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Amazon: Nach Polen und Frankreich nun auch Streiks in USA und Deutschland

Eingereicht on 27. November 2020 – 14:56

Was früher in der BRD Schlussverkauf hieß, heißt heute englisch Schwarzer Freitag und wird traditionsgemäß allmählich auf eine Woche ausgebaut. Motor dieser Internationalisierung ist vor allem Amazon – manche sagen, die digitale Wiederauferstehung von Sears, Roebuck&Co – oder eben in der BRD von Quelle oder Neckermann, mit traditioneller Arbeitshetze für die Beschäftigten insbesondere „vor dem Fest“, aber ohne Familienversammlung zum Katalog blättern. Vielleicht 1 Tag schneller als früher – und ohne Schnäppchenjäger-Ellbogen.

 (Werden modern-kapitalistisch ersetzt durch Rückenschmerzen und Augenprobleme). Im Jahr 2020 aber gibt es immerhin ein paar Meldungen, die deutlich machen, dass alle Überwachungs- und Antreiber-Strategien des Unternehmens auf wachsenden Widerstand und zunehmende Kritik stoßen – wie bereits in Polen und Frankreich. Ausgerechnet in einem der notorisch antigewerkschaftlichen Südstaaten der USA wird um die Gründung einer betrieblichen Gewerkschaft in einem großen Amazon-Lager gekämpft – und in Großbritannien zeigen Umfragen eine wachsende kritische Haltung auch der Verbraucher und Verbraucherinnen. Auch in der BRD gibt es wieder den Streikaufruf von ver.di und soziale Initiativen zum Schwarzen Freitag. Siehe zu Amazons Black Friday 2020 einige aktuelle Beiträge und einen Hintergrundbeitrag, in dem nochmals einige Entwicklungen 2020 nachgezeichnet werden:

Deutschland

  • »Tschüs, wir streiken!« Amazon: Beschäftigte drei Tage an sieben Standorten im Arbeitskampf. Verdi fordert Tarifverträge. Aktion trifft Onlineriesen bei Rabattschlacht »Black Friday« 

Es war Punkt null Uhr, Mitternacht. »Unsere Amazon-Kollegen haben alles stehen- und liegenlassen«, schilderte Thomas Schneider, Verdi-Streikleiter für das Versandzentrum in Leipzig, die Auftaktszene am Donnerstag gegenüber jW. Die Botschaft: »Tschüs, wir streiken!« Es sei ein kollektiver Aufzug durch die Betriebshallen gewesen, so Schneider. Nicht nur in Leipzig. Mit Beginn der Nachtschicht von Mittwoch auf Donnerstag rief Verdi die Belegschaften an sieben Amazon-Standorten zu einem dreitägigen Streik auf. Neben der Sachsenmetropole noch in Bad Hersfeld (zwei Standorte), Rheinberg bei Duisburg, Werne bei Dortmund, Graben bei Augsburg und in Koblenz. Das Ziel: Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels durch den Onlineriesen sowie der Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit. Die bundesweite Koordinierung des Ausstands kommt nicht von ungefähr. »Unsere Vertrauensleute in den Versandzentren haben in den zurückliegenden Monaten viel Streikerfahrung gesammelt«, sagte Tim Schmidt, Verdi-Streikleiter in Werne, am Donnerstag im jW-Gespräch. Coronabedingt verzichten die Gewerkschafter auf größere Kundgebungen vor den Arbeitsstellen. Die Streikenden gehen statt dessen demonstrativ nach Hause, werden über soziale Medien fortlaufend über den Streikfortgang informiert, erzählte Schneider. »Es ist eine Art Küchentischstreik«. Der Organisationsgrad in Leipzig liege etwa bei einem Drittel der Beschäftigten. »40 bis 50 Prozent einer Schicht werden streiken«, versicherte Schneider. In Leipzig sind knapp 1.500 Arbeiter tätig…” Artikel von Oliver Rast in der jungen Welt vom 27.11.2020 

