteren Warenkettenanalysen der marxistischen und Weltsystemtheorie verloren ging war der materiell-ökologische Aspekt der Gebrauchswerte. Die Warenketten wurden als ein exklusiv ökonomisch-tauschwertspezifisches Phänomen behandelt.
Marx hingegen hatte die natürlich-materiellen Grenzen und Rahmenbedingungen des Kapitalkreislaufs stets im Blick behalten. So betonte er „die negative, das ist die zerstörerische Seite“ der kapitalistischen Wertschöpfung im Hinblick auf die natürlichen Produktionsbedingungen und den Stoffwechsel der menschlichen Gattung mit der Natur als Ganzem.[7] Er diagnostizierte einen „unheilbaren Riß … in dem Zusammenhang des gesellschaftlichen und durch die Naturgesetze des Lebens vorgeschriebenen Stoffwechsels“, der das zerstörerische Verhältnis des Kapitalismus zur Erde ausmachte. Dieser Riss im Stoffwechsel zeigte sich in der Auslaugung der Böden und der erzwungenen Düngung englischer Felder mit [südamerikanischem] Guano ebenso wie in den aus den organischen Widersprüchen des Systems resultierenden „periodische(n) Epidemien“.[8]
Um die gegenwärtigen kombinierten ökologischen, epidemiologischen und ökonomischen Krisentendenzen des Spätimperialismus zu verstehen, braucht es genau einen solchen theoretischen Rahmen, der in der Lage ist, mittels des Einbezugs sowohl der Gebrauchs- als auch der Tauschwerte den Doppelcharakter und die widersprüchlichen Formen der Warenketten in den Blick zu nehmen. Ein solcher Blick ermöglicht es, den Zusammenhang der Ätiologie [meint hier: die Hervorbringung der Entstehungsbedingungen, a.d.Ü.] von Krankheiten durch die Agrarindustrie mit den Kapitalkreisläufen des Spätimperialismus und die damit verbundene Entstehung der Covid-19-Pandemie zu verstehen.
Aus derselben Perspektive, allerdings mit Fokus auf die Warenketten, lässt sich auch verstehen, wie die Unterbrechung des Flusses der Gebrauchswerte in der Form materieller Güter und die damit einhergehende Unterbrechung des Wertflusses eine ernsthafte und bleibende ökonomische Krise hervorbringen konnte. Im Ergebnis wird so eine bereits stagnierende Wirtschaft ans äußerste Limit gebracht, wodurch der finanzielle Überbau des Systems zusammenzubrechen droht.
Letztlich liegt hinter all dem ein sehr viel größerer planetarischer Riss, der durch den heutigen Katastrophen-Kapitalismus hervorgerufen wird und der sich im Klimawandel und in der Überschreitung vielfältiger planetarer Belastungsgrenzen zeigt. Die gegenwärtige epidemiologische Krise ist nur eine weitere dramatische Manifestation dieses Prozesses.
Kapitalkreisläufe und ökologisch-epidemiologische Krisen
Bemerkenswerterweise entstand unter dem Begriff One Health – One World während des letzten Jahrzehnts eine neue, ganzheitlichere Herangehensweise an die Ätiologie von Krankheiten. Dies geschah vor allem als Reaktion auf das Auftreten neuerer zoonotischer Krankheiten (oder Zoonosen) wie SARS, MERS und H1N1, die von nichtmenschlichen, wildlebenden oder domestizierten Tieren auf den Menschen übertragen wurden. Das One Health-Modell stellt die epidemiologische Analyse auf eine ökologische Basis und bringt so Umweltwissenschaftler, Ärzte, Tierärzte und Public Health-Experten innerhalb eines global denkenden Ansatzes zusammen.
Dieser Ansatz, der mit seinem ursprünglich ökologisch motivierten Rahmenwerk einen umfassenderen Beitrag zur Bekämpfung von Zoonosen darstellt, wurde zunehmend von dominanten Organisationen wie der Weltbank, der Weltgesundheitsorganisation und den US-Centers for Disease Control and Prevention übernommen und dabei seines kritischen Potentials beraubt. Sie machten den interdisziplinären Ansatz von One Health damit zu einem einfachen Werkzeug, um solch differierende Interessen wie die öffentliche Gesundheit, den privaten Gesundheitssektor, die Tiermedizin, die Agrarindustrie und die Pharmaindustrie zusammenzubringen. In dieser Form wirkt der Ansatz jedoch vor allem dahingehend, die Reaktion auf so genannte episodische Epidemien zu verstärken und gleichzeitig den Aufstieg einer breit angelegten korporatistischen Strategie zu fördern, in der das Kapital, insbesondere das Agrobusiness, das dominierende Element ist. Dies führt letztlich dazu, dass in einem vorgeblich ganzheitlichen Modell die Verbindungen zwischen den epidemiologischen Krisen und der kapitalistischen Weltwirtschaft systematisch heruntergespielt werden.[9]
Als Antwort darauf entstand unter dem Begriff Structural One Health ein neuer, revolutionärer Ansatz der Ätiologie von Krankheiten, der auf dem One Health-Konzept aufbaut, aber in einer breiteren, historisch-materialistischen Tradition verwurzelt ist. Für die Verfechter der Structural One Health besteht der Kernpunkt darin, herauszufinden, wie Pandemien in der heutigen globalen Wirtschaft mit jenen Kapitalkreisläufen verbunden sind, die die Umweltbedingungen rasch verändern. Erschienen ist dazu eine ganze Reihe von Aufsätzen eines Teams von Wissenschaftler*innen (u.a. Rodrick Wallace, Luis F. Chaves, Luke R. Bergmann, Constância Ayres, Lenny Hogerwerf, Richard Kock, Robert G. Wallace) etwa hinsichtlich Clear-Cutting Disease Control: Capital-Led Deforestation, Public Health Austerity, and Vector-Borne Infection oder jüngst zu COVID 19 und den Kapitalkreisläufen (von Robert G. Wallace, Alex Liebmann, Luis Fernando Chaves und Rodrick Wallace) in „Monthly Review“, Mai 2020. Structural One Health wird von ihnen definiert als „ein neues Gebiet, [das] die Auswirkungen globaler Kapitalkreisläufe und anderer grundlegender Zusammenhänge, einschließlich einer ausführlichen Kulturgeschichte, auf die regionale Agrarökonomie sowie damit verbundene inter-spezies Krankheitsdynamiken untersucht.“[10]
Dieser revolutionäre, historisch-materialistische Ansatz unterscheidet sich von der Mainstream-Betrachtungsweise dadurch, dass 1) Warenketten als Treiber der Pandemie in den Blick genommen werden; 2) der übliche Ansatz „absoluter Geographien“, der sich auf bestimmte Orte konzentriert, an denen neue Viren auftauchen, ohne die globalen wirtschaftlichen Übertragungswege wahrzunehmen, verworfen wird; 3) die Pandemie nicht als ein episodisches Problem oder ein zufälliges Schwarzer-Schwan-Ereignis, sondern als Reflektion der generellen strukturellen Krise des Kapitals im Sinne von Mészáros „Beyond Capital“[11] verstanden wird; 4) der Ansatz der dialektischen Biologie aus Richard Levins und Richard Lewontin u.a. in „The Dialectical Biologist“ übernommen wird und schließlich 5) indem auf die radikale Rekonstruktion der Gesellschaft als ganzer in Richtung eines nachhaltigen „planetarischen Metabolismus” bestanden wird.[12]
Auf eine ähnliche Weise hat Robert G. Wallace bereits in „Big Farms Make Big Flu“ und anderen Schriften auf Marxʼ Auffassung von Warenketten und dem metabolischen Riss sowie auf das Lauderdale Paradox (nach dem private Reichtümer nur durch die Zerstörung des öffentlichen Reichtums angehäuft werden) zurückgegriffen, um im Zusammenhang von Agrar- und Pharmaindustrie eine Kritik an Sparmaßnahmen und Privatisierung zu formulieren. Denker in dieser kritischen Tradition setzen eine dialektische Herangehensweise an die ökologische Zerstörung und die Ätiologie von Krankheiten.[13]
Selbstverständlich ist diese neue historisch-materialistische Epidemiologie nicht einfach aus der Luft gegriffen, sondern beruht auf einer langen Tradition sozialistischer Kämpfe und kritischer Analysen von Epidemien. Dies beinhaltet historische Beiträge wie etwa 1) Engels „Lage der arbeitenden Klasse in England“, die bereits die Klassendimension infektiöser Krankheiten benennt; 2) die Marxschen Diskussionen zu Epidemien und allgemeinen Gesundheitsbedingungen im „Kapital“; 3) den vom britischen Zoologen E. Ray Lankester (der ein Protegé von Charles Darwin und Thomas Huxley sowie ein Freund von Marx war) in seinem Werk „Kingdom of Man“ (1907) vorgenommenen Untersuchungen zur Behandlung der anthropogenen Krankheitsquellen und ihrer Grundlage in der kapitalistischen Landwirtschaft, den Märkten und dem Finanzwesen sowie 4) Levins’ „Is Capitalism a Disease?“[14]
Besonders wichtig in der neuen historisch-materialistischen Epidemiologie, die mit der Structural One Health verbunden ist, ist die ausdrückliche Anerkennung der Rolle der globalen Agrarindustrie und die Integration einer detaillierten Forschung zu jedem Aspekt der Ätiologie von Krankheiten, wobei der Schwerpunkt auf den neuen Zoonosen liegt. Solche Krankheiten, so Rob Wallace bereits in „Big Farms Make Big Flu“, seien das „unbeabsichtigte biotische Resultat von Bestrebungen, die darauf abzielten, die Ontogenese und Ökologie von Tieren in Richtung auf eine multinationale Rentabilität zu steuern“, wobei neue tödliche Krankheitserreger erzeugt würden.[15] Übersee-Farmen, die aus Monokulturen genetisch ähnlicher Tiere bestehen und so natürliche Immun-„Feuerschneisen“ beseitigen (darunter große Schweine- und Geflügelfarmen), haben in Verbindung mit rascher Entwaldung und der chaotischen Vermischung von Wildvögeln und anderen Wildtieren mit der industriellen Tierproduktion (wie dies etwa auf den sogenannten Wet Markets geschieht) die Bedingungen für die Verbreitung neuer tödlicher Krankheitserreger wie SARS, MERS, Ebola, H1N1, H5N1 und nun SARS-CoV-2 hervorgebracht. Mehr als eine halbe Million Menschen weltweit starben an H1N1, während die Todesfälle durch SARS-CoV-2 diese Zahl wahrscheinlich weit übersteigen werden.[16]
