COVID-19 und die Reproduktionszyklen des Kapitals
Rob Wallace, Alex Liebman, Luis Fernando Chaves und Rodrick Wallace. COVID-19, die durch das Coronavirus SARS-CoV-2, der zweiten schweren Viruserkrankung des akuten respiratorischen Systems seit 2002, ist nun offiziell eine Pandemie. Seit Ende März sind ganze Städte unter Schutzmassnahmen gestellt, und ein Krankenhaus nach dem anderen bricht unter Überlastung zusammen, ausgelöst durch einen Ansturm von Patienten.
China, wo die erste Welle am Abebben ist, kann derzeit aufatmen. (1) Südkorea und Singapur ebenfalls. Europa, insbesondere Italien und Spanien, aber zunehmend auch andere Länder, ächzen hingegen bereits unter dem Gewicht der Todesfälle, die bereits zu Beginn des Ausbruchs zu beklagen waren. Lateinamerika und Afrika stehen erst jetzt am Anfang der Epidemie, wobei sich einige Länder besser vorbereiten als andere. In den Vereinigten Staaten, die allein schon als reichstes Land der Weltgeschichte eine Vorreiterrolle spielen, sieht die nähere Zukunft düster aus. Der Ausbruch soll erst im Mai seinen Höhepunkt erreichen, und bereits jetzt kämpfen Mitarbeiter des Gesundheitswesens und Patienten mit Fäusten um den Zugang zu den schwindenden Vorräten an persönlicher Schutzausrüstung. (2) Das Pflegepersonal, dem die Centers for Disease Control and Protection (CDC) in menschenverachtender Weise empfohlen haben, Halstücher und Schals als Masken zu verwenden, hat bereits erklärt, dass «das System dem Untergang geweiht ist» (3).
In der Zwischenzeit verdrängt die US-Regierung einzelne Bundesstaaten im Wettrennen um medizinische Grundausrüstung, deren Kauf sie vorher grundsätzlich abgelehnt hat. Sie hat auch eine Razzia an den Grenzen als Massnahme zur Verteidigung der öffentlichen Gesundheit eingeleitet, während das Virus im Land bei denjenigen wütet, die nicht ausreichend behandelt werden. (4)
Ein Epidemiologenteam am Imperial College prognostizierte, dass selbst die beste Kampagne zur Eindämmung des Virus – die Abflachung der Kurve der sich häufenden Fälle mittels Quarantäne der entdeckten Fälle und soziale Distanzierung der älteren Menschen – in den Vereinigten Staaten 1,1 Millionen Toten und eine Fallbelastung, die das Achtfache aller Intensivpflegebetten des Landes ausmacht, hinterlassen würde. (5) Das Abwürgen der Krankheit würde das öffentliche Gesundheitswesen weiter in eine Quarantäne nach chinesischem Vorbild (mit Familienangehörigen) führen und rigorose Regeln des Abstandhaltens über das ganze Land erfordern, einschließlich der Schließung von Einrichtungen. Dies würde die Vereinigten Staaten eine geschätzte Zahl von etwa 200.000 Todesfällen kosten.
Die Gruppe des Imperial Colleges schätzt, dass eine erfolgreiche Kampagne zur Unterdrückung mindestens achtzehn Monate dauern müsste, was mit einem schweren Einbruch der Wirtschaft und einem Verfall der Öffentlichen Dienste verbunden wäre. Das Team schlug vor, einen Ausgleich zwischen den Erfordernissen der Seuchenbekämpfung und der Wirtschaftlichkeit anzustreben, indem die Quarantäne in der Gemeinde ein- bzw. ausgeschaltet wird, sobald ein definiertes Niveau an belegten Intensivbetten erreicht ist.
Andere Modellierer sind anderer Auffassung. Eine von Nassim Taleb, berühmt durch die Hypothese des Schwarzen Schwanes, angeführte Gruppe erklärt, das Modell des Imperial College schliesse die Rückverfolgung von Kontakten und die Überwachung der individuellen Bewegungsprofile aus. (6) Ihr Einwand geht an der Tatsache vorbei, dass die Seuche an der vorhandenen Bereitschaft vieler Regierungen zu dieser Art von Cordon Sanitaire vorbeigerast ist. Erst wenn die Fallzahlen rückläufig sind, werden viele Länder zu solchen Massnahmen greifen, hoffentlich mit einem funktionierenden und genauen Test. Wie ein Witzbold es ausdrückte: «Das Coronavirus ist zu radikal. Amerika braucht ein gemässigteres Virus, auf das wir schrittweise reagieren können.» (7)
Die Talib-Gruppe geht auf die Weigerung der Gruppe vom Imperial College ein, nach Bedingungen einer Ausrottung des Virus zu suchen. Eine solche Auslöschung bedeutet nicht einfach null Fälle, sondern genügend Isolierung, so dass einzelne Fälle kaum neue Infektionsketten erzeugen. Nur bei 5 Prozent der Verdachtsfälle in China konnte die Infektion auf einen Kontakt mit einem Infizierten zurückgeführt werden. Tatsächlich befürwortet das Talib-Team das chinesische Bekämpfungsprogramm, das schnell genug vorgeht, um den Ausbruch bis zur Ausrottung zu treiben, ohne sich auf einen Marathonlauf einzulassen, bei dem zwischen Seuchenbekämpfung und der Vermeidung eines Arbeitskräftemangels für die Wirtschaft hin- und her geschaltet wird. Mit anderen Worten: Chinas strenges (und ressourcenintensives) Vorgehen befreit seine Bevölkerung von den monate- oder sogar jahrelangen Zwangsmassnahmen, die das Team vom Imperial College anderen Ländern empfiehlt.
