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Sudan: Massenbewegung gegen Militärcoup und Aufruf zum Generalstreik

Eingereicht on 1. November 2021 – 15:41

Nach dem Coup des sudanesischen Militärs am Montag, den 25.10.2021 gegen die Übergangsregierung, die das Land seit der Dezember-Revolution von 2019 regiert, gingen mehr als eine Millionen Sudanes*innen auf die Straße, um Widerstand gegen die neue Militärregierung zu leisten. Die Sudanese Communist Party (SCP) und nahestehende Gewerkschaften wie die Sudaneses Professionals Association (SPA), Khartoum University Professors’ Union, und die Sudanese Pilots Union (SPU), rufen weiter zum Generalstreik und der Blockade der Militärregierung durch zivilen Ungehorsam im ganzen Land auf. Die SPA sagte “Sie [das Militär] haben nicht verstanden, dass die Dezemberrevolution im Bewusstsein und im Willen der Sudanes*innen verwurzelt war und dass diejenigen, die sie bewachen, die Masse dieser Menschen sind, die das heutige Abenteuer besiegen werden… ihre Kämpfe werden nicht aufhören, ohne die vollständige Übergabe der Macht an die zivile Autorität” (übersetzt aus dem Englischen). Das Militär hat Mitglieder der Übergangsregierung gekidnappt und unter Hausarrest gesetzt, sowie Kontrolle über Radio- und Fernsehstationen errungen, und den Zugang zum Internet abgeschaltet. So die wichtigsten Informationen aus dem englischen Artikel von Pavan Kulkarni vom 25.10.2021 bei Peoples Dispatch (“Over a million people take to the streets against coup by Sudan’s military”), siehe dort weitere Informationen und hier dazu:

  • Militärputsch im Sudan: Tote und Verletzte am Tag des Widerstands 

Bei Protesten gegen den Militärputsch im Sudan sind drei Menschen durch Schüsse von Sicherheitskräften getötet worden. Die Demokratie-Bewegung hatte zu einem Tag des Widerstands aufgerufen, dem sich viele anschlossen. Bei Massenprotesten der Demokratie-Bewegung im Sudan gegen die Militärmachthaber hat es nach Angaben des unabhängigen Zentralkomitees sudanesischer Ärzte Tote und Verletzte gegeben. Mindestens drei Zivilisten starben demnach in der Stadt Omdurman durch Schüsse von Milizionären. Über Twitter teilte das Ärztegremium mit, die Toten hätten Schusswunden im Kopf- und Bauchbereich. Auch in der Hauptstadt Khartum sei mit scharfer Munition auf Protestierende geschossen worden. Mehr als 100 Menschen seien durch das gewaltsame Vorgehen oder durch Tränengas verletzt worden. Trotz eines Großaufgebots des Militärs waren Tausende Menschen gegen den Militärputsch vor knapp einer Woche auf die Straße gegangen. Die Demokratie-Bewegung hatte zu einem Nationalen Tag des Widerstands ausgerufen. In vielen Teilen der Hauptstadtregion inklusive den Nachbarstädten Omdurman und Nord-Khartum folgten die Menschen dem Aufruf. Auch aus dem östlichen Bundesstaat Kassala wurden Proteste gemeldet. Nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa berichteten Augenzeugen von einer großen Beteiligung der Bevölkerung…” Meldung vom 30.10.2021 bei tagesschau.de, siehe auch ein Video auf Twitter von den massiven friedlichen Protesten gegen den Putsch

  • Die Straße entscheidet. Das Militär im Sudan hat geputscht. Die Revolution steht auf dem Spiel
    Es ging alles ganz schnell: Am vergangenen Montag nahmen Spezialeinheiten der Armee den Ministerpräsidenten Abdalla Hamdok fest und brachten ihn ins Haus des obersten Generals Abdel Fattah al-Burhan. »Aus Sicherheitsgründen«, so der General, »und um einen Bürgerkrieg zu vermeiden, mussten wir diese Maßnahmen ergreifen.« In einer offiziellen Stellungnahme am Dienstag prangerte der General vor laufenden Kameras die Großdemonstrationen an, die in den vergangenen Wochen im ganzen Land stattfanden. Das Zynische daran: Die Demonstranten hatten gegen eine immer größere Einflussnahme des Militärs auf die Politik protestiert und vor einem drohenden Staatsstreich gewarnt. Mittlerweile ist der Premier wieder in seinem eigenen Zuhause, doch die Macht ist weiter in den Händen der Militärs. Dieses verspricht, an den geplanten Wahlen im Sommer 2023 festzuhalten. Doch daran scheint kaum jemand Land zu glauben. Die sudanesische Bevölkerung, das ist offensichtlich, ist nicht bereit, diesen Putsch kampflos hinzunehmen. »Die Menschen protestieren aber nicht nur gegen den Staatsstreich«, so Almuntasir Ahmed im Gespräch mit dem »nd«. »Sie protestieren auch gegen die Dummheit und Korruption mancher Revolutionäre, die über die vergangenen Monate mit dem Militär angebändelt haben«, sagt Ahmed, der ein Sprecher der revolutionären Gewerkschaftsbewegung Sudanese Professionals Association ist. Brennende Reifen, demonstrierende Massen, das Geheul der Sirenen, das sind die Bilder, die es aus dem Sudan rausgeschafft haben. Mindestens drei Menschen haben seit Montag ihr Leben verloren, über 80 wurden schwer verletzt. Das Internet funktioniert nur phasenweise, der Flughafen ist dicht, die Wut der Menschen macht sich breit. (…) Die sudanesische Revolution gegen Ex-Diktator Al-Baschir hatte sich vor allem durch eine hervorragende Organisation der Bevölkerung ausgezeichnet, die sich nur so gegen den allgegenwärtigen Sicherheitsapparat des Diktators durchsetzen konnte. Fast jede Region, jede Nachbarschaft hatte ein revolutionäres Komitee, die zusammen mit den mächtigen Gewerkschaften kooperieren. Auf dieses Netzwerk greifen die Menschen nun auch in dieser Situation zurück. (…) An diesem Samstag ist eine große Demonstration geplant, laut Berichten soll es die größte in der Geschichte des Landes werden.” Artikel von Philip Malzahn vom 29.10.2021 im ND online

Quelle: labournet.de… vom 1. November 2021

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