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Diskurs gegen Klasse. Über anti-marxistische Modeströmungen

Eingereicht on 5. Dezember 2019 – 19:40

Willi Eberle. Seit mindestens 40 Jahren entfaltet sich eine Offensive der Bourgeoisie gegen die Errungenschaften der Arbeiterbewegung aus der Periode des «Wachstumspaktes» der Nachkriegsperiode. Diese Offensive läuft auf allen Ebenen, insbesondere auch der ideologischen Ebene. Was sind die konzeptionellen Ausprägungen und die Kernelemente dieses Postmodernismus und des Linksliberalismus, die einen grossen Teil der radikalen Linken in ihren Orientierungen durchdrungen haben? Auf welcher materiellen Grundlage beruhen diese ideologischen Entwicklungen? Was muss die revolutionäre Linke tun?

Seit den späten 1960er und den 1970er Jahren, dem Höhepunkt der Arbeiterkämpfe und der anti-kolonialen, links-nationalistischen Revolutionen, setzte die neoliberale Offensive auf die Errungenschaften der Arbeiterbewegung ein. Als Schlüsselereignis kann der Pinochet-Putsch in Chile vom 11. September 1973 interpretiert werden. In jener Periode des «Jahrzehntes um 1968» kam es weltweit zu wuchtigen Arbeiteraufständen, links-nationalistischen Revolutionen und Bürgerrechtsbewegungen, die die imperialistische Bourgeoisie nahe an die Existenzfrage ihrer Herrschaft brachte.

Ein Kernelement dieser Herrschaft war der Kalte Krieg gegen die angeblich «realsozialistischen Regimes» in der Sowjetunion, China und gegen die antikolonialen Kräfte in der «Dritten Welt». Und vor allem gegen alle politischen und sozialen Kräfte in den imperialistischen Zentren, die an einer sozialistischen Perspektive arbeiteten, insbesondere gegen die kämpferischen Segmente der Arbeiterklasse. Das vereinigende ideologische und politische Band dieses Kalten Krieges war ein geifernder Anti-Marxismus, hinter dem sich die reformistischen und linksliberalen Führungen der Sozialdemokratie, der Gewerkschaften und weiterer Strukturen der Arbeiterbewegung mit den herrschenden Sektoren der Bourgeoisie im «Wachstumspakt» im Austausch gegen materielle Zugeständnisse an die Arbeiterklasse leicht zusammenfanden. Mit dem Ende dieser Phase des expansiven Wirtschaftswachstums, des «Goldenen Zeitalters des Kapitalismus», musste auch der Charakter der bürgerlichen Herrschaft von Grund auf verändert werden.

Dazu gehörten eine Weiterführung und Umwandlung der ideologischen Ausrichtung des Kalten Krieges und eine Verschärfung der Attacken auf den revolutionären Marxismus. Eigenartigerweise konnte dies gerade auf dem Höhepunkt der Arbeiterkämpfe geschehen, wo die kämpfende Arbeiterklasse nur zu deutlich als Subjekt gesellschaftlicher Befreiung auf die Bühne trat. Als Hauptströmungen dieser ideologischen Offensive sei hier vor allem auf den Postmodernismus und auf den linksliberalen Ansatz der Diskursethik eingegangen; die Diskursethik wurde durch Jürgen Habermas, dem wichtigsten Vertreter der sogenannten «Frankfurter Schule der zweiten Generation», ausformuliert. Es gibt bedeutende Unterschiede zwischen diesen beiden Strömungen, etwa was den Begriff der Möglichkeit von Geschichte betrifft. Was sie aber letztendlich zusammenhält, ist die Zurückweisung zentraler Pfeiler des revolutionären Marxismus: Erstens der Arbeiterklasse als geschichtlicher Trägerin der universellen Befreiung von der Herrschaft der Bourgeoisie – in der Überschreitung des Kapitalismus; zweitens die materialistische Dialektik, wo die Einheit der Wirklichkeit immer wieder durch die Einheit der materiellen Handlungsbedingungen hergestellt wird – das wichtigste Element des Historischen Materialismus; drittens die zentrale Bedeutung der politischen Ökonomie – dem eigentlichen Fundament des Historischen Materialismus.

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