Der mathematische Epidemiologe Rodrick Wallace, einer von uns, kippt die Modellanordnung für den Umgang mit Epidemien völlig um. Bei der Modellierung von Notfällen, so notwendig sie auch sein mag, wird zu wenig beachtet, wann und wo man beginnen sollte. Strukturelle Ursachen sind ebenso Teil des Notfalls. Ihre Einbeziehung hilft uns herauszufinden, wie wir am besten reagieren können, indem wir über die blosse Wiederankurbelung der Wirtschaft, die den Schaden verursacht hat, hinausgehen. «Wenn die Feuerwehrleute mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden», schreibt Wallace, «können unter normalen Bedingungen die meisten Brände meist mit minimalen Verlusten und Sachbeschädigungen eingedämmt werden. Diese Eindämmung hängt jedoch entscheidend von einem weitaus weniger romantischen, aber nicht weniger heldenhaften Unternehmen ab, nämlich von der beharrlichen, fortwährenden, behördlichen Anstrengung der Erarbeitung und Durchsetzung von Vorschriften, um die Gefährdung von Gebäuden möglichst klein zu halten und die auch dafür sorgt, dass der Brandbekämpfung sämtliche erforderlichen Einrichtungen und Mittel zur Erhaltung von Gebäuden auf dem erforderlichen Niveau zur Verfügung stehen….
Die gegenwärtigen politischen Strukturen, die es den multinationalen agroindustriellen Konzernen erlauben, Gewinne zu privatisieren und gleichzeitig Kosten zu externalisieren und zu sozialisieren, müssen Gegenstand einer Kampagne zur Durchsetzung von Verhaltensnormen werden, wo diese Konzerne sämtliche Kosten für die erzeugten Schäden selbst tragen müssen, wenn in naher Zukunft eine wirklich massenhaft tödliche Pandemie vermieden werden soll.» (8)
Nicht erst seit dem Dezember 2019 wurde versäumt, sich auf den Ausbruch vorzubereiten und darauf zu reagieren, nachdem COVID-19 aus Wuhan ausgetreten war. In den Vereinigten Staaten zum Beispiel löste Donald Trump das Pandemievorbereitungsteam seines nationalen Sicherheitsteams viel früher auf und liess siebenhundert CDC-Posten unbesetzt. (9) Das Versäumnis begann auch nicht, als die Bundesbehörden nicht auf die Ergebnisse einer Pandemiesimulation 2017 reagierten, die zeigte, dass das Land nicht vorbereitet war. (10) Auch nicht, als die Vereinigten Staaten gemäss einer Reuters-Schlagzeile, «den CDC-Expertenposten in China Monate vor dem Ausbruch des Virus abschafften». Es begann auch nicht mit der unglücklichen Entscheidung, die bereits vorhandenen Testkits, die von der Weltgesundheitsorganisation zur Verfügung gestellt wurden, nicht zu verwenden. Insgesamt werden die Versäumnisse einer frühzeitigen Information und das völlige Ausbleiben von Tests zweifellos für viele, wahrscheinlich Tausende verlorener Leben verantwortlich sein. (11)
Die Fehlentwicklungen wurden eigentlich schon vor Jahrzehnten programmiert, als die Gemeingüter des öffentlichen Gesundheitswesens gleichzeitig vernachlässigt und monetarisiert wurden. (12) Ein Land mit einem Regime individualisierter, just-in-time Epidemiologie – ein völliger Widerspruch -, mit kaum genügend Krankenhausbetten und Ausrüstung für den normalen Betrieb, ist per definitionem nicht in der Lage, die notwendigen Mittel bereitzustellen, die für ein repressives Szenario à la China erforderlich wären.
Der Krankheitsökologe Luis Fernando Chaves, ein weiterer Koautor dieses Artikels, bezieht sich auf die dialektischen Biologen Richard Levins und Richard Lewontin, um der Argumentation des Taleb-Teams bezüglich der Modellstrategien in expliziteren politischen Begriffen nachzugehen. Er stimmt mit ihnen darin überein, dass «die Zahlen sprechen zu lassen» einfach alle zuvor getroffenen Annahmen maskiert. (13) Modelle wie die Studie vom Imperial College beschränken den Analyserahmen ausdrücklich auf eng zugeschnittene Fragen, die innerhalb der herrschenden Gesellschaftsordnung Platz finden. Sie sind absichtlich so ausgelegt, dass sie die breiteren Marktkräfte, die die Ausbrüche begünstigen und die politischen Entscheidungen, die den Interventionen zugrundeliegen, nicht erfassen können.
Ob bewusst oder unbewusst, die sich daraus ergebenden Szenarien stellen die Sicherung der Gesundheit für alle an zweiter Stelle, einschließlich der vielen Tausend am stärksten gefährdeten Menschen, die getötet würden, wenn ein Land zwischen Krankheitsbekämpfung und Profitinteressen hin- und herschalten würde. Die Foucault’sche Vision eines Staates, der in seinem eigenen Interesse auf die Bevölkerung einwirkt, stellt nur eine Aktualisierung, wenn auch eine freundlichere, des malthusianischen Drängens auf Herdenimmunität dar, das die britische Tory-Regierung und jetzt die Niederlande vorgeschlagen hatten, um das Virus ungehindert durch die Bevölkerung brennen zu lassen. (14) Es gibt kaum Beweise jenseits einer ideologischen Hoffnung, dass eine Herdenimmunität garantieren würde, die Epidemie zu stoppen. Das Virus kann sich leicht unter der Immunitätsdecke der Bevölkerung entwickeln.
