Imperialismus und die «verborgenen Stätten» der Mehrwertproduktion
Willi Eberle. Über die vergangenen fünf Jahrzehnte hat sich der Kapitalismus grundlegend verändert; seine Konstante, die Orientierung auf die Mehrwertproduktion im Rahmen der Konkurrenz und des Klassenkonflikts, wurde um neue Strategien ergänzt, die sich insbesondere auf die Ausbeutung der Arbeiterklasse in der imperialistischen Peripherie stützt. Meistens wird die Periode in der Debatte als Globalisierung bezeichnet und dabei die «Finanziarisierung» als herausragendes Merkmal, ja als Motor dieser Veränderung interpretiert. Demgegenüber soll hier das Augenmerk auf die Produktionssphäre als Ort der Mehrwertproduktion gerichtet werden. Dabei wird auf einige Publikationen und Debatten Bezug genommen.
Karl Marx schreibt in einer sehr berühmten Stelle des ersten Bandes des Kapital: «Die Sphäre der Zirkulation oder des Warentausches, innerhalb deren Schranken Kauf und Verkauf der Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angeborenen Menschenrechte. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham…. Diese geräuschvolle, auf der Oberfläche hausende und aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden nachzufolgen in die verborgene Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: No admittance except on business! Hier wird sich endlich zeigen, nicht nur wie das Kapital produziert, sondern auch wie man es selbst produziert, das Kapital. Das Geheimnis der Plusmacherei muss sich endlich enthüllen.» (MEW 23, 189, Reihenfolge der Sätze leicht umgestellt).
Ohne Zweifel kann die Produktionssphäre, wie jede Erscheinung des Kapitalismus und damit auch des Klassenkonfliktes nicht isoliert betrachtet werden. Der Kapitalismus ist eine politische, wirtschaftliche und soziale Totalität, gerade unter dem neoliberalen Regime; die globale Entwicklung dieser Totalität ist ja geradezu das Programm dieser im Grossen und Ganzen reaktionären Programmatik, die ihre Wurzeln in der Gegenbewegung der europäischen und US-Bourgeoisie gegen die Vorstösse der Arbeiterbewegung nach dem Ersten Weltkrieg hat. Dass diese Programmatik ab den späten 1960er Jahren, zur Zeit des starken Anschwellens der Arbeiterkämpfe Oberhand gewann, ist deshalb kein Zufall. Vielmehr sind die Umwälzungen im Rahmen der neoliberalen Offensive als Ausdruck der sich verschärfenden Konkurrenz zwischen grossen Kapitalzusammenballungen und des Angriffs auf die Arbeiterklasse im Rahmen einer Ausweitung und Umformung der Mehrwertproduktion und -abschöpfung im globalen Massstab zu verstehen. Dabei geraten alle tragenden Institutionen, die in der vorhergehenden Periode des «goldenen Zeitalters» zur Regelung dieser Hauptkonflikte um Konkurrenz und Klassenkonflikt geschaffen wurden in einen Strudel, aus dem sie entweder gewandelt emporsteigen oder dabei untergehen: Sozialpartnerschaft, Reformismus, internationale Bündnisse, Staaten, Parteien, Institutionen usw.
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