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Der Verrat der Nazi-Zionistischen Allianz

Eingereicht on 25. Juni 2024 – 10:17

Stefan Moore. Durch die Zusammenarbeit mit den Nazis schwächte eine kleine Gruppe von Zionisten den antifaschistischen Widerstand und trug zum Völkermord an den europäischen Juden bei.

 So unbequem es für viele auch sein mag, Israels aktuelle Apartheidpolitik nahm im Vorfeld des Holocaust Gestalt an, als Nazi-Deutschland und eine kleine Gruppe einflussreicher Zionisten eine Allianz bildeten, um ihre ethno-nationalistischen Staaten aufzubauen. 

Am 25. August 1933 unterzeichneten deutsche Zionisten ein Vereinbarung mit der Nazi-Regierung, die einigen wohlhabenden deutschen Juden erlaubte, im Austausch für den Kauf deutscher Waren nach Palästina auszuwandern; diese Waren wurden dann in die jüdische Gemeinde in Palästina exportiert.

Als Teil des Abkommens erklärten sich die Zionisten auch bereit, Einfluss auf die jüdische Gemeinschaft weltweit zu nehmen, damit diese ihren Boykott deutscher Waren beenden würde, der mit Hitlers Machtergreifung begonnen wurde.

Ein Memo vom Zionistischen Bund Deutschlands von 1933 an die NSDAP versprach:

„Sollten die Deutschen die Zusammenarbeit mit den Zionisten akzeptieren, würden diese versuchen, Juden im Ausland davon abzubringen, den antideutschen Boykott zu unterstützen.“ 

Das sogenannte Transfer- oder Haavara-Abkommen (benannt nach dem Unternehmen in Tel Aviv, an das die Mittel überwiesen wurden) wurde von Nazi-Funktionären, darunter Adolf Eichmann und Adolf Hitler, sowie den späteren israelischen Premierministern David Ben Gurion, Moshe Shertok und Golda Meir unterzeichnet. 

Für die Zionisten ermöglichte das Abkommen wohlhabenden deutschen Juden, einen Teil ihres Vermögens zu behalten und sich in Palästina niederzulassen. Für die Nazis half das Abkommen nicht nur dabei, Deutschland einen kleinen Teil seiner jüdischen Bevölkerung (60,000 zwischen 1933 und 1939) loszuwerden, sondern es verurteilte auch die Boykottbewegung zum Scheitern und öffnete den globalen Exportmarkt für deutsche Waren, um die Wirtschaft anzukurbeln. 

 

Der Umschlag eines Streichholzbriefchens, das von der Non-Sectarian Anti-Nazi League verteilt wurde, um für den Anti-Nazi-Boykott von 1933 zu werben. (Ephemeral New York, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)

Für die Mehrheit der überwiegend nicht-zionistischen und antizionistischen Juden auf der ganzen Welt war es ein Verrat. Dadurch wurde ihnen eine der wenigen Waffen genommen, die ihnen im Kampf gegen die Nazis zur Verfügung standen.

Symbolisiert wurde es durch das bizarre Bild des Haavara-Transport Schiffs, das Tel Aviv, mit seinem hebräischen Namen auf dem Bug und der Hakenkreuzflagge auf dem Deck. 

In den Jahrzehnten vor dem Abkommen waren die Bemühungen der Zionisten, einen jüdischen Staat in Palästina zu errichten, nur langsam vorangekommen. Selbst nach der Balfour-Deklaration von 1917, die eine jüdische Heimat in Palästina versprach, beschränkten die britischen Behörden die jüdische Einwanderung, und die Juden hatten Schwierigkeiten, genügend Land zu erwerben, um die einheimische arabische Bevölkerung zu verdrängen. Bis 1920 konnten die Juden nur weniger als zwei Prozent des palästinensischen Landes erwerben. 

Für die Zionisten war Hitlers Aufstieg eine einmalige Gelegenheit, die Einwanderung nach Palästina anzukurbeln: Israels zukünftiger Führer David Ben Gurion sagte: „Was die zionistische Propaganda jahrelang nicht vermochte, hat die Katastrophe über Nacht geschafft.“ 

Und laut der deutsch-jüdischen Journalistin und Historikerin Hannah Arendt:

„Der Antisemitismus war eine überwältigende Kraft, und die Juden mussten ihn entweder nutzen oder von ihm verschlungen werden. In erfahrenen Händen [wie David Ben-Gurion & Co.] würde diese ‚Antriebskraft‘ … auf die gleiche Weise genutzt werden, wie kochendes Wasser zur Erzeugung von Dampfkraft verwendet wird.“ 

Wer sollte gerettet werden?