Eingriffe des Kapitalismus in die Wildnis
Was sollte stattdessen getan werden? Erstens müssen wir begreifen, dass wir auch bei der richtigen Reaktion auf den Notfall immer noch sowohl mit der Unausweichlichkeit als auch mit der Gefahr umgehen müssen.
Wir müssen die Krankenhäuser verstaatlichen, wie es Spanien als Reaktion auf den Ausbruch getan hat. (15) Wir müssen die Testmengen und die Durchlaufgeschwindigkeiten der Tests erhöhen, wie es Senegal getan hat. (16) Wir müssen die Pharmazeutika sozialisieren. (17) Wir müssen den maximalen Schutz des medizinischen Personals durchsetzen, um das Wegbrechen des Personals zu verlangsamen. Wir müssen das Recht auf Reparatur von Beatmungsgeräten und anderen medizinischen Geräten sichern. (18) Wir müssen mit der Massenproduktion von antiviralen Cocktails wie Remedesivir und Chloroquin der alten Schule zur Malariabekämpfung (und allen anderen Medikamenten, die vielversprechend erscheinen) beginnen, während wir klinische Studien durchführen und prüfen, ob sie ausserhalb des Labors funktionieren. (19) Es sollte ein Planungssystem eingeführt werden, um erstens die Unternehmen zu zwingen, die benötigten Beatmungsgeräte und persönlichen Schutzausrüstungen für das Gesundheitspersonal zu produzieren und zweitens die Zuteilung an die Orte mit dem grössten Bedarf zu priorisieren.
Wir müssen ein massives Pandemie-Korps einrichten, um die Arbeitskräfte – von der Forschung bis zur Pflege – bereitzustellen, die in der Grössenordnung der Anforderung liegen, die das Virus (und jeder andere kommende Erreger) an uns stellt. Wir müssen die Zahl der Fälle mit der Zahl der Betten für die Intensivpflege, dem Personal und der Ausrüstung in Einklang bringen, die für eine Überbrückung der gegenwärtigen Versorgungslücke erforderlich sind. Mit anderen Worten, die Vorstellung ist verfehlt, dass wir den anhaltenden Luftangriff von COVID-19 nur überleben sollen, um dann später zur Kontaktverfolgung und Fallisolierung zurückzukehren, um den Ausbruch unter seiner kritischen Schwelle zu halten. Wir müssen jetzt schnell genügend Leute einstellen, um COVID-19 in einer von Haus zu Haus Kampagne zu identifizieren und sie mit der erforderlichen Schutzausrüstung, wie z.B. geeigneten Masken, ausstatten. Auf dem Weg dorthin müssen wir uns gegen eine Gesellschaft stellen, die um Entrechtung herum organisiert ist, von den Vermietern bis hinauf zu den Sanktionen gegen andere Länder, damit die Menschen sowohl die Krankheit als auch ihre Heilung überleben können.
Solange ein solches Programm jedoch nicht umgesetzt werden kann, wird die breite Bevölkerung weitgehend im Stich gelassen. Dafür muss der Druck auf widerspenstige Regierungen verstärkt werden; dazu sollten sich im Geiste einer weitgehend verlorenen Tradition proletarischer Organisierung, die 150 Jahre zurückreicht, gewöhnliche Menschen den neu entstehenden Gruppen gegenseitiger Hilfe und Nachbarschaftsbrigaden anschließen. (20) Professionelles Personal des öffentlichen Gesundheitswesens sollte diese Gruppen ausbilden, um zu verhindern, dass sich das Virus durch unvorsichtiges Handeln im Alltag verbreitet.
Das Beharren auf einer Notfallplanung, die die strukturellen Ursprünge des Virus berücksichtigt, ist ein Schlüssel zum Schutz der Menschen vor Profitinteressen.
Eine der vielen Gefahren liegt in der Normalisierung der Erzählung von der «Fledermausscheisse», die derzeit grassiert, eine Beschreibung von Covid-19, als ob Patienten sprichwörtlich an Fledermausscheisse in der Lunge erkrankt seien. Demgegenüber müssen wir den Schock aufrechterhalten ob der Nachricht, dass ein weiteres SARS-Virus aus seinem Refugium in der Wildnis ausbrach und sich innerhalb von acht Wochen über die gesamte Menschheit ausbreitete. (21) Das Virus trat an einem Endpunkt einer regionalen Versorgungskette für exotische Lebensmittel auf und löste am anderen Ende in Wuhan, China, erfolgreich eine Kette von Infektionen von Mensch zu Mensch aus. (22) Von dort aus verbreitete sich die Krankheit sowohl lokal als auch via Flugzeuge und Züge über ein Netz, das durch Reiseverbindungen und eine Hierarchie von grösseren zu kleineren Städten strukturiert war, bis in die kleinsten Winkel auf der ganzen Welt. (23)
Abgesehen von der Beschreibung des Marktes für Wildnahrungsmittel in typischer orientalistischer Art wurde nur wenig Mühe auf die offensichtlichste aller Fragen verwendet: Wie kam der Sektor für exotische Lebensmittel in einen Zustand, wo er seine Waren neben traditionelleren Nutztieren auf dem grössten Markt in Wuhan verkaufen konnte? Die Tiere wurden nicht auf der Ladefläche eines Lastwagens oder in einer Gasse verkauft. Man denke nur an die damit verbundenen Genehmigungen und Zahlungen (und deren Deregulierung). (24) Weit über die Fischerei hinaus ist die weltweite Wildnahrung ein zunehmend formalisierter Sektor, der immer mehr von den gleichen Akteuren kapitalisiert wird, die die industrielle Produktion vorantreiben. (25) Obwohl die Grössenordnung der Produktion bei weitem nicht vergleichbar ist, ist deren Unterscheidung mittlerweile schwieriger geworden.
