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Myanmar: Ausweitung der Streiks gegen das Wüten der staatlichen Mordbanden

Eingereicht on 22. Februar 2021 – 17:32

Die internationale Berichterstattung über die Ereignisse in Myanmar ist irgendwie auch ein Englischkurs: „Security Forces“ heißt beispielsweise „Mordbande in Uniform“, was sie jetzt mit der Ermordung zweier weiterer Demonstranten (nachdem im Verlauf der Woche bereits eine verletzte junge Frau verstorben war) nachdrücklich unterstrichen haben. Sie morden wieder, wie sie es schon immer getan haben. Was einerseits dazu führt, dass weitere Beschäftigte im ganzen Land in den Streik treten – jetzt auch bei den privaten Banken, bisher wurden nur die staatlichen Banken bestreikt. Was andererseits dazu führt, dass die Massendemonstrationen überall im Land weiter anwachsen. Und schließlich auch dazu führt, dass die diskriminierten ethnischen Minderheiten sich überall ebenfalls an dem Kampf beteiligen, obwohl sie in der bisherigen Regierungspolitik keine substanzielle Alternative sehen. Die „Generation Z“, also die Jugend des Landes, ist ohnehin seit dem Tag des Putsches auf den Straßen – und lässt sich weiterhin nicht einschüchtern, weder durch Drohungen, noch durch Gewalt. Zur aktuellen Entwicklung in Myanmar vier aktuelle Beiträge, ein Link zu einer neuen Soli-Initiative in der BRD und der Hinweis auf den bisher letzten unserer zahlreichen Berichte dazu:

„Myanmar coup: At least two killed as police disperse protesters“ am 20. Februar 2021 bei BBC World meldet den Tod zweier Demonstranten durch Polizeischüsse in Mandalay, wo es auch noch rund 20 Verletzte durch diese Schüsse gab. Jetzt morden sie also schon wieder – oder, wie viele DemonstrantInnen ohnehin sagen: Immer noch…

„Junge Demonstrantin in Myanmar stirbt Tage nach Kopfschuss“ am 19. Februar 2021 in nd online meldete bereits einen Tag zuvor das erste Todesopfer: „… Eine bei den Protesten in Myanmar schwer verletzte Demonstrantin ist gestorben. Die 20-Jährige erlag den Folgen eines Kopfschusses, den sie bei einer Demonstration in Naypyidaw in der vergangenen Woche erlitten hatte, wie ein Krankenhausarzt am Freitag sagte. Die Leiche sei zur Obduktion geschickt worden. Mya Thwe Thwe Khine ist damit das erste bestätigte Todesopfer seit Beginn der Demonstrationen. Mya Thwe Thwe Khine hatte am 9. Februar an einer Kundgebung in der Hauptstadt Naypyidaw teilgenommen und mit anderen Protestierenden Schutz vor Wasserwerfern gesucht, als ihr in den Kopf geschossen wurde. Der Schuss wurde laut Amnesty International mit scharfer Munition von einem Polizisten abgegeben, wie ein in den sozialen Medien verbreitetes Video und Foto zeigten. Dem Militärregime zufolge hingegen wurden keine tödlichen Waffen benutzt. Die Ärzte hatten die Demonstrantin an lebenserhaltende Maschinen angeschlossen, ihr aber nur eine geringe Überlebenschance eingeräumt. »Die Polizei in Naypyidaw hat Blut an den Händen und muss für den Tod von Mya Thwe Thwe Khine zur Rechenschaft gezogen werden«, erklärte der Vize-Asienchef von Human Rights Watch, Phil Robertson...“

„Workers at Myanmar’s Private Banks Join Nationwide Anti-Coup Work Stoppage“ am 19. Februar 2021 beim Alternativen Gewerkschaftlichen Netzwerk für Solidarität und Kampf meldet – als Reaktion auf das erste Todesopfer – dass nun, nach den staatlichen Banken, auch die privaten Banken in Myanmar bestreikt werden. Tatsache ist, dass es nicht nur eine in dieser Form nie dagewesene Streikbewegung gegen den Putsch gibt, sondern auch, dass als Reaktion auf jeden neuen Schritt der Repression immer neue Belegschaften bzw. ganze Branchen in den Streik treten.

„Unterstützung aus Deutschland“ von Sven Hansen am 19. Februar 2021 in der taz online berichtet über organisierte Solidarität gegen den Putsch in der BRD unter anderem: „… „Aung Kyaw Moe, go home, go home!“ rufen 30 De­mons­tran­t:in­nen vor einer Villa an der Berliner Clayallee im Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Dazu schlagen sie auf Töpfe wie bei den Protesten, die seit dem Putsch in Myanmars größter Stadt Yangon allabendlich um 20 Uhr für Lärm sorgen. In der Villa, die noch ein deutsches Firmenschild trägt und nicht als diplomatische Adresse zu erkennen ist, hat Myanmars Militärattaché Aung Kyaw Moe seinen Wohn- und Dienstsitz. Nach den Recherchen der Or­ga­ni­sa­to­r:in­nen des Protests residiert der Brigadegeneral hier mit sechs weiteren Soldaten aus Myanmar. Einer von ihnen fotografiert die De­­mons­­tran­t:in­nen vor dem Haus mit einem Teleobjektiv erst aus einem Fenster, dann aus der Dachluke heraus. Die Demonstrant:innen, je zur Hälfte Birmesen und Deutsche, sind wegen ihrer Masken gegen Corona und der Mützen gegen die Kälte ohnehin kaum zu identifizieren. Sie filmen mit ihren Handys zurück. Mit Abstand schaut eine Handvoll Polizisten zu, von denen der eine mit den Ohrenstöpseln besonders entspannt wirkt. Es ist bereits die zweite friedliche Protestaktion in Berlin seit dem Putsch vom 1. Februar in Myanmar. Schon am 4. Februar hatten 150 Menschen vor dem Auswärtigen Amt in Mitte gegen die Machtübernahme der Militärs in Myanmar demonstriert. Unmittelbar nach dem Coup d’Etat hatten ehemalige Mit­ar­bei­te­r:i­nen des zivilen Friedensdienstes bei Facebook eine Gruppe namens „German Solidarity with Myan­mar Democracy“ gegründet. Sie haben sich inzwischen mit in Deutschland lebenden birmesischen Studierenden vernetzt...

„German Solidarity with Myanmar Democracy“ (Facebook) ist der Account der im obigen Bericht erwähnten neuen Initiative (es wird auch über ältere Initiativen berichtet), die gegenwärtig eine Petitions-Kampagne zur Ausweisung des Militär-Attaches organisiert.

Quelle: labournet.de… vom 22. Februar 2021

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