Arbeitswelten in chinesischen Unternehmen im Ausland
„… Ein Video, das Balkaninsight aus dem Inneren der Unterkunft erhalten hat, zeigt Zimmer von etwa 10 Quadratmetern, die mit Etagenbetten für 10 Personen vollgestopft sind. Die Arbeiter, mit denen Balkaninsight sprach, beklagten sich über 84-Stunden-Wochen, über verspätet eintreffende Löhne, eingeschränkte Bewegungsfreiheit und unzureichende Arbeitskleidung. Am besorgniserregendsten ist vielleicht, dass einige Arbeiter sagten, sie hätten Blanko-Verträge unterschrieben und ihre Pässe ausgehändigt. “Wir sind uns nicht wirklich bewusst, was in den Verträgen steht”, sagte ein Arbeiter. “Das Papier ist leer, wenn sie uns unterschreiben lassen. Was nach der Unterschrift in den leeren Raum geschrieben wird, weiß niemand wirklich. Sie verlangen einfach, dass wir arbeiten.” “Wir dürfen nicht nach draußen gehen, nicht einmal vor die Tore unserer Siedlung. Du musst dich hinausschleichen, wenn du etwas kaufen willst, und wenn sie dich erwischen, verlangen sie 30.000 Dinar [232 Euro].” Er beschuldigte auch “den Chef”, Bitten der Arbeiter, nach China zurückkehren zu dürfen, abzuschmettern. “Die Firma hat unsere Pässe weggenommen und droht uns, dass wir die Kosten für das Rückflugticket tragen müssen, wenn wir nach Hause wollen”, sagte er. “Wegen der Pandemie sind die Flugtickets sehr teuer, deshalb müssen viele einfach ausharren.”…“ – aus dem Beitrag „Sklavenähnliche Verhältnisse in chinesischem Staatsbetrieb in Serbien“ am 28. Januar 2021 im Blog des Forum Arbeitswelten über die ganz anderen Arbeitsverhältnisse in chinesischen Auslands-Unternehmen… Siehe dazu zwei weitere – ältere – Beiträge aus anderen Ländern (die wir uns „aufgespart“ haben, um die nicht nur in deutschen Polizeikreisen übliche „Einzelfall-Ausrede“ zu entkräften) und den Hinweis auf unsere laufende Berichterstattung aus Namibia sowie einige weitere Beispiele aus unserem Bestand:
- Kongo: „Congo gives mines a month to release confined workers“ am 14. Juli 2020 bei Mining.comwar ein Beitrag über die Reaktion der Regierung des Kongo auf massive Proteste gegen internationale Bergbau-Unternehmen (neben dem berüchtigten Glencore auch etwa China Molybdenum’s Tenke Fungurume),die die Bergarbeiter zwangsweise in einer Art Lagerhaltung zur Arbeit zwangen, um keine Folgen der Epidemie erleiden zu müssen (die Unternehmen, versteht sich). Der Unterschied ist dann doch zumindest nicht eben groß…
- Belgien: „Manifestation contre Alibaba à Liège: “Pas le projet d’avenir que nous voulons”“ von Marc Bechet am 17. Januar 202 im belgischen DHNetwar ein Bericht von Protesten gegen die Ansiedlung des Amazon-Konkurrenten Ali Baba (im Besitz des Parteigenossen Jack Ma, großer Fan der Arbeit bis zum Umfallen-Bewegung in China) in Lüttich, von dem sich sehr viele Menschen aus der Region keineswegs bessere Arbeitsbedingungen erhoffen, wie in dem Beitrag ausführlich und konkret dargelegt wird..
- Namibia: „Rössing: In der größten Uranmine der Welt wächst der Widerstand der oppositionellen namibischen Gewerkschafter gegen die Kapitalisten aus China und ihre ungesetzliche Entlassungskampagne“ am 30. November 2020 im LabourNet Germany ist der (aber nur: bisher) letzte Beitrag über die antigewerkschaftliche Offensive eines chinesischen Unternehmens in Namibias wichtigstem Bergwerk…
Siehe auch – nur um die jüngsten unserer Berichte zu nennen:
- Kampf gegen Zeitarbeit in Kambodschas Textilindustrie: 6.000 ArbeiterInnen bei chinesischem Unternehmen im Streik
- „Wolfsgeist“: Wie Huawei seine Angestellten in Europa kontrolliert
Quelle: labournet.de… vom 3. Februar 2021
Tags: Afrika, Arbeitswelt, China, Europa, Gewerkschaften, Neoliberalismus, Repression
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