„Agrarunternehmen“, schreibt Wallace, „verlagern ihre Unternehmen in den globalen Süden, um billige Arbeitskräfte und billiges Land zu nutzen“, und „verteilen ihre Produktionslinie so über die ganze Welt“.[17] Geflügel, Schweine und Menschen interagieren und erzeugen so neue Krankheiten. „Grippewellen“, so Wallace, „entstehen heute innerhalb eines globalisiertes Netzwerks von Firmen, die Futtermittel produzieren und handeln und innerhalb dessen sich spezifische Stämme meist zuerst entwickeln. Mit Geflügel und Vieherden, die von Region zu Region getrieben werden – wobei sich die räumliche Entfernung in Just-in-Time-Berechnungen verwandelt – werden regelmäßig vielfältige Virusstämme in Orte mit Populationen dafür empfänglicher Tiere eingeschleppt.”[18] Es hat sich gezeigt, dass großflächige kommerzielle Geflügelbetriebe eine viel höhere Wahrscheinlichkeit haben, diese virulenten Zoonosen zu beherbergen. Die Wertschöpfungskettenanalyse wurde eingesetzt, um die Ätiologie neuer Grippeviren wie H5N1 entlang der Warenkette der Geflügelproduktion nachzuvollziehen.[19] So konnte die Entstehung der Grippe im südlichen China zurückgeführt werden auf den Kontext „einer ‚historischen Gegenwart’“. Innerhalb dieser „entstehen multiple virulente Rekombinanten aus einem Gemisch von agrarischen Ökosystemen unterschiedlichster (historischer) Zeiten (a mélange of agroecologies originating at different times), die ebenso pfadabhängig wie kontingent miteinander interagieren. Im Fall von H5N1 etwa aus dem Zusammenspiel aus Antike (Reis), früher Neuzeit (halbdomestizierte Enten) und Gegenwart (Intensivierung der Geflügelproduktion)“. Diese Analyse wurde auch von radikalen Geograph*innen wie Bergmann erweitert, die sich mit „der Konvergenz von Biologie und Wirtschaft über eine einzige Warenkette hinaus bis hinauf in das Gefüge der globalen Wirtschaft“ befassen.[20] Die miteinander verbundenen globalen Warenketten der Agrarindustrie, die die Grundlage für das Auftreten neuartiger Zoonosen bilden, sorgen dafür, dass diese Krankheitserreger rasch von einem Ort zum anderen wandern. Da die menschlichen Wirte sich innerhalb von Tagen, ja sogar Stunden von einem Teil der Erde zum anderen bewegen, können auch die Keime diese Ketten der menschlichen Mobilität und Globalisierung nutzen. Wallace und Kollegen schreiben dazu: „Einige Krankheitserreger entstehen direkt in den Zentren der Produktion (…). Aber viele wie COVID-19 haben ihren Ursprung an den Grenzen der Kapitalproduktion. Tatsächlich entstehen mindestens 60 Prozent der neuartigen menschlichen Krankheitserreger, indem sie von Wildtieren auf lokale menschliche Gemeinschaften überspringen (bevor die erfolgreicheren sich auf den Rest der Welt ausbreiten). Im Hinblick auf die Verbreitung solcher Krankheiten halten sie zusammenfassend fest: „Die zugrundeliegende operative Prämisse ist, dass die Ursache von COVID-19 und anderen derartigen Krankheitserregern nicht nur im Umfeld eines einzelnen Infektionserregers oder in seinem klinischen Verlauf zu finden ist, sondern auch im Bereich der ökosystemischen Beziehungen, die das Kapital und andere strukturelle Ursachen zu ihrem eigenen Vorteil umgestaltet haben. Die große Vielfalt an Krankheitserregern, die verschiedene Taxa, Quellenwirte, Übertragungswege, klinische Verläufe und epidemiologische Ergebnisse repräsentieren, haben alle Kennzeichen, die dazu führen, dass wir bei jedem Ausbruch wie verrückt zu unseren Suchmaschinen rennen, um dieselben Abschnitte und Wege entlang der gleichen Arten von Kreisläufen der Landnutzung und Wertanhäufung wiederzufinden.[21]
Die imperialistische Restrukturierung der Produktion im späten zwanzigsten und frühen einundzwanzigsten Jahrhundert – auch als Globalisierung bezeichnet – war vor allem das Resultat der Ausnutzung globaler Lohnunterschiede sowie der Über- und Superausbeutung der Lohnarbeitskräfte des Globalen Südens. Sie nimmt die bewusste Verschmutzung der lokalen Umwelt in Kauf und erfolgt überwiegend zum Vorteil der globalen Kapital- und Finanzzentren. Dieser Prozess wurde auch von der zeitgleichen Ausnutzung globaler Landpreisdifferenzen durch die multinationale Agrarindustrie vorangetrieben.
Im „Foodie’s Guide to Capitalism“ weist Eric Holt-Giménez darauf hin, dass der Landpreis in weiten Teilen des globalen Südens „im Vergleich zur Bodenrente (der Wert des Landes im Hinblick auf das, was auf ihm produziert werden kann) so niedrig ist, dass das Einstreichen der Differenz zwischen niedrigem Preis und hoher Bodenrente den Investoren einen ordentlichen Profit beschert. Jegliche Vorteile, die aus dem tatsächlichen Anbau von Pflanzen bestehen, sind für diesen Deal nur nebensächlich (…). Gelegenheiten zur Landarbitrage ergeben sich, wenn neues Land – mit einer attraktiven Bodenrente – auf den globalen Grundstücksmarkt gebracht wird, wo die Rente tatsächlich kapitalisiert werden kann.“[22] Ein großer Teil dieser Kapitalisierungsprozesse speist sich dabei aus dem, was auch die „Vieh-Revolution“ genannt wird, die auf der Grundlage von riesigen Futterressourcen und genetischen Monokulturen Vieh zu einer globalisierten Ware gemacht hat.[23]
Diese Bedingungen wurden von den verschiedenen Entwicklungsbanken im Rahmen von euphemistisch als „territoriale Umstrukturierung“ bezeichneten Maßnahmen gefördert. Diese „Umstrukturierungen“ beinhalten die Vertreibung von Subsistenzbauern und Kleinproduzenten auf Geheiß multinationaler Konzerne, in erster Linie der Agrarindustrie, sowie die rasche Abholzung und Zerstörung von Ökosystemen. Diese Formen der Landaneignung (des landgrabbing) wurden durch die hohen Preise für Grundnahrungsmittel im Jahr 2008 und erneut im Jahr 2011, sowie durch den Einsatz privater Vermögensfonds, die angesichts der Unsicherheit nach der Großen Finanzkrise von 2007/2009 nach stabilen Sachwerten suchten, beschleunigt. Das Ergebnis ist eine der größten Migrationsbewegungen in der menschlichen Geschichte: Menschen werden in einem globalen Prozess der Entbäuerlichung (Depeasantization) von ihrem Land und in die urbanen Slums getrieben, während sich dabei die Agrarökologie ganzer Regionen verändert und traditionelle Formen der Landwirtschaft durch Monokulturen ersetzt werden.[24]
Wallace und seine Kollegen weisen darauf hin, dass der Historiker und Stadttheoretiker Mike Davis und andere „herausgefunden haben, wie diese sich neu verstädternden Landschaften sowohl als lokale Märkte als auch als Durchgangsorte und regionale Drehscheiben für globale Agrarrohstoffe fungieren (…). Im Ergebnis führt dies dazu, dass die Dynamik der Waldkrankheiten, die urzeitlichen Quellen der Krankheitserreger, nicht mehr nur auf das Hinterland beschränkt bleiben. Die mit ihnen verbundenen Epidemien sind selbst relational, spürbar entlang der Achsen von Zeit und Raum geworden. Ein SARS Virus kann sich – nur wenige Tage nachdem er aus seiner Fledermaushöhle gekrochen ist – plötzlich unter den Menschen einer Großstadt ausbreiten.“[25]
Unterbrechung der Warenketten und globaler „Peitscheneffekt“
Die neuen Pathogene, die unbeabsichtigt von der Agrarindustrie hervorgebracht werden, sind für sich genommen keine natürlich-materiellen Gebrauchswerte. Vielmehr handelt es sich bei ihnen um toxische Nebenprodukte des kapitalistischen Produktionssystems, die sich auf die Warenketten der Agrarindustrie als Teil des globalisierten Ernährungsregimes zurückführen lassen.[26] Doch nun haben – in einer Art metaphorischer ‚Rache’ der Natur, wie bereits von Engels und Lankester geschildert – die Welleneffekte der kombinierten ökologischen und epidemiologischen Katastrophe wesentlich zur Entstehung der Covid-19-Pandemie beigetragen und damit das gesamte globale System der Produktion unterbrochen.[27]
Die Effekte des Lockdowns und der Maßnahmen der sozialen Distanzierung mit der Folge der (zeitweiligen) Schließung der Produktion in globalen Schlüsselsektoren haben weltweit die Versorgungs- und Wertschöpfungsketten erschüttert. Dies hat einen gigantischen „Peitscheneffekt“[28] hervorgebracht, der sowohl von Seiten des Angebots als auch von Seiten der Nachfrage durch die globalen Warenketten läuft. Darüber hinaus ist die Covid-19-Pandemie im Kontext eines globalen Regimes des neoliberalen Monopol-Finanzkapitalismus aufgetreten, der weltweit Austeritätsmaßnahmen, die auch die öffentliche Gesundheitsversorgung betreffen, durchgesetzt hat.