  • „Black Friday“: Amazon veranstaltet Schnäppchenjagd – ver.di ruft zum Streik auf: An sieben deutschen Versandzentren mit Beginn der Nachtschicht von Mittwoch auf Donnerstag bis zum Samstag
    Pressemitteilung von ver.di vom 25. November 2020, in der es unter anderem heißt: „Mit Beginn der Nachtschicht von Mittwoch (25.11.) auf Donnerstag, vor der großen Schnäppchenjagd bei Amazon, hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) die Beschäftigten von sieben Amazon-Versandzentren in Leipzig, Bad Hersfeld (zwei Standorte), Rheinberg, Werne, Graben bei Augsburg und Koblenz zu einem dreitägigen Streik aufgerufen. Ziel ist die Anerkennung der Flächentarifverträge des Einzel- und Versandhandels durch Amazon sowie den Abschluss eines Tarifvertrags für gute und gesunde Arbeit. „Den Kolleginnen und Kollegen wird seit acht Jahren die geforderte tarifvertragliche und existenzsichernde Entlohnung vorenthalten. Gleichzeitig macht der Konzern mit dem reichsten Mann der Welt an der Spitze durch Coronavirus-Pandemie, Black Friday, Cyber Monday und im Weihnachtsgeschäft riesige zusätzliche Milliardengewinne“, kritisiert Orhan Akman, der bei ver.di für den Einzel- und Versandhandel zuständig ist. Dabei würden Schutzmaßnahmen in den Versandzentren missachtet und die Gesundheit der Beschäftigten den maximalen Profitzielen geopfert. Mehrere hundert Amazon-Beschäftigte hätten sich bereits mit dem Coronavirus infiziert. Die vorgeschriebenen Abstände der Beschäftigten zueinander ließen sich in Stoßzeiten kaum einhalten. Auch der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann stärkt den Streikenden den Rücken…“ Siehe auch:
    • Hotspot Versandzentren
      Jeff Bezos, Gründer und oberster Chef von Amazon, ist der Krisengewinnler wie er im Buche steht. Im dritten Quartal 2020 ist Amazons Umsatz im Vergleich zum Quartal des Vorjahres um 37 Prozent auf 96,1 Milliarden Dollar gestiegen, der Gewinn verdreifachte sich auf einen Rekordwert von 6,3 Milliarden Dollar. Kaum ein anderes Unternehmen hat in der Corona-Pandemie so gute Geschäfte gemacht. Und Bezos will in diesem Jahr noch höher hinaus. Bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen Anfang November sprach er davon, dass Amazon im vierten Quartal mit einem „beispiellosen“ Weihnachtsgeschäft rechne. Der Konzern könnte erstmals im Jahresschlussquartal die Umsatzmarke von 100 Milliarden Dollar reißen. Mit keinem Wort erwähnt Bezos diejenigen, die ihm diese Umsätze und Gewinne Tag für Tag, Jahr für Jahr einfahren. Es sind die rund 840.000 Beschäftigten, die inzwischen auf der ganzen Welt dafür sorgen, dass die Bestellungen, die über Amazon getätigt werden, möglichst schnell bei den Kunden ankommen. Ein Amazon-Beschäftigter des Amazon-Versandzentrums in Koblenz hat auf Bezos Ankündigung von der 100-Milliarden-Marke hin einmal ausgerechnet, was dabei herauskäme, würde Bezos rund 40 Milliarden Euro seines Jahresumsatzes auf seine weltweit Beschäftigten verteilen: Es wären 5.000 Euro für jede*n. „Das wäre ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagt Petra Kusenberg, die bei ver.di Rheinland-Pfalz-Saar für Amazon zuständig ist. Nur: Selbst 500 Euro Weihnachtsgeld oder Corona-Prämie sind noch ein Wunschtraum. Die Stundenzuschläge von zwei Euro, die Amazon Deutschland den über 20.000 in Deutschland Beschäftigten noch im Frühjahr während der ersten Corona-Welle zahlte, wurden im Sommer längst wieder gestrichen. Das war auch deshalb möglich, weil die Beschäftigten auch nach acht Jahren Auseinandersetzung und wiederholten Streiks immer noch keinen Tarifvertrag haben, und auch keine Betriebsvereinbarungen, die Zuschläge oder Tariferhöhungen für einen fest vereinbarten Zeitraum festschrieben. Und in Zeiten von Corona ist es den an fast allen Amazon-Standorten existenten Betriebsräten nicht einmal möglich, Betriebsvereinbarungen zu Kurzarbeitergeld oder Gesundheitsschutz abzuschließen. Vor allem letzteres ist dringend nötig. Am Standort Graben bei Augsburg sind derzeit von den insgesamt 1.800 Beschäftigten rund 300 Beschäftigte an Covid-19 erkrankt. Von den ver.di-Mitgliedern unter den Infizierten liegen fünf auf der Intensivstation. Auch in Koblenz wurden bei einem ersten Massentest bei 800 von insgesamt 2.800 Beschäftigten 170 positiv getestet, beim letzten Test vor einer Woche noch einmal 130. Die komplette Nachtschicht musste für zwei Wochen in Quarantäne geschickt werden. Die zuständige Amtsärztin sagt, Amazon sei ein Corona-Hotspot, aber Amazon wolle das nicht eingestehen, berichtet Betreuungssekretärin Kusenberg. „Du kannst dir gar nicht aus dem Weg gehen“, sagen ihr immer wieder Beschäftigte…” Artikel von Petra Welzel vom 25. November 2020 bei ver.diund dazu:
