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Covid-19 im historischen Pandemievergleich

Eingereicht on 24. Juli 2023 – 15:41

Klaus-Dieter Kolenda: Ein Auszug aus dem Buch „Blinde Passagiere. Die Coronakrise und ihre Folgen“ von Karl Heinz Roth und zugleich ein Nachtrag aus gegebenem Anlass.

Der aktualisierten Covid-19-Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut vom Mai dieses Jahres, über die ich zuletzt berichtet habe (1), liegen einerseits die dargestellten Fakten zur Sicherheit bzw. Wirksamkeit der zugelassenen Covid-19-Impfstoffe zugrunde (2 und 3).

Andererseits beruhen diese Impfempfehlungen auf der grundsätzlichen Einschätzung, dass es sich bei der Covid-19-Pandemie nicht um eine übliche relativ harmlose saisonale Grippe, sondern um eine ernstzunehmende virale Infektionserkrankung der Atemwege und weiterer Organsysteme unseres Körpers handelt.

Dieser Aspekt ist von dem Mediziner, Historiker und Sozialwissenschaftler Karl Heinz Roth schon nach knapp eineinhalb Jahren Pandemieverlauf in seinem verdienstvollen Buch „Blinde Passagiere. Die Coronakrise und ihre Folgen“ auf der Basis der damals vorliegenden wissenschaftlichen Literatur gründlich aufgearbeitet und klargelegt worden (4). Die Untersuchung wurde vom Autor im Mai 2021 abgeschlossen.

Im Kapitel „Covid-19 im historischen Pandemievergleich“ (S. 217- 224) hat Roth in diesem Buch die schweren Influenza-Pandemien des 20. und 21. Jahrhunderts (Spanische Grippe 1918-1920, Asiatische Grippe 1957-1958, Hongkong-Grippe 1968-1970, Influenza-Pandemie 2017-2018) hinsichtlich der geschätzten Zahl der Todesopfer weltweit bzw. in Deutschland und der festgestellten Sterblichkeitsraten miteinander verglichen.

Das Ergebnis war für den Autor schon zu diesem frühen Zeitpunkt klar: Covid-19 ist zwar mit der Spanischen Grippe 1918-1920 mit weltweit ca. 40 bis 50 Mio. Todesopfern nicht zu vergleichen. Aber abgesehen von dieser Pandemie ist Covid-19 die schwerste Viruspandemie des Atemsystems, die die Menschheit seit dieser Katastrophe am Ende des 1. Weltkriegs heimgesucht hat.

So war die Sterblichkeit von Covid-19 um ein Mehrfaches höher als bei den angeführten schweren Influenza-Pandemien und um ein Vielfaches höher als bei der üblichen saisonalen Grippe, wobei bei diesem Vergleich mögliche weitere häufige Folgeerkrankungen wie Long- bzw. Post-Covid unberücksichtigt bleiben.

Bei der Analyse der Daten der mir zur Verfügung stehenden Literatur bin ich im Oktober 2020 zu ähnlichen Ergebnissen über die Gefährlichkeit von Covid-19 gekommen (5).

„Blinde Passagiere“ in den Medien zu wenig beachtet

Angemerkt sei hier noch, dass Karl Heinz Roth mit seinem Anfang 2022 veröffentlichten Buch eine umfangreiche, aber gut lesbare und höchst beachtenswerte Untersuchung der Covid-19-Pandemie vorgelegt hat, die leider von den Leitmedien, aber auch den alternativen Medien, viel zu wenig beachtet worden ist. Wäre das der Fall gewesen, hätten möglicherweise eine Reihe von Missverständnissen in der politischen Auseinandersetzung über die Corona-Maßnahmen vermieden werden können.

Auf derartige Missverständnisse führe ich auch das Unverständnis zurück, das in vielen Kommentaren meines oben genannten Dreiteilers über die Covid-19-Impfung zum Ausdruck kommt (siehe 1, 2 und 3).

Der Mediziner und Sozialwissenschaftler Roth geht in seinem Buch mit der ihm eigenen Gründlichkeit den epidemiologischen, sozialen, politischen und wirtschaftlichen Aspekten der Pandemie nach, benennt die gesundheitspolitischen Versäumnisse, aufgrund derer das frühzeitige Eindämmen der Pandemie scheiterte, positioniert sich als Kritiker pauschaler Lockdowns und skizziert eine alternative, auf autoritäre Maßnahmen verzichtende Pandemie-Politik, die pharmakologische Maßnahmen, d. h. geeignete Medikamente und eine weltweit gerechte Verteilung von Covid-19-Impfstoffen, selbstverständlich einschließt (6).