Die universelle Übernahme der just-in-time Produktion sowie der Zeit-basierte Wettbewerb und die Regulation der globalen Warenketten hat bei vielen Unternehmen und Einrichtungen wie etwa Krankenhäusern zu einer nur noch geringen Vorratshaltung geführt – ein Problem, das durch die Hamsterkäufe bestimmter Güter seitens der Bevölkerung verschärft wird.[29] Das Ergebnis ist eine außergewöhnliche Störung der gesamten Weltwirtschaft.
Die heutigen globalen Warenketten – oder präziser: Arbeitswert-Ketten – dienen in erster Linie dazu, die niedrigeren Lohnstückkosten (unter Berücksichtigung sowohl der Lohnkosten als auch der Produktivität) in den ärmeren Ländern des globalen Südens, in denen die industrielle Weltproduktion heute überwiegend angesiedelt ist, auszunutzen. So betrugen die Lohnstückkosten in Indien 2014 lediglich 37 Prozent des US-Niveaus, während die Lohnstückkosten in China und Mexiko bei 46 bzw. 43 Prozent des US-Niveaus lagen. In Indonesien waren die Lohnstückkosten mit 62 Prozent des US-Niveaus höher.[30] Ein beträchtlicher Teil dieser Differenz kann auf die extrem niedrigen Löhne in den Ländern des Südens zurückgeführt werden. Gleichzeitig führt die nach den Vorgaben multinationaler Konzerne und unter Einführung fortschrittlichster Technologien gestaltete Fremdfertigung der Exportplattformen des globalen Südens zu Produktivitätsleveln, die mit denen vieler Bereiche des globalen Nordens vergleichbar sind. Das Ergebnis ist ein integriertes globales System der Ausbeutung, in dem die Lohnunterschiede zwischen dem Globalen Norden und dem Globalen Süden größer sind als die Produktivitätsdifferenzen. Das führt zu niedrigen Lohnstückkosten in den Ländern des Südens und damit zu enormen Bruttogewinnmargen (d.h. ökonomischem Mehrwert) hinsichtlich der Exportpreise von Gütern aus ärmeren Ländern.
Die enorme Mehrwertmasse, die im globalen Süden erwirtschaftet wird, wird in der Bruttoinlandsproduktrechnung als Wertschöpfung (value added) im Norden verbucht, auch wenn es sich eher um im Süden abgeschöpfte Werte (value captured) handelt. Dieses neue, mit der globalisierten Produktion verknüpfte System internationaler Ausbeutung und Enteignung bildet die Tiefenstruktur des Spätimperialismus im einundzwanzigsten Jahrhundert.
Begünstigt wurde all dies durch die revolutionären Entwicklungen im Transport- und Kommunikationsbereich. Versandkosten sanken mit der Verbreitung von standardisierten Containern. Kommunikationstechnologien wie Fiberglaskabel, Mobiltelefone, Internet, Breitband, digitale Clouds sowie Videokonferenzen veränderten die globale Vernetzung. Billige Flugreisen ermöglichten schnelleres Reisen und nahmen zwischen 2010 und 2019 im Schnitt um 6,5 Prozent zu.[31] Bei etwa einem Drittel der US-Exporte handelt es sich um Zwischenprodukte für andernorts gefertigte Enderzeugnisse wie etwa Baumwolle, Stahl, Motoren und Halbleiter.[32] Die heutige globale Warenkettenstruktur entstand aus diesen sich rasch verändernden Bedingungen, die eine zunehmend integrierte, hierarchische internationale Akkumulationsstruktur hervorbrachten. Deren Resultat war eine Verbindung aller Teile der Erde innerhalb eines Systems der Unterdrückung. Diese Verbindung zeigt nun erste Zeichen einer Destabilisierung unter den Auswirkungen des Handelskrieges der USA gegen China und den globalen wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie.
Die Covid-19-Pandemie mit ihren Lockdowns und den Maßnahmen sozialer Distanzierung ist „die erste globale Lieferkettenkrise.“[33] Sie hat zu ökonomischen Wertverlusten, enormer Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung, dem Zusammenbruch von Firmen, weit verbreitetem Hunger und anderen Entbehrungen geführt. Ein Schlüssel zum Verständnis der Komplexität und des Chaos der gegenwärtigen Krise liegt darin, sich zu verdeutlichen, dass kein CEO irgendeiner multinationalen Firma einen vollständigen Überblick über die Warenkette der Firma hat.[34] Üblicherweise kennen die Finanzzentren und die Einkäufer der Firmen lediglich ihre direkten Zulieferer, nicht aber die der zweiten, dritten oder gar vierten Ebene. Das bedeutet, sie haben keine Ahnung von den Zulieferern ihrer Zulieferer. Elisabeth Braw verweist in diesem Zusammenhang in Foreign Policy auf Michael Essig, einen Professor für Supply-Chain-Management an der Bundeswehr-Universität München, der berechnet hat, „dass eine multinationale Firma wie Volkswagen 5.000 direkte Zulieferer hat, die alle noch einmal im Durchschnitt etwa 250 Zulieferer der zweiten Ebene besitzen. Dies bedeutet, dass die Firma tatsächlich 1,25 Millionen Zulieferer hat von denen sie die große Mehrheit nicht kennt.“ Zulieferer der dritten Ebene sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Mit Beginn der aktuellen Corona-Pandemie im chinesischen Wuhan wurde festgestellt, dass ca. 51.000 weltweite Firmen mindestens einen direkten Zulieferer und etwa weitere fünf Millionen Firmen einen Zulieferer der zweiten Ebene in der Region hatten. Am 27. Februar 2020, als die Störung der Lieferketten sich noch überwiegend auf China beschränkte, meldete das World Economic Forum unter Berufung auf einen Bericht von Dun & Bradstreet, dass mehr als 90 Prozent der Fortune-1000-Firmen einen Zulieferer der ersten oder zweiten Ebene hatten, der von dem Virus betroffen war.[35]
Durch die Auswirkungen von SARS-CoV-2 ist es für Unternehmen plötzlich zu einer dringenden Notwendigkeit geworden, zu versuchen, ihre gesamten Warenketten zu erfassen. Aber dies ist enorm komplex. Als die Nuklearkatastrophe von Fukushima stattfand wurde etwa herausgefunden, dass in der Gegend von Fukushima 60 Prozent der für die Produktion von Autos essentiell notwendigen Teile produziert werden, zudem einen weltweit bedeutenden Anteil der Chemikalien für Lithium Batterien und 22 Prozent der weltweiten Produktion von [u.a. in der Photovoltaik verwendeten – A.d.Ü.] Dreihundert-Millimeter-Silizium-Wafer. Alle drei Produkte sind entscheidend für die gegenwärtige industrielle Produktion. Damals versuchten einige Monopolfinanzkonzerne, ihre Lieferketten abzubilden. Laut Harvard Business Review „erzählten Führungskräfte eines japanischen Halbleiterherstellers, dass ein Team von 100 Mitarbeitern mehr als ein Jahr gebraucht habe, um (…) die Liefernetzwerke des Unternehmens bis tief in die Unterebenen hinein abzubilden.“[36]
Aktuell sind die Firmen mit Warenketten konfrontiert, in denen viele Glieder der Kette unsichtbar sind und die Ketten an zahlreichen Stellen gleichzeitig reißen. Dies führt zu Unterbrechungen und Unsicherheiten in dem, was Marx die „allgemeine Metamorphosenreihe“[37] in der Produktion, Distribution und Konsumption der materiellen Produktion genannt hat. Dazu kommen unvorhersehbare Veränderungen der allgemeinen Nachfrage. Die Folgen der Coronavirus-Pandemie für die weltweite Akkumulation sind von noch nie da gewesenem Ausmaß, wobei die Kosten für die Weltwirtschaft noch immer steigen. Ende März waren etwa drei Milliarden Menschen auf dem Planeten direkt von Lockdowns oder sozialen Distanzierungsmaßnahmen betroffen.[38] Die meisten Firmen hatten keinen Notfallplan, der auf multiple Brüche in der Versorgungskette reagiert.[39] Das Ausmaß des Problems zeigte sich, als – von China ausgehend und dann immer weitere Regionen erfassend – Zehntausende von Zulieferern erklärten, dass sie aufgrund der außerordentlichen Ereignisse nicht in der Lage sein würden, ihre Verträge zu erfüllen, und sich dabei auf höhere Gewalt beriefen. Es häuften sich die „Leerfahrten“ von Frachtschiffen, deren reguläre Frachten annulliert wurden wegen des Ausfalls beim Güter-Angebot oder bei der Nachfrage.[40] Anfang April meldete die U.S. National Retail Federation für den März 2020 ein Fünfjahrestief bei der Schiffsfracht (Container), wobei noch eine Beschleunigung des Einbruchs erwartet wurde.[41] Weltweit gingen die Passagierflüge um etwa 90 Prozent zurück. Wichtige US Airlines bauten die Passagierkabinen um und entfernten die Sitze, um die Maschinen für Frachtflüge zu nutzen.[42]
Die Welthandelsorganisation ging Anfang April in einem optimistischen Szenario für 2020 von einem Rückgang des jährlichen Welthandels infolge der COVID-19-Pandemie um 13 Prozent, in einem pessimistischen Szenario um 32 Prozent aus. Im letzten Fall wäre in einem Jahr passiert, was sich in der Großen Depression im Jahr 1930 über eine Periode von drei Jahren hinzog.[43]
Die gravierenden Auswirkungen der pandemiebedingten Unterbrechung der globalen Lieferketten sind besonders bei medizinischen Geräten deutlich geworden. Premier, eine der wichtigsten Beschaffungsorganisationen für Krankenhäuser in den Vereinigten Staaten, gab an, dass sie normalerweise bis zu vierundzwanzig Millionen N95-Atemschutzgeräte (Masken) pro Jahr für ihre Mitglieder und Organisationen des Gesundheitswesens einkaufen. Allein im Januar und Februar 2020 wurden von den Mitgliedern jedoch bereits sechsundfünfzig Millionen Masken benutzt. Ende März bestellte Premier 110 bis 150 Millionen weitere Masken, während seine Mitgliedsorganisationen wie Krankenhäuser und Pflegeheime bei einer Befragung angaben, sie hätten kaum mehr als einen Wochenvorrat. Die Nachfrage nach medizinischen Masken schnellte in die Höhe, während das weltweite Angebot einfror.[44] Auch bei den Covid-19-Test-Kits gab es einen chronischen globalen Versorgungsengpass, bis China die Produktion im späten März hochfuhr.[45]
Auch bei anderen wichtigen Gütern gibt es mittlerweile Versorgungsengpässe. Während allgemeines Chaos herrscht, stapeln sich in den Kaufhäusern Waren wie bspw. modische Kleidung, für die die Nachfrage in den Keller gefallen ist. In einer Welt voller just-in-time Produktion und zeitbasiertem Wettbewerb werden Lagervorräte meist auf ein Minimum reduziert, um Kosten zu senken. Peter Hasenkamp, ehemals zuständig für die Versorgungskettenstrategie und beteiligt an dem Kauf von Lucid Motors, einem Elektroauto-Startup, hat es wie folgt ausgedrückt: „Es braucht 2.500 Teile um ein Auto zu bauen – aber es reicht ein Teil, damit es nicht klappt.“ Zu einem Engpass an Covid-19-Testkits kam es teilweise auch deshalb, weil Abstrichstäbchen fehlten.[46] Mitte April 2020 litten 81 Prozent der globalen Fertigungsunternehmen unter Lieferengpässen. Dies zeigte sich bereits bis März in einer 44-prozentigen Zunahme an unter Berufung auf höhere Gewalt nicht eingehaltenen Verträgen seit Auftreten des Coronavirus sowie einer 38-prozentigen Zunahme der Produktionsstillstände. In der Folge kommt es nicht nur zu nur materiellen Engpässen, sondern auch zu eine Krise des Geldflusses und damit zu einer gewaltigen „Spitze der finanziellen Risiken“[47].