Was das zionistische Projekt allerdings außer Acht ließ, war das Schicksal der überwiegenden Mehrheit der europäischen Juden, die ausgegrenzt, angegriffen und ermordet wurden.

In seiner Geschichte des britischen Mandats Ein Palästina ist genug schrieb der israelische Journalist Tom Segey, dass „die Rettung der europäischen Juden nicht zuoberst auf der Prioritätenliste der [zionistischen] herrschenden Klasse stand“. Vielmehr „war in ihren Augen die Gründung des Staates prioritär.“

Auf einer Konferenz der zionistischen Arbeitspartei im Jahr 1938 legte Ben Gurion seine Formel dafür dar, wer gerettet werden sollte, nachdem Großbritannien angeboten hatte, Tausende jüdische Kinder aus Europa zu retten:

„Wenn ich wüsste, dass man alle Kinder in Deutschland retten könnte, wenn man sie nach England bringt, und nur die Hälfte, wenn man sie nach Eretz Israel bringt, würde ich die zweite Lösung wählen. Denn wir müssen nicht nur das Leben dieser Kinder berücksichtigen, sondern auch das historische Interesse des Volkes Israel.“ 

Ben Gurion spricht bei der Grundsteinlegung des Gewerkschaftsgebäudes Histadrut in Jerusalem, 1924. (National Photo Collection of Israel, Wikimedia Commons, Public domain)

Es waren jedoch nicht einfach alle Kinder, die die Zionisten in Palästina haben wollten, wie die Mehrheit aus den verarmten Schtetln Osteuropas und Russland.

Wir wollen nur die Besten der jüdischen Jugend zu uns kommen lassen…nur die Gebildeten dürfen eintreten“, erklärte Israels zukünftiger Präsident Chaim Weizmann auf der Weltzionistenkonferenz 1937 in Zürich, Schweiz.

„Die anderen Juden müssen bleiben, wo sie sind, und sich dem Schicksal stellen, das sie erwartet.. Diese Millionen Juden sind Staub auf den Rädern der Geschichte und müssen vielleicht weggeblasen werden. Wir wollen nicht, dass sie nach Palästina strömen. Wir wollen nicht, dass Tel Aviv zu einem weiteren minderwertigen Ghetto wird.“

Tatsächlich waren die Zionisten und Nazis verwandte Seelen: Beide errichteten ethno-nationalistische Staaten, die auf Rassenreinheit basierten ein Konzept, das damals immer mehr Anhänger fand — und beide lehnten die Assimilation der Juden in Europa vehement ab.

„Die Haltung der Zionisten gegenüber der zunehmenden Bedrohung durch die faschistische Herrschaft in Deutschland wurde durch einige gemeinsame ideologische Annahmen bestimmt“ schreibt der deutsche Journalist Klaus Polkhen in Die geheimen Kontakte:

„Sowohl die Faschisten als auch die Zionisten glaubten an unwissenschaftliche Rassentheorien, und beide waren sich in ihrem Glauben an mystische Verallgemeinerungen wie ‚Nationalcharakter (Volkstum) … und ‚rassische Exklusivität‘ einig.“

Auf Augenhöhe mit den Faschisten 

In einem Brief des Zionistischen Bundes Deutschlands an die NSDAP vom 21. Juni 1933 versicherte er den Faschisten, dass man einer Meinung sei:

„Unsere Anerkennung der jüdischen Nationalität ermöglicht es uns, klare und aufrichtige Beziehungen zum deutschen Volk und zu seinen nationalen und rassischen Realitäten aufzubauen … denn auch wir sind gegen Mischehen und für die Wahrung der Reinheit der jüdischen Gruppe.“


Chaim Weizmann im Jahr 1900. (Bain News Service, Library of Congress, Wikimedia Commons, Gemeinfrei)

Athur Ruppin, ein Soziologe, der die palästinensische zionistische Exekutive leitete, bezog sich direkt auf Nazi Herrenrassen Theorien.

Er glaubte, dass der Zionismus „Rassenreinheit“ erfordere und dass „nur die rassisch reinen in das Land kommen.“ Inspiriert durch die Arbeit der Nazi-Wissenschaftler führte er Schädeluntersuchungen durch, um zu beweisen, dass die aschkenasischen Juden den jemenitischen Juden überlegen waren, und argumentierte gegen die Einwanderung äthiopischer Juden, weil diese keine „Blutsverwandtschaft“ aufwiesen.