Deshalb möchte ich noch einmal auf das für das Verständnis und die Einordnung der Coronakrise überaus wichtige Buch von Karl Heinz Roth hinweisen und habe dafür das Kapitel „Covid-19 im historischen Pandemievergleich“ (S. 217- 224) ausgewählt, das ich hier mit freundlicher Genehmigung der Antje Kunstmann Verlags, München, den Lesern des Overton-Magazins präsentieren kann.

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Buchauszug aus „Blinde Passagiere. Die Coronakrise und ihre Folgen“ von Karl Heinz Roth                                                                                                                                              

Covid-19 im historischen Pandemievergleich

Die durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelöste Pandemie ist kein singuläres Ereignis. Deshalb muss die hier vorgetragene Einschätzung anhand vergleichbarer epidemiologischer Konstellationen kritisch überprüft werden. Es besteht somit Anlass, zu den in der Einleitung dieser Untersuchung aufgeworfenen Fragen zurückzukehren. Ein solcher vergleichender Rückgriff gestattet es uns, Distanz zum aktuellen Geschehen zu gewinnen und den methodischen Fehler zu vermeiden, Covid-19 als einmaliges Geschehen wahrzunehmen, das sich nur aus sich selbst zu er- klären vermag.

Im Gegensatz zur Einleitung werde ich mich mit den komparativen Problemen jetzt quantifizierend auseinandersetzen. Dabei ist ein entscheidendes Phänomen wegweisend: SARS-CoV-2 ist mit den Influenzaviren zwar nur entfernt verwandt,12 bei seinen humanen Wirten verhält es sich jedoch hinsichtlich seiner Übertragungswege, Infektiosität, Pathogenität und des Befalls des Atemsystems sehr ähnlich. Sicher gibt es auch einige gewichtige Unterschiede, so etwa bezüglich der Risiko- gruppen, wo bestimmte Influenzaviren nicht nur den Alten und Schwerkranken, sondern auch den Kleinkindern gefährlich werden. Trotzdem ist die Interaktion zwischen den beiden Erregergruppen und den Menschen derart ähnlich, dass der Vergleich der Covid-19-Pandemie mit den schweren Influenzapandemien des 20. und frühen 21. Jahrhunderts besonders naheliegt.

In Tabelle 7 habe ich aus der verfügbaren Weltliteratur zur Geschichte der Influenza eine Übersicht über die schweren Influenza-Pandemien zusammengetragen.

Nach der weltweiten, in der Einleitung skizzierten Grippe-Katastrophe der Jahre 1918–1920 war die Influenza wieder endemisch geworden.13

Sie trat seither in jährlichem Turnus auf, und zwar jeweils im Herbst/ Winter der südlichen und nördlichen Hemisphäre. Dieses ›migrantische‹ Verhalten verlieh dem Geschehen einen saisonalen Charakter, aus der globalen Perspektive war es jedoch eher ein ganzjähriges Ereignis mit zwei sich überlappenden Anfängen bzw. Ausläufern. Diese Periodizität war nicht etwa von den Menschen vorgegeben, sondern hatte in der Eigenart der Viren und geografischen Faktoren ihre Ursache.14 Die Influenzaviren sind bemerkenswert instabil. Sie mutieren häufig und bilden zahlreiche Subtypen, die von Saison zu Saison variieren, in mehreren Varianten gleichzeitig auftreten und sich mit weiteren viralen Erkältungserregern assoziieren, darunter auch einigen relativ harmlosen Coronaviren.15 Gemeinsam befallen sie von Jahr zu Jahr die Atemwege von vielen Millionen Menschen. Dabei übernehmen manchmal neue Subtypen die Führung, die ihren menschlichen und tierischen Überträgern (Wildvögel und Schweine) durchaus gefährlich werden können. Das hatte immer wieder massive epidemiologische und medizinische Gegenaktionen zur Folge, die in Teil I dieser Studie thematisiert wurden.16 Die seit einigen Jahrzehnten verfügbaren Impfstoffe wirken je- doch häufig nur selektiv und begrenzt. Zum Glück geschah – und geschieht – dies nur selten, aber die schweren Influenzapandemien hielten die kollektive Erinnerung an die Katastrophe von 1918–1920 bis heute wach.

