Schweiz
International
Geschichte und Theorie
Debatte
Kampagnen
Home » Geschichte und Theorie, International

Ukraine 2014 – Das zweite Massaker

Eingereicht on 9. Mai 2024 – 10:53

Arnold Schölzel. Über den 9. Mai 2014 in Mariupol schweigen oder lügen westliche Medien

Zu Beginn der »Antiterroristischen Operation« standen etwa 100.000 Mann unter Führung Kiews rund 30.000 bewaffneten Milizionären im Donbass gegenüber. Die USA unterstützten den Feldzug von Anfang an, obwohl im April noch in Genf zwischen der Ukraine, Russland, den USA und der EU Verhandlungen über eine Deeskalation stattgefunden hatten. Sie endeten am 17. April trotz eines Abschlussdokuments im Wesentlichen ohne Ergebnis.

Bereits am 7. April 2014 sprach das russische Außenministerium davon, dass in die zu erwartende Militäroperation ungefähr 150 Spezialisten des privaten Militärunternehmens »Greystone« aus den USA involviert seien. Sie agierten in Uniformen der ukrainischen Spezialeinheit »Sokol«. Am 12. April 2014 kam der damalige CIA-Chef John O. Brennan in geheimer Mission nach Kiew. Er gab nach Aussagen verschiedener Politiker grünes Licht für die Anwendung von Waffengewalt gegen die Aufständischen im Donbass und für einen Angriff auf die Stadt Slowjansk. Jedenfalls beschloss dies der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat der Ukraine am nächsten Tag, am 13. April. Am 21./22. April 2014 folgte US-Vizepräsident Joseph Biden, der weitere 50 Millionen US-Dollar für die Putschisten im Gepäck hatte. Seitdem sprechen die US-Offiziellen von einer russischen »Invasion« in der Ukraine. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte am 13. Februar 2023 dagegen richtig: »(…) von 2014 an hat die NATO die größte Verstärkung der kollektiven Verteidigung in einer Generation ins Werk gesetzt, weil der Krieg nicht im Februar letzten Jahres begonnen hatte. Er begann 2014.«

Über den Krieg berichten westliche Medien von Anfang an nur spärlich. Das gilt sowohl für das Massaker von Odessa am 2. Mai wie auch für das in Mariupol am 9. Mai. Der Tag ist zu diesem Zeitpunkt noch als »Tag des Sieges« gesetzlicher Feiertag in der Ukraine. In der Westukraine werden aber bereits Veteranen der Roten Armee am Gedenken gehindert und beschimpft – seit 2022 wird das insbesondere in Berlin und dem Rest der BRD auch so gehalten. An jenem 9. Mai waren in Videos aus Mariupol Panzer mit ukrainischen Flaggen zu sehen, die durch die Stadt rasen und auf unbewaffnete Zivilisten schießen. Ebenso wie in Odessa gibt es nie eine Untersuchung durch Kiew. In BRD-Medien – außer in jW – findet keine Berichterstattung statt oder es wird gelogen wie im Spiegel: »Ukrainische Truppen sind in Mariupol mit prorussischen Separatisten zusammengestoßen.«

Ähnlich unter dem Radar blieb der Umgang mit den Angriffen auf andere ostukrainische Städte im Mai sowie im Juni 2014. Die Kiewer Truppen setzten dabei Artillerie und Kampfflugzeuge ein, ohne dass in westlichen Medien davon Notiz genommen wurde. Die schwersten Schäden gab es in der Stadt Slowjansk am 8. und 9. Juni 2014. Die Angreifer feuerten u. a. mit Raketenwerfern vom Typ »Grad« auf Wohnhochhäuser. Nachrichtenportale zeigten Brandruinen, darunter die eines der ältesten Gebäude der Stadt, das heutige Kulturzentrum »Kaufmannshaus«, das den Zweiten Weltkrieg überstanden hatte. Getroffen wurden außerdem eine Kirche, Verwaltungsgebäude, eine Möbel- und eine Lackfabrik. Strom und Wasser gab es praktisch nicht mehr. Auch in anderen Städten wie Kramatorsk, Lugansk und Mariupol setzten sich die Kämpfe fort, es gab zahlreiche Tote und Verletzte. Hunderttausende flüchteten in diesen Wochen ins benachbarte Russland, heute leben dort laut Schätzungen etwa fünf Millionen Ukrainer.

#Titelbild: Das brennende Polizeipräsidium von Mariupol am 9. Mai 2014. Marko Djurica/REUTERS

Quelle: jungewelt.de… vom 9. Mai 2024

Tags: , , , , , , ,