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Ukraine: Heldentag mit der Verklärung der Nazi-Kollaborateure

Eingereicht on 26. Mai 2024 – 10:03

Florian Rötzer. GUR-Chef Budanow sieht die Ukraine im Kampf gegen den „ewigen Feind“, dessen „ultimatives Ziel sei „die Liquidierung des Moskauer Reiches und eine neue gerechte Ordnung auf seinen Ruinen“.

Am 23. Mai wurde in der Ukraine der Tag der Helden begangen. Gemeint sind nicht nur die Soldaten, die im Krieg gegen Russland starben, sie sind als Kämpfer die Nachkommen der Helden, die seit dem Mittelalter und der Kiewer Rus „ihr Land“ verteidigt haben und die, wie GRU-Chef Kirill Budanow erklärte, zu einem „starken Schild des ukrainischen Willens, zu einer Säule seiner Souveränität und Unabhängigkeit“ wurden. Vielleicht denkt da auch Budanow an sich und will in die Nationalgeschichte eingehen: „Die Menschen sollten die Namen der Helden kennen. Wir kennen oft nicht die Namen unserer Helden oder wissen nicht, was sie getan haben. Auf diese Weise zerstören wir teilweise unsere Geschichte und unsere Identität.“

Dmitro Jarosch, ehemals Rechter Sektor, jetzt Chef der Ukrainischen Freiwilligenarmee, freut sich: „Noch vor ein paar Jahren feierten nur Nationalisten den Heldentag… Jetzt ist ein Feiertag aller Ukrainer. Taktische und operative Siege führen früher oder später zu strategischen: Erwerb und Durchsetzung des unabhängigen ukrainischen Kathedralenstaates – des Staates der ukrainischen Nation auf unserem gottgegebenen Land. Hauptsache jetzt dem Druck von äußeren und inneren Feinden standhalten, dann – Gegenangriff und Traumstaat gewinnen.“ Er zählt auch die Helden auf, zuletzt Andriy Melnyk, Stepan Bandera und Roman Schukhewitsch: „Die ukrainische Nation wurde geboren, als der erste Tropfen rotes ukrainisches Blut auf den schwarzen ukrainischen Boden fiel.“

Schüler sollen ein „hohes Maß an Verteidigungsbewusstsein“ erwerben

Nicht zufällig wurde am Tag zuvor von der Rada beschlossen, eine militärische Grundausbildung an die Schulen zurückzubringen, denn sie gab es auch schon während der Sowjetunion. Von dem Erbe will man ansonsten bei den ukrainischen Nationalisten nicht viel wissen. Der Gesetzentwurf Nr. 11092 wurde in zweiter Lesung mit 297 Stimmen angenommen. Damit sollen auch die patriotische Erziehung und Nationalbewusstsein sowie ein „hohes Maß an Verteidigungsbewusstsein“ gestärkt werden. In Russland geschieht spiegelbildlich ähnliches, man richtet sich auf den Krieg ein, auf die Kriegsertüchtigung, wie Verteidigungsminister Pistorius sagte.

Das Fach „Verteidigung der Ukraine“ gibt es bereits, es wird jetzt aber erweitert, um „die für jeden Bürger der Ukraine notwendigen Grundkenntnisse erwerben, um ihr Leben und ihre Gesundheit zu schützen und zum Widerstand bereit zu sein“, wie die Abgeordnete Iryna Borzova sagt. Jungen und Mädchen werden nun „gleichberechtigt“ und zusammen ab der 10. Klasse den Umgang mit Waffen lernen.

Der Abgeordnete Roman Hryschuk muss demonstrieren, dass man sich irgendwie schon von Sowjetunion unterscheidet, schließlich gehörten „alle Überreste der Sowjetunion, etwa Militäreinheiten, der Vergangenheit an. Jetzt wird mehr Wert auf Technologien gelegt, auf die innere Motivation eines Bürgers, seinen Staat zu schützen“.

Gesucht werden Lehrer, die Ausbildung soll mit „Schießsimulatoren, Trainingsdrohnen, Erste-Hilfe-Kästen und medizinischen Schaufensterpuppen“ stattfinden. Das ist auch eine Beschäftigungsmöglichkeit für „Verteidiger der Ukraine, die bereit sind, zu lernen, wie man Kinder unterrichtet und ihre Fähigkeiten an sie weitergibt“.