Die multinationalen Konzerne, denen der Gebrauchswert ihrer Produkte egal ist, solange sie damit ausreichend Tauschwert generieren können, erfahren die realen wirtschaftlichen Auswirkungen des Reißens von Lieferketten durch die dadurch bedingte Unterbrechung der Wertschöpfungsketten, d.h. der Ströme des Tauschwerts. Auch wenn die Auswirkungen der globalen Störung der Angebotsseite noch einige Zeit lang nicht in vollem Umfang bekannt sein werden, so sind doch die Wertverluste, die die Unternehmen erlitten haben, ein Hinweis auf die Krise, die diese für die allgemeine Kapitalakkumulation erzeugt. Unterbrechungen in den Versorgungsketten sind jedoch nichts Neues: Hunderte von Unternehmen, darunter Firmen wie Boeing, Nike, Hershey, Sun Microsystems und Cisco, sind in den letzten Jahrzehnten mit kritischen Unterbrechungen der Warenkette konfrontiert gewesen. Studien, die auf etwa achthundert Fällen basieren, haben die durchschnittlichen Auswirkungen einer solchen Unterbrechung der Lieferkette für Unternehmen aufgezeigt. Dies beinhaltet einen „Rückgang des Betriebsergebnisses um 107 Prozent, einen Rückgang der Umsätze um 114 Prozent, einen Rückgang der Sachkapitalrendite um 93 Prozent, ein geringeres Umsatzwachstum von 7 Prozent, ein Kostenwachstum von 11 Prozent und ein Wachstum der Lagerbestände von 14 Prozent“, wobei die negativen Effekte normalerweise etwa zwei Jahre andauerten. Dieselbe Untersuchung zeigt, dass „Unternehmen, die unter Lieferkettenunterbrechungen leiden, über einen Zeitraum von drei Jahren, der ein Jahr vor und zwei Jahre nach dem Datum der Ankündigung der Unterbrechung beginnt und endet, zwischen 33 und 40 Prozent niedrigere Aktienrenditen im Vergleich zu ihren Branchen-Benchmarks verzeichnen. Auch die Volatilität des Aktienkurses im Jahr nach der Unterbrechung ist im Vergleich zur Volatilität im Jahr vor der Unterbrechung um 13,5 Prozent höher.”[48]
Auch wenn niemand weiß, wie sich all dies in der gegenwärtigen Krise exakt auswirken wird, hat das Kapital selbst im Falle eines einzelnen Unternehmens allen Grund, die Folgen hinsichtlich Wertschöpfung und Akkumulation zu fürchten. Überall geht die Produktion zurück und Arbeitslosigkeit sowie Unterbeschäftigung steigen. Firmen entlassen ihre Beschäftigten, was in den Vereinigten Staaten bedeutet, dass diese einfach sich selbst überlassen werden. Die Unternehmen befinden sich jetzt in einem Wettlauf, ihre Rohstoffketten möglichst schnell wieder einzubinden und einen gewissen Anschein von Stabilität in einer scheinbar allumfassenden Krise zu bewahren. Darüber hinaus droht die Unterbrechung der gesamten Kette der Metamorphosen, die an der globalen Arbeitsarbitrage beteiligt sind, zum finanziellen Zusammenbruch einer Weltwirtschaft zu führen, die nach wie vor durch Stagnation, Verschuldung und Finanzialisierung gekennzeichnet ist.
Die so genannte Supply-Chain-Finanzierung, die es Unternehmen ermöglicht, mit Hilfe von Bankfinanzierungen Zahlungen an Lieferanten aufzuschieben, ist dabei nicht unbedingt die kleinste der sichtbar gewordenen Schwachstellen. Dem „Wall Street Journal“ zufolge haben einige Unternehmen Finanzierungsverpflichtungen in der Lieferkette, die ihre ausgewiesene Nettoverschuldung weit in den Schatten stellen. Diese Schulden gegenüber Lieferanten werden von anderen Finanzinstitutionen in Form von kurzfristigen Schuldverschreibungen verkauft. So besitzt beispielsweise die Credit Suisse Schuldverschreibungen von großen US-Unternehmen wie Kellogg und General Mills. Bei einer allgemeinen Unterbrechung der Warenketten wird diese komplizierte Finanzkette, die ihrerseits Gegenstand von Spekulationen ist, wiederum selbst in einen Krisenmodus versetzt. Dies schafft zusätzliche Schwachstellen in einem bereits fragilen Finanzsystem.[49]
Imperialismus, Klasse und die Pandemie
SARS-CoV-2 ist, so wie viele andere gefährliche Pathogene der letzten Jahre, eng verbunden mit einer komplexen Reihe von Faktoren. Diese beinhaltet: 1) Die Entwicklung der globalen Agrarindustrie mit ihren zunehmenden genetischen Monokulturen, die die Anfälligkeit für die Ansteckung mit Zoonosen von Wildtieren über Haustiere bis zum Menschen erhöhen; 2) die Zerstörung wilder Lebensräume und die Störung der Aktivitäten wilder Spezies sowie 3) die immer näher rückenden menschlichen Siedlungen. Es besteht kaum ein Zweifel daran, dass globale Warenketten und die Art der Verbindungen, die sie hervorgebracht haben, zu Wegen für die schnelle Übertragung von Krankheiten geworden sind. Dies stellt das gesamte globale Ausbeutungsmuster wachstumsfixierter Entwicklung in Frage. Stephen Roach von der Yale School of Management, ehemaliger Chefökonom von Morgan Stanley und Urheber des Konzepts der globalen Lohnarbitrage, hat im Zusammenhang mit der Coronavirus-Krise geschrieben: Was die Finanzhauptquartiere der Unternehmen wollten, seien „billige Güter, unabhängig davon, welche Folgen diese Kosteneinsparungen in Form von [fehlenden] Investitionen in die öffentliche Gesundheit oder, ich würde auch sagen, von [fehlenden] Investitionen in den Umweltschutz und die Qualität des Klimas“ mit sich brächten. Das Ergebnis eines solchen nicht nachhaltigen Ansatzes der ‚Kosteneffizienz’ sind die gegenwärtigen globalen ökologischen und epidemiologischen Krisen, deren finanzielle Konsequenzen ein System weiter destabilisieren, das bereits vorher jenen für Finanzblasen charakteristischen „exzessiven Aufschwung“ zeigte.[50]
Derzeit befinden sich die reicheren Länder im Epizentrum der Covid-19 Pandemie und der finanziellen Folgen. Aber die Gesamtkrise, inklusive sämtlicher ökonomischer und epidemiologischer Effekte, wird die ärmeren Länder weit stärker treffen. Wie mit einer planetarischen Krise dieses Ausmaßes umgegangen wird, ist letztlich vom imperialistischen Klassensystem abhängig. Im März 2020 gab das COVID-19-Reaktionsteam des Imperial College in London einen Bericht heraus, in dem es hieß, dass in einem globalen Szenario, in dem SARS-CoV-2 ohne soziale Distanzierungsmaßnahmen oder Lockdowns gehandhabt würde, vierzig Millionen Menschen auf der Welt sterben würden. Dabei wäre die Sterblichkeitsrate in den reichen Ländern höher als in den armen Ländern, da der Anteil der Bevölkerung, der 65 Jahre oder älter ist, im Vergleich zu den armen Ländern größer ist. Diese Analyse berücksichtigte anscheinend den besseren Zugang zu medizinischer Versorgung in reichen Ländern. Aber sie ließ Faktoren wie Unterernährung, Armut und die größere Anfälligkeit für Infektionskrankheiten in armen Ländern außer Acht. Nichtsdestotrotz ergaben die auf diesen Annahmen basierenden Schätzungen des Imperial College, dass sich die Zahl der Todesfälle in einem ungemilderten Szenario im Bereich von 15 Millionen in Ostasien und im pazifischen Raum, 7,6 Millionen Menschen in Südasien, 3 Millionen Menschen in Lateinamerika und in der Karibik, 2,5 Millionen Menschen in Afrika südlich der Sahara und 1,7 Millionen im Nahen Osten und in Nordafrika bewegen würde – gegenüber 7,2 Millionen in Europa und Zentralasien und etwa 3 Millionen in Nordamerika.[51]
