Bergarbeiter in Harlan, Kentucky blockieren seit Wochen die Eisenbahn
„…Vor rund drei Wochen ging die Firma BlackJewel insolvent. Mehr als 1.100 Bergleute in Kentucky, Wyoming, West Virginia und Virginia verloren ohne Vorwarnung ihre Jobs. Sie wurden nicht für ihre letzte Arbeitswoche bezahlt, und ihre Gehaltsschecks aus den letztenzwei Wochen gingen zurück. Da erfuhren Bergleute in Kentucky, dass BlackJewel stillschweigend eine Zugladung Kohle im Wert von mindestens 1 Million US-Dollar aus der Mine Black Mountain noch verschiffen wollte – Kohle, die die Bergleute aus dem Boden geholt hatten. Kurzerhand nahmen sie die ihre Lage selbst in die Hand. Am 29. Juni begannen drei Arbeiter die Gleise zum Abtransport zu blockieren. Daraufhin kehrte der Zug zurück. Dann schlugen die Bergleute auf den Gleisen in der Nähe ein Lager auf, um sicherzustellen, dass kein weiterer Zug durchkommen konnte. Seitdem sind sie dort. Was als kleiner, spontaner Protest begann, hat sich inzwischen zu einer 24-Stunden-Zeltstadt entwickelt, in der Bergleute, ihre Familien, Gemeindemitglieder und AktivistenInnen aus der ganzen Region unter einem einfachen Motto organisiert sind: „Keine Bezahlung – wir bleiben.“
Die Blockade erreicht Solidarität aus ihrer Nachbarschaft und aus dem ganzen Land: „Unsere Gemeinde und unsere Nation haben uns enorme Unterstützung gezeigt, indem sie uns Dinge geschickt haben. Wir haben einen örtlichen ‚Pizza Hut‘, der uns Pizza bringt, Leute, die aus Chicago, Alabama, Atlanta, Texas anrufen und Bestellungen für uns aufgeben und sie uns liefern lassen“, so Jeff Willig, einer der Bergarbeiter gegenüber CBC…“ – aus dem Beitrag „USA: Unbezahlte Bergleute aus Kentucky blockieren seit 4 Wochen eine Kohlebahn“ am 26. August 2010 bei Perspektive Online, woraus schon die Unterstützung der Aktion durch die Bevölkerung deutlich wird. Siehe dazu zwei weitere aktuelle Beiträge – darunter den ersten Bericht in den Labornotes – und einen Beitrag, der die Geschichte der Kämpfe der Bergarbeiter dieser Region nachzeichnet:
- „Kentucky Miners Are Camped Out on Railroad Tracks, Blocking a Coal Train, Demanding Their Stolen Wages“ von Alexandra Bradbury am 31. Juli 2019 bei den Labornoteswar der erste überregionale Bericht über die Blockadeaktion an ihrem 3. Tag. Auch darin wird an die Kämpfe der 30er und der 70er Jahre erinnert, vor allem aber auch auf die positiven Reaktionen in der ganzen Region hingewiesen – und auf die skandalösen Umstände eines keineswegs astreinen Bankrotts, auf den bereits verschiedene größere Medien eingegangen waren…
- „“They Say in Harlan County… ” A Look At the Miners’ Blockade that Has Been Stopping Coal in its Tracks“ am 13. August 2019 bei Earth Firstist ein Interview von Panagioti Tsolkas mit der anarchistischen Organizerin Lill über ihre Erfahrungen im Camp der Schienenblockade – Erfahrungen, die sie dabei stärken, ihren Weg zu gehen, wie sie beispielsweise an den Debatten über die Drogen (Schmerzmittel)-Krise in den USA nachzeichnet – von der Bergleute besonders betroffen seien… Das ganze Gespräch ist eingebettet in die Reaktion des Interviewers auf die Nachricht der Blockade, der sich daran erinnert, dass von diesem Ort aus eines der berühmtesten Lieder der amerikanischen ArbeiterInnenbewegung ausging: „Which side are you on?“
- „A Brief History of Harlan County, USA“ von Cal Winslow am 19. August 2019 bei Counterpunchist ein Beitrag, der die Geschichte von Harlan County – und das heißt auch immer, der Bergleute in den Appalachen – nachzeichnet. Es ist die Geschichte eines Liedes – und eben der Gewerkschaft, aus der es entstanden ist: United Mine Workers (UMWA), die beinahe schon von der Polizeirepression zerschlagen war und sich dann neu organisierte, um mit 400.000 Mitgliedern eine der stärksten Gewerkschaften der USA zu Zeiten des New Deal Roosevelts zu werden.
Quelle: labournet.de… vom 28. August 2019
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitskämpfe, Arbeitswelt, Gewerkschaften, Neoliberalismus, USA, Widerstand
Neueste Kommentare