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Neue Informationen über die Sprengung der Nord Streams

Eingereicht on 22. Mai 2024 – 11:29

Anti-Spiegel.  Andrej Derkatsch, ein ehemaliger ukrainischer Abgeordneter, der in der Ukraine viele Skandale ans Licht gebracht hat und deshalb aus dem Land fliehen musste, hat neue Informationen über die Sprengung der Nord Streams veröffentlicht, die die hiesigen Medien verschweigen.

Stammleser des Anti-Spiegel kennen Andrej Derkatsch gut, denn ich berichte seit 2019 über die korrupten Geschäfte des Biden-Clans in der Ukraine und habe darüber auch das Buch „Das Ukraine-Kartell“ geschrieben, das derzeit leider nicht verfügbar ist. Wer das Buch gelesen hat, der weiß, wer Andrej Derkatsch ist, denn er war es, der 2020 die Telefonate zwischen dem ukrainischen Präsidenten Poroschenko und US-Vizepräsident Biden aus dem Jahr 2016 veröffentlicht hat. Derkatsch hat damals auch weitere Dokumente und Kontoauszüge veröffentlicht, die die Vorwürfe gegen Joe und Hunter Biden belegt haben.

Mit seinen Enthüllungen hat Derkatsch Joe Biden so sehr verärgert, dass eine der ersten Amtshandlungen der Biden-Regierung darin bestand, Sanktionen gegen Derkatsch zu verhängen. Damit hatte man es so eilig, dass diese Sanktionen gegen Derkatsch und andere, die mit den Enthüllungen zu tun hatten, schon während der Amtsübergabe Mitte Januar 2021, also schon vor Bidens offiziellem Amtsantritt, verhängt wurden.

Inzwischen musste Derkatsch aus der Ukraine fliehen und lebt in Minsk. Dort hat er im Januar ein interessantes Interview gegeben, das ich damals übersetzt habe. In dem Interview sprach er über die Sprengung der Nord Streams, aber es klang so, als würden seine Informationen die US-Version der Geschichte mit den ukrainischen Tauchern unterstützen, die die Pipelines von einem kleinen Segelboot aus gesprengt haben sollen. Da diese Version vollkommen unrealistisch ist, war ich sehr verwundert, dass Derkatsch die Version mit Details über die ukrainischen Taucher unterstützte, denn die Recherchen und Untersuchungen von Derkatsch sind normalerweise sehr gut.

Nun hat Derkatsch Licht ins Dunkel gebracht, denn er hat der weißrussischen Nachrichtenagentur BelTA letzte Woche ein Interview gegeben, in dem er die Ergebnisse seiner Recherchen genauer beschrieben hat. Ich bin dabei, das Interview komplett zu übersetzen und werde den Text in den nächsten Tagen komplett auf Deutsch veröffentlichen.

Der Kern seiner Ergebnisse ist, dass es die Vorbereitungen, über die die westlichen Medien berichten, tatsächlich gab. Es gab die ukrainischen Taucher, es gab die rumänischen Pässe, es gab auch das Segelboot, genauer gesagt, gab es sogar zwei Segelboote. Allerdings haben nicht die ukrainischen Taucher die Pipelines gesprengt, sondern ihre Aktion wurde als Tarnoperation durchgeführt, um Spuren zu legen, die bei Bedarf von der Täterschaft der USA an den Sprengungen ablenken sollten.

Als Seymour Hersh seinen Artikel über die Sprengungen der Nord Streams veröffentlicht hat, haben die wichtigsten Sprachrohre der US-Geheimdienste, also die New York Times in den USA und der Spiegel in Deutschland, der Öffentlichkeit einen Monat später die Räuberpistole mit den ukrainischen Tauchern aufgetischt, deren Spur allerdings extra gelegt worden war, um sie bei Bedarf als Ablenkung zu veröffentlichen. Der Segeltörn der Ukrainer auf der Ostsee konnte von den Medien mit Interviews von Zeugen in den angelaufenen Häfen untermauert werden und die Journalisten fühlten sich wie Sherlock Holmes, während sie in Wahrheit den Spuren eines von der CIA extra inszenierten Ablenkungsmanövers hinterherrannten, meint Derkatsch.

Das russische Fernsehen hat am Sonntag in seinem wöchentlichen Nachrichtenrückblick über das Interview mit Derkatsch berichtet und ich habe den russischen Bericht übersetzt, um auf das Thema hinzuweisen. In den nächsten Tagen werde ich den gesamten Text des Interviews von Derkatsch auf Deutsch veröffentlichen.