Vorbilder sind die Helden, die am 23. Mai gefeiert werden: „Kämpfer für die Freiheit des Landes, von den Rittern der Zeit der Kiewer Rus über die Teilnehmer der Revolution der Würde, Kämpfer der ATO/OOS im Donbass bis hin zu den aktuellen Verteidigern der Ukraine.“ Budanow präsentiert ein Video zum Heldentag, das vor allem mit der „Geschichte unseres Widerstands gegen die Moskauer Horde“ eine Gleichsetzung der Kämpfer im Zweiten Weltkrieg mit den jetzigen Soldaten zum Ziel hat. Jahrhundertelang hätten die Feinde vergeblich versucht, „die Idee der ukrainischen Nation der Krieger und Helden zunichte zu machen“.

Verklärung der Nazi-Kollaborateure

Zur Erklärung wird ganz offen auf die mit den deutschen Nazis verbündeten Nationalisten hingewiesen: „Die Idee eines Gedenkdatums, das die Kämpfer-Helden ehren sollte, entstand in der nationalen Befreiungsbewegung während des Zweiten Weltkriegs. Es wurde durch den Beschluss der zweiten Großen Versammlung der OUN im April 1941 eingeführt. Anschließend wurde der Tag der Helden von der ukrainischen Diaspora gefeiert.“ Damals wurde auch der nationale, bekennende Gruß Ehre oder Ruhm der Ukraine (Slava Ukraine!) beschlossen, der offiziell von der ukrainischen Regierung verwendet wird und den historischen Anschluss an die OUN demonstriert. Die EU-Kommission hat ihn auch übernommen. Als Antwort auf slava ukraini wird gesagt oder soll gesagt werden: “Heroiam slava!“ (Ehre oder Ruhm den Helden).

Bekannt ist, dass die ukrainischen Nationalisten ähnlich wie die Nazis auch Rassisten waren. Sie bildeten mit den Deutschen kooperierenden Einheiten wie das Bataillon Nachtigall, später mit der Ukrainischen Aufstandsarmee (UPA) auch SS-Divisionen. Die UPA kämpfte zwar auch gegen deutsche Truppen, hat aber vor allem Massaker an Polen, Russen und Juden begangen. Davon hört man natürlich bei der Heldenfeier nichts. Die Geschichte wird verklärt und die für Massaker Verantwortlichen werden zu Helden der „revolutionären Befreiungsbewegung des ukrainischen Volkes“, die immer schon gegen das „Kolonialreich Russland“ gekämpft haben – mit dem „ultimativen Ziel des Kampfes – die Liquidierung des Moskauer Reiches und eine neue gerechte Ordnung auf seinen Ruinen“.

Budanow erklärt Russland zum „ewigen Feind“ der Ukrainer, was auch in der völkischen Tradition heißen soll, dass das ukrainische Volk eben seit Jahrhunderten nicht gegen Putin oder die russische Regierung kämpft, sondern gegen das russische Volk: „Seit den Tagen der Kiewer Rus und der Kosaken haben ukrainische Ritter ihr Land bewacht. Sie schlugen Eindringlinge nieder und führten siegreiche Raubzüge in das Gebiet des ewigen Feindes. Die Ukrainer wurden während des nationalen Befreiungskampfes im 20. Jahrhundert zu einem Beispiel für unzerbrechliche Widerstandskraft und setzten die Tradition der Entwicklung des Staates fort. Dieser Weg muss vollendet werden. Es liegt an uns, dies zu tun.“

Im Westen werden hier weiterhin die Augen vor der seit der Orangenen Revolution sich verstärkenden Entwicklung eines militanten Nationalismus geschlossen. Gerade die Bundesregierung müsste mahnend intervenieren, wenn Geschichtsklitterung betrieben und mit den Nazis kollaborierende, an Massakern mitwirkende militante Nationalisten offiziell verklärt werden.

#Titelbild: GUR-Propaganda zum militaristischen Heldentag

Quelle: overton-magazin.de… vom 26. Mai 2024

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