Basierend auf dem Ansatz des Imperial College schrieben Ahmed Mushfiq Mobarak und Zachary Barnett-Howell von der Yale University einen Artikel für die Zeitschrift Foreign Policy mit dem Titel „Poor Countries Need to Think Twice About Social Distancing“. In ihrem Artikel argumentieren Mobarak und Barnett-Howell sehr explizit, dass „epidemiologische Modelle deutlich machen, dass die Kosten eines Verzichts auf Interventionen in reichen Ländern Hunderttausende bis Millionen von Toten betragen würden, ein Ergebnis, das weit schlimmer ist als die tiefste wirtschaftliche Rezession, die man sich vorstellen kann. Mit anderen Worten: Soziale Distanzierungsmaßnahmen und aggressive Unterdrückung, selbst mit den damit verbundenen wirtschaftlichen Kosten, sind in Gesellschaften mit hohem Einkommen in überwältigendem Maße gerechtfertigt“, um Leben zu retten. Dasselbe gelte jedoch nicht für arme Länder, da es dort verhältnismäßig wenige ältere Menschen in der Gesamtbevölkerung gebe, die nach Schätzungen des Imperial College etwa die Hälfte der Sterblichkeitsrate ausmachen würden. Dieses Modell, räumen sie ein, „berücksichtigt nicht die größere Verbreitung von chronischen Krankheiten, Atemwegserkrankungen, Umweltverschmutzung und Unterernährung in Ländern mit niedrigem Einkommen, die die Sterblichkeitsrate durch Coronavirus-Ausbrüche erhöhen könnten“. Diese Autoren vernachlässigen dies in ihrem Artikel ebenso wie in einer damit zusammenhängenden, vom Yale Economics Department durchgeführten Studie und beharren darauf, dass es angesichts der Verarmung und der enormen Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung in diesen Ländern besser wäre, wenn die Bevölkerung keine soziale Distanzierung oder aggressive Testungen und Einschränkungen praktizieren und ihre Anstrengungen stattdessen auf die wirtschaftliche Produktion konzentrieren würde. Dies würde voraussichtlich auch die globalen Versorgungsketten, die vor allem in den Niedriglohnländern beginnen, intakt erhalten.[52] Offensichtlich wird hier der Tod von dutzenden Millionen Menschen im globalen Süden von den Autoren als eine sinnvolle Abschreibung für das weitere Wachstum des Imperiums des Kapitals gesehen.
Wie Mike Davis argumentiert, läuft der Kapitalismus des 21. Jahrhunderts auf „eine permanente Triage [der medizinische Begriff bezeichnet die Priorisierung von Hilfeleistungen in akuten Notsituationen und das ggf. daraus resultierende Sterbenlassen bestimmter Verletzter/Kranker – a.d.Ü.] der Menschheit hinaus […], die einen Teil der menschlichen Spezies letztlich zur Auslöschung verurteilt.“ Er fragt: „Aber was passiert, wenn sich COVID-19 in Bevölkerungsgruppen ausbreitet, die nur minimalen Zugang zu Medikamenten haben, deren Ernährungssituation dramatisch schlecht ist und die mit unbehandelten Gesundheitsproblemen und einem geschädigten Immunsystem zu kämpfen haben? Der Altersvorteil wird für arme Jugendliche in afrikanischen und südasiatischen Slums weitaus weniger wert sein. Es besteht auch die Möglichkeit, dass eine Masseninfektion in Slums und armen Städten den Infektionsmodus des Coronavirus und die Art der Krankheit verändern könnte. Vor dem Auftreten von SARS im Jahr 2003 waren hochpathogene Coronavirus-Epidemien auf Haustiere, vor allem Schweine, beschränkt. Die Forscher erkannten bald zwei verschiedene Infektionswege: die fäkal-orale, die das Magen- und Darmgewebe angriff, und die respiratorische, die die Lungen angriff. Im ersten Fall war die Sterblichkeit in der Regel sehr hoch, während der zweite in der Regel zu milderen Fällen führte. Ein kleiner Prozentsatz der aktuellen positiven Meldungen, insbesondere die Fälle auf Kreuzfahrtschiffen, berichtet über Durchfall und Erbrechen. Entsprechend gilt, um einen Bericht zu zitieren, dass ‚die Möglichkeit der Übertragung von SARS-CoV-2 über Abwasser, Abfall, verunreinigtes Wasser, Klimaanlagen und Aerosole nicht unterschätzt werden darf.’ Die Pandemie hat inzwischen die Slums Afrikas und Südasiens erreicht, wo fäkale Verunreinigungen überall zu finden sind: im Wasser, im selbst angebauten Gemüse und als windgetriebener Staub. (Ja, shit storms sind real.) Wird dies den Verbreitungsweg über den Darm begünstigen? Wird dies, wie es bei Tieren der Fall ist, zu mehr tödlichen Infektionen führen, möglicherweise über alle Altersgruppen hinweg?“[53]
Davis‘ Argument macht die grobe Unmoral einer Position deutlich, die besagt, dass soziale Distanzierung und aggressive Unterdrückung des Virus als Reaktion auf die Pandemie nur in reichen und nicht in armen Ländern stattfinden sollte. Solche imperialistischen epidemiologischen Strategien sind umso bösartiger, als sie die Armut der Bevölkerungen des globalen Südens, die ja ein Produkt des Imperialismus ist, als Rechtfertigung für einen malthusianischen oder sozialdarwinistischen Ansatz heranziehen, bei dem Millionen Menschen sterben würden, um das Wachstum der Weltwirtschaft aufrechtzuerhalten – in erster Linie natürlich zum Wohle derer, die an der Spitze des Systems stehen. Man vergleiche dies mit dem Ansatz des sozialistisch geführten Venezuela, dem Land in Lateinamerika mit der geringsten Zahl von Todesfällen pro Kopf seit Ausbruch der COVID-19-Pandemie, in dem kollektiv organisierte soziale Distanzierung und soziale Versorgung kombiniert werden mit weitverbreiteten Massentests, mit dem Ausbau von Krankenhäusern und Gesundheitsfürsorge sowie mit einem erweiterten personalisiertem Screeningverfahren, das feststellt, wer am verletzlichsten ist – ein Vorgehen, das auf dem kubanischen und chinesischen Modell aufbaut.[54]
Wirtschaftlich gesehen ist der globale Süden als Ganzes – ganz abgesehen von den unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie – dazu bestimmt, die höchsten Kosten zu tragen. Der Zusammenbruch globaler Lieferketten durch Auftragsstornierungen im globalen Norden (sowie durch soziale Distanzierung und Ausgangssperren rund um den Globus) und die bereits absehbare Umgestaltung der Warenketten werden ganze Länder und Regionen am Boden zerstört hinterlassen.[55]
An dieser Stelle ist es von entscheidender Bedeutung, dass die COVID-19-Pandemie mitten in einem von der Trump-Administration entfesselten und gegen China gerichteten Wirtschaftskrieg um globale Hegemonie auftritt. Auf China entfallen seit 2008 etwa 37 Prozent des gesamten kumulativen Wachstums der Weltwirtschaft.[56] Dieser ökonomische Konflikt wird von der Trump-Administration als ein Krieg mit anderen Mitteln angesehen. Als Folge des Zollkrieges hatten bereits viele US-Unternehmen ihre Lieferketten aus China abgezogen. Levi’s zum Beispiel hat seine Produktion in China von 16 Prozent im Jahr 2017 auf ca. 1-2 Prozent im Jahr 2019 reduziert. Angesichts des Zollkriegs und der COVID-19-Pandemie haben zwei Drittel von 160 in den Vereinigten Staaten befragten Führungskräfte verschiedenster Branchen vor kurzem angegeben, dass sie bereits umgezogen sind, einen Umzug planen oder in Erwägung ziehen, ihre Betriebe von China nach Mexiko zu verlegen, wo die Lohnstückkosten jetzt vergleichbar sind und wo sie näher an den US-Märkten wären.[57] Washingtons Wirtschaftskrieg gegen China ist derzeit so heftig, dass sich die Trump-Administration bis Ende März weigerte, die Zölle auf persönliche Schutzausrüstung zu senken, die für medizinisches Personal unerlässlich ist.[58] Währenddessen ernannte Trump Peter Navarro, den Ökonomen, der für seinen Wirtschaftskrieg um die Hegemonie mit China verantwortlich war, zum Leiter des Defense Production Act zur Bewältigung der COVID-19-Krise.
