Belarus: Hinrichtung der „Eisenbahnpartisanen“ droht!
Lars Keller. Im März und April stand die russische Armee vor der Toren Kiews, der Überfall Putins auf die Ukraine war jedoch ins Stocken geraten. Wenige Wochen danach musste sich Russland dann aus der Gegend um die Hauptstadt zurückziehen.
Belarussischer Widerstand
Aus militärischer und politischer Sicht war der Teilrückzug vor allem darauf zurückzuführen, dass die russische Armee gegen die von NATO-Staaten seit knapp acht Jahren hochgerüstete Ukraine viel schlechter dastand, als es sich Moskau erhofft hatte. Zudem war der Widerstand der Ukraine taktisch und moralisch sehr stark aufgestellt. Russland verlegte seine Truppen und konzentrierte sie auf die südöstliche Ukraine. So weit, so bekannt.
Von der deutschen Presse eher nur am Rand erwähnt wurde der Widerstand in Belarus. Eisenbahnarbeiter:innen und Partisan:innen hatten dort den Zugverkehr und somit Militärtransporte in Richtung Ukraine gestört und teilweise unterbrochen. Lokführer:innen verweigerten den Dienst; Stellwerke, Gleise und Schaltanlagen wurden sabotiert.
Jetzt droht drei von ihnen deshalb die Hinrichtung: Denis Dikun, Dmitrij Rawitsch und Oleg Moltschanow.
Ob es sich bei ihnen um Eisenbahnarbeiter:innen oder andere Kriegsgegner:innen handelt oder nicht, ist aus der dünnen Berichtslage nicht ganz eindeutig herauszufinden, aber auch zweitrangig. Der gerechte Widerstand wurde Hand in Hand von Eisenbahner:innen und anderen Militanten organisiert. Das Lukaschenka-Regime will ein Exempel statuieren, gegen die, die es wagten, sich dem russischen Imperialismus entgegenzu stellen, gegen die, die in den letzten Jahren Proteste und Aufstände gegen die Minsker Regierung organisiert haben. Nicht umsonst hat Staatspräsident Aljaksandr Lukaschenka im Mai die Anwendung der Todesstrafe auf „Vorbereitung und Versuch eines Terroraktes“ ausgeweitet – eine direkte Reaktion auf die Sabotageaktionen im Eisenbahnnetz.
Freiheit für die politischen Gefangenen!
Gegen die reaktionären Urteile und die drohende Hinrichtung von Denis Dikun, Dmitrij Rawitsch und Oleg Moltschanow ist unsere Solidarität gefordert. Linke und Internationalist:innen sollten Kundgebungen vor Botschaften oder Konsulaten abhalten und die sofortige Freilassung aller Gefangenen fordern, die gegen den Krieg Widerstand in Belarus und Russland (und anderswo) leisteten.
Genauso wichtig ist die Forderung, dass Deserteur:innen nicht verfolgt und Kriegsgefangene freigelassen werden.
Widerstand und Protest gegen den Krieg ist gerechtfertigt. Die belarussischen „Eisenbahnpartisan:innen“ sind Vorbilder, die trotz eines diktatorischen Regimes aktiv wurden und in ihrem Widerstand einen Kampf gegen ihre eigene Regierung ausdrückten und führten.
Wir wollen das besonders unterstreichen. Denn während die Presse in Deutschland jeden Protest gegen die russische Armee für richtig und gerecht erklärt, gilt der Protest gegen die NATO gleich als Putin freundlich. Oft kommt der unvermeidliche Vorwurf, wir würden die ukrainische Bevölkerung im Stich lassen.
Wir weisen das zurück. Die NATO-Staaten verfolgen ebenso wie Russland ihre eigenen imperialistischen, geostrategischen Ziele, wie die Sanktionspolitik, aber auch die massive Aufrüstung und Osterweiterung des Bündnisses zeigen.
So wie wir diese reaktionären Ziele bekämpfen, solidarisieren wir uns zugleich ohne Wenn und Aber mit dem Widerstand gegen den russischen Imperialismus, der unter sehr viel schwereren Bedingungen als wir zu kämpfen hat. Die Solidarisierung mit den Kriegsgegner:innen in Russland und Belarus ist eine internationalistische Pflicht der gesamten Linken, der Arbeiter:innenbewegung, der Gewerkschaften. Ohne diese bleibt jede Gegner:innenschaft zur NATO unglaubwürdig.
Der Kampf von Denis Dikun, Dmitrij Rawitsch und Oleg Moltschanow ist auch unser Kampf! Hoch die internationale Solidarität!
#Bild: https://pixabay.com/de/photos/railway-russland-belarus-morgen-4693198/
Quelle: arbeiterinnenmacht.de… vom 10. August 2022
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitswelt, Belarus, Gewerkschaften, Repression, Russland, Ukraine
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