    • die aktuelle Twitter-Meldung von ver.di: “”Corona-Hotspot” #Amazon: In Graben sind derzeit von den insg. 1.800 Beschäftigten rund 300 Beschäftigte an #Covid19 erkrankt. Von den ver.di-Mitgliedern unter den Infizierten liegen 5 auf der Intensivstation! Gesundheitsschutz mangelhaft! #BlackFriday
    • Siehe dazu unser Dossier: Amazon: In Corona-Zeiten krank zur Arbeit? ver.di fordert mehr Rücksicht auf Gesundheit der Beschäftigten und tarifvertragliche Regelungen
  • [IG Metall] Aktion gegen Amazon: Für gerechte und faire Arbeitsplätze bei Amazon
    Der Versandhändler Amazon steht immer wieder in der Kritik. Die IG Metall unterstützt zum „Black Friday“ Aktionen von ver.di und Amnesty International für bessere Bedingungen für Beschäftigte, erklärt IG Metall-Hauptkassierer Jürgen Kerner…” Interview vom 25. November 2020 bei der IG Metallund darin der Aufruf: “… Jeder, der die Beschäftigten des Unternehmens in ihrem Kampf für bessere Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen unterstützen will, kann eine E-Mail an Jeff Bezos schreiben, den Gründer von Amazon, auf Englisch oder Deutsch. Die E-Mail soll ab morgen, dem Black Friday bis spätestens bis zum 31. Dezember 2020 versandt werden.  Die Adresse lautet: jeff@amazon.comJeff Bezos hat einmal geäußert, dass er Beschwerde-Mails persönlich liest. Ich würde mich freuen, wenn er in den nächsten Wochen sehr viel Lesestoff hat: viele Mails, die die Beschäftigten von Amazon unterstützen, die gute Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz einfordern. Und Mails, die Jeff Bezos nachdrücklich auffordern, Gewerkschaftsaktivitäten nicht länger zu behindern. Arbeitnehmer*innenrechte sind Menschenrechte…”
  • Teuer erkaufte Tiefpreise. Greenpeace-Aktivistinnen protestieren zur “Black Week” lichtstark für ein Lieferkettengesetz
    Mit einer Projektion an einem Amazon-Logistikzentrum protestieren Greenpeace-Aktivistinnen gegen unsinnige Rabattschlachten zum “Black Friday” und fordern ein Lieferkettengesetz. Eigentlich ganz schön dreist vom Einzelhandel, den Auftakt zum Weihnachtsshoppingwahn als “Black Friday” zu bezeichnen. Am historischen “Schwarzen Freitag” 1929 verloren ebenfalls eine Menge Leute ihr Geld – allerdings aufgrund eines Börsencrashs, und nicht weil sie von der Werbung angehalten wurden, es in sinnlose Tiefpreisangebote zu versenken. Greenpeace-Aktive protestierten heute zum Auftakt der Rabattwoche Black Week, die mit dem Black Friday endet, gegen zügelloses Wirtschaften, in dessen Auftrag die Umwelt zerstört und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Die Forderung der Aktivistinnen: Die Bundesregierung muss endlich ein wirkungsvolles Lieferkettengesetz beschließen, das diese Auswüchse bekämpft. In Winsen an der Luhe projizierten sie ein Bild auf das Logistikzentrum des Onlinehändlers Amazon. Neben dem Konzern-Schriftzug waren die Arbeitsbedingungen in Südostasien zu sehen, darunter die Botschaft an die Politik: “Damit Black Friday kein düsterer Alltag bleibt, Lieferkettengesetz jetzt”. Was hier als Schnäppchenjagd gefeiert wird, ist oftmals ermöglicht durch die menschenfeindlichen, umweltschädlichen und dadurch billigen Produktionsbedingungen in anderen Teilen der Welt. (…) Zum “Black Friday” wird dieses Jahr erneut ein hoher Umsatz erwartet. Für den Einzel- und Onlinehandel rechnet der Handelsverband Deutschland mit einem Anstieg um 18 Prozent auf rund 3,7 Milliarden Euro. Der Marktführer in der Logistikbranche, die Deutsche Post DHL, rechnet zu Beginn des Weihnachtsgeschäfts mit bis zu elf Millionen Pakete pro Arbeitstag – im Jahresdurchschnitt liegt der Tageswert bei fünf Millionen. Eine Alternative zum Neukauf von Produkten bietet ihnen die internationale MAKE SMTHNG-Bewegung, die Greenpeace 2017 ins Leben gerufen hat. Noch bis zum 29. November ist jeder Tag verschiedenen Lösungsansätzen zum Thema Überkonsum gewidmet, Greenpeace bietet Online-Mitmachaktionen und Vernetzung als Alternativen zum Neukauf auf unserer Homepage, auf orgund Instagram.” 