Die sich überschneidende Wirtschaftsgeographie erstreckt sich vom Markt in Wuhan bis ins Hinterland, wo exotische und traditionelle Nahrungsmittel durch Betriebe am Rande einer schrumpfenden Wildnis angebaut werden. (26) Da die industrielle Produktion bis in die letzten Winkel des Waldes vordringt, dringen auch Wildnahrungsbetriebe weiter in diesen vor, um ihre Delikatessen aufzuwerten oder die letzten Bestände zu plündern. Infolgedessen finden die exotischsten aller Krankheitserreger, in diesem Fall SARS-2, den Weg auf einen Lastwagen, sei es in Lebensmitteltieren oder in den Arbeitskräften, die diese hüten, von einem Ende eines sich ausweitenden periurbanen Gebietes zum anderen, bevor sie dann auf der Weltbühne zuschlagen. (27)
Infiltration
Dieser Zusammenhang muss noch weiter ausgearbeitet werden, und zwar sowohl, um uns bei der Planung während dieser Pandemie zu helfen, als auch um zu verstehen, wie die Menschheit sich selbst in eine solche Falle manövriert hat.
Manche Krankheitserreger tauchen direkt in den Produktionszentren auf. Man denke an lebensmittelbedingte Bakterien wie Salmonellen und Campylobacter. Aber viele wie COVID-19 haben ihren Ursprung an den Grenzen der Kapitalproduktion. Tatsächlich entstehen mindestens 60 Prozent der neuartigen menschlichen Krankheitserreger durch das Übergreifen von Wildtieren auf lokale menschliche Gemeinschaften (bevor sich die erfolgreicheren auf den Rest der Welt ausbreiten). (28)
Eine Reihe von Koryphäen auf dem Gebiet der Ökogesundheit, von denen einige zum Teil von Colgate-Palmolive und Johnson & Johnson finanziert wurden, Unternehmen, die an vorderster Front der von der Agrarindustrie betriebenen Entwaldung aktiv sind, erstellten eine globale Karte, die bis zu früheren Epidemien bis ins Jahr 1940 zurückreicht und andeutet, wo wahrscheinlich neue Krankheitserreger auftauchen werden. (29) Je wärmer die Farbe auf der Karte, desto wahrscheinlicher ist es, dass dort ein neuer Erreger auftaucht. Aber bei aller absoluter Geographie hat das Team mit seiner Karte – rotglühend in China, Indien, Indonesien und Teilen Lateinamerikas und Afrikas – einen kritischen Punkt übersehen. Die Konzentration auf die Ausbruchszonen ignoriert die Beziehungen zwischen den globalen Wirtschaftsakteuren im Zusammenhang mit den Epidemien. (30) Die Kapitalinteressen, die entwicklungs- und produktionsbedingte Veränderungen der Landnutzung und das Auftreten von Krankheiten in unterentwickelten Teilen der Welt unterstützen und belohnen Bemühungen, die die Verantwortung für Ausbrüche auf die indigene Bevölkerung und ihre sogenannten «schmutzigen» kulturellen Praktiken zurückführen. (31) Die Vorbereitung von Buschfleisch und Hausbestattungen sind zwei Praktiken, die für das Auftreten neuer Krankheitserreger verantwortlich gemacht werden. Die Darstellung relationaler Geographien hingegen verwandelt New York, London und Hongkong, wichtige Zentren des globalen Kapitals, plötzlich in drei der schlimmsten Hotspots der Welt.
Mittlerweile sind die Ausbruchszonen nicht einmal mehr auf traditionelle Gemeinwesen beschränkt. Ungleicher ökologischer Austausch – der die schlimmsten Schäden aus der industriellen Landwirtschaft auf den Globalen Süden umlenkt – hat sich aus den vom staatlich gelenkten Imperialismus allein durch den Entzug von Ressourcen geprägten Gegenden in neue Komplexe mit unterschiedlichen Ausmassen und Warengruppen verlagert. (32) Die Agrarindustrie rekonfiguriert ihre extraktivistischen Tätigkeiten zu räumlich diskontinuierlichen Netzwerken über Territorien unterschiedlichen Ausmaßes. (33) Eine Reihe von multinationalen «Sojabohnen-Republiken» zum Beispiel erstreckt sich jetzt über Bolivien, Paraguay, Argentinien und Brasilien. Die neue Geografie wird verkörpert durch Veränderungen in der Managementstruktur von Unternehmen, der Kapitalisierung, der Vergabe von Unteraufträgen, der Substitution von Lieferketten, der Verpachtung und der länderübergreifenden Land-Zusammenlegung. (34) Diese «Rohstoffländer», die flexibel über ökologische und politische Grenzen hinweg zusammengeschaltet sind, produzieren nebenbei auch neue Epidemiologien. (35)
Aufgrund der Durchdringung des ländlichen Alltags mit der Warenform findet eine generelle Verdrängung der Bevölkerung aus den ländlichen Regionen in die städtischen Slums statt. Diese Entwicklung ist heute insbesondere in der gesamten imperialistischen Peripherie zu beobachten. Demgegenüber versäumt die Diskussion über die Entstehung von Krankheiten, die zu einem grossen Teil durch die Stadt-Land Kluft vorangetrieben wird, die ländlich geprägte Arbeit und das rasche Wachstum der ländlichen Städte zu periurbanen Desakotas (Stadtdörfern) oder Zwischenstädten. Mike Davis und andere haben darauf hingewiesen, wie diese sich neu verstädternden Landschaften sowohl als lokale Märkte als auch als regionale Drehscheiben für globale Agrarrohstoffe fungieren. (36) Einige dieser Regionen sind sogar «post-agrarwirtschaftlich» geworden. (37) Infolgedessen ist die Dynamik von Waldkrankheiten, die urzeitlichen Quellen der Krankheitserreger, nicht mehr allein auf das Hinterland beschränkt. Die mit ihnen verbundenen Epidemien haben sich selbst zu einer Beziehung entwickelt, die über Zeit und Raum hinweg spürbar ist. Eine SARS-Erkrankung kann plötzlich in der Grossstadt, die nur wenige Tage von ihrer Fledermaushöhle entfernt liegt, auf den Menschen übergreifen.
