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Der Schweizer Pharmariese Novartis korrumpierte Griechenland

Eingereicht on 7. Januar 2017 – 11:45

Seit den Weihnachtstagen 2016 wird Griechenland immer stärker durch einen Pharmaskandal um den Schweizer Pharmariesen Novartis erschüttert.

Ralf Kliche. Ausgehend vom griechischen Gesundheitsministerium wird gegen einen Kreis von ca. 4000 Ärzten und Regierungsbeamten ermittelt, die sich haben korrumpieren lassen, um die Medikamente von Novartis zu fördern.

Ihren Ausgang haben die Ereignisse im vergangenen August genommen, als bekannt wurde, dass zwei ehemalige Führungskräfte von Novartis in Griechenland gegenüber US-Behörden Vorwürfe über unlautere Methoden ihres Ex-Arbeitgebers erhoben haben. Sie legten Nachweise vor, dass das Unternehmen Bestechungsgelder an Beamte und Ärzte gezahlt hatte, um die Position auf dem griechischen Markt zu verbessern. In der Folge haben Whistleblower Hunderte von Unterlagen vorgelegt, aus denen Geldzahlungen an Private-Ärzte, Ärzte im öffentlichen Gesundheitssystem und Mitarbeiter im Umfeld der Krankenversicherung hervorgehen.

Medizinisch scheinen sich die Korruptionsaktivitäten von Novartis auf den Markt der Diabetes-Medikamente konzentriert zu haben, in dem das Unternehmen Marktführer ist. Gefördert werden sollte u.a. der Umsatz eines Diabetes-Medikaments mit einem Marktpreis von ca. 45 Euro. In Griechenland gibt es ca. 1,2 Mio. Diabetiker.

Am 24. Dezember hat die Anti-Korruptions-Staatsanwaltschaft in Griechenland die Ermittlungen aufgenommen, nachdem die Büros der Pharmaunternehmen in Athen durchsucht worden waren.

Zusätzliche Dynamik hat der Fall dadurch erhalten, dass am Neujahrstag im Athener Hilton-Hotel ein 44-jähriger Manager versucht hatte, sich in den Tod zu stürzen. Der seit 2010 für Novartis tätige Chemiker hat seinen Dienstsitz in der Schweiz und betreut die Griechenland-Geschäfte des Unternehmens. Nachdem er von seinem Selbstmordversuch abgebracht werden konnte, erklärte er bei seiner Befragung auf dem Polizeirevier, dass er um sein Leben fürchte und nicht persönlich für das Handeln von Novartis haften wolle.

Es ist bekannt, dass Korruption in Griechenland weit verbreitet ist. Darüber, dass die Korruption zum Teil von Multis (legendär in dieser Hinsicht die Siemens AG) importiert wird, wollen viele in Deutschland nicht wissen und nicht berichten.

Quellen:

http://www.efsyn.gr/arthro/mia-hronia-farmaki-gia-ti-novartis

http://www.efsyn.gr/arthro/ta-genosima-skandala-tis-novartis-ana-tin-yfilio

Die Zeitung der Redakteure Ef.Syn kommentierte die Ereignisse am 6.1.2017 wie folgt:

Novartis: Generika-Skandale weltweit

(Verfasser: Dimitris Terzis; übersetzt von Ralf Kliche)

Die Fall Novartis ähnelt einem gut geschriebenen Kriminalroman. Er hat alles: einen Pharma-Riesen, Anschuldigungen von großen Schmiergeld-Zahlungen, gerichtliche Untersuchungen durch das FBI und die Börsenaufsicht der USA, Ermittlungen der griechischen Staatsanwaltschaft, ein Selbstmordversuch eines Geschäftsführers des Unternehmens, Dutzende von Zeugen, Gerüchte über die Verwicklung von Politikern und vieles mehr. Und man muss sich vorstellen, dass wir erst am Anfang stehen.

Hintergrund des gut geschriebenen Thrillers ist, worauf alles hindeutet, ein erbarmungsloser Krieg großer ökonomischer Interessen zwischen den USA und dem deutschen Europa. In diesem Rahmen konnten wir schon seit einiger Zeit Schlachten um Unternehmen beobachten, die in ihren Bereichen zu den Großen zählen: Volkswagen, Deutsche Bank, Apple und andere.

Beginnen wir mit der folgenden Erkenntnis: Novartis ist eines der weltweit führenden Unternehmen im Pharmabereich. Seit 1996 haben sich die Öffentlichkeit, wie auch die Gerichte auf der ganzen Welt nicht wenige Male mit den Themen befasst, die jetzt die US-Behörden mit Unterstützung der griechischen Behörden untersuchen. Das ist in einer Branche nicht anders zu erwarten, in der es wie bei Arzneimitteln um enorme Umsätze geht. Hier ist der Wettbewerb zwischen den Unternehmen besonders hart.

Es ist auch bekannt, dass in diesem Wettbewerb intensiv unlautere Methoden genutzt werden. Angesichts der Tatsache, dass mit verschreibungspflichtigen Medikament in den nächsten 5 Jahren weltweit 1,5 Billionen US-Dollar zu erreichen sind, ist naheliegend, dass alle Unternehmen in diesem Bereich ein großes Stück von diesem Kuchen abhaben wollen. Die Frage ist, wer die Gewinner sein werden.

Die Anschuldigungen, die Griechenland betreffen, beziehen sich auf die Absatzförderung von Produkten des Unternehmens durch ein Netzwerk von Ärzten unter Beteiligung verschiedener Manager im Gesundheitswesen. Kaum war bekannt geworden, dass auch die Verantwortung von Politikern für die Vorgänge untersucht wird, wurden zur Abwehr der Vorwürfe Berichte lanciert, die erklärten, dass solche Vorwürfe nicht begründet seien. Zuverlässige Informationen von „Ef.Syn.“ besagen aber, dass niemand mehr friedlich schlafen könne, bis die Ergebnisse der Untersuchungen vorliegen, die das FBI gemeinsam mit der US-Börsenaufsicht anstellen.“

Quelle: griechenlandsoli.com… vom 6. Januar 2017

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