Beginn der Übersetzung:

Nothing personal, just business: Mit der Sprengung der Nord Streams haben die USA mehrere Ziele erreicht

Letzte Woche hat der ehemalige Abgeordnete der ukrainischen Werchovna Rada, Andrej Derkatsch, die Ergebnisse seiner Nachforschungen über die Sprengungen der Nord Streams im September 2022 vorgestellt. Über die Details hat er mit der weißrussischen Nachrichtenagentur BelTA gesprochen.

Die USA haben die Nord Streams gesprengt, hier hat Derkatsch keine Widersprüche zu dem amerikanischen Investigativjournalisten Seymour Hersh. Aber Derkatsch hat eine wichtige Ergänzung, die eine gesonderte Vertuschungsaktion betrifft, die von der CIA durchgeführt wurde, um den Verdacht von den wahren Tätern abzulenken. Zu diesem Zweck wurde in der Ukraine eine spezielle Sabotagegruppe aus sechs Personen zusammengestellt und sogar ausgebildet.

Derkatsch sagte in dem Interview mit BelTA: „Sie wurden über einen langen Zeitraum hinweg vorbereitet. Sie wurden in der Region Zhytomyr ausgebildet. Dort gibt es den Sokolovsky-Steinbruch. Er ist etwa 110 Meter tief. Die Ausbildung fand zunächst dort statt, dann in Rumänien, in der Nähe des NATO-Stützpunkts in Mangala. Sie trainierten an den South Streams. (Anm. d. Übers.: Das sind nicht fertig gebaute Pipelines, die ursprünglich russisches Gas durch das Schwarze Meer über Bulgarien in die EU bringen sollten. Ihr Bau wurde 2014 auf Druck der EU-Kommission eingestellt, danach hat Russland als Alternative Turk Stream gebaut, die das russische Gas nun über die Türkei in die EU bringen) Danach haben sie eine große Jacht gemietet und wurden dann nach Polen verlegt. Es gab auch die kleinere Jacht „Andromeda“, über die westliche Medien schreiben. Ihnen wurden rumänische Pässe gegeben. All das geschah unter der Aufsicht von Christopher Smith, der zu dieser Zeit der zweite Mann in der US-Botschaft in der Ukraine war. Er ist ein berüchtigter CIA-Mann. Heute ist er stellvertretender US-Außenminister für Europa und Asien. Der Typ wurde befördert. Wenn eine Tarngeschichte gemacht wird, ist sie gut gemacht. Wir wollen ja nicht die Erfahrung der CIA oder des MI6 bei der Vorbereitung von Tarnoperationen schmälern. Sie haben ziemlich viel Erfahrung darin, Stellvertreter oder Legenden zu benutzen, um eine bestimmte Ablenkung zu schaffen. Das ist auch passiert.“

Die Amerikaner brauchten diese Tarnoperation, schließlich führten von Anfang an alle Spuren zum Weißen Haus. Schon beim Bau der Gaspipelines von Russland nach Deutschland durch die Ostsee haben sie alles getan, um den Bau zu verhindern. Und überhaupt forderten die Amerikaner und Biden persönlich ständig von den Europäern, kein russisches Gas mehr zu kaufen, und behaupteten, sie könnten die Alte Welt mit ihrem Flüssiggas versorgen.

Am 8. Februar 2022, zwei Wochen vor Beginn der Militäroperation in der Ukraine, versprach Biden öffentlich, die Nord Streams zu zerstören. Nach Gesprächen mit Bundeskanzler Scholz sagte Biden damals: „Wenn Russland einmarschiert, wenn seine Panzer wieder die Grenze zur Ukraine überqueren, dann wird es kein Nord Stream 2 geben, dann werden wir dem ein Ende setzen. Ich verspreche Ihnen, dass wir das tun können.“

Sieben Monate später wurden drei der vier Pipelines in dänischen Hoheitsgewässern gesprengt.

Russland wurde von den Ermittlungen ausgeschlossen. Außerdem versuchte man zunächst, die Version zu verbreiten, dass wir es waren, die unsere eigene Pipeline gesprengt haben.

Dänemark, Schweden und Deutschland haben die Ermittlungen ganz offen sabotiert.

Am 8. Februar 2023 veröffentlichte der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnete amerikanische Enthüllungsjournalist Seymour Hersh sein Material, in dem er schrieb: „Im vergangenen Juni brachten Kampfschwimmer der Marine unter dem Deckmantel der vielbeachteten NATO-Übung Baltops-22 ferngesteuerte Sprengsätze an und sprengten drei Monate später drei der vier Nord-Stream-Rohre. Biden traf die Entscheidung, die Pipelines zu sabotieren, nach einer mehr als neunmonatigen, streng geheimen Debatte. Die Frage war nicht, ob die Operation durchgeführt werden sollte oder nicht. Vielmehr ging es darum, wie die Aufgabe zu bewältigen war, ohne Spuren zu hinterlassen, wer für die Sabotage verantwortlich war.“

Die Arbeit der Task Force zur Vorbereitung der Sabotage der Nord Streams, der Vertreter der CIA, des Pentagon und anderer Sicherheitsbehörden angehörten, wurde von Bidens nationalem Sicherheitsberater Jake Sullivan persönlich überwacht.

