Fridays for Future – Für welches Ziel?
Hanns Graaf. Am 15. März soll weltweit ein Schulstreik für mehr Klimaschutz stattfinden, der sicher auch in Deutschland tausende SchülerInnen statt in die Klassenräume auf die Straßen führt. Initiiert wurde Fridays for Future von Greta Thunberg, einer 16jährigen schwedischen Schülerin, die sich für den Kampf gegen die Klimakatastrophe engagiert. Inzwischen ist daraus eine weltweite Bewegung geworden. Wie war das möglich, da offenbar keine Partei oder Bewegung hinter der Initiative stand und nur die „kleine“ Greta?
Wichtig war dabei die ausnehmend positive Berichterstattung der Medien, die in Greta einen Polit-Star der besonderen Art gefunden hatten. Sie kam nicht aus dem Establishment, war jung und genoss auch wg. ihres Autismus noch einen besonderen Sympathie-Bonus. Ein wesentlicher Faktor war zweifellos auch, dass die Klimaschutz-Szene sich Gretas sehr bald annahm und ihre Auftritte managte.
Inzwischen ging durch die Medien (die öffentlich-rechtlichen ausgenommen) aber auch die Meldung, dass die Klima-Aktivistin und Geografie-Studentin Luisa-Marie Neubauer, eine der deutschen „BegleiterInnen“ Gretas, eine Vielfliegerin ist, die in ihrem jugendlichen Alter bereits fast alle Kontinente per Flugzeug bereist hat, was sicher nicht Klima-konform ist.
Da das Schwänzen der Schule, noch dazu regelmäßig, ein Vergehen darstellt, kommt auch dem Umstand, dass die Schulbehörden dem Schulstreik oft eher wohlwollend als ablehnend gegenüber stehen, Bedeutung zu. Ein ähnlich positives Verhalten der Schulbehörden gegenüber anderen Schulstreiks der letzten Jahre ist uns hingegen nicht bekannt – im Gegenteil: viele politisch engagierte Schülerinnen hatten mit Repressionen zu kämpfen. Nun hat sogar Kanzlerin Angela Merkel die für Klima streikenden SchülerInnen gelobt. Wenn einem so viel Gutes widerfährt, ist das doch eine Nachfrage wert.
Verkehrte Welt?
Die Friday-Bewegung ist mehr als nur ein Protest für besseren Klimaschutz. Die Bilder der Demos zeigen, dass es den SchülerInnen auch um Umweltschutz geht und sogar anti-kapitalistische Slogans auftauchen. Sie richtet sich v.a. gegen die offizielle Klimaschutzpolitik, die ganz offensichtlich versagt und trotz riesigen finanziellen Aufwands und viel politischem Getöse keine Effekte hat. Diesen Eindruck vermittelte jüngst auch das Ergebnis der Kohlekommission zum Kohleausstieg, der – zumindest nach der Meinung der KlimaschützerInnen – viel schneller erfolgen müsste und könnte. Angesichts dieser Umstände sind die Proteste der SchülerInnen nur allzu verständlich, schließlich ist es ihre Zukunft, die sie in Gefahr sehen.
Aber es verwundert doch sehr, dass die bürgerlichen Medien, der Staat und große Teile der (deutschen) Politik sich so positiv oder zumindest zurückhaltend-verständnisvoll zu Fridays for Future verhalten. Immerhin sind aktive, kritische, politisierte SchülerInnen nicht gerade die Wunschvorstellung bürgerlicher Politik, schon gar nicht, wenn sie die Schulpflicht ignorieren. Dieses „eigenartige“ Verhalten der bürgerliche Seite lässt sich jedoch erklären. Zum einen macht es keinen guten Eindruck, Jugendliche zu repressieren, die sich – und noch dazu bisher ganz ohne Randale – politisch engagieren, umso mehr, da sie sich für den Klimaschutz einsetzen, den ja auch die Mehrheit der Bevölkerung als notwendig ansieht und den selbst die Politik auf ihre Fahnen geschrieben hat. So kann man das magere Ergebnis der Kohlekommission auch durch eine wohlwollende Haltung zu den Klimaprotesten etwas „ausgleichen“, frei nach dem Motto „Wir wollen ja auch Klimaschutz, aber wir können leider nicht mehr tun.“ In diese Kerbe schlug auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Missfelder, der den SchülerInnen vorhielt, dass sie nicht an die Arbeitsplätze denken würden. So ist die Politik gewissermaßen sogar froh darüber, dass es die Fridays gibt, weil sie so darauf verweisen können, dass es Unterstützung der Jugend für den Klimaschutz gibt.
Die Energiewende (EW), der wesentliche und konkrete Teil der Klimaschutzpolitik, ist seit 20 Jahren ein zentrales Element der deutschen Wirtschafts- und Strukturpolitik, für das jährlich dutzende Milliarden ausgegeben werden – wenn auch ohne Klimaeffekt, da die CO2-Emissionen trotzdem nicht sinken. Die EW wird zwar zunehmend als problematisch, wenn nicht gar als gescheitert angesehen, doch ist ein Stopp dieser verfehlten Strategie nicht ohne Gesichtsverlust möglich und würde zudem viel Wasser auf die Mühlen der AfD leiten, der einzigen Anti-EW-Partei. Inzwischen ist das Kartell der Nutznießer der Klima- und Energiepolitik in Politik, Staat, Medien, „Wissenschaft“ und Wirtschaft so mächtig, dass eine schnelle Abkehr von Klimaalarmismus und EW kaum denkbar ist – obwohl sich die Stimmen derer mehren, die fatale Wirkungen der EW für die deutsche Wirtschaft fürchten (steigende Strompreise, unsicheres Netz, unabsehbare Kosten). So wird also mit diversen Kompromissen und mehr oder weniger unsinnigen Maßnahmen (Nord-Süd-Link) weiter gewurschtelt. Doch solange daran große und kleine Investoren gut verdienen, macht das ja auch Sinn – im Sinne des Kapitalismus.
