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Beispielhafte solidarische Streikbewegung in den USA

Eingereicht on 12. Juni 2021 – 8:51

Am Samstag traten 2.900 Arbeiter des Volvo-Trucks-Werks in Dublin (Virginia) in der Region New River Valley in einen Streik für höhere Löhne, bessere Gesundheits- und Sicherheitsmaßnahmen und Kündigungsschutz. Der Ausstand begann vor dem Hintergrund eines neuerlichen Anwachsens von Streiks und anderen Formen des Klassenkampfs in den USA und anderen Ländern. Im Februar hatten 96,8 Prozent der Arbeiter bei Volvo Trucks für den Streik gestimmt, doch die Gewerkschaft United Auto Workers ignorierte dieses Streikmandat monatelang und verlängerte den derzeitigen Tarifvertrag um 30 Tage. Damit hatte das Unternehmen genug Zeit, um Maßnahmen für einen Streikbruch vorzubereiten. as fast 15 Quadratkilometer große Volvo-Werk im New River Valley ist der weltweit größte Hersteller von Sattelzugmaschinen. Obwohl der Umsatz des schwedischen Volvo-Konzerns von 2019 bis 2020 wegen der Pandemie zurückging, verzeichnet das Unternehmen noch immer hohe Profite (…) Genau wie in der gesamten Autoindustrie und anderen Branchen mussten auch die Arbeiter bei Volvo Trucks während der Corona-Pandemie unter unsicheren Bedingungen arbeiten, zahlreiche Infektionen waren die Folge. (…) Doch statt ihre Mitglieder in einem gemeinsamen Kampf zu vereinen, versucht die UAW immer verzweifelter, „die Feuer zu löschen“, d.h. Streiks und andere Kämpfe zu isolieren…” Beitrag von Marcus Day vom 20. April 2021 bei wsws.org (mit einem Überblick über weitere Streiks), weitere Infos:

  • Volvo-Arbeiter bereiten Kampf vor, Konzern streicht Krankenversicherung und setzt Streikbrecher ein – „Keine Gesundheitsversorgung? Keine Verhandlungen!“ 

Am Dienstag – ein Tag, nachdem fast 3.000 Arbeiter von Volvo Trucks zum zweiten Mal in diesem Jahr die Arbeit niedergelegt hatten – hat Volvo den Arbeitern und ihren Familien die Krankenversicherung entzogen. Der multinationale Autokonzern hat außerdem Streikbrecher im Werk New River Valley (NRV) in Dublin, Virginia, eingesetzt und den streikenden Arbeitern erste Briefe mit Kündigungsdrohungen geschickt. In einer kurzen Nachricht, die auf der Facebook-Seite der lokalen Gewerkschaftsgruppe UAW Local 2069 gepostet wurde, heißt es: „Das Unternehmen hat gestern um Mitternacht unsere Versicherung gekündigt.“ Ein streikender Volvo-Arbeiter sagte der World Socialist Web Site, dass Volvo während des zweiwöchigen Streiks im April, bevor die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) die Arbeitsniederlegung abrupt beendete, keine Leistungen gestrichen habe. (…) Die Funktionäre der Ortsgruppe UAW Local 2069 gaben lediglich die Information bekannt, ohne auch nur verbal dagegen zu protestieren, dass den Streikenden und ihren Familien mitten in einer Pandemie die Gesundheitsversorgung gestrichen wird. Auch die UAW International schwieg. In einer kurzen Mitteilung informierten Vertreter der Local 2069 die Arbeiter: „Ihr seid jetzt über die UAW bei Cobra angemeldet. Wenn ihr euch beim letzten Mal registriert habt, müsst ihr das nicht erneut machen.“ COBRA steht für den Consolidated Omnibus Budget Reconciliation Act von 1985, ein US-Gesetz, das es Arbeitern ermöglicht, ihre vom Arbeitgeber bereitgestellte Krankenversicherung nach deren Beendigung zu verlängern. Die UAW gibt auf ihrer Website zwar an, dass die Streikkasse die Versicherungsprämien unter COBRA übernimmt, aber nur für „bestimmte Leistungen wie medizinische und verschreibungspflichtige Medikamente. Zu den nicht abgedeckten Leistungen gehören: Zahn-, Seh- und Hörhilfen sowie Kranken- und Unfallversicherung.