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Ukraine-Krieg: Triumph für Waffendealer

Eingereicht on 18. März 2022 – 9:10

Oliver Rast. Rekordergebnis: Rheinmetall legt Geschäftszahlen vor – Linke will enteignen, Aktivisten wollen sabotieren.

Armin Papperger platzte fast vor Stolz. Der Boss des deutschen Rüstungskonzerns Rheinmetall präsentierte am Donnerstag die Zahlen seines tödlichen Business. Der Konzernumsatz für das Geschäftsjahr 2021 schnellte demnach in die Höhe, um knapp fünf Prozent auf fast 5,7 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von mehr als einer halben Milliarde Euro – Papperger triumphal: »Ein Rekordergebnis!« Auch sonst, die Aussichten sind bombastisch, die Umsätze werden weiter kräftig wachsen, zwischen 15 und 20 Prozent im laufenden Jahr, prognostizierte »Deutschlands Aufrüster« (FAZ). Schlussfolgerung: »Rheinmetall ist auf sehr gutem Kurs.« Ferner auf dem Börsenparkett, die Rheinmetall-Aktie legte seit Jahresbeginn um 80 Prozent zu.

Kurzum: Alle Zeichen stehen auf Hochrüstung. Das Bundeskabinett hatte jüngst in einer Nacht-und-Nebel-Aktion 100 Milliarden Euro als schuldenfinanziertes »Sondervermögen Bundeswehr« aktiviert. Zur Modernisierung der maroden Truppe, wie es hieß. Die Firmenspitze von Rheinmetall reagierte rasch, offerierte dem Bund ein »Produktpaket«: Leopard-Panzer, Puma-Schützenpanzer, Militär-Lkw und Munition für schwere Artillerie. Für schlappe 42 Milliarden Euro. Die Fabrikation ließe sich im Nu verdreifachen, Kapazitäten unter anderem an den Standorten in Unterlüß (Niedersachsen) und Oberndorf (Baden-Württemberg) wären frei, Tausende neue Beschäftigte im Startblock.

Dieses Extraengagement für Extraprofite ist logisch. Schließlich ist der Bund der wichtigste Kunde bei Rheinmetall. Einen prima Türöffner haben sie auch: Exkriegsminister und Freidemokrat Dirk Niebel, der für den Militaria-Gemischtwarenladen lobbyiert. Schon seit 2015, und offenbar emsig. Die Wunschzettel der Rüstungsunternehmen scheinen lang. Zahlreiche kämen auf Parlamentarier zu – »mit tollen Ideen, was man mit den 100 Milliarden Euro Sondervermögen alles machen wollte«, sagte Alexander Müller (FDP) am Donnerstag gegenüber jW. »Wir könnten locker auch 500 Milliarden investieren«, so der Sprecher für Wehrtechnik und Beschaffungswesen seiner Bundestagsfraktion weiter. Sein Parteikollege Marcus Faber schränkt indes ein. »Für die Bundeswehr soll nicht gekauft werden, was seitens der Industrie angeboten wird, sondern was nach deren Fähigkeitsprofil erforderlich ist«, bemerkte der freidemokratische Sprecher für Verteidigungspolitik gleichentags auf jW-Nachfrage.

Und was meinen die früheren Pazifisten mit Mandat zur aktuellen Rallye der Kriegsproduzenten? Nichts. »Wir sehen von einer Stellungnahme ab«, verlautbarte eine Bürostimme des Vizeleiters der AG Sicherheit, Frieden, Abrüstung der Bundestagsfraktion der Grünen, Philip Krämer. Andere sind da meinungsstärker. Sevim Dagdelen, die abrüstungspolitische Fraktionssprecherin von Die Linke im Bundestag, etwa: »Für die Profiteure des Todes gibt es nichts Besseres als Krieg und Aufrüstung.« Solche Kriegsgewinnler müssten enteignet und die Produktion auf zivile Erzeugnisse umgestellt werden, betonte Dagdelen am Donnerstag gegenüber jW. Im Interesse der breiten Bevölkerung. Das sehen Aktivisten ähnlich. Toni Melnik vom Bündnis »Rheinmetall entwaffnen« sagte unlängst zu jW: »Wir wollen die Kriegsproduktion unterbrechen, stören, sabotieren.« Weiterhin, denn antimilitaristischer Protest ist ein probates Mittel. Vielleicht auch, um ein »Allzeithoch« (Rheinmetall-Boss Papperger) der Geschäftsbilanzen zu drücken.

#Bild: Schweißtreibend, Kriegsprofiteur zu sein: Armin Papperger, Rheinmetall-Vorstandsvorsitzender (Düsseldorf, 17.3.22); Sepp Spiegl/IMAGO

Quelle: jungewelt.de… vom 18. März 2022

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