Die auf die ›Spanische Grippe‹ von 1918–1920 gefolgten schweren Influenzapandemien brachen 1957, 1968 und 2017 aus. Sie verliefen in mehreren Wellen vom Herbst bis zum Frühling des Folgejahrs, manch- mal aber auch in längeren Intervallen (so etwa die Hongkong-Grippe von 1968–1970). Sie wurden in der Regel von einem Subtyp dominiert, 2017/18 waren es drei. Ihre Infektiosität war hoch, mehrere hundert Millionen Menschen erkrankten. Trotz der vergleichsweise niedrigen Sterblichkeit verloren insgesamt 3–5 Millionen Menschen ihr Leben; die meisten Opfer (2,2 Millionen) forderte die Asiatische Grippe 1957/58. Die Folgen waren gravierend und führten zu schweren Belas- tungen der Gesundheitssysteme. Sie wurden jedoch von den politischen Instanzen und den Medien heruntergespielt. Es wurden auch keine über die seuchenhygienische Routine hinausgehenden Maßnahmen ergriffen. Nur während der Influenzakatastrophe von 1918–1920 schlossen einige US-Bundesstaaten die Schulen und schränkten das öffentliche Leben ein – mit mäßigem Erfolg, wie sich später heraus- stellte.17

Doch nun zu dem in Tabelle 7 präsentierten Vergleich dieser schweren Influenzapandemien mit Covid-19. Methodisch ist er problematisch, denn die auf die zweite Welle gefolgte dritte Welle von Covid-19 war Anfang Mai 2021 noch nicht abgeebbt und in die zu erwartende endemische Phase übergegangen. Wir vergleichen deshalb ein noch nicht abgeschlossenes Ereignis mit länger zurückliegenden historischen Prozessen. Aufschlussreich ist diese Momentaufnahme aber auf jeden Fall. Bis zur letzten Aprilwoche 2021 hatten sich weltweit schätzungsweise 910 Millionen Menschen mit SARS-CoV-2 infiziert.18 Etwa 4,1 Millionen Erkrankte waren verstorben, und dies entsprach einer Letalitätsrate von 0,45 %. Damit übertraf die SARS-CoV-2-Pandemie sechzehn Monate nach ihrem Ausbruch die schweren Influenzapandemien der zweiten Hälfte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts deutlich. Zur Influenzakatastrophe von 1918–1920 bestand jedoch ein erheblicher Unter- schied. Damals hatte sich die Hälfte der Weltbevölkerung mit dem Influenzaerreger angesteckt. Bis Ende April 2021 waren 12–15 % mit Covid-19 infiziert; im Gegensatz zu damals wird die inzwischen angelaufene Impfkampagne die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung vor der Infektion bewahren. Darüber hinaus folgten damals wie heute mehrere Pandemiewellen aufeinander, von denen die zweite bzw. die dritte am aggressivsten war. Der größte und wichtigste Unterschied offenbart sich schließlich beim komparativen Blick auf die Sterblichkeit. Während der ›Spanischen Grippe‹ starben zwischen 5,7 und 10 Prozent aller Infizierten; den neuesten Studien zufolge überlebten 40–50 Millionen die Influenza nicht. Verglichen damit ist die Pathogenität von SARS-CoV-2 deutlich geringer ausgeprägt. Die Mortalität ist zwar von Welle zu Welle gestiegen. Sie beschränkte sich aber im Wesentlichen auf chronisch erkrankte und betagte Menschen, sodass sich die Letalitätsrate zwischen 0,5 und 0,8 % einpendelte.

Damit hat sich die aus der Analyse des Pandemieverlaufs gewonnene Einschätzung auch im historischen Vergleich bestätigt. Covid-19 ist die schwerste Viruspandemie des Atemsystems, die die Menschheit seit der Influenzakatastrophe von 1918–1920 heimgesucht hat. Aber es handelt sich nicht um eine Katastrophe vom Ausmaß der ›Spanischen Grippe‹ von 1918-1920. Sie hat die gravierenden Schwächen aufgedeckt, die die Gesundheitssysteme seit ihrer Deregulierung in den 1990er Jahren auszeichnen.