“ (…) Die Arbeiter haben auch berichtet, dass Volvo am Dienstagmorgen damit begonnen hat, Managementpersonal und nicht gewerkschaftlich organisierte Arbeiter einzusetzen, um die Arbeiten an den gelagerten Lkws abzuschließen. „Das Unternehmen hofft jetzt, dass Streikbrecher durch die Streikposten kommen, um den Bestand von 2.000 Lkws abzuarbeiten, die überall im Bezirk unverschlossen und ungeschützt herumstehen“, sagte der junge Arbeiter. „Wir haben ein Druckmittel, und es wäre grenzenlose Dummheit, es nicht in vollem Umfang zu nutzen.“ In einem Beitrag auf der Facebook-Seite von Local 2069 am Dienstag teilten UAW-Funktionäre den Arbeitern mit, dass sie nichts weiter tun können, als zuzusehen, wie die Streikbrecher ihre Posten überqueren. Sie schrieben: „Die Polizei hat uns informiert, dass wir die Eingänge des Werks nicht blockieren sollen. Wir wollen nicht, dass jemand in Schwierigkeiten gerät, und wir wollen, dass die Strafverfolgungsbehörden in dieser Sache neutral bleiben.“ (…) Das Aktionskomitee der Volvo-Arbeiter, das den Widerstand gegen den Ausverkauf der UAW angeführt hat, veröffentlichte am Dienstag eine Erklärung mit dem Titel „Keine Gesundheitsversorgung? Keine Verhandlungen!“. In der Erklärung, die Volvos Provokation anprangert, heißt es: „Liebe Kolleginnen und Kollegen, dieser Angriff auf die Gesundheitsversorgung bedroht direkt uns alle und unsere Familien. In einer tödlichen Pandemie richtet sich dieser Dolchstoß gegen die gesamte arbeitende Bevölkerung.“ (…) Zu den Forderungen gehören: Rückzug des UAW-Verhandlungsausschusses und Kontrolle der Verhandlungen durch die Arbeiter an der Basis, volles Einkommen für streikende Arbeiter aus dem Streikfonds der UAW und Massenstreikposten, um Streikbrecher zu stoppen. Gleichzeitig können die Arbeiter im New River Valley diesen Kampf nicht alleine führen. Die Volvo-Arbeiter im gesamten Unternehmensimperium müssen mobilisiert werden – von den Arbeitern bei Mack Trucks in Pennsylvania, Maryland und Virginia bis zu den Werken in Schweden, Frankreich, Belgien, Russland, Brasilien, Indien und Thailand…” Artikel von Jerry White vom 9.6.2021 bei wsws.org  – siehe auch:

  • “Volvo Workers in Virginia Vote Down Bad Contract by 90 Percent—Again”Artikel von Jane Slaughter am 7.6.21 bei labornotes. Darin heißt es u.a. zur Abstimmung: Um eine faire Abstimmung zu gewährleisten, ermutigten sich die Arbeiter gegenseitig, einen schwarzen Stift mitzubringen, um ihre Stimmzettel zu markieren. (Als sie das Verhandlungsteam gewählt hatten, forderten die Gewerkschaftsfunktionäre sie auf, einen Bleistift zu benutzen, und viele Arbeiter glauben, dass diese Wahl gefälscht war.) Sie machten Fotos von ihren “Nein”-Stimmzetteln neben ihren Firmenschildern; Sisk – der das 90-prozentige Nein schon lange vorher vorausgesagt hatte – sagte, dass Hunderte solcher Bilder auf Facebook gepostet wurden… Und: Als einige Arbeiter unter Berufung auf die Gewerkschaftssatzung eine Petition zur Abberufung des diskreditierten Verhandlungsteams starteten, drohten die Funktionäre, dass ihr Schritt illegal sei, beschuldigten sie der Gewerkschaftszerschlagung und nannten sie Kommunisten…
  • „Euer Kampf hat internationale Bedeutung“. Arbeiter in Deutschland solidarisieren sich mit den streikenden Volvo-Arbeitern in den USA “… Wir publizieren hier im Folgenden die ersten Grußbotschaften, die wir von Arbeitern in Deutschland zur Unterstützung der streikenden Volvo-Arbeiter bekommen haben. Wir rufen Arbeiter und WSWS-Leser auf, weitere Solidaritätsschreiben zu schicken und diesen wichtigen Arbeitskampf unter Kollegen und Freunden bekannt zu machen und Unterstützung zu mobilisieren…” Beitrag vom 9.6.2021 bei wsws.org