Ökosysteme, in denen solche «wilden» Viren zum Teil durch die Komplexität des Tropenwaldes kontrolliert wurden, werden durch kapitalgesteuerte Abholzung und, am anderen Ende, in der Stadtrandbebauung durch Defizite in der öffentlichen Gesundheit und Umwelthygiene drastisch durchrationalisiert. (38) Während viele Krankheitserreger aus dem Urwald mit ihrer Wirtsart als Folge davon untergehen, breitet sich eine Teilmenge von Infektionen, die einst relativ schnell im Wald ausbrannten, wenn auch nur in unregelmässigen Abständen über anfällige menschliche Populationen aus, deren Infektionsanfälligkeit in den Städten durch Sparprogramme und korrupte Regierungen oft noch verstärkt wird. Selbst angesichts wirksamer Impfstoffe sind die daraus resultierenden Ausbrüche durch größeres Ausmass, längere Dauer und stärkere Dynamik gekennzeichnet. Was einst lokale Ansteckungen waren, sind heute Epidemien, die sich durch globale Reise- und Handelsnetze fortpflanzen. (39)
Durch diese strukturellen Veränderungen – allein durch eine Veränderung des Umwelthintergrunds – haben sich alte Standardkrankheiten wie Ebola, Zika, Malaria und Gelbfieber, die sich vergleichsweise wenig weiterentwickelt haben, schlagartig in regionale Bedrohungen verwandelt. (40) Sie sind plötzlich von einem Übergreifen auf abgelegene Dorfbewohner hin und wieder dazu übergegangen, Tausende in den Hauptstädten zu infizieren. In der etwas anderen ökologischen Richtung erleiden sogar Wildtiere, die routinemäßig seit langem als Krankheitsreservoir dienen, einen Rückschlag. Ihre durch Abholzung zersplitterten Populationen, einheimische Neuweltaffen, die für das Wildtyp-Gelbfieber anfällig sind, dem sie mindestens hundert Jahre lang ausgesetzt waren, verlieren ihre Herdenimmunität und sterben zu Hunderttausenden. (41)
Ausweitung
Allein durch ihre globale Ausdehnung dient die Rohstofflandwirtschaft sowohl als Antrieb als auch als Knotenpunkt, durch den Krankheitserreger verschiedenster Herkunft von den entlegensten Biotopen in die internationalsten Bevölkerungszentren wandern. (42) Hier und auf dem Weg dahin dringen neue Krankheitserreger in die entferntesten Gegenden ein. Je länger die damit verbundenen Lieferketten und je umfassender das Ausmass der damit verbundenen Abholzung, desto vielfältiger (und exotischer) sind die zoonotischen Krankheitserreger, die in die Nahrungskette gelangen. Zu den in jüngster Zeit immer wieder auftauchenden Krankheitserregern in der Agrar- und in der Lebensmittelindustrie gehören Afrikanische Schweinepest, Campylobacter, Cryptosporidium, Cyclospora, Ebola Reston, E. coli O157:H7, Maul- und Klauenseuche, Hepatitis E, Listeria, Nipah-Virus, Q-Fieber, Salmonellen, Vibrio, Yersinia und eine Vielzahl neuer Varianten von influenza, darunter H1N1 (2009), H1N2v, H3N2v, H5N1, H5N2, H5Nx, H6N1, H7N1, H7N3, H7N7, H7N9 und H9N2.43
Wie unbeabsichtigt auch immer, die gesamte Produktionslinie ist um Praktiken herum organisiert, die die Herausbildung von Krankheitserregern und die anschliessende Übertragung beschleunigen. (44) Durch die Züchtung genetischer Monokulturen – Lebensmitteltiere und -pflanzen mit nahezu identischen Genomen – werden Brandmauern im Immunsystem durchbrochen, die in vielfältigeren Populationen die Übertragung verlangsamen. (45) Krankheitserreger können sich jetzt einfach schnell um die hergebrachten Wirtsimmun-Genotypen herum entwickeln. In der Zwischenzeit drücken beengte Verhältnisse die Immunreaktion. (46) Größere Nutztierpopulationen und eine hohe Dichte von Fabrikbetrieben begünstigen eine grössere Übertragung und wiederkehrende Infektionen. (47) Ein hoher Durchsatz, ein Element jeder industriellen Produktion, sorgt für einen ständig erneuerten Vorrat an empfänglichen Tieren auf der Ebene von Stall, Hof und Region, wodurch die Obergrenze für die Entwicklung der tödlichen Krankheitserreger aufgehoben wird. (48) Die gemeinsame Unterbringung vieler Tiere belohnt diejenigen Stämme, die sie am besten vernichten können. Durch die Herabsetzung des Schlachtalters – bei Hühnern auf sechs Wochen – wird wahrscheinlich nach Krankheitserregern gesucht, die in der Lage sind, ein robusteres Immunsystem zu überleben. (49) Durch die Verlängerung der geografischen Ausdehnung des Handels und Exports von lebenden Tieren hat sich die Vielfalt der genomischen Segmente erhöht, die ihre assoziierten Krankheitserreger austauschen, wodurch sich die Geschwindigkeit erhöht, mit der Krankheitserreger ihre evolutionären Möglichkeiten erkunden. (50)
