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Die venezolanische ITV: Keine politische Unabhängigkeit von Guaidó

Eingereicht on 5. März 2019 – 15:39

C-cura, 3. März 2019. Am Dienstag, den 26. März, fand im Auditorium der Lehrervereinigung der  UCV [Universität in Caracas], die von den Intersektoralen Arbeitern Venezuelas (ITV) [Siehe: Gewerkschaftliche Strategie gegen die aktuelle Krise in Venezuela] einberufen wurde, eine Vollversammlung der nationalen Gewerkschaft statt, an der die C-cura teilgenommen hat.

An der Plenarsitzung nahmen 100 Gewerkschaftsführer und -führerinnen teil, hauptsächlich aus der Region Caracas. Sie war weniger gut besucht als diejenige vom Dezember letzten Jahres.

Ursprünglich war vorgeschlagen worden, in zwei Arbeitsgruppen über die nationale politische Situation und einen Kampfplan zu diskutieren und dann in einer Plenarsitzung die Debatte abzuschließen. Dieses Vorhaben wurde jedoch geändert und beide Themen wurden direkt in einem Plenum diskutiert.

Alle Interventionen drehten sich jedoch um die nationale politische Situation.

Aus der ersten Intervention, die der nationalen Koordinator vom Fadess [Frente Autónomo de Trabajadores para la Defensa del Salario y del Sindicato] Dick Guanique vortrug, wurde klar, dass eine Tendenz zur uneingeschränkten Verteidigung der Politik von Juan Guaidó und der Nationalversammlung bestehen würde. Dieser Gewerkschaftsführer schlug denn auch an die Adresse von Guaidó vor, einen Generalstreik auszurufen.

Abgesehen von wenigen ehrenvollen Ausnahmen waren sich die meisten der an der Veranstaltung teilnehmenden Führer im Lob für Guaidó einig und schwiegen sich über die Einmischung des nordamerikanischen Imperialismus aus.

C-cura war diesbezüglich sehr klar. Wir haben deutlich gemacht, dass die aushungernde, falsche sozialistische Regierung von Maduro beseitigt werden muss, die brutale Abbaumassnahmen gegenüber der arbeitenden Bevölkerung durchzieht; dies jedoch muss durch die Arbeiterklasse und die mobilisierten Menschen erfolgen, unabhängig von Guaidó. In diesem Zusammenhang lehnen wir die verbrecherische und arrogante imperialistische Einmischung entschieden ab.

Unsere Strömung hat bereits bei verschiedenen Gelegenheiten erklärt, dass wir den Überdruss der arbeitenden Bevölkerung mit dieser Regierung verstehen, ein Überdruss aus Qualen, die von einer aushungernden und repressiven Regierung verursacht werden, die die Löhne zerstört und uns in den Abgrund der bisher furchtbarsten Krise geführt hat. Wir haben jedoch deutlich gemacht, dass Guaidó und sein Plan País die Menschen noch stärkeren Entbehrungen aussetzen würden. Wir lehnen den US-Interventionismus und jeden Putschversuch ab.

Im vergangenen Jahr wurde die ITV als Instrument der Verbindung und Einheit gegründet, um den Kampf der Arbeiter und Arbeiterinnen gegen die gegen die Arbeiterklasse gerichtete Offensive der Regierung zu fördern. Sie erwies sich als sehr nützlich bei der Verteidigung von Tarifverträgen, beim Widerstand gegen die von der Regierung genehmigten Lohntabellen für den öffentlichen Sektor sowie beim Kampf um einen Lohn in Höhe des Grundbedarfes.

Die im vergangenen Jahr erreichte relative Autonomie der ITV, insbesondere gegenüber der Regierung und ihrem Sparpaket, ist praktisch verschwunden, wie das Plenum vom 26. Februar nun zeigt.

Dabei wurde nicht einmal ein Mindestkampfplan vereinbart, was immerhin eines der Ziele des Gewerkschaftstreffens war. Weder wurde beschlossen, den nationalen Kampf der Lehrerinnen und Lehrer zu unterstützen noch dem Kampf der Arbeiterinnen und Arbeiter des Gesundheitssektors Kontinuität zu verleihen, insbesondere nicht zur Unterstützung der Arbeiterinnen des Universitätskrankenhauses von Caracas. Kein Kampfplan, um die Straßen zur Verteidigung der Hauptforderungen der Arbeiterklasse wieder einzunehmen.

Im Gegenteil, die ganze Vollversammlung sprach sich für eine unkritische Unterstützung der Politik der Parteien der Bosse aus, die aus der Nationalversammlung heraus Guaidó unterstützen, ja dieser wurde in einigen der im Plenum gehaltenen Reden zum neuen Messias hochgejubelt. Jemand sagte, er sei ein Licht im Dunkeln, neben anderen hochtönenden Phrasen.

Andererseits herrschte an der Veranstaltung eine Atmosphäre der Intoleranz gegenüber den linken Sektoren. Dies zeigt die autoritäre Stimmung, die auch in einigen Gewerkschaftssektoren herrscht, die sich der Regierung widersetzen und Guaidó und die Parteien der Bosse der Nationalversammlung unterstützen.

Unsere Strömung ist im ITV dafür eingetreten, die Arbeiterinnen und Arbeiter in den notwendigen Kampf gegen die Regierung zu führen, und für die Aufrechterhaltung unserer politischen Unabhängigkeit gegenüber jeder Version von Unternehmern, insbesondere gegenüber Guaidó und dem US-Imperialismus. Darüber hinaus sind wir der Meinung, dass die Arbeiterklasse eingreifen sollte, indem sie ihre traditionellen Kampfmethoden wie Mobilisierungen, Arbeitsniederlegungen und Streiks einsetzt.

Es wurde vielmehr versucht, diese Kampfmittel in Guaidós Hände zu legen und ihnen den Sinn für Klasse zu nehmen. Erneut wird versucht, die politische Unabhängigkeit der Arbeiterklasse zu hintertreiben und uns in den Dienst eines politischen Projektes des nationalen und internationalen Kapitals zu stellen, das von Guaidó angeführt und von den Vereinigten Staaten aus kommandiert wird, und einen Putsch zu versuchen.

Quelle: laclase.info… vom 5. März 2019; Übersetzung durch Redaktion maulwuerfe.ch

 

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