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Talkin‘ bout a Revolution? Sendereihe über 1968

Eingereicht on 2. Mai 2018 – 11:02

Wenn 2018 – 50 Jahre danach – über 1968 gesprochen wird, fixiert sich die deutsche Öffentlichkeit tendenziell auf wenige Aspekte eines komplexen historischen Prozesses: 1968 erscheint als ein Generationskonflikt deutscher Studenten, der seinen Höhepunkt und Niedergang in diesem einzigen Jahr erfuhr. Wenn wir uns in einer Corax-Sendereihe diesem Thema zuwenden, wollen wir den so gesteckten Rahmen etwas erweitern: 1968 war ein Weltereignis, das mit Entwicklungen zusammenhängt, die viel eher als „long sixties“ bestimmt werden können. Es ist Kulminationspunkt einer Reihe von Konflikten und Kämpfen, in denen weltweit die Fabriken mindestens eine genauso große Rolle spielten wie die Universitäten.

Was waren die gesellschaftlichen Bedingungen, die damals die Revolution als eine Möglichkeit erscheinen ließen? Welche Aspekte waren lediglich Teil einer Modernisierung des Kapitalismus, welche Aspekte gingen darüber hinaus? U.a. diesen Fragen wollen wir uns in unserer Sendereihe widmen. Außerdem wollen wir mit Menschen ins Gespräch kommen, die das damalige Geschehen miterlebt haben und deren Sicht kaum in den üblichen Erzählungen des Jubiläums-Spektakels vorkommt.

Die Sendereihe findet im Mai an jedem Dienstag jeweils ab 13 Uhr im Mittagsmagazin statt:

  1. Interviews/Beiträge aus den Sendungen:
    * Denken lernen – Ilse Bindseil im Gespräch über das Jahr 1968

Mit ihrer Immatrikulationsfeier 1965 begann die Studentenbewegung und damit eine permanente Anwesenheitspflicht bei allem Möglichen. Ein Gespräch mit Ilse Bindseil über Auseinandersetzungen mit den Eltern, die Politisierung der Praxis und radikale Umbrüche.

  1. * Keine Ruhe nach dem Sturm – Gespräch mit Ulrike Heider

Den politischen und kulturellen Aufbruch der späten 1960er Jahre erlebte Ulrike Heider als befreiend. In ihrem jüngst bei Bertz+Fischer veröffentlichten Buch (Keine Ruhe nach dem Sturm) beschreibt sie Höhepunkte, Kriminalisierung und Zerfallserscheinungen der antiautoritären Protestbewegung. Ob es um SDS-Versammlungen, Experimente mit der freien Liebe, die Frankfurter Universitätsbesetzung, um Straßenschlachten oder Hausbesetzungen geht, immer sind ihre Erinnerungen intim und kritisch zugleich. Mit Ulrike Heider begegnen wir auch Mackertum, Untertanenmentalität, Antisemitismus und das alltägliche Elend des Zerfalls einer Bewegung. Radio Corax sprach – auch aus Anlass einer Veranstaltung (3.5.2018) in Halle – mit Heider.

  1. * Christoph Jünke über ignorierte Vorläufer: Die Neue Linke der 50er Jahre

1968 gab es nicht nur einen Bruch und Entwicklungsschub innerhalb des Kapitalismus, sondern auch das Jahr der „antiautoritären Linken“. An den 60’er Jahren lässt sich nachvollziehen, wie eine „Neue Linke“ in Deutschland entsteht, nachdem zuvor eine linke und/oder revolutionäre Bewegungstradition abgebrochen war. Über diesen Abbruch sprach Radio Corax mit dem Historiker Christoph Jünke. Jünke schreibt vor allem zur Geschichte des Realsozialismus und des Marxismus.

  1. * Taufert, Seidel und Dellwo korrigieren Narrative – Link

Bilder zerstören und Narrative korrigieren: 50 Jahre 1968

Eine Beschäftigung mit 1968 in diesen Tagen könnte vielleicht die Aufgabe besitzen angesichts eines solchen Jubiläums kritische Fragen zu stellen. Ein weitere Aufgabe kann bedeuten, Bilder zu zerstören…

Im Folgenden kommen Lutz TauferWolfgang Seidel und Karl-Heinz Dellwo zu Wort.

  1. * Besprechung: „Keine Ruhe nach dem Sturm“ (Ulrike Heider)

Gründe und Wege des Aufbegehrens. Besprechung: „Keine Ruhe nach dem Sturm“ (Ulrike Heider)

Keine Ruhe nach dem Sturm„, das ist der Titel eines Buches das kürzlich bei Bertz und Fischer erschienen ist – ein Buch, in dem sich die Autorin Ulrike Heider an die Zeit von 1968 zurückerinnert hat. Erinnerungen von Brisanz. Alex stellt das Buch und die Autorin vor.

PS: Am Donnerstag, 3.5, wird Ulrike Heider das Buch in Halle vorstellen..

Quelle: radiocorax.de… vom 2. Mai 2018