Klimakollaps?
Wir haben auf dieser Seite in zahlreichen Artikeln gezeigt, dass die Vorstellung einer drohenden Klimakatastrophe unwissenschaftlich ist, dass selbst im Fall, dass sie korrekt wäre, die EW und die „Erneuerbaren“ eine völlig verfehlte Strategie sind, um die CO2-Emissionen zu senken bzw. eine sichere, effiziente und ökologisch verträgliche Stromerzeugung zu gewährleisten. Insofern ist das Ziel der Friday-Bewegung u.ä. Bewegungen falsch, ja geradezu absurd.
Es wäre jedoch unsinnig, den SchülerInnen vorzuwerfen, dass sie diesem Popanz folgen. Vorwerfen könnte man das allerdings AktivistInnen wie Luisa-Marie Neubauer, die im Geografiestudium hätte lernen können, dass die gesamte Klimageschichte kein CO2-Signal zeigt. Könnte man bei Studentin Neubauer noch von mangelhaftem Wissen reden, so muss man bei den Medien, der Politik, dem Staat (z.B. dem Umweltbundesamt u.a. Fachämtern) und insbesondere den alarmistischen „Wissenschaftlern“ von bewusstem Betrug sprechen, schon deshalb, weil ein ganzer Teil der Wissenschaft und fast jede Kritik am Klimaalarmismus und an der EW komplett abgebügelt werden.
Auch in den Schulen ist der Klimaalarmismus etabliert. Es gibt zwar zum Glück auch LehrerInnen, die versuchen, Ihren SchülerInnen ein kritisches und wissenschaftlich „offenes“ Herangehen zu vermitteln, doch ist die Mehrzahl der PädagogInnen selbst vom Alarmismus überzeugt oder beugt sich den diesbezüglichen „amtlichen“ Vorgaben. Nicht viel besser ist allerdings, dass viele Friday-SchülerInnen – zu recht – beklagen, dass sie über die Klimafrage im Unterricht nichts erfahren würden.
Was tun?
Die Szene der „Klimakritiker“ verhält sich zu Fridays for Future erwartungsgemäß ablehnend. Es ist jedoch bezeichnend, dass sie auch oft das politische Engagement der Jugendlichen per se ablehnen. Hier entlarvt sich die Szene (zumindest ein großer Teil von ihr) als bürgerlich-konservativ.
Die Linke wiederum unterstützt die Bewegung – tw. eher unkritisch, tw. mit der richtigen Intention verbunden, dass die Bewegung auch eine anti-kapitalistische Ausrichtung haben sollte. Auffällig ist in jedem Fall, dass auch Fridays for Future eine Bewegung ist, die nicht von der Linken initiiert ist, obwohl diese ja den Klimaalarmismus teilt. Erneut ist es eine gewissermaßen spontane, populistische Bewegung, an die sich die Linke „anhängt“. Dabei pendelt sie zwischen opportunistischer Anbiederung und sektiererischer Passivität und Abwarten. Beides sind Belege dafür, dass die linke Szene weitgehend unfähig ist, selbst initiativ zu werden – und das ist nicht nur ihrer zahlenmäßigen Schwäche geschuldet – und ihr taktisches Repertoire wie ihre Programmatik (man könnte auch Sachkenntnis sagen) große Schwächen und Leerstellen aufweisen.
Ein korrektes Eingreifen würde u.E. von drei Prioritäten ausgehen: 1. ist es gut, dass sich Jugendliche politisch engagieren und sich dabei über „Normen“ (Schulpflicht) hinwegsetzen. Es ist notwendig, das Engagement für die ökologische und soziale „Umwelt“ mit der Einsicht zu verbinden, dass die Hauptursache fast aller Probleme die kapitalistische Produktionsweise ist. 2. muss aber auch klar gesagt werden, dass Klimaschutz und EW unsinnige, ja schädliche Maßnahmen sind und dass diese direkt bestimmten Herrschafts- und Verwertungsinteressen dienen und nicht dem Klima. Es ist dringend nötig, mit den Jugendlichen zu diskutieren und ihnen einige naturwissenschaftliche und technische Fakten und Wahrheiten zu Klima und EW zu vermitteln. 3. müssen die SchülerInnen ermuntert werden, dafür einzutreten, in der Schule alle Seiten der wissenschaftlichen Diskussion kennenzulernen und nicht nur eine. In diesem Sinn könnten z.B. auch offene und öffentliche Diskussionsforen eingerichtet werden. Dort sollten auch die Linken hingehen – sie würden dort vielleicht etwas darüber lernen, was es heißt, offen und ohne Scheuklappen zu diskutieren und Dogmen infrage zu stellen …
Quelle: aufruhrgebiet.de… vom 15. März 2019
Tags: Europa, Ökologie, Ökosozialismus, Postmodernismus
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