Zwar schiesst die Entwicklung von Krankheitserregern auf all den erwähnten Wegen in die Höhe, aber es gibt nur wenig bis gar keine Massnahmen dagegen, selbst dort nicht, wo die Industrie solche fordert, mit Ausnahme von dem notwendigsten Schutz vor einem plötzlichen Ausbruch. (51) Der Trend geht in Richtung von noch weniger staatlichen Inspektionen von Farmen und Verarbeitungsbetrieben, von Gesetzgebung gegen staatliche Überwachung und gegen die Aufklärungsarbeit von Aktivisten, überhaupt gegen die Berichterstattung über die Einzelheiten tödlicher Ausbrüche in den Medien. Trotz der jüngsten Gerichtsurteile gegen Pestizidverschmutzung und problematische Schweinehaltung bleibt die privatwirtschaftliche Produktion vollständig auf Profit ausgerichtet. Die Schäden, die durch die daraus resultierenden Ausbrüche verursacht werden, werden an Vieh, Feldfrüchte, Wildtiere, Arbeiter, lokale und nationale Regierungen, öffentliche Gesundheitssysteme und alternative Agrosysteme im Ausland als eine Angelegenheit von nationaler Priorität ausgelagert. In den Vereinigten Staaten berichtet die CDC, dass die Zahl der betroffenen Bundesstaaten und der an durch Lebensmittel übertragenen Erkrankungen infizierten Menschen zunimmt. (52)
Das bedeutet, dass die Entfremdung durch das Kapitalverhältnis sich zu Gunsten der Krankheitserreger auswirkt. Während das öffentliche Interesse am Tor der Farmen und der Lebensmittelfabriken herausgefiltert wird, wüten die Krankheitserreger an der Biosicherheit vorbei, auf die die Industrie verpflichtet werden müsste und für die angerichteten Schäden die Öffentlichkeit entschädigen müsste. Die alltägliche Produktion stellt ein einträgliches moralisches Risiko dar, während wir uns durch unsere Gemeingüter der Gesundheit ernähren müssen.
Befreiung
In New York kursiert eine bezeichnende Ironie zum Schutz vor COVID-19, in einer der grössten Städte der Welt, eine Hemisphäre entfernt vom Ursprung des Virus. Millionen von New Yorkern verstecken sich in der Wohnung, die bis vor kurzem von einer Alicia Glen überwacht wurde, die bis 2018 stellvertretende Bürgermeisterin der Stadt für Wohnungsbau und Wirtschaftsentwicklung war. (53) Glen ist eine ehemalige leitende Angestellte von Goldman Sachs, die der Urban Investment Group der Investmentgesellschaft vorstand, die Bau-Projekte in Gemeinden finanziert, in denen die anderen Einheiten der Firma die soziale Ausgrenzung vorantreiben. (54)
Glen ist natürlich in keiner Weise persönlich an dem Ausbruch schuld, sondern eher ein Symbol für einen Zusammenhang, der typisch für unsere Verhältnisse ist. Drei Jahre bevor die Stadt sie aufgrund einer Immobilienkrise und der Grossen Rezession einstellte, die zum Teil von ihr selbst verursacht wurde, übernahm ihr ehemaliger Arbeitgeber zusammen mit JPMorgan, Bank of America, Citigroup, Wells Fargo & Co. und Morgan Stanley 63 Prozent der daraus resultierenden bundesstaatlichen Notfallkreditfinanzierung. (55) Goldman Sachs, von den Kosten durch die Allgemeinheit befreit, ging nach der Krise dazu über, seine Vermögensbestände zu diversifizieren. Goldman Sachs beteiligte sich zu 60 Prozent an Shuanghui Investment and Development, einem Teil des riesigen chinesischen Agrarunternehmens, das die in den USA ansässige Smithfield Foods, den grössten Schweinefleischproduzenten der Welt, aufkaufte. (56) Für 300 Millionen Dollar erwarb Goldman Sachs auch den vollständigen Besitz von zehn Geflügelfarmen in Fujian und Hunan, einer Provinz in der Nähe von Wuhan, die sich im Einzugsgebiet der Stadt befindet. (57) Goldman Sachs investierte zusammen mit der Deutschen Bank bis zu 300 Millionen Dollar in die Schweinezucht in eben diesen Provinzen. (58)
Die oben untersuchten Aspekte zur relationalen Geografie sind bis in die jüngste Vergangenheit zirkuliert. Da ist einmal die Pandemie, von der die Wahlkreise von Glen, dem grössten US-amerikanischen COVID-19-Epizentrum, derzeit beinahe in jeder Wohnung heimgesucht werden. Aber wir müssen auch sehen, dass sich die Ursachen des Ausbruchs von New York bis nach China erstreckten, auch wenn die Investitionen von Goldman Sachs in diesem Fall für ein System von der Grösse der chinesischen Landwirtschaft noch so gering sind.
Der nationalistische Fingerzeig von Trumps rassistischem «China-Virus» und quer durch das neoliberale Kontinuum verschleiert die ineinandergreifenden globalen Wirkungsketten von Staat und Kapital. (59) Als «feindliche Brüder» werden sie von Karl Marx beschrieben. (60) Der Tod und der Schaden, den die Werktätigen auf dem Schlachtfeld, in der Wirtschaft und jetzt auf ihren Sofas atemringend getragen haben, drücken sowohl den Wettbewerb der Eliten um schwindenden natürlichen Ressourcen aus, als auch deren gemeinsamen Mittel zur Spaltung und Eroberung der Massen, die in den Zahnrädern von deren Machenschaften gefangen sind.