Soweit ein erster komparativer Überblick. Weitere Differenzierungen sind erforderlich und teilweise auch schon möglich, wie die folgen- den Tabellen zeigen. In Tabelle 8 wird zunächst eine sich aufdrängende Zusatzfrage beantwortet, die seit dem Ausbruch der Pandemie immer wieder kontrovers diskutiert wurde: Ist die Covid-19-Pandemie mit ei- ner durchschnittlichen saisonalen Grippewelle vergleichbar, oder ist sie nicht weitaus gefährlicher? Um zu einer Antwort zu kommen, habe ich die aus zwei epidemiologischen Studien entnommenen Daten zur Quantifizierung einer typischen Influenza mit den Kerndaten der SARS- CoV-2-Pandemie verglichen. Das Ergebnis ist aufschlussreich (vgl. Tabelle 8).

Die Zahl der offiziell registrierten SARS-CoV-2-Infizierten lag Ende April 2021 noch deutlich unter dem Influenza-Durchschnitt; nur bei ei- ner Schätzung unter Berücksichtigung der Dunkelziffer ergab sich ein annähernder Gleichstand. Hinsichtlich der Mortalität manifestierte sich jedoch ein gravierender Unterschied. Einer typischen Influenza- Pandemie fallen jährlich 389.000 bzw. 409.100 Menschen zum Opfer, und dies entspricht einer Mortalität von 6 Verstorbenen pro 100.000. Im Zusammenhang mit Covid-19 starben hingegen in den ersten 16 Monaten offiziell 2,77 Millionen sowie geschätzt 3,6 Millionen Menschen, was einer Mortalität von 36 bzw. 46 Todesopfern pro 100.000 Personen entspricht. Da der Influenza-Vergleich auch in Deutschland hohe Wellen schlug, habe ich in dieser Tabelle auch die diesbezüglichen Daten berücksichtigt. Während einer typischen saisonalen Influenza infizieren sich in Deutschland durchschnittlich 7–9 Millionen Personen, während bis Ende April 2021 schätzungsweise 11,84 Millionen mit dem Corona-Virus in Kontakt kamen (offiziell wurden knapp 3,382 Millionen positiv getestet).19 Die Sterblichkeit war jedoch um ein Vielfaches höher: 82.850 Menschen überlebten ihre Erkrankung nicht; die Mortalität war mit knapp 100 Verstorbenen pro 100.000 Einwohner im Durchschnitt der beiden Schätzungen 18 Mal höher als bei einer typischen Influenza. Somit ist die Infektiosität ähnlich, aber SARS-CoV-2 ist weitaus pathogener und gefährlicher als ein durchschnittliches Influenzavirus.

Von großer Bedeutung ist schließlich die Frage nach den Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen einer typischen saisonalen Influenza und der Covid-19-Pandemie hinsichtlich der regionalen Verteilung der Sterbefälle im Weltmaßstab. In Tabelle 9 habe ich deshalb die Mortalität von Covid-19 und einer durchschnittlichen saisonalen Influenza in den sechs WHO-Weltregionen untersucht. Dabei traten einige überraschende Ergebnisse zu Tage, die im Rahmen einer vergleichenden Pandemiegeschichte genauer abgeklärt werden sollten.20

Während sich im subsaharischen Afrika kaum Diskrepanzen zwischen der durch eine typische Influenza und der durch Covid-19-bedingten Mortalität ergaben (5,6 bzw. 7 Todesfälle pro 100.000), war die influenzabedingte Sterblichkeit in der westlichen Pazifikregion noch 16 Monate nach dem Ausbruch von Covid-19 um das Zweieinhalbfache größer (5,1 bzw. 2 pro 100.000). In Südostasien verhielt es sich dagegen umgekehrt (5,8 bzw. 14 Todesopfer pro 100.000 Personen). Noch größer war der Unterschied in der östlichen Mittelmeerregion (4,5 Influenza-Opfer gegenüber 25 Covid-19-Toten pro 100.000). Am größten war die Diskrepanz der letalen Folgen von Covid-19 zu einer durchschnittlichen Influenza jedoch in den Dauer-Epizentren der Pandemie, den beiden Amerikas und Europa. Bei einer durchschnittlichen Influenza bewegt sich die in diesen Kontinenten beobachtete Sterblichkeit in Größenordnungen von 6,2 bzw. 5,3 Todesopfern pro 100.000 Personen. Nach 16 Monaten Covid-19 stieg sie hingegen auf 148 bzw. 116 Verstorbene pro

100.000 der Grundeinheit.

