Streik in illegaler zionistischer Siedlung in Palästina
Yamit ist eine Fabrik in der Sonderzone Nitzanei Shalom bei Tulkarem (eine Stadt nahe der Grenzlinie, in der rund 60.000 Menschen leben), die Wasserfilter für den globalen Markt herstellt. Dafür lässt sie 75 palästinensische Arbeiter unter Arbeitsbedingungen malochen, die sich am Arbeitsgesetz Jordaniens aus den 60er Jahren orientieren. Miese Mindestlöhne und keine Rentenversicherung inklusive. Das gewählte Betriebskomitee und die Gewerkschaft WAC-Maan hatten sie Anfang 2020 zu Verhandlungen über einen Forderungskatalog der Belegschaft aufgefordert, die dann wegen der Epidemie vom Unternehmen einseitig ausgesetzt wurden – und nie wieder aufgenommen. Dazu wurde das Unternehmen dann durch ein Urteil des Arbeitsgerichts in Jerusalem vom 27. Dezember 2020 faktisch gezwungen worden – das es aber weiterhin verweigert und die darin gesetzten Fristen nicht beachtet, weswegen unter anderem am 31. Dezember einstimmig ein Streik beschlossen wurde, der am 01. Januar 2021 begann. U.a. heißt, dass es noch einen weiteren Grund für den Streik gab: Das Unternehmen hatte verkündet, nicht nur keine der Forderungen erfüllen zu wollen, sondern auch die Löhne zu kürzen und wer das nicht hinnehme, könne ja gehen. Diese arrogante Haltung ist von den Verhältnissen in den illegalen israelischen Siedlungen auf palästinensischem Gebiet geschützt, die den palästinensischen Arbeiterinnen und Arbeitern faktisch keinerlei Rechte zugestehen, weswegen die Gewerkschaft auch den Kampf gegen soziale Apartheid auf ihre Fahnen geschrieben hat. Sie ruft, zusammen mit der neu gegründeten Palestine New Federation of Trade Unions (PNFTU), der sie angehört, zu internationaler Solidarität auf. Siehe dazu einen Beitrag zur Vorgeschichte des Streiks und den Arbeitsbedingungen bei Yamit, den Aufruf zu internationaler Solidarität und zwei Berichte über Solidaritätsaktivitäten:
- „Workers of the „Yamit“ factory near Tulkarm announced an open strike after it became clear that the company rejects their demands and wants them to be workers without rights“ am 03. Januar 2021 bei WAC-Maaninformiert über den Streikbeginn am 01. Januar und zeichnet ausführlich die Entstehung der Auseinandersetzung nach, seitdem das Unternehmen die im Februar 2020 begonnen Verhandlungen wegen der Epidemie einseitig unterbrochen hatte.
- „New Unions: We Urge International Support to Palestinian Striking Workers“ am 07. Januar 2021 bei der PNFTUist der Solidaritätsaufruf der neuen Föderation an die internationale Gewerkschaftsbewegung. Die Föderation hat dafür auch einen Muster-Protestbrief an Unternehmen aus 23 Ländern bereit gestellt, mit dem diese Unternehmen aufgefordert werden, ihre Geschäftsbeziehungen zu Yamit zu überprüfen. (Ist auch bei LabourNet Germany zu erhalten, betrifft aber nicht die BRD).
- „No to slavery in Palestine“ am 11. Januar 2021 beim Alternativen Gewerkschaftlichen Netzwerk für Solidarität und Kampf(dem auch LabourNet Germany angehört) ist die Solidaritätserklärung alternativer Gewerkschaften, in der auch sehr deutlich unterstrichen wird, dass es darum geht, dass die palästinensischen ArbeiterInnen dieselben Rechte und Verhältnisse haben wollen, wie sie die israelischen ArbeiterInnen haben, nicht mehr – aber auch nicht weniger…
- „From the World to Palestine: Trade Unions in solidarity with striking workers“ am 13. Januar 2021 bei der PNFTUdokumentiert einerseits die bis dahin eingegangenen ersten Solidaritätserklärungen (bzw. Aktionsberichte) – neben dem Netzwerk auch von der baskischen LAB, der brasilianischen CSP-Conlutas, der Baugewerkschaft (und dem LO-Regionalverband) von Oslo und der Unigewerkschaft UCU aus Schottland. Andererseits wird in dem Beitrag auch berichtet, dass die Auseinandersetzung von der Geschäftsleitung verschärft wird, indem massive Anstrengungen organisiert werden, Streikbrecher einzustellen.
- Siehe zu Yamit aus 2014: Außerhalb israelischer Souveränität? Arbeiten auf den »Inseln der Koexistenz«
#Bild: Palästinensische Arbeiter am ersten Streiktag am 1. Januar 2021
Quelle: labournet.de… vom 18. Januar 2021
Tags: Arbeiterbewegung, Arbeitskämpfe, Arbeitswelt, Neoliberalismus, Palästina, Politische Ökonomie, Rassismus, Widerstand, Zionismus
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