In der Tat kann eine Pandemie, die aus der kapitalistischen Produktionsweise entsteht und die der Staat auf der einen Seite verwalten soll, eine Chance für die Manager und Nutzniesser des Systems auf der anderen Seite für neue Profite bieten. Mitte Februar warfen fünf US-Senatoren und zwanzig Mitglieder des Repräsentantenhauses persönlich gehaltene Aktien in Industrien ab, die durch die bevorstehende Pandemie geschädigt werden könnten. (61) Die Politiker stützten ihren Insiderhandel auf nicht-öffentliche Geheimdienstinformationen, auch wenn einige der Repräsentanten weiterhin öffentlich Regierungsfehler wiederholten, als ob die Pandemie keine Bedrohung sei.
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Abgesehen von solch krassen Missgriffen ist die Korruption in den Bundesstaaten systemisch, ein Zeichen für das Ende des US-Zyklus der Akkumulation.
Es hat etwas vergleichsweise Anachronistisches an den Bemühungen, die irrationale Maschine am Laufen zu halten, selbst wenn sie sich nur mehr um eine Verdinglichung der Finanzen über der Realität der primären Ökologien (und der damit verbundenen Epidemiologien), auf denen sie basiert, organisiert ist. Für Goldman Sachs selbst bietet die Pandemie, wie die Krisen zuvor, «Raum zum Wachsen»:
«Wir teilen den Optimismus der verschiedenen Impfstoffexperten und Forscher in den Biotech-Unternehmen aufgrund der guten Fortschritte, die bisher bei verschiedenen Therapien und Impfstoffen erzielt wurden. Wir glauben, dass die Angst beim ersten signifikanten Hinweis auf solche Fortschritte nachlassen wird….
Der Versuch, auf ein mögliches Abwärtsziel hin zu handeln, wenn das Jahresendziel wesentlich höher liegt, ist für Day-Trader, Momentum-Anhänger und einige Hedge-Fonds-Manager angemessen, nicht aber für langfristige Investoren. Ebenso wichtig ist, dass es keine Garantie dafür gibt, dass der Markt die niedrigeren Niveaus erreicht, die als Rechtfertigung für heutige Verkäufe herangezogen werden können. Andererseits sind wir zuversichtlicher, dass der Markt angesichts der Widerstandsfähigkeit und Vormachtstellung der US-Wirtschaft letztendlich das höhere Ziel erreichen wird.
Und schließlich sind wir tatsächlich der Meinung, dass die derzeitigen Niveaus eine Gelegenheit bieten, das Höhe des Risikos innerhalb eines Portfolios langsam zu erhöhen. Für diejenigen, die vielleicht auf überschüssigem Bargeld sitzen und mit der richtigen strategischen Vermögensanlage einen langen Atem haben, ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, mit der schrittweisen Aufstockung der S&P-Aktien zu beginnen.» (62)
Entsetzt über das anhaltende Gemetzel ziehen Menschen auf der ganzen Welt unterschiedliche Schlussfolgerungen. (63) Die Kapital- und Produktionskreisläufe, die von Krankheitserregern wie radioaktive Etiketten nacheinander markiert werden, sind skrupellos.
Wie kann man solche Systeme über das Episoden- und Indizienhafte hinaus charakterisieren, wie wir es oben getan haben? Wir arbeiten in unserer Gruppe an der Herleitung eines Modells, das die Bemühungen der modernen Kolonialmedizin hinter sich lässt, die weiterhin die indigenen und lokalen Kleinbauern für die Abholzung verantwortlich macht, die zur Entstehung tödlicher Krankheiten führt. (64)
Unsere allgemeine Theorie des Auftretens neoliberaler Krankheiten, auch, ja, in China, verbindet:
– globale Kapitalkreisläufe;
– den Einsatz dieses Kapitals, das die regionale Umweltkomplexität zerstört, die das Wachstum der viralen Krankheitserreger im Zaum hält;
– die daraus resultierende Zunahme des Auftretens und der Artenvielfalt von Asubruchsereignissen;
– die sich ausdehnenden periurbanen Warenkreisläufe, die diese neu ausgerochenen Krankheitserreger in der Viehzucht und bei der Arbeit aus dem tiefsten Hinterland in regionale Städte transportieren;
– die wachsenden globalen Reise- (und Tierhandels-) Netzwerke, die die Krankheitserreger in Rekordzeit aus den genannten Städten in die übrige Welt transportieren;
– die Art und Weise, wie diese Netzwerke die Übertragung vereinfachen, indem sie für die Entwicklung einer größeren Tödlichkeit der Krankheitserreger sowohl bei den Tieren als auch bei Menschen sorgen;
– und, unter anderem, der Mangel an Fortpflanzung vor Ort bei industriellen Nutztieren, wodurch die natürliche Auslese als eine Dienstleistung des Ökosystems, die in Echtzeit (und fast kostenlos) Krankheitsschutz bietet, beseitigt wird.
Die zugrunde liegende Arbeitshypothese ist, dass die Ursache von COVID-19 und anderen derartigen Krankheitserregern nicht nur in der Natur eines einzelnen Infektionserregers oder in seinem klinischen Verlauf zu finden ist, sondern auch im Bereich der ökosystemischen Beziehungen, die das Kapital und andere strukturelle Ursachen zu ihrem eigenen Vorteil festgenagelt haben. (65) Die grosse Vielfalt an Krankheitserregern, die verschiedene Artgruppen, Quellenwirte, Übertragungswege, klinische Verläufe und epidemiologische Ergebnisse repräsentieren, teilen alle zumindest teilweise die Wege entlang der gleichen Art von Kreisläufen der Landnutzung und Kapitalakkumulation.
Ein allgemeines Programm zur Pandemiebekämpfung erstreckt dementsprechend weit über einen bestimmten Virus hinaus.