In seinen Funktionen bei der Leitung des US-Handelskrieges gegen China und als politischer Koordinator des Defense Production Act hat Navarro China beschuldigt, einen „Handelsschock“ verursacht zu haben, durch den „über fünf Millionen Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie und 70.000 Fabriken“ verloren gegangen und „zehntausende Amerikaner getötet“ worden seien, indem Arbeitsplätze, Familien und Gesundheit zerstört wurden. Er erklärt nun, dass dem ein „China-Virus-Schock“ gefolgt sei.[59] Auf dieser propagandistischen Grundlage ging Navarro dazu über, die US-Politik in Bezug auf die Pandemie um die Notwendigkeit herum zu integrieren, den so genannten „China-Virus“ zu bekämpfen und US-Lieferketten aus China abzuziehen. Da jedoch etwa ein Drittel aller globalen Zwischenprodukte der verarbeitenden Industrie derzeit in China hergestellt werden, vor allem in den Hochtechnologiesektoren, und da dies nach wie vor der Schlüssel zur globalen Arbeitsarbitrage ist, wäre der Versuch einer solchen Umstrukturierung, soweit er überhaupt möglich ist, äußerst mühselig.[60]
Einige multinationale Konzerne, die ihre Produktion aus China bereits ausgelagert haben, erfuhren später auf die harte Tour, dass die Entscheidung sie nicht aus ihrer Abhängigkeit von China ‚befreite’. Samsung zum Beispiel hat damit begonnen, elektronische Komponenten aus China zu seinen Fabriken in Vietnam zu fliegen – ein Zielort für Unternehmen, die den Handelskriegszöllen entgehen wollen. Aber Vietnam ist ebenso verwundbar, weil es in Bezug auf Material und Zwischenteile stark von China abhängig ist.[61] Ähnliche Fälle sind auch in anderen südostasiatischen Nachbarländern aufgetreten. China ist der größte Handelspartner Indonesiens und etwa 20 bis 50 Prozent der Industrierohstoffe des Landes kommen aus China. Bereits im Februar mussten Fabriken in Batam, Indonesien, mit dem zunehmendem Ausbleiben von Rohstoffen fertig werden (die 70 Prozent dessen ausmachen, was in dieser Region überhaupt produziert wurde). Die Unternehmen dort ließen verlauten, dass sie in Erwägung zögen, Materialien aus anderen Ländern zu beziehen, aber „das ist nicht gerade einfach“. Für viele Fabriken bestand daher die einzig machbare Option darin, „den Betrieb vollständig einzustellen“.[62] Kapitalisten wie Cao Dewang, der chinesische Milliardär und Gründer der Glasindustrie in Fuyao, prognostiziert die Schwächung der Rolle Chinas in der globalen Lieferkette nach der Pandemie, kommt aber zu dem Schluss, dass es zumindest kurzfristig „schwierig ist, eine Wirtschaft zu finden, die China in der globalen Industriekette ersetzt“ – was unter anderem auf Schwierigkeiten wie „Infrastrukturmängel“ in südostasiatischen Ländern, höheren Arbeitskosten im globalen Norden und auf Hindernisse zurückzuführen sei, denen sich „reiche Länder“ gegenübersähen, wenn sie „die Produktion im eigenen Land wieder aufbauen“ wollten.[63]
Die COVID-19-Krise ist nicht als das zufällige Ergebnis einer externen Kraft oder eines unvorhersehbaren Schwarzer-Schwan-Ereignisses zu verstehen. Sie gehört vielmehr zu einem Komplex von Krisentendenzen, die weitgehend vorhersehbar sind, wenn auch nicht in Bezug auf den tatsächlichen Zeitpunkt ihres Eintretens. Heute ist das Zentrum des kapitalistischen Systems mit einer säkularen Stagnation in Bezug auf Produktion und Investitionen konfrontiert. Es stützt sich für seine Expansion und die Anhäufung von Reichtum an der Spitze auf historisch niedrige Zinssätze, hohe Schulden, den Abfluss von Kapital aus dem Rest der Welt und Finanzspekulationen. Die Einkommens- und Vermögensungleichheit erreicht ein nie da gewesenes Ausmaß. Der Riss in der Weltökologie hat planetarische Dimensionen erreicht und schafft ein planetarisches Umfeld, das für die Menschheit keinen sicheren Ort mehr darstellt. Neue Pandemien entstehen auf der Grundlage eines Systems des globalen Monopol-Finanzkapitals, das sich selbst zum Hauptüberträger von Krankheiten gemacht hat. Überall greifen die staatlichen Systeme auf ein höheres Maß an Repression zurück, sei es unter dem Deckmantel des Neoliberalismus oder des Neofaschismus.
Der außerordentlich ausbeuterische und zerstörerische Charakter des Systems zeigt sich in der Tatsache, dass Blue-Collar-Arbeiter nahezu überall zu systemrelevanten Arbeiter*innen erklärt wurden (ein Konzept, das in den Vereinigten Staaten durch das Heimatschutzministerium formalisiert wurde) und von ihnen erwartet wird, dass sie die Produktion größtenteils ohne Schutzausrüstung durchführen. Währenddessen frönen die privilegierteren und entbehrlicheren Klassen ihren sozialen Distanzierungsmaßnahmen.[64] Ein echter Lockdown wäre viel umfassender und würde eine staatliche Versorgung und Planung erfordern, die den Schutz der gesamten Bevölkerung sicherstellen könnte, anstatt sich auf die Rettung finanzieller Interessen zu konzentrieren. Dies gälte gerade wegen des Klassencharakters der sozialen Distanzierung und des Zugangs zu Einkommen, Wohnraum, Ressourcen und medizinischer Versorgung, der bewirkt, dass vor allem farbige Bevölkerungsgruppen von Morbidität und Mortalität aufgrund von COVID-19 in den Vereinigten Staaten betroffen sind, die Gruppen, die am schlimmsten von wirtschaftlicher und ökologischer Ungerechtigkeit betroffen sind.[65]
Soziale Produktion und planetarischer Stoffwechsel
Grundlegend für die materialistische Sichtweise von Marx war das, was er eine Hierarchie menschlicher Bedürfnisse[66] nannte. Diese Sichtweise geht davon aus, dass der Mensch ein materielles Wesen ist, Teil der natürlichen Welt und dass er innerhalb dieser Welt seine eigene soziale Welt erschafft. Als materielles Wesen gilt es für ihn zunächst seine materiellen Bedürfnisse zu befriedigen, indem Essen und Trinken, Nahrung, Unterkunft, Kleidung und andere Grundvoraussetzungen für eine gesunde Existenz sichergestellt sind, bevor er seinen höheren Entwicklungsbedürfnissen, die für die volle Verwirklichung des menschlichen Potentials notwendig sind, nachgehen kann.[67] In Klassengesellschaften war es jedoch schon immer so, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung, die wirklichen Produzenten, in Zustände zurückversetzt wurden, in denen sie in einem ständigen Kampf um die Befriedigung ihrer elementarsten Bedürfnisse gefangen waren. Daran hat sich grundsätzlich nichts geändert. Trotz des enormen Reichtums, der in Jahrhunderten des Wachstums geschaffen wurde, befinden sich Millionen und Abermillionen von Menschen selbst in den reichsten kapitalistischen Gesellschaften nach wie vor in einem prekären Zustand in Bezug auf so grundlegende Dinge wie Ernährungssicherheit, Wohnen, sauberes Wasser, Gesundheitsversorgung und Verkehrsmittel – während beispielsweise in den Vereinigten Staaten drei Milliardäre so viel Reichtum besitzen wie die untere Hälfte der Bevölkerung.
Mittlerweile sind die lokale und regionale Umwelt ebenso wie alle Ökosysteme der Welt und das Erdsystem selbst als sicherer Ort für die Menschheit gefährdet. Die Betonung globaler „Kosteneffizienz“ (ein Euphemismus für billige Arbeitskräfte und billiges Land) hat das multinationale Kapital dazu veranlasst, ein komplexes System globaler Warenketten zu schaffen, das zu jedem Zeitpunkt darauf ausgelegt ist, die Über- und Superausbeutung von Arbeitskräften auf weltweiter Basis zu maximieren und gleichzeitig die ganze Welt in einen Markt für Grund und Boden zu verwandeln, der größtenteils als Betätigungsfeld für die Agrarindustrie dient. Das Ergebnis war ein gewaltiger Abfluss von Überschüssen aus der Peripherie des globalen Systems und eine Plünderung der planetarischen Gemeinschaftsgüter. Im engen System der Wertberechnung des Kapitals werden der größte Teil der materiellen Existenz, einschließlich des gesamten Erdsystems und der sozialen Bedingungen der Menschen, sofern diese nicht auf den Markt gelangen, als Externalitäten betrachtet, die im Interesse der Kapitalakkumulation geraubt und geplündert werden müssen. Was fälschlicherweise als Tragödie der Gemeingüter („tragedy of the commons”) bezeichnet wurde, ist, wie Guy Standing in Plunder of the Commons betont hat, eher als „Tragödie der Privatisierung“ zu verstehen. Heute hat das berühmte Lauderdale-Paradox, das von dem Earl of Lauderdale im frühen 19. Jahrhundert erstmals benannt wurde und das auf die Vermehrung privater Reichtümer durch die Zerstörung öffentlichen Reichtums verweist, den gesamten Planeten erfasst.[68]
Die Kapitalkreisläufe des Spätimperialismus haben diese Tendenzen zur vollen Entfaltung geführt und eine sich rasch entwickelnde planetare ökologische Krise hervorgerufen, die die menschliche Zivilisation, wie wir sie kennen, in einem Katastrophensturm zu verschlingen droht. Dies ergänzt ein System der Akkumulation, das entkoppelt ist von einer rationalen Ordnung der Bedürfnisse der Bevölkerung, die von der Vermittlung durch Geld unabhängig wäre.[69] Akkumulation und die generelle Anhäufung von Reichtum sind zunehmend von der Vermehrung von Abfällen aller Art abhängig. Inmitten dieser Katastrophe ist, angeführt durch eine zunehmend instabile und aggressive USA, ein neuer Kalter Krieg heraufgezogen, der mit einer zunehmenden Wahrscheinlichkeit atomarer Zerstörung einhergeht. Dies hat das Bulletin of Atomic Scientists dazu veranlasst, seine berühmte Weltuntergangsuhr auf 100 Sekunden vor Zwölf zu stellen, so nahe dran wie noch nie seit dem Start der Uhr im Jahr 1947.[70]
Die COVID-19-Pandemie und die Bedrohung durch häufigere und noch tödlichere Pandemien sind ein Produkt eben dieser spätimperialistischen Entwicklung. Ketten globaler Ausbeutung und Enteignung haben nicht nur die Ökologie, sondern auch die Beziehungen zwischen den Arten destabilisiert und ein giftiges Gebräu aus Krankheitserregern geschaffen. All dies kann als Folge der Einführung der Agrarindustrie mit ihren genetischen Monokulturen, der massiven Zerstörung des Ökosystems durch die unkontrollierte Vermischung von Arten gesehen werden. Es ist das Ergebnis eines Systems globaler Inwertsetzung das darauf basiert, Land, Körper, Spezies und ganze Ökosysteme wie so viele ‚freie Güter‘ zu behandeln, die ungeachtet bestehender natürlicher oder sozialer Grenzen ausgebeutet werden können.
