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Protest gegen Corona-Willkür in Neapel

Eingereicht on 26. Oktober 2020 – 18:24

„… Wie erwartet wurde sofort eine Medienkampagne entfesselt gegen diejenigen, die auf die Straße gingen. Der Rauch des Tränengases hatte sich noch nicht verzogen und  die politischen Kommentatoren stellten bereits Hypothesen über die verschiedenen Richtungen der Camorra und der Faschisten auf, schlugen den üblichen Fetisch der Ultras vor, die für alles Böse in der Welt schuldig sind, und verbanden die gestrigen Proteste mit denen von „Keine Maske“, auch wenn die Botschaft, die auf den Platz gebracht wurde, eine ganz andere war. Und ein Großteil der höflichen Linken in diesem Land hat sich in diese bequeme rassistische und koloniale Erzählung eingekuschelt.

Neapel, 23. Oktober 2020

Eine lineare Erzählung, die, ohne die Spannungen, Widersprüche und Instanzen des Protests von unten zu erfassen, bedeutet: Es sind schließlich die üblichen Neapolitaner. Exorziert den Aufstand. Das Problem ist, dass jedes Mal, wenn es in diesen Zeiten ein autonomes Phänomen eines umfassenderen sozialen Konflikts gibt, ob es sich nun um die “Bewegung der Mistgabeln” oder die der gelben Westen handelt, dieses in unerwünschten, ambivalenten und widersprüchlichen Formen auftritt. Oft finden wir Menschen auf der Straße, die zumindest theoretisch gegensätzliche Interessen haben dürften, und noch häufiger werden diese Gegensätze auf der Straße ausgetragen. Es ist also viel einfacher, sie als faschistisches Phänomen zu charakterisieren, nur weil Roberto Fiore versucht, mit einem Tweet von seinem bequemen Sessel in Rom aus Teil davon zu werden, oder als Aktionen, die von der Camorra koordiniert werden (es ist nicht klar, mit welchem Ziel), als zu versuchen, sie zu verstehen und an ihnen teilzunehmen, um zu ihrer Entwicklung beizutragen. Wie jemand zu Recht auf Facebook bemerkte, ist die Mainstream-Erzählung ziemlich ähnlich der, die wir vor einigen Jahren als Reaktion auf den Notstand bei der Müllentsorgung  hatten: Die Verantwortung für die Krise wird auf die Bevölkerung übertragen, die, besorgt um ihre eigene Gesundheit, gegen die Inkompetenz und Korruption von Institutionen und privaten Unternehmen rebelliert (siehe Gesundheitswesen), und schlussendlich taucht auf magische Weise die Infiltration des organisierten Verbrechens in den Proteste auf, um sie zu delegitimieren und auf ein delinquentes Phänomen zu reduzieren. Ein bereits bekanntes Skript, das immer dann wiederholt wird, wenn sich die Menschen nicht an das Notstand Management von oben anpassen...“ – aus der Erklärung „#Napoli – Eine Nacht der #Revolte gegen #Ausnahmezustand und #Ausgangssperre“ am 24. Oktober 2020 bei Enough is Enough von Gruppierungen, die keineswegs Corona leugnen – wohl aber das Recht der Behörden auf Willkür und den Wert medialer Kapitalkampagnen. Siehe dazu auch vier weitere aktuelle Beiträge – sowohl zur bürgerlichen Medienkampagne, als auch zur Mobilisierung gegen Regionalregierung und Unternehmerverband:

 leistet hier als Beispiel gleich zwei Aufgaben zugleich: Die Zusammenfassung politischer und medialer Reaktion in Italien – und das Wirken als bundesdeutsches Leitmedium: „… Laut Rainews24 wurde auch die Polizei mit Steinen beworfen. “Neapel ist wieder ein Pulverfass”, heißt es auf der Website des Nachrichtensenders. Die Polizei setzte den Angaben der Ansa zufolge unter anderem Tränengas gegen die Protestierenden ein. Regionalpräsident De Luca verurteilte die Ausschreitungen scharf in einem Facebook-Posting: “Einige Hundert Delinquenten haben das Bild der Stadt beschmutzt”, schrieb der Regionalpräsident. Es sei eine unwürdige Gewaltdarbietung gewesen und eine organisierte Guerilla-Aktion. Er stellte klar, dass er keinen Schritt von seiner strikten Linie abrücken werde. “Es gibt keine Entschuldigung für diese Gewalt”, schrieb Italiens Außenminister Luigi Di Maio in seinem Facebook-Profil. Nichts von dem, was in der Nacht passiert sei, sei “akzeptabel”. “Niemand darf sich erlauben, Frauen und Männer der Ordnungskräfte anzugreifen.” Er hat in seinem Posting auch ein Video eingebettet, das die Ausschreitungen zeigt…“ – mit anderen Worten, der Herr Außenminister will weiter am Polizeistaat basteln, ihm ist die Polizei ein Heiligtum…

 ist eine ausführliche Materialsammlung (italienisch und englisch) inklusive zahlreicher Videobeiträge zur – vor allem – ersten Protestnacht in Neapel

 war der Aufruf zur Beteiligung an den Protesten und eben vor allem gegen die Provinzregierung und den Unternehmerverband Confindustria – der ja nun auch massiv befolgt wurde…

Quelle: labournet.de… vom 26. Oktober 2020

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