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Schweiz: Widerstand gegen miese Jobs in Reinigungsfirma

Eingereicht on 7. Juli 2021 – 14:29

Die Arbeitsbedingungen in der Reinigung am neuen Produktionsstandort von Biogen in Luterbach sind miserabel. Arbeiter*innen von Enzler Reinigung erzählen von falschen Stundenabrechnungen, von tiefen Löhnen, nicht eingehaltenen Sicherheitsbestimmungen und daraus folgenden Arbeitsunfällen. Die Situation in Luterbach ist dermassen gravierend, dass die drei Organisationen Reinigungskollektiv Solothurn, FAU Schweiz und IWW JAM von den Arbeiter*innen mandatiert wurden, das Arbeitsinspektorat Solothurn einzuschalten. Anfang Juni stand der neue Produktionsstandort von Biogen in Luterbach nach der Zulassung seine Alzheimer-Medikaments durch Swissmedic in den Medien. Der Kanton Solothurn versprach sich dadurch bis zu 600 neue Jobs. Die Frage stellt sich, zu welchem Preis. Seit mehreren Monaten treffen sich das Reinigungskollektiv und die beiden Basisgewerkschaften FAU Schweiz und IWW JAM mit Arbeiter*innen, die bei Biogen in Luterbach für die Enzler-Reinigung AG arbeiten. An diesen Treffen erzählten die Arbeiter*innen über viele Aspekte ihrer belastenden Arbeitssituation, die schlichtweg nicht akzeptabel sind und sogar gegen das Arbeitsgesetz verstossen…” Bericht vom 23.06.21 von und bei der FAU Schweiz – siehe weitere Infos aus dem Beitrag und neu:

“@FauSchweiz und #IWWjam unterwegs auf Besuch bei Pharmaproduzenten #Biogen AG und Reinigungsfirma #Enzler in Luterbach, Kanton Solothurn. Ein Gewerkschaftsdelegierter wurde durch #Biogen freigestellt und darf das Gelände nicht mehr betreten. (…) Kundgebung vor der Fabrik von #Biogen AG in Luterbach. #Biogen und #Enzler schieben sich die Verantwortung für die Arbeitsbedingungen gegenseitig zu. Hintenrum verbietet #Biogen einem Arbeiter die Fabrik zu betreten, was zur Freistellung des Delegierten führte…” und auch:

  • Weil das Reinigungskollektiv #Solothurn grobe Missstände beim Chemiemulti Biogen & dessen Putzfirma Enzler öffentlich machte, wurde ein gewerkschaftlich besonders aktiver Arbeiter freigestellt! Heute protestierten dagegen IWW & @FauSchweiz. Enzler will nun Dialog mit @UniaSchweiz…” Thread des ajour magazin am 6.7.21
  • Demo am 10. Juli in Solothurn: Für die Rechte der Reiniger*innen und gegen Union Busting
    Die Enzler-Arbeiter*innen kämpfen, um ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern und für die Einhaltung ihrer Rechte. Sie verlangen dass die Arbeitssicherheit und die Arbeitsplanung eingehalten werden und dass ihre Stunden korrekt abgerechnet werden. Sie kämpfen auch darum, dass alle Enzler-Arbeiter*innen im Monatslohn angestellt werden und dass die 42-Stunden-Woche garantiert ist und es bei Enzler keine Arbeit auf Abruf mehr gibt. Wir haben bereits das Arbeitsinspektorat eingeschaltet, um auf die grössten Missstände aufmerksam zu machen. Darunter gehören Arbeitsunfälle von verschieden schweren Ausmassen. Wir haben auch an die Direktion des amerikanischen Pharma-Multis Biogen, dem Auftraggeber von Enzler, geschrieben, um mit ihnen über die Probleme in ihrer Fabrik in Luterbach zu sprechen. Sie haben uns nur knapp geantwortet und die Verantwortung auf Enzler geschoben, im Hintergrund haben sie aber Druck aufgebaut, dass ein Gewerkschaftsdelegierter freigestellt wird. Dies geschah nach einem Pressebericht über einen homophoben Vorfall bei Enzler für den unser Delegierter interviewt wurde. Die Reaktion der Enzler-Chefs ist massiver Druck auf die Arbeiter*innen, um herauszufinden, wer Gewerkschaftsmitglied ist und den Versuch von Enzler die Gewerkschaft Unia in den Konflikt hineinzuziehen, um den Protest der Arbeiter*innen zu schwächen. Wir hoffen darauf, dass die Unia dieses schmutzige Spiel nicht mitspielt. Wir rufen alle dazu auf, sich mit dem Kampf der Reiniger*innen zu solidarisieren und am Samstag, 10. Juli um 14:00 an die Demonstration nach Solothurn zu kommen…” Aufruf vom 04.07.21 der FAU Schweiz
  • Weiter im Bericht vom 23.06.21 von und bei der FAU Schweiz: “… Die Reinigungsarbeiter*innen berichteten dabei, dass in den Zeitabrechnungen regelmässig Stunden fehlen. Die Monatsplanung werde erst am Wochenende vor dem ersten Einsatz bekanntgegeben. Häufig würden Arbeiter*innen mit tieferer Einstufung für spezialisierte Arbeiten eingesetzt, ohne die entsprechende Ausbildung und ohne zusätzliche Bezahlung für diese Tätigkeit. Besonders gravierend ist aber der Umgang mit dem Gesundheitsschutz bei Enzler. Der Zeitdruck am Arbeitsplatz führe dazu, dass Maschinen teilweise in laufendem Betrieb gereinigt werden müssten. Arbeiter*innen erzählten von Verbrennungen, die aus unfreiwilligen Berührungen der heissgelaufenen Maschinen resultierten. Insbesondere an Pharmastandorten wie in Luterbach ist strenge Sauberkeit unabdingbar, deshalb wird an diesen Orten mit starken Chemikalien gearbeitet. (…) Bereits am 29. April 2021 waren am Standort Luterbach Transparente zu sehen, welche auf die prekäre Situation der Reinigungsarbeiter*innen aufmerksam machten. Auch an der Demonstration vom 1.Mai in Solothurn, an welcher rund 400 Personen teilnahmen, waren die Forderungen der Reinigungsarbeiter*innen präsent. Das Reinigungskollektiv, die FAU Schweiz und die IWW JAM wollen Arbeitsbedingungen in der Reinigung bei Biogen und in der ganzen Schweiz verbessern. Der Kampf darum hat jetzt begonnen!
  • Siehe auch die entsprechende Twitter-Meldung der FAU Schweiz
  • Siehe auch: Schwulenhass: Verprügelt, weil er schwul ist
    Ein Mann wurde bei der Arbeit von einem Kollegen geschlagen – weil er sich offen als schwul geoutet hat. Das Opfer musste sogar ins Spital. Betroffen ist eine Reinigungsfirma, die in den letzten Tagen bereits negativ in den Schlagzeilen war.” Video von Stefan Lanz vom 28. Juni 2021 bei 20min.chund ein interessanter Kommentar darunter von Ptrizia am 30.06.2021: “Wusst Ihr dass ein Mitarbeiter von diesem Video ohne einer Grund zu erklären schon gekündigt wurde? Habt Ihr einen Grund für Kündigung vom Video gehört? Was ist los in Luterbach? Sie wollen nur die Leuten als die Sklaven arbeitern. falls jemand dagegen etwas macht schnell Kündigung. Ist das fair? Alle sollen dagegen etwas zu machen sonst warten alle Mitarbeitern mehr schlechter Tage.”

Quelle: labournet.de… vom 7. Juli 2021

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