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Gute Entwicklung für die AHV

Eingereicht on 4. Juni 2019 – 18:11

Christian Birmele. Die Bevölkerung wächst. Über 65-Jährige leben statistisch gesehen weniger lang als noch vor einigen Jahren. Es steht alles andere als schlecht um die AHV.

Gebetsmühlenartig wiederholen Politiker, die Lebenserwartung der Rentner steige. Die AHV ge­rate deshalb in Schieflage und müsse saniert werden. ­Einige Politiker wollen die Renten kürzen, andere das Rentenalter erhöhen. Unter dem Eindruck dieser Schwarzmalerei hat das Schweizer Stimmvolk in der Abstimmung über den Steuer-­AHV-Deal entschieden, den AHV-Lohnabzug zu ­erhöhen. Erwerbstätige verzichten damit pro Jahr auf weitere 600 Millionen Franken Lohn – zugunsten der AHV. Den gleichen ­Betrag steuern die Arbeitgeber bei.

Die Lage der AHV ist jedoch längst nicht so düster, wie von der Politik dargestellt: Gemäss einer aktuellen Medienmitteilung des Bundesamts für Statistik (BfS) ist die Lebenserwartung der über 65-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Dieser Trend deckt sich mit den Berechnungen des K-Tipp. Im Gegensatz zu den Hochrechnungen des Bundesamts rechnet der K-Tipp mit den realen Zahlen der AHV. ­Resultat: 2017 verstorbene Rentner haben im Durchschnitt 17,6 Jahre lang AHV bezogen. 2016 waren es noch 17,9. Bei den Rentnerinnen hat sich nur wenig verändert. Insgesamt beziehen über 65-Jährige wieder gleich lang AHV wie noch 2012.

Immer mehr Einwohner

Hinzu kommt: Die Bevölkerung wächst ständig. Das hat zwei ­Gründe: den so­genannten Geburtenüberschuss und den Wanderungssaldo. Das zeigen die Zahlen der offiziellen BfS-Statistik.

Geburtenüberschuss

Die Schweiz hat seit über 100 Jahren einen Geburten­überschuss. In der Schweiz kommen also pro Jahr mehr Menschen auf die Welt als sterben. Beispiel: 2017 wurden in der Schweiz 87 381 Menschen geboren, verstorben sind 66 971. Das ergibt ­einen Geburtenüberschuss von 20 410. Im Jahr 2003 belief er sich nur auf 8778 (siehe Grafik im PDF). Das heisst, er ist nun mehr als doppelt so hoch. Rechnet man nun die jährlichen Überschüsse zusammen, ist die Schweizer Bevölkerung in den letzten 16 Jahren ­allein durch Geburten um über 250 000 Per­sonen gestiegen.

Pikant: Trotz dieser Entwicklung pro­gnostiziert das Bundesamt für Statistik in den Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung teils schon im Jahr 2030 einen Todesfallüberschuss.

Wanderungssaldo

Damit ist die Anzahl Einwanderer minus die Anzahl Auswanderer gemeint. Auch hier ist der Saldo – mit wenigen Ausnahmen – über die Jahre positiv. So steht es in der Bevölkerungsstatistik. 2008 gab es ein Plus von knapp 100 000 Personen – so viel wie seit 1961 nicht mehr.

Doch warum ist das stetige Bevölkerungswachstum wichtig für die AHV? Sie zahlt die Renten nach dem Umlageverfahren. Vereinfacht heisst das: Die Erwerbstätigen bezahlen aus ihrem Lohn die Renten der Pensionierten. Wächst die Bevölkerung, gibts mehr Beitragszahler und damit mehr Geld für die AHV.

Hinzu kommt: Die Anzahl Beitragszahler steigt zusätzlich, weil immer mehr Frauen arbeiten und damit AHV-Beiträge zahlen. 1950 zahlten nur gerade 46 Prozent der Schweizer Be­völkerung in die AHV ein, 2016 waren es schon 68 Prozent – Tendenz steigend. Das geht aus der ­offiziellen AHV-Statistik hervor.

Vermögen der AHV verdoppelt

Das Vermögen der AHV hat sich von 22,7 Milliarden im Jahr 2000 auf aktuell 45 Milliarden verdoppelt. Hinzu kommt das Vermögen der 78 Schweizer AHV-Ausgleichskassen («Saldo» 5/2019). Dort liegen nochmals Hunderte Millionen Franken. Die AHV braucht grundsätzlich keine so hohen Reserven, weil die Renten aus den laufenden Einzahlungen der aktiven Genera­tion finanziert werden.

Die Löhne steigen

Für die AHV-Einnahmen sind neben der Anzahl Bei­tragszahler die Löhne massgebend. Angestellte zahlen 4,2 Prozent ihres Lohns in die AHV. Der ­Arbeitgeber steuert weitere 4,2 Prozent des Ange­stelltenlohns bei. Seit der Geburt der Babyboomer in den 1970er-Jahren ­haben sich die Löhne versechsfacht. Das zeigen die Zahlen des schwei­ze­ri­schen Lohnindexes. Die grössten Zuwachsraten gab es bis etwa 1990. ­Danach be­trug das durchschnittliche Lohnwachstum pro Jahr 1 bis 2 Prozent.

Quelle: ktipp.ch… vom 4. Juni 2019

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