Globale Impfgerechtigkeit jetzt!
Solidaritätskomitee „Solidarisch aus der Krise“. Die globale Impfstoffproduktion liegt in den Händen einiger weniger Konzerne, die damit das Geschäft ihres Lebens machen. Einer dieser Profiteure der Pandemie ist der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer, der in Zusammenarbeit mit dem deutschen Unternehmen Biontech den Impfstoff BNT162 auf den Markt brachte. Pfizer gehört mit Johnson & Johnson, Roche und Novartis zu den weltgrössten Pharmakonzernen und hat seit 1959 eine Niederlassung in der Schweiz. Dort fand heute am Weltgesundheitstag eine Protestaktion gegen Pfizer & Co. statt.
Pfizer & Co. gehören enteignet
Die Impfstoffforschung (Biontech) und -produktion (Pfizer) ist für beide Unternehmen ein Milliardengeschäft. Schätzungen gehen davon aus, dass Pfizer und Biontech alleine im Jahr 2021 mit ihrem Impfstoff einen Umsatz von 15 Milliarden Euro machen werden. Da das Virus uns noch über Jahre beschäftigen wird, winken den Unternehmen weiterhin lukrative Geschäfte.
Pfizer & Co.bereichern sich in einer weltweiten Ausnahmesituation skrupellos auf Kosten der Menschheit und deren Gesundheit. Solche Konzerne dürfen nicht einigen wenigen privaten Aktionär:innen gehören, sondern sollten enteignet und vergesellschaftet werden. Das heisst, sie sollten unter demokratische Kontrolle der Öffentlichkeit und der Lohnabhängigen des Betriebs gestellt werden. Nur so kann eine Gesundheitsversorgung im Sinne der gesamten Weltbevölkerung gewährleistet werden.
Öffentlich finanziert, privat abgesahnt
Während die privaten Konzerne Milliardenprofite einheimsen und sich dabei noch als Wohltäterinnen feiern, wird die Forschung an neuen Medikamenten zum allergrössten Teil durch die öffentliche Hand bezahlt. Alle in die Impfstoffproduktion involvierten Konzerne[1] profitieren massiv von öffentlichen Geldern. Von den benötigten 500 Millionen Euro, die für die Corona-Impfstoffforschung nötig waren, flossen alleine durch den deutschen Staat 375 Millionen an Biontech. Hinzu kamen 100 Millionen Euro in Form von EU-Krediten.
Die Absurdität des Kapitalismus zeigt sich, wenn Biontech denselben Ländern, die den Impfstoff finanziert haben, denselben Impfstoff wiederum zu masslos überteuerten Preisen verkauft. Bei ersten Verhandlungen mit der EU im Sommer 2020 verlangte Biontech für eine Impfdosis 54 Euro. Die Dosis hätte damit 15 Mal mehr gekostet als diejenige von AstraZeneca. Ausgehandelt wurden im November 2020 schliesslich 15.50 Euro, was laut Analyst:innen immer noch massiv überteuert ist (der Impfstoff von AstraZeneca kostet pro Dosis 3.50 Euro).
Auch Pfizer schreckt vor nichts zurück, um Profite zu realisieren. Im Februar 2021 wurde bekannt, dass Pfizer-Anwälte in mehreren südamerikanischen Ländern mittels Erpressung versuchten, überhöhte Impfstoffpreise durchzusetzen und eine Haftung für allfällige Nebenwirkungen vertraglich auszuschliessen.
Die kapitalistische Impfstoffproduktion ist irrational und unmenschlich!
Erstens verhindert das kapitalistische Eigentumsrecht in Form von Patenten ein gemeinsames Forschen, verzögerte so letztlich die Herstellung einer Impfung und monopolisiert das dazu nötige Wissen in den Händen einiger Pharmariesen. Eine Aufhebung des Patentschutzes für die Impfungen wird von Ländern des Globalen Südens seit Monaten gefordert. Die Schweiz setzt sich zusammen mit den führenden imperialistischen Ländern an vorderster Front gegen diese Aufhebung ein.
Zweitens ist es eine monumentale Frechheit, dass die Entwicklung der Impfstoffe durch öffentliche Gelder ermöglicht wurden, die Profite aber privatisiert werden und direkt in die Taschen der Pharmakonzerne und deren Aktionär:innen wandern.
Drittens verhindern Profitzwang und kapitalistische Konkurrenz eine global organisierte, solidarische Verteilung der Impfstoffe. Bislang gingen 60 Prozent der Impfstoffe an die Industrieländer, obschon sie nur 16 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Dies verdeutlicht einmal mehr den Zusammenhang zwischen strukturellem Rassismus und globalem Kapitalismus. Es ist darüber hinaus auch aus epidemiologischer Sicht unverzeihlich: Denn solange sich das Virus in gewissen Ländern des Globalen Südens – zurzeit vor allem in Brasilien – ungehindert weiterverbreiten kann, vergrössert sich die Gefahr von impfresistenten Corona-Mutationen.
Dass die Pandemiebekämpfung mittels Impfungen vom Reichtum und Einfluss der Länder abhängt und nicht von gesundheitlichen, epidemiologischen und solidarischen Erwägungen, macht schmerzhaft deutlich, dass im Kapitalismus Profite höher gewertet werden als das Leben der Menschen.
#Bild: Aktion des Solidaritätskomitees „Solidarisch aus der Krise“ vom 7. April 2021 vor dem Sitz des Pfizer Konzerns in Zürich
Globale Impfgerechtigkeit jetzt!
Weg mit den Patenten und die Impfstoffe allen zugänglich machen!
Pharmakonzerne enteignen und unter öffentliche Kontrolle stellen!
Quelle: sozialismus.ch… vom 8. April 2021
Tags: Arbeiterbewegung, Covid-19, Gesundheitswesen, Politische Ökonomie, Service Public, Widerstand
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