  • Die Arbeiter von Volvo Trucks in Virginia kehren auf Streikposten zurück: Ein Wendepunkt im US-amerikanischen und globalen Klassenkampf
    Die 3000 Arbeiter des Werks „New River Valley“ von Volvo Trucks in Dublin (Virginia) sind auf ihre Streikposten zurückgekehrt. Sie haben auch die zweite Tarifeinigung, die die Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) im Interesse des Unternehmens ausgehandelt hat, mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Da über den Kampf der Volvo-Arbeiter in den überregionalen Medien kaum berichtet und er in den Publikationen der kleinbürgerlichen pseudolinken Organisationen fast völlig ignoriert wird, ist ein kurzer Rückblick auf die Ereignisse nötig, die der Urabstimmung am Sonntag vorausgingen…” Artikel von David North vom 9.6.2021 bei wsws.org
  • Volvo-Truck-Arbeiter in Virginia lehnen zweiten UAW-unterstützten Tarifvertrag mit überwältigender Mehrheit ab
    “Am Sonntag haben die Arbeiter des Volvo Truck-Werkes in Dublin (Virginia) im New River Valley entschieden gegen einen auf sechs Jahre angelegten Tarifvertrag gestimmt, den die Gewerkschaft United Auto Workers vorgelegt hatte. Das Ergebnis war überwältigend – 90 Prozent der Arbeiter und 91 Prozent der Angestellten wiesen den unternehmensfreundlichen Deal zurück. Laut den Arbeitern war die Beteiligung in der fast 3.000-köpfigen Belegschaft sogar noch größer als bei der ersten Abstimmung am 16. Mai, bei der 91 Prozent der Arbeiter und 83 Prozent der Angestellten mit „Nein“ gestimmt hatten. In den Tagen vor der Abstimmung am Sonntag wurde die Erklärung des Aktionskomitees der Volvo-Arbeiter, die zur Abstimmung mit „Nein“ aufrief, großflächig im Werk verteilt. Bei den letzten drei Tarifverträgen, die die UAW ausgehandelt hatte, mussten die Arbeiter jedes Mal umfangreiche Zugeständnisse akzeptieren. Diesmal sind sie jedoch entschlossen, das Stufensystem bei Löhnen und Zusatzleistungen abzuschaffen, beträchtliche Verbesserungen bei ihren Löhnen durchzusetzen und sich gegen die Versuche zu wehren, ihnen höhere Gesundheitskosten und Zehn-Stunden-Schichten aufzuzwingen sowie die Leistungen für Rentner zu kürzen. (…) Der Mutterkonzern von Volvo Trucks, die schwedische Volvo Group, fordert weitere Zugeständnisse von den Arbeitern. Gleichzeitig plant das Unternehmen die Verteilung der 2,3 Milliarden Dollar, die es aus dem Verkauf ihrer japanischen Tochtergesellschaft UD Trucks erzielt hat, an seine Aktionäre. Zuvor hatte es Anfang des Jahres bereits mit zirka 3,68 Milliarden Dollar die höchsten Dividenden seiner Geschichte gezahlt. Volvo-Arbeiter erklärten gegenüber der World Socialist Web Site, die Stimmung für einen Kampf sei überwältigend: „Die Leute sind extrem wütend und ungeduldig, sie wollen, dass das jetzt erledigt wird… Die Gewerkschaftsbosse sind ins Werk gekommen, um Reden zu schwingen und alle davon abzubringen, aber das ist nach hinten losgegangen…”Beitrag von Jerry White vom 8. Juni 2021 bei wsws.org
  • Offener Brief der Arbeiter bei Volvo Truck in Dublin, Virginia, an die UAW: Für ein Verhandlungsergebnis, das die Arbeiter akzeptieren würden