Die vergleichende Analyse der regionalen Mortalitätsunterschiede bei Covid-19 und Influenza hat überraschend große regionale Unter- schiede sichtbar gemacht. Eine wesentliche Rolle dürfte dabei die von Kontinent zu Kontinent sehr diskrepante Altersstruktur der Bevölkerung gespielt haben. Leider reichten die statistischen Unterlagen zur regionalen Altersstruktur der SARS-CoV-2-Pandemie nicht aus, um die- se Bezugsgröße in die quantifizierende Untersuchung einbeziehen zu können. Es bleibt zu hoffen, dass die Lücke bald geschlossen wird.

 

Quellen: CDC (USA), Summary of the 2017-2018 Influenza Season, 5.9.2019; N. J. Cox u. a., Global Epidemiology of Influenza: Past and Present, in: Annual Reviews of Medicine 51 (2000), S. 407-421; Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, Weltbevöl- kerung zum Jahreswechsel 2017/2018, online in: https://www.presseportal.de/pm/ 24571/3822711 (Stand: 05.06.2020); ECDC, Seasonal Influenza, 2017–2018. Annu- al Epidemiological Report for 2018, Stockholm 2018; Aspen Hammond u. a., Re- view of the 2017–2018 influenza season in the northern hemisphere, in: Weekly Epi- demiological Record, Nr. 34, 24.8.2018, S. 429–444; A. Danielle Iuliano u. a., Estimates of global seasonal influenza; Edwin D. Kilbourne, Influenza Pandemics of the 20th Century, in: Emerging Infectious Diseases 12 (2006) Nr. 1, S. 9–14; Eckard Michels, Die »Spanische Grippe« 1918/19. Verlauf, Folgen und Deutungen in Deutschland im Kontext des Ersten Weltkriegs, in: Vierteljahreshefte für Zeitge- schichte 58 (2010) Nr. 1, S. 1–33; P. Niall u. a., Updating the Accounts: global mor- tality of the 1918–1920 »Spanish« influenza epidemic, in: Bulletin of the History of Medicine 76 (2002), S. 105–115; K.G. Nicholson u. a., Textbook of Influenza , Ox- ford 1998; C. W. Potter, A History of Influenza, in: Journal of Applied Microbiology 91 (2001) Nr. 4, S. 572–579; Patrick R. Saunders-Hastings u. a., Reviewing the His- tory of Pandemic Influenza: Understanding Patterns of Emergence and Transmissi- on: Pathogens 5 (2016) Nr. 4, PMCID: PMC5198166; United Nations, World Popu- lation Prospects 2019; WHO (Hg.), COVID-19 Weekly Epidemiological Update, 2.5.2021.
a) In den Jahren 1957/58 und 1968–1970 BRD und DDR
b) Schätzung unter Berücksichtigung der Dunkelziffern aus Tabelle 5 a/b mit dem Stand: 5.202
Quelle: A. Danielle Iuliano u. a., Estimate of Global Seasonal Influenza-Associated Respiratory Mortality: A Modelling Study, in: The Lancet 391 (2018) Nr. 10127, S. 1285–1300; John Paget u. a., Global Mortality Associated with Seasonal Influenza Epidemics: New Burden Estimates and Predictors from the GLaMOR Project, in: Journal of Global Health 9 (2019) Nr. 2, S. 1–12; United Nations, World Population Prospects 2019; WHO (Hg.), COVID-19 Weekly Epidemiological Update, 2.5.2021; WHO (Hg.): Up to 650 000 People Die of Respiratory Diseases Linked to Seasonal Flu Each Year (2017), online in: https://www.who.int/mediacentre/news/statem ents/2017/flu/en/ (Stand: 30.6.2020).
c) Zahlen für 1999–2015 und 2002–2011 gerundet und gemittelt nach: United Na- tions, World Population Prospects 2019; Zahlen für die Welt 2019–21 und Deutschland 2020/21 zit. nach: ebd.
d) Nach Danielle Iuliano u. a., Estimates of global seasonal influenza.
e) Nach John Paget a., Global Mortality Associated with Seasonal Influenza Epi- demics.
f) Zusätzlich zu den offiziellen Zahlen eigene Schätzung in Klammern unter Berück- sichtigung der Dunkelziffern aus den Tabellen 5 a/b.
g) Wie d) in dieser Tabelle.
Quelle: John Paget u. a., Global mortality associated with seasonal influenza epide- mics. New burden estimates and predictors from the GLaMOR Project, in: Journal of Global Health, Nr. 2 (Dezember 2019) Vol. 9, S. 1–12; WHO (Hg.), COVID-19 Weekly Epidemiological Update, 2.5.2021.
h) Entsprechend der Regionalaufteilung in der Berichterstattung der‘
i) Durchschnittstyp
j) Stand 5.2021. Zahlen gerundet. Geschätzte Zahlen in Klammern.

