Das Edelweiß der FPÖ: „Adolf Hitlers Lieblingsblume“
Die FPÖ-Abgeordneten trugen am 9. November zur Angelobung des neuen Nationalrates nicht mehr das Nazi-Symbol der blauen Kornblume, sondern ein weißes Edelweiß. Die Bedeutung der Blume ist in Neonazikreisen und unter Burschenschaftern bekannt.
Das Edelweiß stehe für „Mut, Tapferkeit und Liebe“, sagte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache vor der Angelobung im neuen Parlament. Das klingt relativ harmlos. Verwendet wurde das Edelweiß allerdings schon immer von antisemitischen Burschenschaftern, konterrevolutionären Freikorpsverbänden und den Nazis selbst – genauso wie die blaue Kornblume, dem Erkennungszeichen der NSDAP in Österreich, als das Tragen des Hakenkreuzes verboten war.
Der paramilitärische Wehrturnverein „Edelweiß“ wurde 1924 vom Führer der Burschenschaft „Gothia Wien“, Eduard Pichl, gegründet. Pichl war radikaler Antisemit und wird noch heute in seiner Burschenschaft geehrt. „Pichl war zeit seines Lebens politisch aktiv“, heißt es auf der Homepage der Gothia. Lange vor der Machtergreifung der Nazis setzte er Anfang der 1920er-Jahre den „Arierparagraphen“ im Deutschen und Österreichischen Alpenverein als dessen Vorsitzender durch. Zur Gothia gehören heute der Professor für Rechts- und Verfassungsgeschichte, Christian Neschwara, und der FPÖ-Bundesratsabgeordnete Bernhard Rösch, der bis heute im Vorstand der Arbeiterkammer Wien toleriert wird.
Nazi-Symbol
Der Komponist Otto Rathke schrieb nach der Machtergreifung der Nazis 1933 zu Ehren des „Führers“ das Lied „Adolf Hitlers Lieblingsblume ist das schlichte Edelweiß“, mit dem Text von Emil Gustav Adolf Stadthagen, gesungen vom Opernsänger Harry Steier. Hitler soll zwar keine Lieblingsblume gehabt haben und das Lied selbst wurde im Juni 1939 von der Reichsmusikprüfkammer wegen „nationalem Kitsches“ verboten, aber noch heute wird das braune Musikstück in Neonazi-Foren wie „Nationalsozialistische Umerziehung – Für Führer, Volk und Vaterland“ oder „Wehrmacht-Awards“ glorifiziert.
Hitlers Lieblingsdivision der Wehrmacht war die „Edelweiß-Division“ (er bezeichnete sie als „seine Garde-Division“). Dieser Truppenverband, der das Edelweiß als Abzeichen führte, war an Kriegsverbrechen beteiligte, so verübte die Division im September 1943 ein blutiges Massaker auf der griechischen Insel Kefalonia. In nur zwei Tagen wurden 5.200 italienische Soldaten niedergemetzelt, die sich zuvor der Edelweiß-Division ergeben hatten.
Totenkopf und Edelweiß
Schon Soldaten der konterrevolutionären Freikorps trugen das Edelweiß im Abzeichen. So wie sich die Angehörigen der Marine-Brigade Ehrhardt das Hakenkreuz beim Kapp-Putsch im März 1920 auf ihren Stahlhelmen malten, steckten sich die Soldaten des Freikorps Oberland Totenkopf und Edelweiß auf ihre Mützen.
Das Freikorps Oberland, gegründet 1919 vom Vorsitzenden der rechtsextremen Thule-Gesellschaft, Rudolf von Sebottendorf, wurde im selben Jahr gegen die sozialistische Münchner Räterepublik eingesetzt und kämpfte 1920 während des Kapp-Putsches gegen die „Rote Ruhrarmee“, die sich aus bewaffneten Arbeiter_innen von KPD und Unabhängiger SPD zusammensetzte.
Täuschungsmanöver
Das Edelweiß hat zwar im Gegensatz zur blauen Kornblume auf den ersten Blick „keine eindeutige politische Färbung“, wie Andreas Peham vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (DÖW) gegenüber dem Kurier erklärte. Es wurde von vielen Gruppen als Symbol verwendet, darunter vom Österreichischen Alpenverein oder sogar von einigen wenigen Widerstandsgruppen im Dritten Reich („Edelweißpiraten“).
Genau deshalb eignet sich die Blume so gut, einerseits um die politischen Gegner zu verwirren (eine scheinbar harmlose Blume zu tragen), aber gleichzeitig um der strammen deutschnationalen Basis in der FPÖ zu signalisieren – die die Bedeutung des Edelweißes kennen – wir haben euch nicht verraten. 20 von 51 FPÖ-Abgeordneten gehören rechtsextremen und deutschnationalen Verbindungen an. Der Wolf bleibt der Wolf, und wird nicht zur Großmutter, auch wenn er sich ein Edelweiß ansteckt.
Quelle: linkswende.org… vom 17. November 2017
Tags: Faschismus, Neue Rechte, Österreich, Postmodernismus
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