    Am Sonntag, den 16. Mai, haben wir, die Arbeiter bei Volvo Truck in Dublin, Virginia, das von Ihnen mit der Bitte um Zustimmung vorgelegte vorläufige Verhandlungsergebnis abgelehnt. Das Abstimmungsergebnis war nicht einmal knapp. Wir haben im vollgepackten Gewerkschaftssaal mit 91 Prozent gegen das Toilettenpapier gestimmt, das Sie als Vertrag bezeichnet haben. Trotz Ihrer hochnäsigen Vorhersagen, dass der Vertrag „von 60 Prozent“ akzeptiert würde, war die Meinung der Stammbelegschaft klar und deutlich. Wir alle, Stamm- und Zeitarbeiter, Facharbeiter, Montagearbeiter und Angestellte, sagten mit schallender Stimme: „Nein!“ Ihre Tarifeinigung ist das Ergebnis einer Reihe von faulen Manövern. Bevor Sie Ihre „Verhandlungen“ mit dem Unternehmen aufgenommen haben, führten Sie eine Umfrage durch – angeblich um herauszufinden, was die Arbeiter wollten. Das Ergebnis haben Sie einfach ignoriert. Dann haben Sie uns zum Streik aufgerufen, ohne irgendwelche Forderungen vorzuschlagen, für die wir kämpften.
    Am 30. April erklärten Sie abrupt, dass der Streik beendet und eine vorläufige Vereinbarung erzielt worden sei. Sie schickten uns nach zwei Wochen aufopferungsvollen Streiks zurück an die Arbeit, ohne dass wir die Chance hatten, uns die Vereinbarung anzusehen, geschweige denn darüber abzustimmen. (…) Wir werden keinen Vertrag akzeptieren, der hinter verschlossenen Türen verhandelt wird. Alle Verhandlungen müssen von einem Vertreter der Stammbelegschaft überwacht werden. Wir werden keinen weiteren Vertragsvorschlag akzeptieren, der hinter unserem Rücken ausgeheckt wurde, aus dem einfachen Grund, dass dies nur zu einem weiteren Ausverkauf führen würde.
    Zweitens: Wir führen hier die Mindestbasis für ein Verhandlungsergebnis auf, das die Arbeiter akzeptieren würden: Eine 25-prozentige generelle Lohnerhöhung, um die Einkommensverluste der letzten drei Verträge auszugleichen. Beibehaltung der aktuellen Krankenversicherungstarife und -leistungen. Vollständig abgedeckte Krankenversicherungsleistungen für Rentner, ohne Zuzahlungen oder Beiträge. Beendigung des mehrstufigen Lohnsystems und Überführung aller Arbeiter in die oberste Lohn- und Leistungsstufe. Abschaffung des verdichteten Schichtsystems [Alternative Work Schedule, AWS] und Beibehaltung der aktuellen  Überstundenregelungen. Einführung eines Inflationsausgleichs, um den steigenden Preisen für Konsumgüter gerecht zu werden. Fünf zusätzliche freie Tage für alle Arbeiter, nicht nur für die Angestellten. Ein Bonus von 3.500 Dollar für die Vertragsbestätigung. (…) Drittens: Die Wiederaufnahme von Streiks darf nicht dazu benutzt werden, uns bis zur Unterwerfung auszuhungern, um uns dazu zu drängen, demselben Abschluss zuzustimmen, den wir bereits abgelehnt haben. Die Streikenden müssen für die Dauer und von Anbeginn eines jeden Streiks ein volles Einkommen erhalten, das aus dem 700 Millionen Dollar schweren Streikfonds der UAW bezahlt wird, der mit unseren Beitragsgeldern aufgebaut wurde. Viertens: Wir werden keinen weiteren Versuch akzeptieren, einen Vertrag mit Lügen und Drohungen durchzusetzen. Jeder neue Vertragsentwurf muss allen Arbeitern in vollem Umfang für einen Zeitraum von zwei Wochen zur Verfügung gestellt werden, damit wir ihn vor einer Abstimmung prüfen und diskutieren können
    …” Offener Brief des Aktionskomitees der Volvo-Arbeiter in Dublin, Virginia, am 21.5.21 bei wsws.org

an den Internationalen Präsidenten der UAW, Rory Gamble, den Schatzmeister der UAW, Ray Curry, und den Präsidenten der UAW Local 2069, Matt Blondino. Siehe zum Hintergrund:

  • Arbeiter lehnen nach Streik den Vertrag im Volvo-Lkw-Werk in Virginia mit großer Mehrheit ab
