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Novemberrevolution: „Die Massen sind aber nicht zu halten gewesen.“

Eingereicht on 2. November 2018 – 13:34

Christoph Gollasch. Diesen November 2018 jähren sich die Novemberrevolution, das Ende der Monarchie und die erste umfassende Demokratisierung der deutschen „verspäteten Nation“ (Helmuth Plessner) zum hundertsten Mal.

Dass die Novemberrevolution neben der geschichtswissenschaftlichen Rezeption auch im öffentlichen Diskurs eine herausragende Rolle spielen wird, ist angesichts des vorherrschenden politischen Kräfteverhältnisses nicht denkbar. Für die Wissenschaft bedeutet ihre gesellschaftspolitische Marginalisierung jedoch auch eine Chance. Häufig ist sie dort besonders akkurat, selbstreflexiv und provokativ, wo ihr der Gegenwind ins Gesicht peitscht. Felix Bluhms Beitrag zur Erschließung der Streik- und Sozialisierungsbewegung im Ruhrgebiet 1918/19 fällt in eben diesen Kontext. „Die Massen sind aber nicht zu halten gewesen“ entstand ursprünglich als eine Magisterarbeit am Seminar für Mittlere und Neuere Geschichte der Universität Göttingen. Mit finanzieller Unterstützung der Rosa-Luxemburg-Stiftung konnte sie nun in Buchform publiziert werden. Der Autor ist derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen und persönlichen Angaben im Buch zufolge „seit vielen Jahren in linken Zusammenhängen aktiv“ (S. 2). Sein politischer Hintergrund wird die Entscheidung, gerade die Streiks der Belegschaft der in der Stadt Hamborn (heute ein Stadtbezirk von Duisburg) gelegenen Zeche „Gewerkschaft Deutscher Kaiser“ (GDK) aus alltagsgeschichtlicher Perspektive zu untersuchen, beeinflusst haben. Der subjektive Anspruch, eine kritische Geschichtswissenschaft zu betreiben, fällt dabei zusammen mit ihrer objektiven Notwendigkeit. Deutlich wird dies am Forschungsstand, den Felix Bluhm im ersten Teil der Einleitung präsentiert. Zwar sei das Thema „Bergbau und Bergleute, vor allem bezogen auf das Ruhrgebiet, ausgesprochen gut erforscht“ (S. 11), die Sozialisierungsbewegung im Allgemeinen werde jedoch immer noch recht stark vernachlässigt. Im Besonderen verblieben die Studien zur GDK häufig abstrakt, sodass die Forschungsergebnisse stark divergierten (S. 8 ff.). Mit Verweis auf den Historiker Alf Lüdtke geht es Felix Bluhm darum, die Wechselbeziehungen zwischen den objektiven Lebenslagen und dem subjektiven Wahrnehmen und Handeln der Arbeiter_innen im Hinblick auf die Streikbewegung der Zeche zu untersuchen.

Felix Bluhm, „Die Massen sind aber nicht zu halten gewesen.“ Zur Streik- und Sozialisierungsbewegung im Ruhrgebiet 1918/19, edition assemblage: Münster 2014. 156 Seiten, € 16,80.

Quelle: uni-duisburg-essen.de… vom 2. November 2018

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