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Führt die Streikbewegung Myanmar in den Bankrott?

Eingereicht on 31. März 2021 – 16:27

“Sie wollen Geld nach Myanmar überweisen oder warten auf eine Zahlung von dort? Vergessen Sie es. Myanmars privater Bankbetrieb ist laut Berichten lokaler Medien seit kurz nach dem Putsch vom 1. Februar wegen Dauerstreiks von Angestellten weitgehend lahmgelegt. Auch die bestreikte Zentralbank kann ihre Aufgaben nicht erfüllen. Nur zwei Banken des Militärs arbeiten noch – aber ohne computerisierten Zahlungsverkehr. Und Geldautomaten spucken nur eine begrenzte Zahl Scheine aus. Mit der Arbeitsverweigerung im Rahmen der Bewegung für zivilen Ungehorsam wollen Beschäftigte im Bank- und Transportsektor, in Einkaufszentren, Krankenhäusern und Bildungseinrichtungen, Beamte und Staatsangestellte in Behörden und Ministerien oder Arbeiter in Fabriken und Betrieben das Putschregime in die Knie zwingen. CDM ruft auch immer wieder Generalstreiks aus, zuletzt am 24. März...“ aus dem Beitrag „Ein Land im Dauerstreik“ von Sven Hansen am 29. März 2021 in der taz online über die wirtschaftlichen Auswirkungen des andauernden Streiks – und seine Folgen, die trotz aller Repression stattfinden… Siehe dazu auch zwei weitere aktuelle Berichte – und den Hinweis auf unseren bisher letzten Bericht zum Kampf gegen den Militärputsch…

  • „Brutalität nimmt zu“ am 29. März 2021 bei Asien Aktuellberichtet unter vielem anderen: „… Die Brutalität des Militärs nimmt weiter zu. Am Sonntag wurden weitere 23 Menschen ermordet. Ein junger Mann wurde erst angeschossen und dann ins Feuer geworfen, wo er lebendig verbrannte.  … Anwohner wurden mit Gewehrsalven davon abgehalten, ihm zu helfen. Andernorts wurden Handgranaten eingesetzt. Zum ersten Mal seit den frühen 90ern griff die Luftwaffe wieder Stellungen der Karen National Union an, mit der seit 2015 ein Waffenstillstand gilt. Mehr als 3000 Karen flohen nach Thailand. Trotz allem gingen landesweit wieder Tausende auf die Straßen, um gegen die Junta zu demonstrieren…“ Um dann weiter zu informieren: „… Die Militärjunta hat daraufhin gleich führende Beschäftigte der großen Einkaufsketten wie City Mart oder Sein Gay Har einbestellt und über Nacht behalten. Geschäftsführer von einigen Privatbanken sind festgenommen worden, weil sie immer noch nicht in der Lage waren die wichtigsten Zweigstellen zu öffnen. In Naypyitaw sind 150 Beschäftigte der Electric Power Generation Enterprise von ihren Chefs telefonisch bedroht worden. Auch sie würden aus ihren Wohnungen vertrieben werden, sollten sie weiter streiken…Nach einer unverhüllten Drohung im Fernsehen (“Sie könnten Gefahr laufen, in Kopf und Rücken geschossen zu werden”) haben die Soldaten mehr als 110 Menschen (Demonstranten, Passanten, auch Kinder) erschossen. Die Morde geschahen landesweit in 44 Städten. Während die Diplomaten der USA, Europas, Japans, etc. die Parade zum Tag des Militärs boykottierten, nahmen die aus China, Indien, Pakistan, Bangladesh, Vietnam, Laos und Thailand daran teil. Russland schickte sogar den Vizeverteidigungsminister…Die Zahl der Ermordeten liegt jetzt bei über 320. In Taninthary wurden 4 Menschen erschossen. Bei der Niederschlagung des Protests nutzten die Soldaten auch zwei Ambulanzfahrzeuge der Feuerwehr. In Ngapudaw, Ayeyarwady, wurden die streikenden Beschäftigten des Öffentlichen Gesundheitswesen telefonisch bedroht, sie würden von der Lohnliste gestrichen und müßten ihre staatlichen Kredite bis zum Monatsende zurückzahlen. An die 200 streiken, das sind 61 % des Personals. Die Gegenregierung hat ihrerseits den Leuten gedroht und eine Frist bis zum Monatsende gesetzt. Bis dorthin sollen sie der Bewegung ziviler Ungehorsam beitreten, sonst würden Maßnahmen gegen sie ergriffen. Streikenden verspricht sie, den Lohn nachzuzahlen…“
  • Und berichtet dann einen Tag später: „… Die Zahl der Ermordeten ist auf über 500 gestiegen. In Yangon ist ein “Müllstreik” ausgerufen worden: die Leute sollen Müll auf wichtige Straßen werfen, um die Bewegung der Militärs zu behindern.Ein Streik von Teilen der Belegschaften in einigen Fabriken des Militärs, die Teile von Fahrzeugen produzieren, begann am 7.3. Es scheint aber, als ob der Streik gebrochen werden konnte. Viele sind zurück zur Arbeit – auch wenn es Berichte gibt, dass sie dort nichts tun. Einige sind festgenommen worden, andere sind untergetaucht. Immer mehr junge Protestierende neigen dazu, “zu den Waffen greifen” zu wollen. Viele versuchen, in die Gebiete der bewaffneten Gruppen der “ethnischen Minderheiten” zu kommen, um eine militärische Ausbildung zu kriegen. Die größte davon, die Karen National Union hat allerdings dazu aufgerufen, den Kampf “in der Stadt” zu führen. Die Verhandlungen zwischen den bewaffneten Gruppen und der Gegenregierung dauern an. Das Angebot einer “föderalen Armee” von allen Gruppen, die dem Militär feindlich gesinnt sind, wird allerdings mancherorts skeptisch gesehen. Ein Sprecher der KNU sagt, dass die Gegenregierung einen politischen Plan braucht, dem getraut werden kann. Sie könne und solle führen. “Wenn nicht, werden wir ethnischen bewaffneten Gruppen allein eine kollektive Armee formieren.” Inzwischen haben drei weitere ethnische bewaffnete Gruppen (die Myanmar National Demokratic Alliance Army, die Arakan Army und die Ta’ang National Liberation Army) angekündigt, mit allen Nationalitäten zusammenarbeiten zu wollen, sollte das Militär nicht aufhören, friedliche Demonstranten zu töten…“
  • Und wir empfehlen auch das Video der Punkgruppe Cacerolazoaus Myanmar: “The Night Will Not Be Silenced”
  • Zum Widerstand gegen den Militärputsch in Myanmar zuletzt: „Der Samstag, 27.3.21, war der bisher tödlichste Tag in Myanmar: Hat aber auch nichts genutzt…“ am 29.März 2021 beim LabourNet Germany und zum aktuellen Hintergrund am 22. März 2021: Der Streik in Myanmar geht trotz aller Repression weiter: 90% der öffentlichen Arbeiten werden weiter bestreikt

Quelle: labournet.de… vom 31. März 2021

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