    “Die Arbeiter eines Volvo-Lkw-Werks in Südwest-Virginia stimmten am Sonntag mit 91 Prozent gegen einen mit Zugeständnissen gespickten Vertrag, der von lokalen und UAW-Vertretern ausgehandelt worden war. Update: Am 20. Mai brachten Gewerkschaftsvertreter wieder eine zweite vorläufige Vereinbarung. Die Arbeiter wollen erneut mit Nein  stimmen und eine Petition zur Abberufung der Spitzenfunktionäre einreichen. Die 2.900 Mitglieder der UAW Local 2069 hatten mit 98 Prozent für einen Streik gestimmt; am 17. April traten sie in den Ausstand. Obwohl sich die Gewerkschaftsfunktionäre über die Verhandlungsziele bedeckt hielten, wollten die Mitglieder das zweistufige Lohnsystem abschaffen, unter dem sie jahrelang gearbeitet hatten. Der Streik war solide und legte die größte Volvo-Lkw-Fertigungsanlage der Welt lahm. Aber 13 Tage später schickte ihre Gewerkschaft die Arbeiter zurück an die Arbeit und sagte, sie würden später erfahren, was ausgehandelt worden war…” So die zusammenfassende Übersetzung des Artikels von Jane Slaughter am 17. Mai 2021 auf Labornotes“After Strike, Workers Resoundingly Reject Contract at Volvo’s Virginia Truck Plant”
  • Arbeiter des Volvo-Truck-Werks in New River wehren sich gegen den Versuch der UAW, ihren Streik zu beenden
    “Die Arbeiter des Volvo-Truck-Werks in New River (Virginia) reagierten mit großer Empörung auf den Versuch der United Auto Workers, ihren mächtigen Streik zu beenden, mit dem die Arbeiter frühere Zugeständnisse rückgängig machen wollten. Am Freitag kündigte die Gewerkschaft an, sie habe eine vorläufige Vereinbarung mit einer Laufzeit von fünf Jahren ausgehandelt und wies die 3.000 Arbeiter an, ihre Streikposten aufzulösen und am Sonntag wieder an die Arbeit zurückzukehren. Sie veröffentlichte keinerlei Details über die Vereinbarung. Die Einigung bei Volvo wurde am gleichen Tag bekanntgegeben, an dem auch die studentischen Hilfskräfte an der Columbia University in New York City gegen einen Ausverkauf stimmten, den die UAW-nahe Studentengewerkschaft ihnen aufzwingen wollte. Die Volvo-Arbeiter sind entschlossen, die Zugeständnisse bei Löhnen und Zusatzleistungen rückgängig zu machen, die die UAW in den letzten drei Tarifverträgen vereinbart hatte. Die Profite des Unternehmens boomen, alleine im ersten Quartal des Jahres 2021 lagen sie bei einer Milliarde Dollar. Ein empörter Arbeiter schrieb auf der Facebook-Seite der UAW-Niederlassung 2069: „Fast 3.000 Mitglieder verlangen Antworten. Das ist euer Job. Dafür werdet ihr bezahlt. Wir sollten nicht mit einem Tarifabkommen an die Arbeit zurückkehren, dem wir nicht zustimmen. Wir haben nicht grundlos für den Streik gestimmt. Nicht damit die Firma und die UAW es leicht haben. Wir haben OPFER gebracht. WIR STANDEN IN REGEN UND EISESKÄLTE. WIR, DIE MITGLIEDER, VERDIENEN SOFORTIGE INFORMATIONEN.“ (…) Der Kampf der Volvo-Arbeiter in Virginia und der New Yorker Studenten findet vor dem Hintergrund einer ganzen Serie von wichtigen Arbeitskämpfen in den USA statt…”Beitrag von Shannon Jones vom 3. Mai 2021 bei wsws.org: “Arbeiter in den USA wehren sich gegen Angriffe der Gewerkschaften”
  • 3000 im Streik in der weltgrößten Mack- und Volvo-LKW-Fertigung in Dublin/Virginia
    Die Mack und Volvo Fertigung in Dublin/Virginia produziert Nah- und Fernverkehrs-LKW für das ganze Land. Hier sind die fast 3000 Arbeiter seit dem 17. April im Streik und gibt keine Anzeichen für ein Ende. Seit Streikbeginn bilden fast 3000 Mitglieder der United Auto Workers (UAW) Streikposten rund um die Niederlassung. Gefordert werden höhere Löhne, erweiterte Gesundheitsbeiträge für Ruheständler, sicherere Arbeitsbedingungen und ein Ende des mehrstufigen Tarifsystems, das nur halb so hohe Löhne bei Neubeschäftigungen wie bei älteren Arbeitern erlaubt.
