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8. März 1917: Die Frauen bringen die Revolution ins Rollen

Eingereicht on 20. Februar 2017 – 9:13

und erkämpfen dabei ein vorher nie gekanntes Ausmaß an Rechten. Auch wenn sie später vom Stalinismus wieder zurückgenommen wurden, kann ihr Beispiel alle Feministinnen und Sozialistinnen heute inspirieren.

Lilly Freytag. In ein paar Wochen jährt sich eines der beeindruckendsten Kapitel der Geschichte der Frauenbewegung zum 100. Mal: Die Textilarbeiterinnen von Sankt Petersburg treten anlässlich des internationalen Frauenkampftags am 8. März in den Streik und treten so die Russische Revolution los (nach dem Russischen Kalender am 23. Februar). Durch den Krieg war die Zahl der Arbeiterinnen enorm gestiegen, denn die Männer waren ja an der Front. Entgegen der Empfehlungen der Großzahl der Organisationen, selbst der lokalen Sektion der Bolschewiki, traten die Frauen in den Ausstand und mobilisierten die Kolleg*innen in den naheliegenden Metallbetrieben. Am Ende streikten 90.000 Arbeiter*innen und forderten Brot, Frieden und Freiheit. Es beginnt ein revolutionärer Prozess. Sein Höhepunkt ist erreicht, als im Oktober das Proletariat die Macht ergreift, unter der Führung der Partei der Bolschewiki.

Nach der Oktoberrevolution wurden wichtige Fortschritte für die Frauen beschlossen: Männer und Frauen bekamen die gleichen Rechte – auch innerhalb der Ehe. Die Scheidung wurde möglich und zwar ohne viel Aufwand. Etwas später wurde auch Abtreibung legal und kostenlos. Frauen verdienten nun den gleichen Lohn für die gleiche Arbeit. Vieles davon haben Frauen selbst im ach so entwickelten Deutschland heute nicht. Gleichzeitig war klar, dass die rechtliche Gleichheit noch nicht bedeutet, dass Frauen nicht unter Ungerechtigkeiten leiden – vor allem unter den wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, die in der Sowjetunion damals herrschten. Denn Russland war ein armes Land, das gerade erst begonnen hatte sich kapitalistisch zu entwickeln.

Neben den rechtlichen Fortschritten gab es auch Verbesserungen in den Lebensbedingungen. Die Hausarbeit sollte nach und nach vergesellschaftet werden. So sollte niemand mehr von einer Familie abhängig sein und alle miteinander frei und ohne Zwang leben können. Es wurden öffentliche Küchen und Wäschereien eingerichtet. Das war auch notwendig, um die Menschen zu versorgen, denn es herrschte eine schwere Hungersnot im Land, ausgelöst von den Kriegsanstrengungen.

Doch wenige Jahre nach der Revolution wurden viele der Errungenschaften der Oktoberrevolution von Stalin und seiner Bürokratie wieder zurückgenommen. Abtreibung wurde wieder verboten und Scheidung wieder erschwert. Außerdem gab es eine konservative Kampagne, in der Frauen wieder vor allem auf die Mutterrolle reduziert wurden. Auch Homosexualität wurde wieder unter Strafe gestellt, während vorher noch Homo-Ehe und die Akzeptanz von Trans-Menschen die Regel war.

Auch später spielte der Stalinismus eine verräterische Rolle für die Frauen. Während in den 60er und 70er Jahren Frauen in der ganzen Welt auf die Straße gingen, sich organisierten und gleiche Rechte forderten, weigerten sich die Kommunistischen Parteien, die mit der stalinistischen Sowjetunion verbunden waren, die Frauen in ihren Forderungen zu unterstützen. Sie hielten an ihrer konservativen Einstellung zur Rolle der Frau und der Familie fest. Damit trennten sie die neu politisierten Frauen von der Arbeiter*innenbewegung und trieben sie in die Arme des Reformismus. Das hatte Auswirkungen bis in die Gegenwart.

Nichtsdestotrotz ist und bleibt die Russische Revolution heute – 100 Jahre nach ihrem Ausbruch – ein ermutigendes Beispiel für die Errungenschaften, die durch eine sozialistische Perspektive möglich sind. Das wollen wir heute verteidigen – auch gegen die Politik des Stalinismus.

Quelle: klassegegenklasse… vom 20. Februar 2017

 

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