Schweizer Finanzplatz: CO2-Giganten
dab. Der Finanzplatz Schweiz verursacht zwanzig Mal mehr Treibhausgasemissionen als die übrige Schweiz. Darauf macht die Aktionswoche von Rise Up for Change vom 30.Juli bis am 6.August in Zürich und Bern aufmerksam.
Ein beliebtes Argument von Gegner*innen konkreter Klimamassnahmen ist, die Schweiz sei zu klein, um etwas bewirken zu können. Würde die Schweiz aber alles von ihr ausgestossene CO2 erfassen und die Verursachenden mit Massnahmen belegen, wäre die Wirkung sicher grösser. Der Finanzplatz Schweiz ist einer der grössten der Welt, über den jährlich Billionen von Franken in die globale Wirtschaft fliessen. Die mit diesem Geld finanzierten wirtschaftlichen Aktivitäten machen über zwei Prozent der weltweiten Emissionen aus. Sie verursachen rund zwanzig Mal mehr Treibhausgase als das gesamte Inland.
Banken, Pensionskassen, Versicherungen und Aktienfonds investieren aber weiterhin lieber in fossile Brennstoffe und andere CO2-intensive Wirtschaftszweige als in die Vermeidung des CO2-Ausstosses. «Dadurch zerstören sie unsere Zukunft, statt erneuerbare Energien und andere nachhaltige Projekte zu unterstützen», schreibt die schweizerische NGO Rise Up for Change. «CS und UBS zum Beispiel investierten zusammen zwischen 2016 und 2019 rund 83,3 Milliarden Dollar in die Finanzierung von fossilen Brennstoffen. Es reicht!».
Zur Verantwortung ziehen
Rise Up for Change ist ein Projekt, das von verschiedenen Gruppen und Einzelpersonen der Schweizer Klimabewegung unterstützt wird, zum Beispiel Klimastreik Schweiz, Extinction Rebellion, Collective Climate Justice und Collectif BreakFree. Im September 2020 besetzten die Klimaaktivitst*innen den Bundesplatz, um auf dir Dringlichkeit der Klimakrise aufmerksam zu machen. Unter dem Motto «Fossil Finance: Too big to stay» steht die aktuelle Klimakampagne. Die Finanzgiganten, die mit ihrer Gewinnmaximierung ein weltweiter Treiber für rücksichtsloses Wachstum und Ausbeutung sind, sind verantwortlich für katastrophale Klimaauswirkungen und Menschenrechtsverletzungen: «Sie sollen durch politischen Druck zur Verantwortung gezogen werden.»
Der Klimastreik fordert deshalb von den Schweizer Finanzinstituten «transparente Finanzflüsse, eine Reduktion der direkten und indirekten Treibhausgasemissionen der Finanzflüsse auf Netto Null bis 2030, klar definierte Massnahmen und Absenkpfade, sowie den sofortigen Ausschluss von Finanzflüssen von und in fossile Energien. Bundesrat und Parlament sollen die entsprechenden Rechtsgrundlagen dazu erarbeiten.» Rise Up for Change fordert «Transparenz der Finanzflüsse: Sofortige Offenlegung, wie viel Geld in welche Projekte, Industrien und Firmen fliesst und wie gross der damit verbundene ökologische Fussabdruck ist» und «Kein Geld für fossile Energien: Sofortiger Stopp von neuen Investitionen, Krediten und Versicherungsdienstleistungen für Projekte und Unternehmen, die in fossilen Energien (Kohle, Erdöl, Erdgas) aktiv sind, Ökosysteme zerstören sowie Menschen- und Indigenenrechte verletzen. Bestehende fossile Finanzflüsse müssen schnellstens gestoppt werden.»
Finanzplatz ins Rampenlicht!
Nicht nur Privatbanken und Finanzinstitute wie Crédit Suisse und UBS investieren grosse Summen in klimaschädliche Projekte wie den Abbau fossiler Brennstoffe, auch die Schweizer Nationalbank tut dies. Aus diesem Grund planen mehrere Gruppierungen aus der Schweizer Klimagerechtigkeitsbewegung vom 30.Juli bis am 6.August 2021 gemeinsame Trainings und Aktionen in Zürich und Bern. Während der gesamten Aktionswoche findet im Raum Zürich ein Klimacamp statt. Dort soll es eine Küche geben, Übernachtungsmöglichkeiten und Aktionstrainings von Banner malen bis zur Rechtsberatung. Der erste Teil der Zürcher Aktionswoche nimmt die Privatbanken aufs Korn. Geplant ist eine «grosse, bunte Massenaktion zivilen Ungehorsams». Rise Up for Change mobilisiert speziell für das letzte Aktionsplenum vom Sonntag, 1.August, 17 Uhr auf dem Klimacamp, das der grosse Auftakt zur Aktionswoche bildet und die beteiligten Aktivist*innen einstimmen und vorbereiten soll. «Es gibt verschiedene Aktionslevels, darunter auch viele mit tieferen rechtlichen Risiken», schreibt die NGO. «Wir werden versuchen, geschickt zu agieren und mit der Aktion nicht einfach zu provozieren oder unnötige Repression zu verursachen: Unser Ziel ist es, nicht den zivilen Ungehorsam als Mittel, sondern vielmehr den Schweizer Finanzplatz zurück ins Rampenlicht zu bringen und die Öffentlichkeit zu sensibilisieren.»
Der zweite Teil der Aktionswoche wird mit der Abschlussdemonstration in Bern den Fokus auf «die systemischen Probleme und die Kritik am Schweizer Finanzplatz» legen. Die Demo vom Freitag, 6.August wird von der Schweizer Nationalbank fordern, dass sie ihre Verantwortung für eine klimagerechte Zukunft wahrnimmt. Vor Ort ist dies wirkungsvoller als anderswo, erst recht an einem Freitag, wo das Gebäude auf dem Bundesplatz noch nicht still und leer im Wochenendbetrieb vor sich hin dämmert.
Ziviler Ungehorsam
Bereits am 14.Juli hat ein Aktionstraining in Basel stattgefunden, an dem sich angemeldete und spontane Teilnehmende vorbereiten konnten. «Menschen, die nicht mehr Mitte Zwanzig sind», wurden besonders angesprochen. Gemeinsam «wurde der Raum geöffnet, um über Bedenken, Fragen und (besondere) Bedürfnisse im Rahmen von Aktionen zivilen Ungehorsams zu sprechen.» Es wurden verschiedene Fragestellungen angegangen: Wie verhalte ich mich in stressigen Situationen, wie behalte ich einen Überblick und was ist eine Bezugsgruppe? Welche Möglichkeiten gibt es auch in einer unübersichtlichen Situation gemeinsam zu entscheiden und was muss ich unbedingt wissen, bevor ich an einer Aktion zivilen Ungehorsams teilnehme?
Mehr Infos: www.riseupforchange.ch
Quelle: vorwaerts.ch… vom 4. August 2021
Tags: Ökosozialismus, Widerstand
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