    Im Februar, kurz vor Auslaufen des letzten Vertrages, stimmten 98,6 Prozent der Mitglieder für den Streik, der jedoch nach Ansicht vieler einfacher Mitglieder von der Gewerkschaftsführung verzögert wurde und durch eine einmonatliche Verlängerung der Verhandlungen dem Unternehmen Zeit gab, sich auf den massiven Halbleitermangel im Land vorzubereiten und Chips auf andere Werke zu verlagern.
    Während selbst langjährige Mitarbeiter nur 16 US-Dollar Stundenlohn bekamen machte das Unternehmen 2020 in der Pandemie über 3 Milliarden US-Dollar Gewinn. 2021 sind die LKW-Bestellungen um mehr als 242 Prozent gestiegen so dass ein massiver Gewinnzuwachs zu erwarten ist. Die Streikenden fordern entschlossen davon ihren Anteil: “Egal, wie lange es dauert, wir werden es bekommen oder sie müssen 3000 neue Leute anstellen, während sie letztens Probleme hatten auch nur 1000 zu finden”
    Streikgelder werden derzeit aus dem nationalen Streikfonds der UAW gezahlt. Fraglich ist, ob Volvo die Krankenversicherung nach dem Ablauf des Tarifvertrages weiterhin bedient: Eine Kürzung der Krankenversicherung wurde erst bei Chryslerstreik 2019 genutzt um die Entschlossenheit der Streikenden zu brechen.
    Besonders wichtig bei den Forderungen ist das Thema des mehrstufigen Lohnsystems, oft auch von Gewerkschaften wie der UAW unterstützt, das es den Unternehmen ermöglicht, duch Billiglöhne die hart erkämpften Lohzuwächse abzubauen und somit zusätzliche Gewinne zu erzielen und die Belegschaften zu spalten.
    Darüber hinaus wird gefordert, dass die Krankenversicherung für Rentner von den Unternehmen  finanziert wird. Rentner müssen diese zur Zeit selber zahlen wodurch viele den Ruhestand auf unbestimmte Zeit verschieben.
    Dieser Streik geht einher mit einem Anstieg von Streiks im ganzen Land: Bergleute in Alabama, Krankenschwestern in Masschusetts bis zu Absolventen aus Columbia – 2021 verspricht, wie 2019, ein Jahr der Arbeitskämpfe zu werden. Arbeiter, die unter der Pandemie leiden mussten, sind mehr und mehr bereit zu handeln, auch gegen den Willen der Gewerkschaften.
    Tatsächllich wird der Streik bei Volvo angetrieben vom Zorn der Streikenden selbst, die die Bürokratie vor sich hertreiben. Wenn die Kampfbereitschaft der Arbeiter bestehen bleibt, gibt es ein große Chance, dass viele ihrer Forderungen erfüllt werden. (Zusammenfassung der Meldung auf leftvoice.org vom 23. April 2021)

Quelle: labournet.de… vom 11. Juni 2021

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