Tatsächlich waren einige Zionisten vom Antisemitismus der Nazis begeistert. Bei einem Treffen mit Adolf Eichmann in Berlin im Jahr 1937 lobte Feivel Polkes, ein Mitglied der zionistischen Untergrundarmee, den Terror in Deutschland:

„Nationalistische jüdische Kreise äußerten ihre große Freude über die radikale deutsche Judenpolitik, da diese Politik die jüdische Bevölkerung in Palästina vergrößern würde, so dass man in Palästina mit einer jüdischen Mehrheit gegenüber den Arabern rechnen könne.“ 

Polkes Bewunderung wurde von Eichmann erwidert, der behauptete: „Wäre ich Jude gewesen, wäre ich ein fanatischer Zionist gewesen. Tatsächlich wäre ich der glühendste Zionist gewesen, den es gab.“ 

Angesichts ihrer ähnlichen Ansichten über Rasse und Nationenbildung gaben die Nazis den Zionisten bevorzugte Behandlung in fast allen Bereichen. Sie waren die einzige nicht-nazistische Gruppe, der es bis 1939 gestattet war, ihre eigenen Uniformen zu tragen, ihre eigene Flagge zu hissen und eine eigene politische Philosophie zu vertreten.

Während das deutsche Propagandaministerium alle Zeitungen der Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschaften und anderer fortschrittlicher Organisationen verbot, so durfte die zionistische Zeitung, die Jüdische Rundschau, von 1933 bis 1939 ihre Propaganda ungehindert veröffentlichen.

Straßenverkäufer der Jüdischen Rundschau 1934 in Berlin. (Bundesarchiv, Wikimedia Commons, CC-BY-SA 3.0)

Anders als die deutschen Zionisten leisteten die meisten Juden in Europa Widerstand gegen die Faschisten. Sie kämpften gegen sie in Spanien, wo 30 Prozent der amerikanischen Lincoln-Brigade Juden waren, und in Polen, wo sie die Hälfte der 5,000 Dombrovski-Brigade stellten. Bei den Kämpfern handelte es sich um Juden, die Waffen in osteuropäische Ghettos schmuggelten und andere Länder zur Hilfe drängten.  

Gleichzeitig taten die Zionisten alles Mögliche, um diese Bemühungen zu vereiteln. 

Im Jahr 1938, als eine globale Konferenz von 32 Ländern in Evian-les-Bains, Frankreich, versammelte, um das Problem der deutschen und österreichischen Juden zu lösen, die vor der Nazi-Verfolgung flohen, kam ihnen nur die Dominikanische Republik zu Hilfe. Sie bot bis zu 100,000 jüdischen Flüchtlingen „freie Gebiete mit fruchtbarem Land, ausgezeichneten Straßen und eine Polizei, die für Recht und Ordnung sorgt“ an.

Trotz des großzügigen Angebots „war die Feindseligkeit der Zionisten offen und kompromisslos“, schrieb der Holocaust-Forscher S.B. Beit Zvi.

Zionisten leisteten Widerstand gegen alles, was ihre Einnahmen aus Spendensammlungen gefährden könnte …. Wenn die Juden Amerikas an die Kolonie in der Dominikanischen Republik spendeten, würden sie möglicherweise weniger an den Jüdischen Nationalfonds oder den Keren Hayesod [United Israel Appeal] spenden.“ 

Ebenso waren die Zionisten gegenüber verschiedenen anderen Vorschlägen feindlich eingestellt, wie etwa Juden in Australien, der Sowjetunion, Japan, Madagaskar und Alaska anzusiedeln. 

„Die Zionistische Weltorganisation konzentrierte sich auf Palästina als EINZIGES legitimes Ziel für eine Auswanderung in großem Maßstab und lehnte ab 1933 die Möglichkeit ab, deutsche Juden in anderen Heimstätten anzusiedeln als Eretz Israelschrieb der amerikanische Historiker Edwin Black: „Die zionistische Haltung machte es klar: Palästina oder nichts.“   

Sogar 1943, als der Holocaust bereits in vollem Gange war, blockierten die Zionisten weiterhin Juden, die versuchten, sich außerhalb Palästinas niederzulassen.

Als eine große Gruppe amerikanischer Orthodoxer Rabbiner in Washington D.C. aufmarschierten und Präsident Franklin Delano Roosevelt bat, die europäischen Juden zu retten, hielten die zionistischen Führer den Präsidenten von einem Treffen mit ihnen ab.