Schlussfolgerungen

  1. Im abschließenden Kapitel „Zusammenfassung und Ausblick“ (S. 438) heißt es in Roths Buch „Blinde Passagiere. Die Coronakrise und die Folgen“ (4):
    „Covid-19 ist eine schwere Pandemie. Bis zum Abklingen der dritten Welle im Mai 2021 infizierten sich schätzungsweise 910 Millionen Menschen, 4,1 Millionen starben an den Folgen der Erkrankung. Schon zu diesem Zeitpunkt forderte Covid-19 weitaus mehr Opfer als die schweren Influenza-Pandemien der zweiten Hälfte des 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Ihre Dynamik versetzte große Teile der Weltbevölkerung in Angst und Schrecken.“
  2. Heute kann festgestellt werden, dass seit Anfang Februar 2020 bis Mitte Juni 2023 weltweit etwa 7 Mio. Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 verstorben sind (7)und in Deutschland bis zu diesem Zeitpunkt etwa 174.000 Todesfälle registriert worden sind (8).
  3. Vor diesem Hintergrund sind die Zulassung und Verfügbarkeit von relativ sicheren und auch wirksamen Covid-19-Impfstoffen zu begrüßen.
  4. Wie dargestellt, treten bei den mRNA-Impfstoffen schwerwiegende Nebenwirkungen der Corona-Impfung wie anaphylaktische Reaktionen und Myokarditis sehr selten oder selten auf (2).
  5. Die Schutzwirkung der verfügbaren Corona-Impfstoffe ist auch bei Zirkulation der Omikron-Variante in allen Altersgruppen gegen schwere Verläufe von Covid-19 gut, insbesondere bei Kombination von Impfung und Sars-CoV-2-Infektion, während der Schutz vor erneuten Sars-CoV-2-Infektionen jedoch weniger ausgeprägt, aber ebenfalls nachweisbar ist (3).
  6. Da ich einige Anfragen von meinen Leserinnen und Lesern erhalten habe, wie ich es persönlich mit der Covid-19-Impfung halte, will ich hier sagen: Ich selbst gehöre zur älteren Bevölkerungsgruppe mit erhöhtem Risiko. In der Zeit vom 08.03.2021 bis zum 17.11.2022 bin ich fünfmal mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty geimpft worden, den ich gut vertragen habe. Trotzdem habe ich im Herbst 2022 eine Covid-19-Infektion mit leichteren Symptomen durchgemacht. Im Herbst dieses Jahres werde ich an einer Auffrischimpfung teilnehmen.

Fußnoten:

  1. Kolenda KD. Wie sieht die aktualisierte Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission gegen Covid-19 aus? Overton-Magazin 08.07.2023 (Teil 3 und Schluss)
    https://overton-magazin.de/top-story/wie-sieht-die-aktualisierte-impfempfehlung-der-staendigen-impfkommission-gegen-covid-19-aus/
  2. Kolenda KD. Wie sicher sind die zugelassenen Covid-19-Impfstoffe? Overton-Magazin 02.07.2023 (Teil 1)
    https://overton-magazin.de/top-story/wie-sicher-sind-die-zugelassenen-covid-19-impfstoffe/
  3. Kolenda KD. Wie wirksam sind die zugelassenen Covid-19-Impfstoffe? Overton-Magazin 05.07.2023 (Teil 2)
    https://overton-magazin.de/top-story/wie-wirksam-sind-die-zugelassenen-covid-19-impfstoffe/
  4. Roth KH. Blinde Passagiere. Die Coronakrise und ihre Folgen. Verlag Kunstmann GmbH, München 2022, 504 Seiten
  5. Kolenda KD. Neue Daten zur Gefährlichkeit von Covid-19. Telepolis 09.10.2020
    https://www.telepolis.de/features/Neue-Daten-zur-Gefaehrlichkeit-von-Covid-19-4925297.html
  6. Becker M. „Der große Lockdown war niemals alternativlos“. Telepolis 26.01.2022
    https://www.telepolis.de/features/Der-grosse-Lockdown-war-niemals-alternativlos-6338288.html
  7. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1103240/umfrage/entwicklung-der-weltweiten-todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus/
  8. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1102667/umfrage/erkrankungs-und-todesfaelle-aufgrund-des-coronavirus-in-deutschland/

Quelle: overton-magazin.de… vom 24. Juli 2023

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