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Abwehr des (Neo-)faschistischen Angriffs auf die Gewerkschaft CGIL

Eingereicht on 18. Oktober 2021 – 14:02

Blaue, grüne, weiße und rote Luftballons, Pyrotechnik, dazu Zigtausende Menschen – in Rom fand am Samstag eine große antifaschistische Kundgebung statt, die von den Gewerkschaften einberufen worden war. Sie wurde beschlossen, nachdem vor einer Woche eine Gruppe von Neofaschisten die Zentrale des größten Gewerkschaftsbundes CGIL gestürmt und zum Teil verwüstet hatte. Die Veranstalter sprachen von 200 000 Italienerinnen und Italienern, die teilnahmen, italienische Medien meldeten 50 000 Teilnehmer. Dass die Kundgebung gerade am 16. Oktober stattgefunden hat, war sicherlich Zufall. Aber dieses Datum hat sich seit 1943 tief im kollektiven Gedächtnis der Stadt eingebrannt. An jenem Tag führten die deutschen Besatzungstruppen zusammen mit italienischen Faschisten eine Razzia im jüdischen Viertel durch. 1024 Menschen wurden in Eisenbahnwagen gepfercht und nach Auschwitz gebracht. Nur 16 Überlebende kehrten in ihre Heimatstadt zurück. Alle anderen starben schon auf dem Weg ins Vernichtungslager oder wurden dort umgebracht. Daran erinnerten praktisch alle Redner auf dem Kundgebungsplatz San Giovanni, und immer wieder ertönte der Ruf »Nie wieder!«. »Eine antifaschistische Kundgebung ist keine Kundgebung gegen irgendjemanden«, erklärte der Vorsitzende der CGIL Maurizio Landini. »Es ist eine Kundgebung für alle, egal ob sie mit uns einverstanden sind oder nicht. Es ist eine Kundgebung für die Demokratie, für unsere Verfassung, die nur möglich war, weil wir den Faschismus bekämpft und besiegt haben.« Nun sei es an der Zeit, der »politischen Gewalt« Einhalt zu gebieten. »Neofaschistische Gruppen müssen verboten werden, und zwar ab sofort.« Die Teilnehmer waren mit 800 Bussen, zehn Sonderzügen und sogar Flugzeugen und Schiffen aus ganz Italien angereist. Der Angriff auf das Gewerkschaftshaus hatte überall große Bestürzung ausgelöst, da es – und auch das unterstrichen die Redner – so etwas seit 100 Jahren nicht mehr gegeben hatte. »Dies war kein Angriff auf eine Gewerkschaft«, sagte CGIL-Chef Landini weiter, »dies war ein Angriff auf alle Gewerkschaften, auf alle Arbeitnehmer und nicht nur in Italien.« Er berichtete auch von den unendlich vielen Solidaritätsbekundungen, die die CGIL in den Stunden nach dem Ansturm in Rom erreicht hatten…” Artikel von Anna Maldini, Rom, vom 18.10.2021 bei ND online, siehe auch:

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(Neo-)Faschistischer Angriff auf die Gewerkschaft CGIL

Gestern fand in Rom eine Demonstration von Impfgegner:innen und Corona-Leugner:innen statt. Laut Tageszeitung La Repubblica versammelten sich knapp 10.000 Menschen in den Strassen Roms und protestierten gegen die Einführung des Green Pass Obligatoirums am Arbeitsplatz ab dem 15. Oktober 2021. Diese Massnahme wurde von Unternehmensverband Confindustria gefordert, die Regierung von Mario Draghi folgte dieser sofort.

Obwohl offiziell keine politischen Kräfte zur Demonstration aufgerufen hatten, wurde sie von neofaschistischen und reaktionären Organisationen angeführt, allen voran von Forza Nuova, eine 1997 von Roberto Fiore gegründete Partei.

Am Ende der Demonstration liefen hunderte Exponenten der rechtsextremen Gruppierung zum Sitz der Gewerkschaft CGIL, haben diesen gestürmt und zahlreiche Buroräumlichkeiten kurz und klein geschlagen. Die Polizei schritt nur sehr spät ein.  Während der Auseinandersetzungen wurden 38 Sicherheitskräfte verletzt und 12 Demonstrierende verhaftet, darunter auch Roberto Fiore, der den neofaschistischen Mob anführte.

Drei Elemente sind hier hervorzuheben:

  • Obwohl das Green Pass Obligatorium von Confindustria gefordert wird und linke und gewerkschaftliche Kräfte dieser Pflicht eher skeptische gegenüber stehen, hat Forza Nuova einen Gewerkschaftssitz angegriffen. Dies ist mit ein Beweis dafür, dass diese Demonstrationen und Themen von den reaktionären Kräften dazu benutzt werden, ihre arbeiterfeindliche Ideologie zu verbreiten.
  • Das Innenministerium und die Sicherheitskräfte haben den neofaschistischen Kräften unglaublich viel Raum gelassen, um sich die Strassen zu nehmen und das Gewerkschaftshaus anzugreifen. Gleichzeitig hat die italienische Regierung keinen Augenblick gezögert, um die Taten zu verurteilen. Diese liberale Doppelmoral ist aufs schärfste zu verurteilen.
  • Einige linksradikale Kräfte und Exponent:innen haben die Angriffe auf die grosse Gewerkschaft CGIL begrüsst, da sie die ihre korporativistische Kollaboration ablehnen und ihre Verantwortung an der Prekarisierung der Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter:Innen kritisieren. Das ist nicht nur kurzsichtig, sondern auch gefährlich: (Neo-)Faschist:innen haben noch nie einen Unterschied zwischen den grossen Gewerkschaften und alternativen Basisgewerkschaften und linken Organisationen gemacht. Ein Angriff auf eine Gewerkschaft ist ein Angriff auf alle gewerkschaftlichen Organisationen.

Unsere Solidarität geht an die Aktivist:innen und Arbeiter:innen der Gewerkschaft CGIL!

Beitrag von Maurizio Coppola vom 10.10.2021 – wir danken!

Siehe Hintergründe:

  • Siehe die erste Meldung der CGIL vom 9.10.: ” #Cgil Das Hauptquartier wurde heute in Rom während einer Demonstration ohne Green-Pass angegriffen und verwüstet. Das ist ein abscheulicher faschistischer Angriff. Danke für all die Unterstützung und Solidarität von Gewerkschaften und Gewerkschaftern in Europa und auf der ganzen Welt. Vereinigt stehen wir
  • Siehe auch ein Video der Ausschreitungen beim SRF
  • Gegen den Angriff gab es am 10.10 eine spontane Kundgebung der CGIL in Rom
  • Für den 16.10. wird in Rom zu einer nationalen antifaschistischen Demo aufgerufen (siehe CGIL auf Twitter)
  • Siehe auch die breite internationale Solidarität unter #Maipiùfascismi – auch von der IG Metall!

Quelle: labournet.de… vom 18. Oktober 2021

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