Der Vorsitzende des Jüdischen Weltkongresses, Rabbi Stephen Wise, und Samuel Rosenman vom American Jewish Committee nutzten den amerikanischen Antisemitismus und sagten Roosevelt, die protestierenden Rabbis seien Einwanderer der ersten Generation, die „nicht repräsentativ für das amerikanische Judentum“ seien und nicht die Art von Juden, mit denen Roosevelt sich treffen sollte. Als sie im Weißen Haus ankamen, wurde ihnen (wahrheitsgemäß) gesagt, Roosevelt sei nicht verfügbar. 

Später im Jahr 1941, als der US-Kongress schließlich vorschlug, eine Rettungskommission zu bilden, kam Rabbi Wise nach Washington, um gegen den Gesetzesentwurf zu weibeln, weil Palästina darin nicht erwähnt wurde. 

Die Kastnerbahn

Vielleicht veranschaulicht kein anderer Vorfall den zionistischen Verrat besser als die Saga der Kastnerbahn, bei dem es um Kollaboration mit den Nazis über das Schicksal der ungarischen Juden geht.

Im April 1944, auf dem Höhepunkt der Vernichtungsaktionen, bot Joel Brand, dem Leiter des ungarischen Hilfs- und Rettungskomitees, Eichmann einen Deal an: Die Nazis würden das Leben von einer Million ungarischer Juden verschonen, im Austausch für 10,000 Lastwagen und andere Güter der Alliierten.

Brand flog sofort nach Istanbul, um den Vorschlag der Jewish Agency vorzulegen, der, wie Brand später sagte, jeglicher Sinn für Dringlichkeit fehlte, denn sie war mehr konzentriert auf die jüdische Auswanderung nach Palästina als auf das Massaker in Europa.

Kastner moderierte Anfang der 1950er Jahre eine Sendung auf Ungarisch bei Kol Yisrael, dem offiziellen israelischen Staatsradiosender. (Wikimedia Commons, Public Domain)

Zurück in Budapest schlug Eichmann dem zionistischen Führer Rudolph Kastner, Brands Kollege im Komitee, einen weiteren Deal vor: Im Austausch für 1,000 Dollar pro Person (heutiger Gegenwert: 25,000 Dollar) erlaubte Eichmann 1,684 überwiegend wohlhabenden Juden, darunter Kastners Familie und Freunde, die Flucht in die Schweiz mit dem Zug. Als Teil der Vereinbarung willigte Kastner ein, ungarische Juden nicht darüber zu informieren, dass sie in die Krematorien geschickt würden, um dort zu sterben.  

Zwischen Mai und Juli 1944 wurden 437,000 Juden – fast die gesamte jüdische Landbevölkerung Ungarns – nach Auschwitz deportiert, wo die meisten von ihnen bei ihrer Ankunft vergast wurden.

1954 entschied ein israelischer Richter, Kastner habe „seine Seele an den Teufel verkauft“, indem er mit Eichmann über die Rettung einiger Juden verhandelte und gleichzeitig „den Weg für die Ermordung der ungarischen Juden ebnete“. Er wurde am 15. März 1957 durch Mitglieder der Lehi, Israels rechtsradikale Miliz, wegen Kollaboration mit den Nazis ermordet. Kastner wurde später in Israel als Held rehabilitiert. 

Viele behaupten immer noch, das Haavara-Abkommen und Kastners Abkommen mit Eichmann seien pragmatische Entscheidungen gewesen, um das Leben Tausender Juden zu retten und beim Aufbau einer jüdischen Heimat zu helfen. Aber, wie der amerikanische Journalist Lenni Brenner über Haavara schrieb,

„Alle Entschuldigungen, dass Leben gerettet wurden, müssen durch eine ernsthafte Prüfung strikt ausgeschlossen werden … es wurden Reichtümer gerettet, keine Leben … oder, genauer gesagt, ein Stück des Eigentums der deutsch-jüdischen Bourgeoisie.“ 

Letztlich brach die Kollaboration einer kleinen Gruppe von Zionisten mit den Nazis den weltweiten Boykott gegen Deutschland, schwächte den antifaschistischen Widerstand weltweit und trug zum Völkermord an den europäischen Juden bei.

Tatsächlich ist die zionistisch-nazistische Allianz Teil der ideologischen Grundlage der heutigen Apartheid- und Völkermordpolitik Israels geworden.

#Titelbild: Adolf Hitler erhält am Abend seiner Amtseinführung als Reichskanzler am 30. Januar 1933 an einem Fenster der Reichskanzlei Ovationen. (Robert Sennecke, Bundesarchiv, Wikimedia Commons)

Quelle: consortiumnews.com… vom 25. Juni 2024; Übersetzung durch die Redaktion maulwuerfe.ch

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