Artikel von Michael Weiland 23.11.2020 bei Greenpeace – siehe auch unser Dossier: Initiative Lieferkettengesetz – und zu der Greenpeace-Aktion auch:

  • Greenpeace protestiert gegen Amazons Black-Friday-Woche
    Der Artikel von Tina Plewinski am 24. November 2020 beim Amazon-Watchblogberichtet von der Greenpeace-Initiative unter anderem: „… Amazon hat den Start der diesjährigen Black-Friday-Woche eingeläutet und lockt Schnäppchenjäger mit teils satten Rabatten. Doch was für viele Kunden eine gute Gelegenheit ist, sich mit Weihnachtsgeschenken einzudecken, ist anderen ein Dorn im Auge – Greenpeace zum Beispiel. Aktivisten der Umweltschutzorganisation haben am Montag, dem 23. November, also pünktlich zum Start der Rabattaktion, vor dem Logistikzentrum in Winsen Stellung bezogen und protestiert. Dabei nutzten sie nach Angaben des NDR eine riesengroße Abbildung, die sie auf die Hallenwand der Logistikimmobilie projizierten und mit deren Hilfe sie ein Lieferkettengesetz fordern. Im Kern der Forderungen geht es Greenpeace laut eigener Website um den Kampf „gegen zügelloses Wirtschaften, in dessen Auftrag die Umwelt zerstört und Menschenrechte mit Füßen getreten werden“. Demnach würden Millionen Produkte, die Amazon im Rahmen seiner jährlichen Rabattschlacht verkauft, unter unmenschlichen Produktionsbedingungen hergestellt und dabei massive Umweltzerstörung verursachen, wie die Aktivisten Amazon auch in einem kurzen Video vorwerfen, das vor Ort aufgenommen wurde. (…) Ihre Forderung nach einem Lieferkettengesetz noch in diesem Jahr richten die Greenpeace-Aktivisten dabei gezielt an den Deutschen Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Peter Altmaier. Diesem werfen sie vor, ein entsprechendes Gesetz zu blockieren. Das liegt laut NDR an den Befürchtungen des Wirtschaftsrates der CDU, dass solche Richtlinien für Unternehmen eine zu große Belastung darstellen könnten...“
  • Amazon zur Kasse bitten
    Der Artikel von Katja Schnitter in der UZ-Ausgabe vom 27. November 2020hebt aus Anlass des diesjährigen Black Friday nochmals hervor: „… Der aus den USA nach Europa importierte „Black Friday“ am letzten Freitag im November lässt die Kassen von Onlinehändlern klingeln. Insbesondere der Megakonzern Amazon, ohnehin einer der größten Profiteure der Pandemie, setzt auf neue Rekordgewinne an diesem Tag, an dem sich nicht nur online unzählige Händler mit Sonderangeboten und Rabattschlachten überbieten. Doch diesmal wollen Menschenrechtsorganisationen und Gewerkschaften grenzübergreifend auf die Machenschaften des Multis aufmerksam machen. Unter dem Motto „Make Amazon Pay“ (Lasst Amazon zahlen) haben unter anderem die internationalen Gewerkschaften IndustriALL und UNI Global Union – denen aus Deutschland die IG Metall beziehungsweise ver.di angehören – zu einem Aktionstag am 27. November aufgerufen. „Die Pandemie hat aufgezeigt, wie Amazon Profite über die Arbeiter, die Gesellschaft und unseren Planeten stellt“, heißt es etwa im Aufruf von IndustriALL. „Amazon nimmt zu viel und gibt zu wenig zurück. Es ist an der Zeit, Amazon zahlen zu lassen.“ Amnesty International ruft dazu auf, E-Mails an Amazon-Boss Jeff Bezos zu schicken. Und auch ver.di will den Druck auf Amazon aufrechterhalten. „Nutzen wir die nächsten Wochen, den ‚Black Friday‘ und das Weihnachtsgeschäft, um unsere Forderungen zu bekräftigen“, heißt es in einem aktuellen Flugblatt der Gewerkschaft, die bereits seit rund acht Jahren auch immer wieder mit Streiks für den Abschluss von Tarifverträgen bei Amazon kämpft. Diese seien gerade jetzt besonders wichtig, weil „der Schutz der Gesundheit nicht vom guten Willen von Managern und Schichtleitern abhängig sei, sondern zuverlässig und verbindlich geregelt werden“ müsse, wie es in dem auch in englischer Sprache verbreiteten Flugblatt heißt. In Frankreich hat der Druck der Gewerkschaften bereits spürbare Folgen gezeigt. Dort hatten CGT und SUD Mitte November zu Streiks bei Amazon aufgerufen. Auslöser war die Forderung des Konzerns an die Beschäftigten, trotz der in Frankreich herrschenden Ausgangsbeschränkungen auch am Samstag am Arbeitsplatz zu erscheinen. Nachdem immer mehr Händler sich auch noch Boykottaufrufen gegen den Multi angeschlossen hatten, kündigte Amazon an, den „Black Friday“ in Frankreich auf Dezember zu verschieben. Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo hatte bereits Anfang des Monats zum Boykott des Konzerns aufgerufen, um den lokalen Handel zu unterstützen. Dem folgte nun auch ihre Amtskollegin in Barcelona, Ada Colau...“

