Breiter Streik im Bildungswesen Frankreichs: Das war erst der Anfang
„… Mehr als 100.000 Lehrer und Schulkrankenschwestern haben nach Angaben der wichtigsten Lehrergewerkschaften am Dienstag in Frankreich gestreikt, um auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen in der Pandemie aufmerksam zu machen. Der Generalsekretär der Lehrergewerkschaft FSU, Benoit Teste, sprach von einer „anschwellenden Wut unter den Pädagogen“. Die französische Regierung verfolgt seit dem Frühsommer die Linie, dass Kindergärten und Schulen zum Wohl der Kinder geöffnet bleiben müssen. Doch trotz strikter Hygiene- und Abstandsregeln fühlen sich immer mehr Lehrer im Gesundheitskrisenmanagement allein gelassen. „Der Bildungsminister redet die Situation schön“, kritisierte der Gewerkschafter Teste. „Dabei gibt es viel zu wenig verfügbare Lehrkräfte, um krankheitsbedingte Ausfälle zu kompensieren und nicht vor überfüllten Klassen zu unterrichten.“ Einem Demonstrationszug in Paris am Nachmittag wollten sich auch die Schulkrankenschwestern, Oberschüler und Studenten anschließen...“ – so beginnt der Beitrag „Unter Frankreichs Pädagogen schwillt die Wut“ von Michaela Wiegel am 26. Januar 2021 im Faz.net über die aktuellen Gründe für den Streiktag, worin auch noch zahlreiche weitere Gründe, wie die aktuelle Gefährdung und generell üble Arbeitsbedingungen, die bei der miesen Bezahlung beginnen, angeführt werden… Siehe dazu vier weitere Beiträge zu Ablauf, Gründen und Perspektiven dieser neuen Streikbewegung im französischen Bildungswesen:
- „Grève dans l’enseignement: «La liste de nos mécontentements est longue»“ am 27. Januar 2021 beim Dijoncenter.infoberichtet nicht nur von der regionalen Demonstration in Dijon, sondern lässt auch Aktive des Gewerkschaftsbundes CGT zu Wort, die die „lange Liste der Unzufriedenheit“ deutlich machen, die der Grund für die am Ort wichtige Mobilisierung waren.
- „Suite au succès de la grève du 26 janvier, amplifions le rapport de force!“ am 26. Januar 2021 bei SUD Educationist die Stellungnahme der alternativen Gewerkschaft, in der unterstrichen wird, dass die erfolgreiche Mobilisierung an diesem Tag erst der Anfang gewesen sei eines Kampfes der noch länger andauern werde und der aber eben deswegen vor allem Aussicht auf Erfolg habe, weil es weder die Lehrerinnen und Lehrer alleine sind, die streiken, sondern auch verschiedenes Personal an den Schulen und vor allem auch prekär Beschäftigte, und auch weil diese Aktionen der Unterstützung von Schülerinnen und Schülern, sowie von Elternverbänden haben.
- „Belle mobilisation à Lyon pour les enseignant-e-s, Étudiant-e-s, AED et AESH dans le cadre de la Grève“ am 26. Januar 2021 bei Peuple Revolté(Facebook) ist ein Videobericht von der Demonstration in Lyon, die zumindest für diese Region die Frage beantworten kann, wer mit seinen Zahlenangaben recht hat: Das Ministerium (11% Teilnahme) oder die Gewerkschaften (40%). Ähnliche Berichte gibt es auch aus anderen Orten, die allesamt ziemlich deutlich machen, dass die Zahlen des Ministeriums wieder einmal geschönt im eigenen Sinne sind (und natürlich vom sogenannten seriösen Journalismus in der Regel weiter verbreitet werden) während (was auch nicht immer der Fall ist) die Zahlenangaben der Gewerkschaften diesmal deutlich näher an der Realität sein dürften.
- „AED: construire la lutte des précaires de l’Éducation Nationale“ von Guillaume Bernard am 20. Januar 2021 bei Rapports de Forcewar ein Beitrag, der sich vor allem mit der Situation und den Arbeitsbedingungen der prekär Beschäftigten im Bildungswesen befasste und mit der Notwendigkeit und Möglichkeit ihrer besonderen Mobilisierung (die ja offensichtlich einigermaßen gelungen ist…)
Quelle: labournet.de… vom 28. Januar 2021
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitskämpfe, Arbeitswelt, Frankreich, Neoliberalismus, Service Public, Widerstand
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