Noch sind neue Viren das einzige aufkommende globale Gesundheitsproblem. Der exzessive Einsatz von Antibiotika innerhalb des Agrarbusiness ebenso wie in der modernen Medizin hat zur Entstehung und Vermehrung gefährlicher resistenter Keime geführt. Diese führen zu einer zunehmenden Anzahl von Todesfällen und könnten gegen Mitte des Jahrhunderts bereits die jährliche Rate an Krebstoten übersteigen. Bereits jetzt veranlasst dies die WHO dazu, einen globalen Gesundheitsnotstand zu erklären.[71]
Es sind die Arbeiterklasse, die Armen und die Bevölkerungen der Peripherie, die aufgrund der ungleichen Bedingungen der kapitalistischen Klassengesellschaft am stärksten unter übertragbare Krankheiten leiden. In diesem Sinne kann ein System, das Krankheiten hervorbringt, indem es rein quantitativen Reichtum erzeugt, zurecht des sozialen Mordes bezichtigt werden, wie es Engels und die Chartisten bereits im neunzehnten Jahrhundert getan haben.
Wie die revolutionären Entwicklungen in der Epidemiologie, die durch Programme wie „One Health“ und „Structural One Health“ repräsentiert werden, gezeigt haben, ist die Entstehung der neuen Pandemien auf das allgemeinere Problem der durch den Kapitalismus hervorgebrachten ökologischen Zerstörung zurückzuführen.
Hier zeigt sich, wie bereits so viele Male in der Vergangenheit, erneut die Notwendigkeit einer „revolutionären Umgestaltung der ganzen Gesellschaft“.[72] Die Logik der gegenwärtigen historischen Entwicklung verweist auf die Notwendigkeit eines stärker gemeingüter- und gemeinwohl-orientierten Systems der sozialen Reproduktion und des planetarischen Stoffwechsels. Es wäre ein System, in dem die sich auf freiwilliger Basis zusammenschließenden Produzenten ihren Austausch mit der Natur rational regulieren, um somit die freie Entwicklung der einzelnen als Basis der freien Entwicklung aller zu befördern und dabei Energieressourcen und Umwelt zu bewahren.[73] Die Zukunft der Menschheit im 21. Jahrhundert liegt nicht in einer Erhöhung der ökonomischen und ökologischen Ausbeutung und Enteignung, die nur mit Imperialismus und Krieg einhergehen können. Heute besteht die drängendste Aufgabe darin, das, was Marx „die Freiheit überhaupt“ und einen überlebensfähigen planetarischen „Stoffwechsel“ nannte, zu bewahren, wenn die menschliche Gegenwart und Zukunft sowie letztlich das Überleben der Menschheit überhaupt gesichert werden sollen.[74]
Endnoten
[1] Siehe hierzu: John Bellamy Foster, Late Imperialism, in: Monthly Review 71, Nr. 3 (Juli–August 2019), S. 1–19; Samir Amin, Modern Imperialism, Monopoly Finance Capital, and Marx’s Law of Value, New York 2018.
[2] Zum Verhältnis globaler Lohnunterschiede und Warenketten siehe Intan Suwandi, Value Chains, New York 2019, S. 32–33, 53–54. Eine von uns gemeinsam mit R. Jamil Jonna durchgeführte statistische Analyse der Lohnstückkosten wurde veröffentlicht als „Global Commodity Chains and the New Imperialism”, in: Monthly Review 70, Nr. 10 (März 2019), S. 1–24. Zu globalen Landpreisdifferenzen siehe auch Eric Holt-Giménez, A Foodie’s Guide to Capitalism, New York 2017, S. 102–4.
[3] Evan Tarver, Value Chain vs. Supply Chain, in: Investopedia, 24. März 2020.
[4] Karl Marx, Das Kapital, Zweiter Band, MEW 24, S. 62.
[5] Vgl. Rudolf Hilferding, Das Finanzkapital, Eine Studie über die jüngste Entwicklung des Kapitalismus, Frankfurt am Main 1968, S. 71.
[6] Terence Hopkins and Immanuel Wallerstein, Commodity Chains in the World Economy Prior to 1800, in: Review 10, Nr. 1 (1986), S. 157–70.
[7] Marx, Kapital Band 1, MEW 23, S. 529.
[8] Karl Marx, Kapital, Band 3, MEW 25, S. 825; Karl Marx, Kapital, , Band 1, MEW 23, S. 253.
[9] Robert G. Wallace, Luke Bergmann, Richard Kock, Marius Gilbert, Lenny Hogerwerf, Rodrick Wallace, and Mollie Holmberg, The Dawn of Structural One Health: A New Science Tracking Disease Emergence Along Circuits of Capital, in: Social Science and Medicine 129 (2015), S. 68–77; Robert G. Wallace, We Need a Structural One Health, in: Farming Pathogens, 3. August, 2012; J. Zinsstag, Convergence of EcoHealth and One Health, in: Ecohealth 9, Nr. 4 (2012), S. 371–73; Victor Galaz, Melissa Leach, Ian Scoones, and Christian Stein, The Political Economy of One Health, in: STEPS Centre, Political Economy of Knowledge and Policy Working Paper Series 2015.
[10] Rodrick Wallace u.a., Clear-Cutting Disease Control: Capital-Led Deforestation, Public Health Austerity, and Vector-Borne Infection, Cham 2018), S. 2.
[11] Vgl. István Mészáros, Beyond Capital: Toward a Theory of Transition, New York 1995.
[12] Wallace u.a., The Dawn of Structural One Health, a.a.O., S.70–72; Wallace, We Need a Structural One Health; Rob Wallace, Alex Liebman, Luis Fernando Chaves, and Rodrick Wallace, COVID-19 and Circuits of Capital, in: Monthly Review 72, Nr. 1 (Mai 2020), S. 12; István Mészáros, Beyond Capital, a.a.O.; Richard Levins und Richard Lewontin, The Dialectical Biologist, Cambridge, MA 1985.
[13] Rob Wallace, Big Farms Make Big Flu, New York 2016, S. 60–61, 118, 120–21, 217–19, 236, 332; Rob Wallace, Notes on a Novel Coronavirus, in: Monthly Review Online, 29. Januar 2020. Zum Lauderdale Paradox siehe John Bellamy Foster, Brett Clark und Richard York, The Ecological Rift, New York 2010, S. 53–72.
[14] Siehe John Bellamy Foster, The Return of Nature, New York 2020, S. 61-64, 172-204; Friedrich Engels, Die Lage der arbeitenden Klasse in England, in: MEW Bd. 2, S. 225 – 506; E. Ray Lankester, The Kingdom of Man, New York 1911, S. 31–33, 159–91; Richard Levins, Is Capitalism a Disease?, in: Monthly Review 52, Nr. 4 (September 2000), S. 8–33. Siehe auch Howard Waitzkin, The Second Sickness, New York 1983.
[15] Wallace, Big Farms Make Big Flu, 53.
[16] Ebd., 49.
[17] Ebd., S. 33-34.
[18] Ebd., S. 81.
[19] Mathilde Paul u.a., Practices Associated with Highly Pathogenic Avian Influenza Spread in Traditional Poultry Marketing Chains, in: Acta Tropica 126 (2013), S. 43–53.
[20] Wallace, Big Farms Make Big Flu, a.a.O., S. 306; Wallace u.a., The Dawn of Structural One Health, a.a.O., S. 69, 71, 73.
[21] Wallace u.a., COVID-19 and Circuits of Capital, a.a.O., S. 11.
[22] Holt-Giménez, A Foodie’s Guide to Capitalism, a.a.O., S. 102–5.
[23] Philip McMichael, Feeding the World, in: Socialist Register 2007; Coming to Terms with Nature, herausgegeben von Leo Panitch und Colin Leys, New York 2007, S. 180.
[24] Farshad Araghi, The Great Global Enclosure of Our Times, in: Hungry for Profit, herausgegeben von Fred Magdoff, John Bellamy Foster und Fredrick H. Buttel, New York 2000, S. 145–60.
[25] Wallace u.a., COVID-19 and Circuits of Capital, a.a.O., S. 6; Mike Davis, Planet of Slums, London 2016); Mike Davis im Interview mit Mada Masr: Mike Davis on Pandemics, Super-Capitalism, and the Struggles of Tomorrow, in: Mada Masr, 30. März 2020.