Die Recherche von Seymour Hersh war so überzeugend, dass das Weiße Haus dringend eine eigene Version herausgeben musste, der zufolge sich Amerika natürlich nichts hat zuschulden kommen lassen. Bereits einen Monat nach der Veröffentlichung von Hersh begann eine Gruppe von Autoren der New York Times, die vorbereitete Tarnoperation auszuführen. Die Zeitung veröffentlicht die Geschichte über einige ukrainische Aktivisten, die auf einer kleinen 15-Meter-Segeljacht, die mit falschen Pässen gemietet wurde, aufs Meer fuhren und die drei transkontinentalen Gaspipelines in einer Tiefe von 90 Metern in die Luft gesprengt haben.

Die kleine Jacht trug den Namen „Andromeda“. Auf ihr sollen die Ukrainer angeblich zwei Tonnen Sprengstoff transportiert haben. Das Foto der Jacht wurde sofort vom deutschen Spiegel veröffentlicht. Das Team der ukrainischen Saboteure bestand aus sechs Personen. Und all dieser Quatsch wurde unter Berufung auf Informationen von anonymen amerikanischen Beamten veröffentlicht.

Wir sehen also, dass sich die Ergebnisse von Andrej Derkatsch und Seymour Hersh ergänzen und sich wie ein Puzzle zu einem einzigen Bild eines von den USA organisierten Terroranschlags auf die russischen Gaspipelines zusammenfügen.

Andrej Derkatsch ist für Washington und die Familie Biden schon lange ein rotes Tuch. Er war es, der vor vier Jahren die Tonaufnahmen der Gespräche zwischen dem ehemaligen ukrainischen Präsidenten Poroschenko und Vizepräsident Joe Biden sowie US-Außenminister John Kerry veröffentlicht hat. In den Aufnahmen fordert Biden von Poroschenko, die Firma „Burisma“, von der sein Sohn Hunter sein Gehalt bezog, in Ruhe zu lassen. Im Gegenzug versprach er der Ukraine eine Milliarde Dollar. Auch Kerry versprach Poroschenko eine Milliarde Dollar für die Entlassung des Generalstaatsanwalts Schokin.

In den USA wurde gegen Andrej Derkatsch ein Strafverfahren eingeleitet, in dessen Rahmen ihm 30 Jahre Gefängnis drohen. Auch in der Ukraine wird gegen ihn ermittelt. Daher war er gezwungen, unterzutauchen.

Andrej Derkatsch sagte in einem Interview im Januar 2024: „Am 19. Januar 2022 kam US-Außenminister Blinken in die Ukraine, um sich mit Selensky zu treffen. An dem Treffen nahmen eine ganze Reihe von Personen teil, mindestens 14. Bei dem Treffen sagte Herr Blinken zu Selensky folgendes: ‚Sie müssen dringend die Derkatsch-Frage lösen.‘ Selensky begann, über gewisse Figuren der Opposition zu sprechen. Blinken wandte ein: ‚Wenn Sie die Derkatsch-Frage nicht lösen, werden wir sie mit unseren Partnern selbst lösen.‘ Diejenigen, die bei dem Treffen dabei waren, waren beeindruckt, denn das war eine ziemlich scharfe Position des US-Außenministers, denn stellen Sie sich vor: Die Aufgabe des Präsidenten der Ukraine war es, die Derkatsch-Frage zu lösen.“

Nach dem Gespräch verließ Derkatsch die Ukraine. Was Europa betrifft, das ohne billiges russisches Gas dasteht, so gerät seine Wirtschaft immer mehr ins Minus, die Verluste aufgrund des Abbruchs der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland gehen in die Hunderte von Milliarden, Unternehmen schließen oder wandern in die USA ab, wo das Gas billiger ist. Mit der Sprengung von Nord Streams haben die USA gleich mehrere Ziele erreicht: Sie haben Russland geschadet, wirtschaftliche Konkurrenten in der EU ausgeschaltet und ihr Flüssiggas zum dreifachen Preis an die Europäer verkauft.

Nothing personal, just business.

Ende der Übersetzung

Quelle: anti-spiegel.ru… vom 22. Juni 2024

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