International

  • „Make Amazon Pay“ am 27. November 2020 (bei Facebook)ist der Aufruf bzw. die Einladung zur Teilnahme an einem Online-Protest gegen Amazons Arbeitshetze und Klimaschädigung und für seine normale Steuerpflicht. Organsiert von der britischen Gewerkschaft GMB, War on Want und UNI Global Union zu #MakeAmazonPay

USA

  • „Amazon Warehouse Workers File For Union Election In Alabama“ von Davie Jameson am 24. November 2020 bei der HuffPostberichtet von der Mobilisierung für eine der nach dem restriktiven US-Gewerkschaftsgesetz nötigen Gewerkschaftswahl in einer Niederlassung in Alabama – und unterstreicht, dass ein Erfolg „ausgerechnet in Alabama“ für die Zukunft gewerkschaftlicher Organisierung der Kolleginnen und Kollegen bei Amazon USA eine wichtige Wende bedeuten könnte. Die Gewerkschaft RWDSU (Retail, Wholesale and Department Store Union) mobilisiert in der Anfang 2020 eröffneten Niederlassung nahe Birmingham, wo rund 1.500 Menschen arbeiten. In dem Beitrag wird sowohl auf die Niederlagen der UAW in solchen Kampagnen verwiesen (die allerdings stets mit der „offenen Flanke“ in solche Abstimmungen gehen musste, dass ihre Korruption allseits bekannt war und ist) – als auch auf den jüngsten Erfolg der Pflegegewerkschaft NNU in North Carolina (wo die „Gewerkschaftstradition“ noch weitaus geringer ist, als in Alabama, das einen Organisationsgrad von knapp unter 10% aufweist). Sollte die Wahl wirklich stattfinden – was keineswegs sicher ist – so der Autor, ist davon auszugehen, dass beide Seiten versuchen werden, maximal zu mobilisieren, weil ihnen die Bedeutung durchaus bewusst sei.

Großbritannien

  • „Amazon: 69% of people think trillion-dollar company is ‘too powerful’“ von Adam Smith am 25. November 2020 im Independentberichtet von einer repräsentativen Umfrage im September 2020 in Großbritannien, bei der eine wesentliche Zunahme kritischer Reaktionen festgestellt wurde. Wenn 69% der über 1.000 Befragten meinten, das Unternehmen sei generell zu mächtig, so waren es fast 80%, die die Meinung vertraten, das Unternehmen müsse die Anliegen der Arbeitenden mehr berücksichtigen. Und rund die Hälfte meinten, Amazon behandele seine „Mitarbeiter“ in Zeiten der Epidemie „unfair“. Im Artikel werden auch die verschiedenen Auseinandersetzungen und Mobilisierung im Verlauf des Jahres 2020 nochmals rekapituliert, die offensichtlich dazu beigetragen haben, dass das Ansehen des Unternehmens ob seiner realen Praxis allmählich sinkt…

Siehe zuvor bereits unser Dossier: Streiks bei Amazon in Polen und in Frankreich: Mehr Sicherheit und eine Prämie für alle angesichts des explodierenden Weihnachtsgeschäftes und schwarzen Freitags

Quelle: labournet.de… vom 27. November 2020

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