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Streik in Frankreichs Raffinerien: An Putin liegt es nicht

Eingereicht on 12. Oktober 2022 – 17:42

Bernard Schmid. An Krieg, Embargo und ähnlichem liegt es nicht, denn jedenfalls bislang mangelt es Frankreichs Industrie nicht an Rohöl und -gas, um diese in den insgesamt acht Raffinerien des Landes zu Derivaten weiterzuverarbeiten. (Und die Abhängigkeit vom russischen Erdgas ist doch erheblich, erheblich geringer als für die Bundesrepublik.)

Doch in diesen Raffinerien wird gestreikt. Es gibt insgesamt acht Raffinerien in Frankreich (beim Petrochemie-Streik von 2010 gegen die damalige Renten“reform“ waren es noch ihrer zwölf). Sieben davon liegen in Festlandfrankreich, also im europäischen Frankreich, denn die achte befindet sich auf der zu Frankreich gehörenden Karibikinsel La Martinique. Sechs von den sieben hatten sich dem Streik bis zum heutigen Mittwoch früh (12. Oktober 22) angeschlossen, als Letzte seit dem heutigen Morgen um fünf Uhr früh die Raffinerie in Donges in der Nähe von Nantes. (Vgl. https://www.tf1info.fr/economie/penurie-de-carburants-essence-gazole-quellesraffineries-totalenergies-exxon-sont-bloquees-par-la-greve-de-la-cgt-2235116.html) Lediglich die siebte Raffinerie in Lavéra beim provençalischen Martigues blieb bislang außer vor, weil der dortige Betreiber, der britische Konzern Ineos, die Löhne bereits infolge eines örtlichen Abkommens mit den dort vertretenen Gewerkschaften erhöhte.

Was fordern die Lohnabhängigen? Einen Lohnzuschlag in Höhe von zehn Prozent. Das ist in diesen Zeiten nicht so außerordentlich, beträgt doch die jährliche Inflationsrate derzeit rund sieben Prozent – eine Lohnsteigerung darunter bedeutet also einen Verlust an Realeinkommen -, vor allem im Angesicht dessen, was derzeit in Frankreich unter der Bezeichnung „Superprofite“ eifrig diskutiert wird. Auch wenn der wirtschaftsliberale Wirtschaftsminister Bruno Le Maire behauptet, diesen Begriff  „nicht zu kennen“ (vgl. https://www.liberation.fr/checknews/les-superprofits-cestquoi-20220901_2NTVAV73YBHP5DPRU7O7M4425Q/) (nicht, weil der Mann schlecht informiert wäre, sondern weil er schlicht nichts dazu unternehmen will), ist er derzeit in nahezu aller Munde. Frankreichs führende Unternehmen verteilten im zweiten Quartal dieses Jahres 44,3 Milliarden Euro an ihre Aktionäre (vgl. https://www.liberation.fr/economie/les-entreprises-francaises-versent-443-milliardsdeuros-a-leurs-actionnaires-20220824_ISEMCLE22BE6BKPJAKCBBVIPCI/) , und allein der Mineralölkonzern TOTAL (ausgeschrieben inzwischen seit kurzem „Total Energies“) kündigte am 26. September d.J. eine Sonder-Ausschüttung in Höhe von 2,6 Milliarden an. Sogar so revolutionäre Kräfte wie die britischen Konservativen dachten vor ähnlichem Hintergrund bereits an eine „Übergewinnsteuer“, doch für Le Maire kommt eine solche nicht in Betracht, erklärt er doch, auf Steuererhöhungen reagiere er generell allergerisch.

Quelle: labournet.de… vom 12. Oktober 2022

Ganzen Text lesen: Schmid-Petro1022

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