Um die schlimmsten Folgen hier und jetzt zu abzuwenden, bleibt nur die Zurückweisung der Entfremdung durch das Kapitalverhältnis als grosse Aufgabe der Menschheit: die Abkehr von den Siedlerideologien, die Neueinführung der Menschheit in die Regenerationszyklen der Erde und die Wiederentdeckung unseres Gefühls der Individuation in Massen jenseits von Kapital und Staat. (66) Doch der Ökonomismus, der Glaube, dass alle Ursachen allein wirtschaftlicher Natur sind, wird nicht genug Befreiung sein. Der globale Kapitalismus ist eine vielköpfige Hydra, die sich mehrere Schichten sozialer Beziehungen aneignet, verinnerlicht und strukturiert. (67) Der Kapitalismus operiert über komplexe und miteinander verknüpfte Terrains von Rasse, Klasse und Geschlecht im Zuge der Aktualisierung regionaler Akkumulationsregimes.
Auf die Gefahr hin, die Gebote dessen zu akzeptieren, was die Historikerin Donna Haraway als Heilsgeschichte abgetan hat – «Können wir die Bombe rechtzeitig entschärfen?» -, muss die Zurückdrängung der Entfremdung diese vielfältigen Hierarchien der Unterdrückung und die ortsspezifischen Arten und Weisen, wie sie mit der Akkumulation interagieren, abbauen. (68) Auf dem Weg dorthin müssen wir einen Weg aus den expansiven Aneignungsprozessen des Kapitals über produktive, soziale und symbolische Strukturen finden und bahnen. (69) Das heisst, aus dem, was sich als Totalitarismus zusammenfassen lässt. Der Kapitalismus macht alles zur Ware – die Erforschung des Mars hier, das Schlafen dort, Lithiumlagunen, die Reparatur von Ventilatoren, sogar die Nachhaltigkeit selbst, und immer wieder finden sich diese vielen Formwandlungen der Ware weit jenseits der Fabrik und des Bauernhofes. Die Art und Weise, wie fast alle überall dem Markt unterworfen sind, dem in einer Zeit wie dieser zunehmend ein menschliches Gesicht angemalt wird, könnte nicht klarer sein. (70)
Kurz gesagt, eine erfolgreiche Intervention, die verhindert, dass einer der vielen Krankheitserreger, die über den agroökonomischen Kreislauf Schlange stehen, eine Milliarde Menschen tötet, muss durch die Tür eines globalen Zusammenpralls mit dem Kapital und seinen lokalen Vertretern gehen, so sehr auch jeder einzelne Fusssoldat der Bourgeoisie, darunter Glen, versucht, den Schaden zu mildern. Wie unsere Gruppe in einigen unserer jüngsten Arbeiten beschreibt, befindet sich die Agrarindustrie im Krieg gegen die öffentliche Gesundheit. (71) Und die öffentliche Gesundheit verliert.
Sollte jedoch die Menschheit einen solchen Generationenkonflikt gewinnen, können wir uns wieder in einen planetarischen Metabolismus einklinken, der, so unterschiedlich es auch von Ort zu Ort ausgedrückt wird, unsere Ökologie und unsere Produktionsweise wieder miteinander verbindet. (72) Solche Ideale sind mehr als eine Sache der Utopie. Auf diese Weise nähern wir uns unmittelbaren Lösungen an. Wir schützen die Waldkomplexität, die tödliche Krankheitserreger davon abhält, Wirte für einen direkten Schuss in das weltweite Verkehrsnetz zu lancieren. (73) Wir führen die Vieh- und Nutzpflanzenvielfalt wieder ein und reintegrieren den Tier- und Nutzpflanzenanbau in einem Umfang, der verhindert, dass Krankheitserreger in ihrer Virulenz und geografischen Ausdehnung zunehmen. (74) Wir erlauben unseren Nahrungsmitteln, sich vor Ort zu vermehren, und setzen die natürliche Selektion wieder in Gang, die es der Immunevolution ermöglicht, Krankheitserreger in Echtzeit zu verfolgen. Im Grossen und Ganzen hören wir auf, die Natur und die Gemeinschaft mit ihr, die so voll von allem ist, was wir zum Überleben brauchen, wie einen weiteren Konkurrenten zu behandeln, der durch den Markt verdrängt wird.
Der Ausweg ist nichts anderes als die Geburt einer Welt (oder vielleicht eher die Rückkehr zur Erde). Er wird auch helfen, die Ärmel hochzukrempeln – viele unserer dringendsten Probleme zu lösen. Niemand von uns, der von New York bis Peking in seinen Wohnzimmern festsitzt oder, schlimmer noch, der um seine Toten trauert, möchte einen solchen Ausbruch noch einmal durchmachen. Ja, Infektionskrankheiten, über den grössten Teil der Menschheitsgeschichte unsere größte Quelle für vorzeitige Sterblichkeit, werden eine Bedrohung bleiben. Aber angesichts des Bestiariums von Krankheitserregern, die jetzt im Umlauf sind, und der schlimmsten, die jetzt fast jährlich überhandnehmen, stehen wir wahrscheinlich vor einer weiteren tödlichen Pandemie in weitaus kürzerer Zeit als der hundertjährigen Flaute seit 1918. Können wir die Art und Weise, wie wir uns die Natur aneignen, grundlegend ändern und zu einem größeren Waffenstillstand mit diesen Infektionen kommen?
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Quelle: monthlyreview.org… vom 17. April 2020; Übersetzung durch Redaktion maulwuerfe.ch
Tags: China, Covid-19, Gesundheitswesen, Imperialismus, Neoliberalismus, Politische Ökonomie
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