[26] Wallace, Big Farms Make Big Flu, a.a.O., S. 61. Zur Bedeutung der Konzepte der Reststoffe und Rückstände für die materialistische Dialektik siehe J. D. Bernal, Dialectical Materialism, in: Aspects of Dialectical Materialism, herausgegeben von Hyman Levy u.a., London 1934, S. 103–4; Henri Lefebvre, Metaphilosophy, London 2016, S. 299–300.
[27] Friedrich Engels, Dialektik der Natur, MEW 20, S. 452; Lankester, The Kingdom of Man, a.a.O., S. 159.
[28] Matt Leonard, What Procurement Managers Should Expect from a Bullwhip on Crack, in: Supply Chain Dive, 26. März 2020.
[29] Zu Zeit-basiertem Wettbewerb und just-in-time Produktion siehe: Boston Consulting Group, What Is Time-Based Competition?
[30] Suwandi, Value Chains, a.a.O., S. 59–61; John Smith, Imperialism in the Twenty-First Century, New York 2016.
[31] Walden Bello, Coronavirus and the Death of ‘Connectivity’, in: Foreign Policy in Focus, 22. März 2010; Annual Growth in Global Air Traffic Passenger Demand from 2006 to 2020, in: Statista, abgerufen am 22. April 2020.
[32] Shannon K. O’Neil, How to Pandemic Proof Globalization, in: Foreign Affairs, 1. April 2020.
[33] Stefano Feltri, Why Coronavirus Triggered the First Global Supply Chain Crisis, in: Pro-Market, 5. März 2020.
[34] Elisabeth Braw, Blindsided on the Supply Side, in: Foreign Policy, 4. März 2020.
[35] Francisco Betti and Per Kristian Hong, Coronavirus Is Disrupting Global Value Chains. Here’s How Companies Can Respond, in: World Economic Forum, 27. Februar 2020; Elisabeth Braw, Blindsided on the Supply Side, a.a.O.
[36] Elisabeth Braw, Blindsided on the Supply Side, a.a.O.; Thomas Y. Choi, Dale Rogers, and Bindiya Vakil, Coronavirus is a Wake-Up Call for Supply Chain Management, in: Harvard Business Review, 27. März 2020.
[37] Karl Marx, Das Kapital, Zweiter Band, MEW 24, S. 62.
[38] Nearly 3 Billion People Around the Globe Under COVID-19 Lockdowns, in: World Economic Forum, 26. März 2020.
[39] Lizzie O’Leary, The Modern Supply Chain Is Snapping, in: Atlantic, 19. März 2020.
[40] Choi u.a., Coronavirus is a Wake-Up Call for Supply Chain Management; Willy Shih, COVID-19 and Global Supply Chains: Watch Out for Bullwhip Effects, in: Forbes, 21. Februar 2020.
[41] Estimated March Imports Hit Five Year-Low, Declines Expected to Continue Amid Pandemic, in: National Retail Federation, 7. April 2020.
[42] Emma Cosgrove, FAA Offers Safety Guidance for Passenger Planes Ferrying Cargo,in: Supply Chain Dive, 17. April 2020.
[43] Trade Set to Plunge as COVID-19 Pandemic Upends Global Economy, in: World Trade Organization, 8. April 2020; S. L. Fuller, WTO: 2020 Trade Levels Could Rival the Great Depression, in: Supply Chain Dive, 9. April 2020.
[44] Deborah Abrams Kaplan, Why Supply Chain Data is King in the Coronavirus Pandemic, in: Supply Chain Dive, 7. April 2020; O’Leary, The Modern Supply Chain Is Snapping; Chad P. Bown, COVID-19: Trump’s Curbs on Exports of Medical Gear Put Americans and Others at Risk,in: Peterson Institute for International Economics, 9. April 2020; Shefali Kapadia, From Section 301 to COVID-19, in: Supply Chain Dive, 31. März 2020.
[45] Finbarr Bermingham, Sidney Leng, and Echo Xie, China Ramps Up COVID-19 Test Kit Exports Amid Global Shortage, as Domestic Demand Dries Up, in: South China Morning Post, 30. März 2020.
[46] Kapadia, From Section 301 to COVID-19; Companies’ Supply Chains Vulnerable to Coronavirus Shocks, in: Financial Times, 8. März 2020; Bermingham, Leng, and Xie, in: China Ramps Up COVID-19 Test Kit Exports.
[47] COVID-19: Where Is Your Supply Chain Disruption? In: Future of Sourcing, 3. April 2020.
[48] Thomas A. Foster, Risky Business: The True Cost of Supply-Side Disruptions, in: Supply Chain Brain, May 1, 2005; Kevin Hendricks and Vinod R. Singhal, The Effect of Supply Chain Disruptions on Long-Term Shareholder Profitability, and Share Price Volatility, Juni 2005, online unter http://supplychainmagazine.fr.
[49] Supply-Chain Finance is New Risk in Crisis, in: Wall Street Journal, 4. April 4 2020; CNE/CIS Trade Finance Survey 2017, in: BNE Intellinews, 3. April 2017.
[50] Stephen Roach, This Is Not the Usual Buy-on-Dips Market, Economic Times, 18.03.2020.
[51] COVID-19 Response Team, Imperial College, Report 12: The Global Impact of COVID-19 and Strategies for Mitigation and Suppression (London 2020), 3–4, 1.
[52] Ahmed Mushfiq Mobarak/Zachary Barnett-Howell, Poor Countries Need to Think Twice About Social Distancing, Foreign Policy, 10.04.2020; Zachary Barnett-Howell/Ahmed Mushfiq Mobarak, The Benefits and Costs of Social Distancing in Rich and Poor Countries, ArXiv, 10.04.2020.
[53] Davis, Mike Davis on Pandemics, Super-Capitalism, and the Struggles of Tomorrow.
[54] President Maduro: Venezuela Faces the COVID-19 With Voluntary Quarantine Without Curfew or State of Exception, Orinoco Tribune, 18.04.2020; Frederico Fuentes, Venezuela: Community Organization Key to Fighting COVID-19, Green Left, 09.04.2020.
[55] Analysis: The Pandemic Is Ravaging the World’s Poor Even If They Are Untouched by the Virus, Washington Post, 15.04. 2020; Matt Leonard, India, Bangladesh Close Factories Amid Coronavirus Lockdown, Supply Chain Dive, 26.03.2020; Finbarr Bermingham, Global Trade Braces for ‘Tidal Wave’ Ahead, as Shutdown Batters Supply Chains, South China Morning Post, 03.04.2020; I. P. Singh, Punjab: No Orders, No Raw Material, Times of India, 01.04.2020.
[56] Roach, This Is Not the Usual Buy-On-Dips Market.
[57] Kapadia, From Section 301 to COVID-19.
[58] Bown, COVID-19: Trump’s Curbs on Exports of Medical Gear.
[59] David Ruccio, The China Syndrome, Occasional Links and Commentary, 14.04.2020; Alan Rappeport, Navarro Calls Medical Experts ‘Tone Deaf’ Over Coronavirus Shutdown, New York Times, 13.04.2020; John Bellamy Foster, Trump in the White House (New York 2017), 84–85.
[60] Cary Huang, Is the Coronavirus Fatal for Economic Globalisation?, South China Morning Post, 15.03.2020; Frank Tang, American Factory Boss Says Pandemic Will Change China’s Role in Global Supply Chain, South China Morning Post, 15.04.2020.
[61] John Reed/Song Jung-a, Samsung Flies Phone Parts to Vietnam After Coronavirus Hits Supply Chains, Financial Times, 16.02.2020; Finbarr Bermingham, Vietnam Lured Factories During Trade War, but Now Faces Big Hit as Parts from China Stop Flowing, South China Morning Post, 28.02.2020.
[62] Fadli, Batam Factories at Risk as Coronavirus Outbreak Stops Shipments of Raw Materials from China, Jakarta Post, 18.02.2020; Covid-19: Indonesia Waives Income Tax for Manufacturing Workers for Six Months, Star, 16.03.2020.
[63] Tang, American Factory Boss Says Pandemic Will Change China’s Role in Global Supply Chain.
[64] Christopher C. Krebs, Advisory Memorandum on Identification of Essential Critical Infrastructure Workers, U.S. Department of Homeland Security, 28.03.2020.
[65] Lauren Chambers, Data Show that COVID-19 is Hitting Essential Workers and People of Color Hardest, Data for Justice Project, American Civil Liberties Union, 07.04.2020.
[66] Karl Marx, Randglossen zu Adolph Wagners „Lehrbuch der politischen Ökonomie” (Zweite Auflage), Bd. I, 1879. MEW 19, 367.
[67] Vgl. Friedrich Engels, Das Begräbnis von Karl Marx, MEW 19, 335.
[68] Guy Standing, Plunder of the Commons: A Manifesto for Sharing Public Health (London 2019), 49; John Bellamy Foster/Brett Clark, The Robbery of Nature (New York 2020), 167–72.
[69] John Bellamy Foster/Robert W. McChesney, The Endless Crisis (New York 2012).
[70] It’s Now 100 Seconds to Midnight, Bulletin of Atomic Scientists, 23.01.2020.
[71] Microbial Resistance a Global Health Emergency, UN News, 11.12.2018; Ian Angus, Superbugs in the Anthropocene, Monthly Review 71, Nr. 2 (Juni 2019).
[72] Karl Marx/Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei, MEW 4, 462.
[73] Karl Marx, Das Kapital, Band 3, MEW 25, 828.
[74] Karl Marx, Debatten über Preßfreiheit, MEW 1, 69; Wallace et al., COVID-19 and Circuits of Capital.
Quelle: linksnet.de… vom 6. Januar 2021
Tags: Bücher, Covid-19, Ökologie, Ökosozialismus, Politische Ökonomie, Widerstand
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